Linkschleuderei vom 13. Dezember 2021

Mother, should I trust the government?

Sina feat. Vienna D’Amato Hall (Pink Floyd-Cover)


Postcoronaler Arschwasserstand: Geschmacks- und Geruchssinn sind wieder da. Die Reconquista war eine Angelegenheit von insgesamt drei Tagen. Erst ein Brückenkopf (Geschmacksrichtung Sauer), dann strategische Anhöhen (Salzig, Scharf), dann die volle Übernahme der Amtsgeschäfte. Torf ist jetzt wieder Torf und nicht mehr Nichts. Komische Maschine, in der ich da sitze. Ich kann sie noch so schlecht behandeln, sie regeneriert sich. (ha, Abspaltung, hamse jemerkt?)

Dafür zeckt die Lunge noch. Ich habe nach vier Wochen Lungenpestpause wieder eine Laufrunde gewagt und vier lausige Kilometer bei einem 5:45er-Schnitt gebracht (Loser, ja, weiß ich selbst). Die Lunge pfiff. Ein Gefühl als würde sie auf zwei halben Töppen laufen. Ich habe gepumpt. Klar fehlendes Volumen. Wieder Kurzatmigkeit. Luftringen. Dazu der bleibende hartnäckige Husten mit hochgewürgtem Schlonz. Widerwärtig. Und anstrengend wie damals, als ich mit der Rennerei angefangen und mir die jugendlichen Raucherreste aus dem Leib gekotzt habe. Entnervend hartnäckig, der Scheiß. Das schwere G-Wort damals kam auf anderthalb Monate Nachhall. Mal sehen bis wohin es das schwere C-Wort schafft.

Die Links. Read this:

TWASBO Magazin: Unwellness (3): Anschlag auf den Nikolaus

Ich glotze aus meiner kleinen Butze heraus und schaue mir die Implosion dessen an, was sie mal vorgaben zu sein und was ich ihnen nie richtig abgenommen habe. Toleranz. Tot. Akzeptanz. Tot. My body, my choice. Tot. Anstand. Würde. Jeder Respekt. Tot. Contenance. Persönlichkeitsrechte. Regierungskritik. Tot. Datenschutz. Tot. Anti-Überwachungskonsens. Tot. Tot. Tot. Stattdessen laufen sie stolz mit ihnen persönlich zugewiesenen QR-Codes durch die Landschaft, nur um wieder im Restaurant drinnen Lachscarpaccio fressen, bei C&A miese Klamotten schießen oder auf den zernudelten Weihnachtsmärkten üblen Glühwein hinterkippen zu können.

Es ist mir so fremd, dieses Deutschland und seine überbordende Lust am unbedingten Gleichschritt, in der Wortwahl nun noch überdrehter als bei den vielen anderen kreuzottergiftigen Themen der letzten Jahre. Sie labeln am Anschlag. Sozialschädlinge. Mörder. Terroristen. Da stehen wir nun. Zwischentöne waren nie Sache dieses Landes. Ist es unter Druck und bekommt nicht alle Figürchen in die Formation gepresst, flippt es aus. Und dann geht man besser in Deckung. Weil dann kreuz und quer geschossen wird wie aus einer außer Kontrolle geratenen Bordkanone.

Können Sie sich noch erinnern, wie locker und tolerant sie 2006 bei ihrer blöden Weltmeisterschaft getan haben? Ich habe ihnen die Sommermärchengrütze damals schon nicht abgekauft. Deutschland ist nicht locker oder tolerant, weil Deutschland einfach Deutschland ist. Deutschland ist der ängstliche krampfige spaßarme klugscheißende übelnehmende türklinkendesinfizierende stubenhockene Bürokrat in Tennissocken mit Sandalen, der mit Staubmaske alleine im Auto fährt und den keiner mag, weil er so Deutschland ist. Immer mal wieder malt sich Deutschland aus Imagegründen unter der Regie sündteurer strategischer Marketingexperten locker und tolerant an, aber unter der bunten Farbe bleibt Deutschland immer noch … Deutschland.

Symbolbild

Abfall aus der Warenwelt: Wenn all dies vorbei ist

Es wird irgendwann vorbei gehen, weil alles vorbei geht. Ich habe da keine Sorge. Nur Mut. Irgendwann wird Perestroika sein. Ewig kann sowas nicht gehen. Das machen die Nerven der Leute gar nicht mit.

Aber bis dahin braucht es halt Sündenböcke. Es braucht immer Sündenböcke. So steuert man in einer belastenden Krisen- oder Angriffssituation eine verängstigte und dadurch blind aggressiv gewordene Bourgeoisie, damit deren Raserei ob des absehbaren wirtschaftlichen Abstiegs sich nicht gegen die Entscheider richtet. Das ist als Ersatzhandlung zur Triebabfuhr für die Bewältigung der allgemeinen psychischen Überforderung sogar verständlich aus deren Sicht. Sollen sie doch besser in ihren nachhaltig sanierten Jugendstilbauten vor ihren Macbookmonitoren auf den dafür hingestellten Boogieman eintwittern als nach oben auf die, die den siechen Systemdampfer ins veralgte Gewässer gesteuert haben.

Aber so ist die Zeit. High Noon. Schluss mit Bratwurst. Jetzt kommt unter dem überschnappenden Hohn der Einpeitscher Lucille, Negans Keule, da haben Sie mit Appellen zu Mäßigung und Zurückhaltung keine Chance. Die Welle ist in Fahrt, die Hasskappen sind runtergezogen, Teer und Federn angesetzt, hüben wie drüben, und wenn die Lage sich in so einem Stadium der allgemeinen Aufgehetztheit befindet, dann machen Sie gar nix, da hilft nur verkriechen und warten, bis die Entzündung abgeklungen ist und sie ihr überzogenes Porzellanzertrümmern im hochgejazzten Herdentrieb irgendwann als Dokumentation spätabends auf irgendeinem Spartenkanal aufarbeiten werden. 22:50. Arte Reportage: „Profiteure der Angst II – Blackbook 2025: Wer profitierte von den fünf Jahren Ausnahmezustand?“ Und das war’s dann. Bis zum nächsten Ausnahmezustand, bei dem der Hass der Masse jemand anderen trifft. Oder nochmal dieselben. Irgendwer wird’s schon sein. Menschen sind so. Am Ende nur Tiere in einer Herde. Wer das als gegeben voraussetzt, kommt besser klar: Was? Wir haben Stampede? Eingraben! Sofort eingraben!

ZG Blog: Der demokratische Geist

Nee. Geht eigentlich im Moment. Ich komme vergleichsweise gut zurecht. Weil’s mich halt nicht überrascht. Es ist eher ein passives ungläubiges Betrachten der entstehenden Dramen und Dynamiken und die immer noch nicht beantwortete Frage, wie sie aus der selbstgedrehten Eskalationsspirale rauskommen wollen. Was ist ihr Exitplan? Beim Vorliegen welcher Parameter endet die Sache? Und wie soll es danach weitergehen?

Wie mein Gemütszustand mal sein wird, wenn sie ihren Willen schließlich unter dem Gejohle der Gewinner und dem Feixen der exkritischen Claqueure mit Zwang durchgesetzt haben werden, weiß ich nicht. Ein kurzes Knacken im Hinterkopf vermutlich. Der Stolz. Die Erniedrigung, den eigenen Willen gebrochen bekommen zu haben. Okay, nicht schön, aber darauf gibt es nur eine taugliche Antwort: Fuck pride. Führt nirgendwohin. Steht nur im Weg. Abklopfen. Abhaken. Verdauen. Aufstehen. Weitermachen. Den verletzten Stolz in Ruhe vernarben lassen. Bleiben Sie gechillt. Sowas verheilt. Alles verheilt. Durchdrehen ist keine Option. Ausrasten ist keine Option. Vergessen aber auch nicht.

Was ich gerne denjenigen mitgeben möchte, die mir Sorgen machen, weil sie gerade damit beginnen, sich böse zu verrennen: Fast alle werden einknicken. Und das sogar recht zügig. Das ist immer so. Machen Sie sich da mal nichts vor. Erster Bußgeldbescheid. Ein zweiter. Ein dritter. Verzug. Mahnverfahren für den fünfstellig angewachsenen Streitwert. Amtsgericht. Urteil. Vollstreckung. Für die wenigen ganz Harten Ersatzhaft nach Jahren zermürbender Verhandlungstage. Job weg. Sorgerecht weg. Bude weg. Sozialfall. Während die Welt sich weiterdreht, nur ohne Sie. Weil sie Sie ausgeschissen haben wird. Und von Ihrem sinnlosen Märtyrertum, das Sie sich selber in Überhöhung der eigenen Wichtigkeit für ein, zwei, vier, fünf Seuchenjahre mit ein paar tausend Maulhelden von Followern vor die Brust geschnallt haben, nichts übrig bleiben wird. Jeder von denen wird Sie vergessen, nur Sie selber werden noch bis zu Ihrem finalen Abflug wehmütig auf diese Zeit Ihrer temporären oppositionellen Achtelwichtigkeit zurückblicken (und Ihre Enkel damit nerven) und irgendwann werden Sie auf Kosten der Sozialkasse verscharrt, während die Kämpfe längst andere sein werden.

Sie täuschen sich selbst. Über Ihren Einfluss, Ihre Wirkung und sowieso die menschliche Natur. Kaum jemand hält das bis zum Ende durch. Es ist das ganz alte Prinzip des stetig ansteigenden Schmerzes, mit dem die Obrigkeit Zwang durchsetzt. Ich biege und ich beuge dich. Und zwar Fingernagel für Fingernagel. Bis du tust was ich will. Jeder hat was zu verlieren und jeder kippt an seinem eigenen individuellen Schmerzpunkt. Der eine früher, der andere später. Kohle. Job. Familie. Kinder. Together you stand, divided you fall. Die Frage ist insoweit nicht ob, sondern wann: Wann werden Sie fallen? Wo ist Ihr Kipppunkt? Früh schon oder spät erst? Die Antwort darauf ist nur ein Klebebildchen fürs Poesiealbum des eigenen Selbstwertgefühls (je später desto höher, klar). Für mehr taugt das ganze Opponieren nicht.

Charles Eisenstein: A Temple of this Earth (in englischer Sprache)

Der gute alte Occupy-Veteran. Zitat: „Selbstgerechtigkeit, Spott, Beschimpfungen und Verachtung sind notwendige Präzedenzfälle für Girard’sche Sündenböcke. Sie sind auch mächtige rhetorische und psychologische Werkzeuge, um Solidarität unter den Truppen zu schaffen. Sie implizieren: Weiche von unseren Überzeugungen ab und wir werden dich lächerlich machen. Die Menschen erkennen instinktiv die Gefahr, die auf Spott und rituelle Demütigung durch die Gruppe folgt. Es ist ein uraltes Muster. Zuerst verhöhnt und verspottet die Menge das Opfer, dann beschmiert sie es mit Scheiße. Es wird verächtlich gemacht, als widerlich markiert. Dann fliegen die Steine.“ (via Ameisen im Kirschblütenhaufen)

Ärzteblatt: 34 Krankenhäuser werden mit Mitteln aus Strukturfonds geschlossen

Häh?

Berliner Zeitung: CDU kritisiert 3G: Bahnsteig-Bann für Berliner Obdachlose ist zutiefst unsozial

Lieber Senat. Wenn ausgerechnet die CDU die eigene Politik als unsozial labelt, dann weiß man, dass man in Sachen Unsozialsein ganz neue Maßstäbe gesetzt hat. Glückwunsch.

IDRlabs: Kommunismus-Test

Was ich immer so alles für Scheiße zugeschickt bekomme. Hier, bitte sehr:

Tjo. Was ich jetzt damit anfangen soll weiß ich auch nicht. Egal, mir gefällt der Winnie Pooh-Test eh besser. Weil seriöser.

Bonustrack: Homophobie-Test

Gut, die zwei Minuten dafür waren echt überflüssig.

Bonustrack 2: Bipolar Spectrum Test

Tjo. Weird (töröö, Wortspiel olé) nicht besser mit den Jahren. Welcher Therapeut soll denn diese ganzen Balken wieder gen Mittelpunkt drücken, meine Güte…

WebMD: What Is Impulsivity?

„Impulsivity is the tendency to act without thinking.“ Yo. Thank you, mirror. That’s how it is.

Golem: Wirtschaftsministerium Niedersachsen: „Bisher gelten noch 56 KBit/s als Breitband“

Yeeeh. Deutschland. Land der Ideen.

heise: Bundessozialgericht: Weg vom Bett zum Homeoffice gesetzlich unfallversichert

Doppel-Yeeeh. Deutschland. Land der Kreativität.

Gaga Da: Die Welt wird ein einziges Irrenhaus

Ja.

Mehr Irrenhaus:

Kraftfuttermischwerk: Neulich auf der Reeperbahn

Der alte Bieradel. Ost meets West. Großartig.

Johnny Cash: Hurt

Ewig nicht gehört. Ja. Alt. Aber Gänsehaut. Geht bei mir ganz tief rein. (via Casis Blog)

Buzzfeed: 22 Beweise, dass Deutsch die schrägste Sprache der Welt ist

Ja. Ist Buzzfeed. Eklig, ich weiß. Zusammengeklaute Internetscheiße mit schlechten Kommentaren in schlechtem Deutsch unterlegt und mit Blinki Blinki Werbung vollgeschissen. Trotzdem witzig.

Und dann war da noch dieser untaugliche Anbahnungsversuch:

Die Welt des DrSchwein: Kontaktanzeige – ANNALENA SÜSSUNDHEISS

Haha.

Fresscontent. Restaurants? Kann ich keine empfehlen. Ich darf da nicht rein. Aber Kochen geht noch, kieke:

Passend zur Jahreszeit gab es Miso-Ramen mit Pilzen und Zuckerschoten. Ramen ist immer eine sehr gute Sache und nein, ich bleibe der einzige Mensch, der keine dummen Wortspiele mit Ramen/Rahmen macht. Weil es so hirnverödend dumm ist.

Die Begeisterung beim Kind war semi. Zu viel Gemüse.

Wenn Sie sich fragen, wo Sie das im Rezept erwähnte Shichimi Togarashi, das japanische Sieben-Gewürze-Pulver herbekommen, ohne Amazon noch reicher als sowieso schon zu machen, dann habe ich einen Insider für Sie: Hanabira, ein kleiner Laden für abseitige Liebhaber abseitiger japanischer Dinge in der Friedrichshainer Colbestraße, der Ihnen alles auch aus der Ladentüre verkauft, falls Sie auch da momentan nicht rein dürfen.

Dann habe ich Tomaten-Butter-Soße auf frischen Bandnudeln von Lidl gekocht, denn des Prenzlauer Bergs Meister Tosatti mit seinen unglaublich guten selbstgemachten Nudeln, die ich früher immer so gerne für sowas nahm, wurde in die ewigen Bärlauchfelder gentrifiziert (Shame shame shame…). Es erfordert in der Tat eine enorme Selbstbeherrschung, in dieses asketische Gericht nicht noch Basilikumblätter, Oregano und verkackten Parmesan zu versenken, aber es lohnt sich. Sagt auch mein Kind. Drei Teller. Verschlungen. Rekord (und das ohne Parmesan). Purismus rockz.

Well. Howdy. Mehr war nicht. Bis denne, Antenne.