Linkschleuderei vom 1. Mai 2024

Du bist recht appetitlich oben anzuschauen. Doch unten hin, die Bestie macht mir Grauen.

Faust


Verwaister Bloggercontent und Zeichen dafür, dass die alten Alphas ernsthaft aussterben: Frau Modeste schreibt nicht mehr. Abonniert habe ich den Blog noch in den Nullerjahren, quasi noch am Ende des Digitale-Bohème-Zeitalters. Aus. Nix mehr. Altes stirbt, wenig Neues kommt nach.

Ansonsten wünsche ich einen phatten 1. Mai. Lassen Sie sich nichts gefallen. Es ist die Zeit der Arbeitnehmer. Von Arbeitgebern höre ich aktuell nur anschwellendes Bocksgeheule. Verschwenden Sie keine Zeit für falsches Mitleid mit denen. Kommen wieder andere Zeiten, dann sind Sie für die wieder nur Menschmaterial. Spielen Sie jeden Trumpf aus, den Sie für den Moment haben. Ich tu’s auch.

Die Links. Read this:

Berliner Zeitung: Nord-Stream-Sabotage: China fordert internationale Untersuchung

Lustig, dass nicht Deutschland als Opfer der vorsätzlichen Sabotage dies fordert, sondern … China. Echt mal. China …

Ich 🇺🇲 habe 🇺🇲 überhaupt 🇺🇲 keinen 🇺🇲 Blassen🇺🇲 wer 🇺🇲 das 🇺🇲 Ding 🇺🇲 hochgejagt 🇺🇲 haben könnte. 🇺🇲 Echt nich‘. 🇺🇲 Null. 🇺🇲 Wer das wohl gemacht hat … 🇺🇲 … ein Rätsel … 🇺🇲 … kann mir das beim besten Willen … 🇺🇲 … nicht … 🇺🇲 … erklären …

via oneeyed

croco: Nach Covid

Meine Wahrnehmung auch. Die Kinder sind arg beladen. In Berlin kommt die schleichende Verunsicherung im öffentlichen Raum dazu. Kaum eine Woche, an dem nichts auf dem Schulweg vorfällt, ein Brüller mit offener Hose, der seinen Puller in die Frühsommerluft hält, jemand, der auf dem S-Bahnhof mit Glasflaschen um sich wirft, oder die Sonne samt Wolken anschreit, einzelne Schubser oder auch Gruppen hochaggressiver Jugendlicher, die Vereinzelte angehen. Unsicherheit ist höchstpersönlich geworden.

Die Jugendlichen spüren zudem den ganz konkreten Verfall an dem Ort, an dem sie die meiste Zeit des Werktages sind: Die Schulklos dreckig und kaputt, das Schulessen so beschissen, dass das Kind bis spätnachmittags lieber gar nichts isst, um danach über die Reste in meinem Kühlschrank herzufallen, nach einem Tag mit einem vom schneidenden Desinteresse und dem nie endenden Lärm der Testosteronbolzen und Östrogenvulkane überforderten Lehrkörper, der inzwischen wöchentlich den Weltuntergang an die Tafel malt, aber gegen die Bullys auf dem Schulhof nichts unternimmt, nach Schulschluss die ersten Freunde schon mit Hausverbot bei Lidl wegen des Klauens von Red Bull-Dosen oder beim Späti wegen des Klauens von Vapecarts. Über allem das diffuse Gefühl: Es ist nicht sicher. Ich bin nicht sicher.

Natürlich arrangieren sich die Jugendlichen, das tun sie immer mit allem. Für sie ist der Zustand des kippenden Umfelds normal geworden, mein Kind selbst ein fürchterlich altkluges, abgeklärtes Abziehbild an Fatalismus auf zwei Beinen, ohne dass ich das noch irgendwie beeinflussen könnte oder beeinflusst habe. Alles im Arsch, wir gehen vor die Hunde, lass uns tanzen. Die Stadt stinkt nach Pisse und Kotze, aber wir machen trotzdem weiter. Irgendwie so.

Welt: AfD bei Jugendlichen beliebt – Grünen-Politiker will „alle Lehrpläne“ anpassen

Eine sehr gute Idee. Nach der Anpassung der Lehrpläne wählen sie wie früher bestimmt wieder grün.

(Erklärung, die wieder niemand hören will: Siehe oben. Die Jugend will wieder sowas wie Sicherheit der eigenen Existenz, an den eigenen Eltern oft spürend, dass das geht. Oder mal ging. Sicherheit ist der primäre Punkt geworden. Drehpunkt der Sorgen und Wünsche. Fragen Sie doch mal nach. Und hören Sie vor allem zu.)

web.de: Immer mehr Privatanzeigen: Macht der „Anzeigenhauptmeister“ Schule?

Deutschland findet wieder zu sich selbst. Toll. Auch so ein Indiz. Die Kleingeister versuchen zumindest die Kontrolle über die Bordsteinkante wieder zu bekommen.

t-online: Nobelrestaurant in Villa von Günther Jauch schließt

Futschi. Selbst die Bonzen sind nicht mehr sicher.

n-tv: Von der schönen Zeit, als Krötenlecken noch okay war

Eine Boomerglosse. Trotzdem schön.

Währendessen in der bescheuerten Gegenwart:

Ruhr Nachrichten: Gendern an Schulen – Grundschulleiterin: „Plötzlich sprachen Kinder von Tischin und Stuhlin“

Willkommen beim Onlinekurs „Wie trolle ich die Gendersprachnulpen vom Lehrerzimmer?“

Berliner Zeitung: Justizsenatorin Badenberg: Sabotage der Demokratie soll Straftat werden

Ihr neoautoritären Totengräber (m/w/d) seid längst schon nicht mehr witzig.

Die Welt des DrSchwein: Die Familie, in der niemand 80 wird

Gut, da weiß man wenigstens, bis wohin es gehen wird. Bei meiner schinkenpolnischen Familie werden die Männer üblicherweise uralt, gerne Ü90, obwohl sie saufen, fressen und sowieso leberfett sind. Die Frauen sterben dafür meist früh an Multikrebs. Darm. Lunge. Leber. Niere. Bauchspeichel. Meist alles zusammen. Ursache? Keine Ahnung, ist halt so.

Aber da weiß man wenigstens, bis wohin es wohl gehen wird. Lesen Sie ergo auch in 50 Jahren noch Geschichten von einem entzündet neurotisch bipolaren Tattergreis in seinem bis dahin bestimmt noch zehnmal neu aufgesetzten Blog fresh outta Seniorenstift.

Berliner Zeitung: Die Postfiliale der Schönhauser Allee Arcaden: Eine seltene Wellness-Oase

Ja, ein unglaublich chilliger Ort. Meine Postfiliale an der Prezlauer haben sie gesprengt. Wahrscheinlich aus Langeweile. Jetzt muss auch ich an die Schönhauser fahren. Danke Merkel.

Mehr davon:

Webrocker: Wahnsinn, warum schickst du mich in die D H L LE

DHL-Bashing ist so 2010, aber immer noch witzig. (via Hirnfick 2.0)

kafka on the road: Mann und Maus

Einsam freistehendes Einfamilienhaus. Halb elf nachts und still.

Der Standard: Biologe Kotrschal: „Ein Mensch ohne Hund ist nicht ganz vollständig“

Ein armer Hund. Ich meine den Typen.

Playstation Blog: Die neue Aktualisierung zu Gran Turismo 7 kommt mit einem vollelektrischen Konzept-Rennauto, das exklusiv für das Spiel kreiert wurde

Böh. Das Ding wird dann wieder so leise, dass ich vor Langeweile in den Schotter fahre. Ohne Brumm kein Fahrgefühl. Auch auf der Playse nicht.

Jahrgang 1953: Eingestellte Blogs

Krass. Noch jemand, der sich Gedanken um verwaiste Blogs macht.

Apropos eingestellte Blogs:

Weltenende voraus: Gehirne 04/24

Ja. Aber nee. Agree to disagree. Pantoufle war der letzte tiefenentspannte Politblogger, keine Attitüden, keine Eitelkeiten, kein blasiertes Alphabloggergehabe, kein Drama, keine Divenshow und erst recht kein Wokenessabtörn. Seine komische Meinung zu den Jungs aus Frankfurt, die schon lange (lange) da sind, habe ich ihm geschenkt. Weil Meinungsfreiheit. Die gilt auch für blöde Meinungen sonst vernünftiger Menschen, was aber zu Zeiten meinetwegen auch unabsichtlich losgetretener Kotwindhosen, zu denen sich immer ein Mob findet, antiquiert geworden ist.

(hab‘ damals mitgelitten. Ne Rotte hochgejazzter Onkelzfans möchte ich als kleiner Nischenblogger auch nicht am Arsch kleben haben. Harte Nummer. Bleibe dabei: Mir fehlt er.)

Spritticontent: Gesoffen habe ich in der Kreuzberger Bar 11 in der Wiener Straße gegenüber des Görlitzer Parks, in Sichtweite des von mir hochverehrten Wild at heart. Nehmen Sie den Tresenplatz. Dort sehen sie alle. Die Verstrahlten, die Drunks, die Junks, die Freaks, den freundlichen Keeper, der die lustige Auswurfparade managt. Sie haben dort Glenlivet und Orangina. Mehr muss nicht.

Kinocontent: Sterben. Ein schönes Thema. Ein schöner Film. Inhalt ist eine kleindeutsche Hölle ohne Filter. Ein harter Film. Indiefressekino. Wenn sich schon Leben, Therapiesitzungen und das sich häufende Abnippeln von Leuten, die ich kenne, um dieses Thema drehen, dann kann ich mir auch mal einen Film dazu ansehen, natürlich im schönsten Kino der Welt namens Colosseum auf der Schönhauser. Corinna Harfouch und Lars Eidinger. Was kann da eigentlich schief gehen? Nichts.

Ich saß danach ewig noch am Jahnsportpark rum, blütenbuffend, denkend, daseiend, den Film sacken lassend. Alter…

Berliner Zeitung: Corinna Harfouch: Wir schießen aus unseren Panzern auf alle, die nicht in unserem Lager sind

Dass diese große, kluge Frau schon knapp 70 ist, ist kaum zu glauben.

*

Musikcontent: Als würde das alles nicht reichen, veröffentlichten die Fliehenden Stürme wie bestellt einen neuen Song über Vergänglichkeit, der mich derbe bis hart kickt: Generationen. Sperrig erst, mit mehrmaligem Hören deep und eingehend. Läuft jetzt hier hoch. Runter. Wieder hoch. Wir werden verschwinden. Alle. Rückstandslos. Im Ernst.

So. Nix mehr. Jaja, Stimmung kann ich. Auf Wiederschauen, liebe Lieblingsquerschwurblerinnen und Schwurbelens. Bleibt mir ein Fest.