Hirnsudelei 04/21

Der perfekte Lockdown ist der, in dem Karl Lauterbach als einziger von Talkshow zu Talkshow durch das verödete Land reist, um allen anderen zu erklären, warum sie gefälligst zu Hause bleiben sollten.

Argo Nerd


Wie geil, einer in der Nachbarschaft hat zur Ausgangssperre 22 Uhr die Purge Sirene aus dem Fenster in die Straße geballert. In einer Lautstärke wie Armageddon. Zum Glück ohne Politpropaganda, nur als wortloses Statement. Boom. Schöne Aktion. Sind doch noch tighte Leute im Block am Start und nicht nur sauerfressige Ökos mit Rhabarberschorle. Alter, ich feiere den Typen. Den inspirierenden. Und lade mal den JBL-Blaster für alle Fälle, dann übernehme ich die Mitternachtssirene, wenn auch die Jogger und Spaziergänger zurück in die Mockerbude müssen. Mit dem Ding purgesirene ich bis rüber nach Wedding. Ist ja sonst nix los hier in Friedhofsland.

Ich hätte nicht gedacht, dass sie das mit der Ausgangssperre echt bringen. Aber ich hätte auch nicht gedacht, dass wir jetzt auch die Bundeswehr zusammen mit dem Gesundheitsamt im Haus haben werden, die gemeinsam in dystopischen Schutzanzügen das Treppenhaus hoch zu einer coronaverseuchten quarantäneverknackten Familie laufen, die getestet werden muss. Irre Zeit. Ein Endzeitfilm, dessen Plot immer bizarrer wird. Ich warte immer noch darauf, dass einer kommt und die Katastrophenübung für beendet erklärt. Oder einfach „Cut!“ ruft.

Idiotenproblem des Monats: Ist Ihnen schon einmal das Smartphone in die volle Restmülltonne gefallen? Und runtergerutscht bis fast ganz unten? Ja, macht Spaß. Besonders morgens um sechs. Bei Minus Eins Grad. In der noch kalten Laufsportwurstpelle. Wie blöd kann man denn sein?

Apropos Müll: Fuck you BSR in der Behmstraße. Ich habe diesen Monat eine Stunde im Auto gewartet, um zwei räudige Stühle für den Sperrmüll los zu werden, nicht weil so viel Andrang war, nein, weil die BSR einfach zwei Autos vor mir den Hof geschlossen hat. Zack. Zu. Kuckste blöd. Wahrscheinlich war Stullenpause. Oder es gab lustige YouTube-Videos im Gruppenchat. Schön doof bin ich immer. Superdoof. Das nächste Mal mache ich das wie ein normaler Berliner und schmeiße den Sperrmüll einfach hinten Arnswalder Platz auf den Bürgersteig und fuck you. Das kommt davon, wenn Sie sich in Berlin einmal an die Regeln halten. Einmal nur. Nur einmal. Dann wird’s gleich nix.

Apropos doof: Wie doof kann man als Führungsfreak sein, in der Videokonferenz des Borgwürfels, meinem wie ein Autounfall durch Berlins verrottete Wirtschaft eiernden Arbeitgeber, wieder mal die Frage nach der Akzeptanz der Coronamaßnahmen in die Runde zu stellen. Da sagt doch keiner was. Jetzt schon gleich gar nicht mehr, nachdem die aufgewiegelte Lockdowngesellschaft jetzt schon ihre bräsigen Fernsehhelden für deren Meinung im Mehrheitsgruppenmobbing verbal hingerichtet und mit Drohungen zu einem guten Teil in den demütigen Kotau getrieben hat.

Eine ziemliche Farce, so eine Frage nach dem Meinungsbild inzwischen. Eine ganze Videokonferenz lang gab es nur wohlfeiles Allgemeinplatzblabla. Zwei quälende Stunden. Alles gut. Tschiep Tschiep. Wir müssen da durch. Tüddeldü. Bald geschafft. Dengel Dingdong. Irgendwann muss es ja weitergehen. Bläh. Blub. Ich habe zwischendurch Leitungsprobleme vorgeschützt, um mich in Mullbinden einzuwickeln. Weil ich mich blutig gekratzt habe.

Als ich an der Reihe war, habe ich, wie immer, wenn Stumpfsinn den Raum erfüllt, versucht, ein wenig zu überdrehen, um mich zu spüren: „Mark, du hast noch gar nichts gesagt, was sagst du denn?“ „Och, ich interessiere mich nicht für Politik. Die Kanzlerin weiß am besten, was gut ist. So lange sie am Ruder ist, bin ich beruhigt.“

Ich dachte eigentlich, das gäbe Gelächter. Weil das so offensichtlich blöd ist. Oder ich bekomme eine Zurechtweisung. Ich solle hier die Leute mal bitte nicht verarschen. Aber nix. Njet. Nur nicken. Ein zufriedener Vorgesetzter. Woll Woll. Die Mannschaft zieht mit. Keine Ahnung, vielleicht schreibt er ein Memo ans Board. Zimmermann höchst loyal zu den Maßnahmen. Wie alle. Alle loyal. Zimmermann jedoch euphorisch. Zielvereinbarung: Für die nächste Beförderung vormerken.

Das ist das Schlimme an dieser Zeit. Sie können die ganzen völlig aus dem Ruder gelaufenen Konventionen, das schiefe Bild einer zerfickten Gesellschaft, diese vielen neuen elenden Worthülsen gar nicht mehr vernünftig persiflieren, weil die Wirklichkeit jede Persiflage in ihrer Absurdität übertrifft. Deswegen nicken sie so zufrieden, wenn jemand so plump und doof die Weisheit der Leitung preist. Eine wirklich irre Zeit ist das. Ironie und Sarkasmus sind keine geeigneten Mittel für Satire. Und jede Übertreibung klingt vernünftiger als jeder Frontbericht aus dem Regierungsviertel. Wo bin ich hier nur?

Klartext bekommen Sie wie immer nur unter vier Augen. Sechs Augen maximal. Eigener Raum bei Teams. Mit dreien, die sich lange kennen. Alles scheiße. Ehrlich alles scheiße. Alle doof. Was gehen die mir auf den Sack. Wie bescheuert das alles ist. Ich hasse das alles so. Die Kinder drehen durch. Die Ehen sind am Limit. Mütter vor dem Burnout. Väter vor der Klapse. Zukunftsängste. Alkoholismus. Drogenmissbrauch zur Kompensation der eigenen Lage. Budenkoller. Angststörungen. Niedergeschlagenheit. Kraftlosigkeit. Aufruhr. Hassattacken ohne jedes Ventil. Kribbelnde Beine. Ausschlag. Zu wenig Schlaf. Es läuft wirklich nicht gut. Aber wehe, du zitierst mich.

Well, howdy, ich habe den Osten nie mitgemacht, ich war auf der anderen Seite der Mauer und außerdem zu klein, aber so allmählich fühle ich nach, wie das so gewesen sein könnte. Der unterschwellige Haltungsdruck. Die aufgesetzte Zufriedenheit. Die Rituale. Floskeln. Worthülsen. Die erwünschten Phrasen in der großen Runde und die Herzmördergrube unter der Hand. Geflüstert. Im Vertrauen. Beim Kaffee. Aber bitte nicht zitieren. Nicht zitieren bitte. Geht das nur mir so?

Derweil zeigt mein Kind erste (und ernste) Auswirkungen der inzwischen über ein Jahr andauernden Dystopie und wird zunehmend missmutig, traurig und zynisch. Nun mögen Sie sagen, dass das bei so einem Vater kein Wunder ist, wobei ich mein unter der Mitwirkung vieler Hände ruiniertes Innere vor meinem Nachwuchs verberge wie ein giftiges Familiengeheimnis, aber es gibt ja auch die Möglichkeit, dass sich so ein überhaupt nicht hilfreicher tränenschwarzer Seelenzustand wie meiner vererbt. Nein wirklich, Sorgen macht mir das Kind. Vor einem Jahr noch fröhlich und recht unbeschwert kommt es jetzt bitter, abgeklärt und viel zu früh altklug daher und ich bin mir nicht sicher, ob mir das gefällt.

Derweil gießen arrogante Kinderlose im Internet tonnenweise Hohn über jeden aus, der es wagt, nach einem Jahr Einschluss die Frage nach dem Zustand der eigenen Kinder zu stellen, und auf meinem Sofa beim Bier sitzt ein verbeamteter Kinderloser, der die Aufregung nicht versteht und sich fragt, wie die Kinder denn früher die Nachkriegszeit (Steckrübenwinter! Hallo?) überstanden haben, wenn das alles heute so schlimm sei. Ja. Haben sie. Überstanden. Mit Dachschaden halt. Macke for life. Aber sie haben überlebt. Das stimmt schon.

Das ist, glaube ich, insgesamt das Problem, auch politisch. Voll abgesicherte Alimentierte in Verwaltung und Politik mit Vollversorgung, aber ohne Nachwuchs, verstehen die Dinge derer nicht, deren Fundamente sie gerade zernudeln. Da fehlt’s natürlich auch wieder an Empathie. Zieht sich durch bis nach ganz oben. Millionenvilla. Große Gärten. Eigene Fahrer. Platz ohne Ende. Und natürlich von Ausgangssperren nicht betroffen. Dass man da die Verbindung zu denen verliert, über die man bestimmt, ist wohl normal.

Coronapleite des Monats: Ein Copyshop in der Nachbarschaft. Hat es nicht geschafft. Es fehlen die Studenten. Die zu druckenden Speisekarten der immer noch verrammelten Gastronomie. Die großen Aufträge der abwärtsspiralenden Selbstständigen und der immer noch kurzarbeitenden Firmen. Der Copyshop hier war ein Fossil der wilden Neunziger, als Prenzlauer Berg noch ein Studenten- und kein Erbenbezirk war. Gab es immer schon. Jetzt nicht mehr. Bye bye. Weg isser. Man muss auch mal loslassen können. Ist ja gut.

Aber hey. Eat this: Der Borgwürfel hat Boni und Dividenden ausgezahlt. Und keiner weiß warum, weil wir ja am Staatstropf (also an Ihren Steuern, Fiatmoney, Druckmaschine, sorry, not sorry) zecken. Sick fuck Boni. Crap dick Dividenden. Schwöre. Nein. Kein Scheiß. Verstehen Sie das? Würden sie nicht machen, wenn die Kiste kurz vor dem Abnippeln wäre, oder? Würden sie nicht. Nein? Doch? Keine Ahnung. Ich verstehe nix mehr. Niemand versteht irgendwas. Nur Bahnhof. Schwieberdingen. Anstalt. Was für eine Zeit. Das ist ja wie ein Krimi. Platzt die Scheiße? Wie stark platzt die Scheiße? Je später desto krasser? Und wie viele Monate geht das noch so? Das muss doch irgendwann alles explodieren, muss doch, oder?

Ach komm, mal was Schönes. Hier das Jubi des Monats: Einen Spiegel! Dass ich mir in die Fresse speien kann!

Ist es schon sieben Jahre her, meine Güte. Grüße. Ich bin froh, zwei, drei von solchen immer noch lesen zu dürfen, weil die noch nicht das Handtuch geworfen haben. Lesefreude ist selten geworden (Blogs sind tot, wissen Sie ja). Aber der ist noch da. Und das kostenlos. Nochmal Grüße. Und Blumen.

(Insider: Ich glaube, der Marxist mochte dich wirklich, konnt’s aber nich‘ so richtig rüberbringen. Deswegen der Umweg über den Preis. Und die ungelenke Zampanoattitüde. Gibt Leute, die drücken so ihre Zuneigung aus, isso…)

Spekulantencontent: Seit einem Jahr schwankt die Aktie von BioNtech wie ein besoffener Matrose in einer Größenordnung von von 10, 20 bis 30 Euro pro Stück hin und her. Ich habe in den letzten zwölf Monaten vier Mal gekauft und jeweils zwischen 20 und 30 Euro teurer verkauft. Ein leistungsloses Einkommen. Sehr stupide auch. Warten bis es unten ist. Kaufen. Warten bis es oben ist. Gewinn einsacken. Ohne zu arbeiten. Nur auf dem Smartphone mit dem Fingerabdruck rumtippern. Das muss dieser Casinokapitalismus sein, von dem sie immer erzählen.

Da ich aus Charaktergründen dazu neige, immer alles zu verzocken, was ich gewinne, wäre es vernünftig gewesen, jetzt das Geld rauszuziehen, das Depot aufzulösen und alles in den Fonds fürs Kind zum 18. Geburtstag einzuzahlen. Aber vernünftig ist langweilig und ich hasse Langeweile, deswegen schmiss ich den (nicht besonders hohen, beruhigen Sie sich) Gewinn der Gastronomie von Prenzlauer Berg statt dem Kind in den Rachen, zum Beispiel dem Voland, dem Alt-Wien, den Korean Food Stories und Lola Pizza. Dann habe ich den Pennern vorm S-Bahnhof Greifswalder Scheine statt sonst Münzen gegeben und vom Rest kaufte ich schottischen Whisky, der komischerweise trotz Brexit nicht teurer geworden ist, nebst ein paar Beutelchen Speed für zwischendurch. Weil ich Bock drauf habe. Es das Einzige ist, das noch nicht entschleunigt wurde. Und ich Entschleunigung hasse.

Börse ist eine irre Blase. Monsterblase aktuell. Durch nix gedeckt, der Mist. Und platzt auch bald, sagt der Banker, dem ich auch 2021 immer noch nicht die Freundschaft gekündigt habe. Aber ich bin jetzt kurz mal raus aus dem Börsenspiel. Würde ich Ihnen auch empfehlen. Je höher die von jeder Realwirtschaft inzwischen vollkommen abgekoppelten Kurse noch steigen die nächsten Wochen, desto krasser wird der zwangsläufige Absturz. Und der kommt. Das sehe selbst ich, der von Börse null Plan hat.

Ich habe jetzt im April auch kurz, statt mir immer überall im Kiez was zu essen zu holen, den Essenskramversender Hello Fresh ausprobiert und bin direkt in das Paprika Gate geraten. Riesenaufregung im Internet. Alle empört. Am Ausrasten. Kotzen im Strahl. Schreiben sie sich die Journalistengriffel wund. Warum? Weil der Lieferant von Hello Fresh wegen des Coronagrenzregimegewürges keine … Achtung! … Paprika zur Verfügung stellen konnte. Und die Paprika deswegen oft gegen Zucchini oder – böh – Auberginen ausgetauscht hat. Deswegen rastet das Internet aus. Wegen keine Paprika. Vom Sofa. Hypertonie. 140 Zeichen. 300 Puls. Ping Ping Ping. Die Empöreria bimmelt sich die Seele aus dem Leib. Nochmal: Wegen Paprika. Aufmerksamkeit Aufmerksamkeit. Dingel Dengel. Ich bin empört. Beachtet mich! Paprika! Gate! Kotze im Strahl! Im Strahl! Hallooo?! Geht’s noch hab‘ ich gefragt!?!

Ich weiß gar nicht mehr wie ich diesen neuesten Aufreger aus der Blase der degenerierten Internetspackos ordentlich kommentieren soll. Ich versuch’s mal so: Letzten Monat habe ich einen Link zu einem Bericht gepostet, der von einem Asteroiden handelte, der an der Erde vorbeiflog. Ja, vorbei. Leider vorbei. Dabei wird es Zeit. Das Paprika Gate wispert leise, ganz leise via Social Media als Botschaft ins All: Lösch‘ uns aus. Bitte. Treff‘ die Erde. Frontal. Wir sind drüber. Zeit wird’s. Bitte bitte, lieber Asteroid. Lösch‘ uns aus.

Sportcontent. Im frostigen April hatte ich früh auf der Laufrunde gerne mal minus zwei Grad früh. Null. Eins. Dann wieder Minus eins. Einmal minus drei. Ja, ich weiß doch, den Klimawandelhype als hysterisch übersteuerten Hoax bezeichnen darf man nicht. Ist Nazi. Aber eine Frage doch: Wo isser denn endlich? Der Klimawandel? Minusgrade im April? Why? Wo bleibt mein Frühling? Ich brauch‘ den. Der Winter nervt jetzt echt. Wenigstens zweistellig wär‘ nett.

Dann habe ich auf der Laufrunde eine URL auf dem Bürgersteig gesehen:

So. Was soll das denn jetzt? Eine Farce hoch fünfundsiebzig. Sie haben es mit ihrem ganzen Politik genannten Desaster und der begleitenden unkritischen Berichterstattung darüber geschafft, dass sogar ein ausgemusterter Focusredakteur aus der dritten Reihe ein neuer Volkstribun werden kann, der eine Reichweite aufgebaut hat, von der die siechen früheren Nachrichten- und jetzigen Haltungsportale nachts träumen. Eine irre Zeit. Und da kommt sicher noch mehr. Polarisierung passt als Wort nicht mehr. Verdun trifft es eher.

Lassen Sie mich an der Stelle hier, weil es gerade so schön passt, ein im Internet bei einem Twitteruser namens GoNo-a-GoGo (zu dem Namen hätte ich mal gerne die Geschichte) gefundenes Zuckerzitat hier festhalten:

Lustig, wie alles aus den Fugen gerät: Linke verteidigen eine CDU-Regierung; Rechte bejubeln Marxisten; Antifas fordern Polizeieinsätze; Künstler fallen übereinander her; Satiriker verachten Satiriker. Wer die Welt brennen sehen will, hat die Zeit seines Lebens.

Würde man noch „Word!“ sagen, würde ich jetzt „Word!“ sagen. Brennende Welt finde ich gut. Solange ich genug Popcorn im Küchenschrank habe. Burn motherfucker burn.

Mehr Coronashit. Des Monats dümmster Dialog entstand, als ich im 1-Euroshop einen Fleischklopfer für ein Fleischklopfergericht kaufen wollte:

„Stopp! Nur mit Coronatest!“

„Echt jetzt? Sind Küchenutensilien kein Grundbedarf mehr?“

„Nur mit Coronatest!“

„Ich hab‘ aber keinen.“

„Dann können Sie hier nicht rein.“

(Stelle ich mich jetzt zwei Stunden vors Testzentrum in der Wörther Straße, um bei einen beschissenen Fleischklopfer zu kaufen? Nein. Nie.)

„Okay, schüss.“

„…“

Was für ein Krampf das alles geworden ist. Einen Fleischklopfer gab’s dann bei Amazon. Versandkostenfrei. Und was hier so hämmert ist ein Sargnagel für den Einzelhandel.

Die coolste Sau des Monats ist ein hoher Würdenträger des Bezirks Neukölln (moment, es ist hier das Land Berlin, es müsste deshalb vermutlich hohe*r Würdentragend*in heißen), der bei einer illegalen Flüsterparty in der Nachbarschaft klingelte und um leisere Musik bat. Und der nicht wegen Infektionsschutzdings die Bullen rief. Und auch nicht sein Ordnungsamt, das da sowieso schon seit acht Stunden im Feierabend war. Was für ein Hammertyp. Wäre ich noch Neuköllner, würde ich den Typen für diese Aktion wählen. Smooth.

Auch sonst werden alle möglichen Entscheidungen unterlaufen wo es geht. Und von wem es geht. Die Lehrer an unserer Schule unterlaufen mit wortloser Billigung der Rektorin die Testpflicht, meine Kumpels die Personenbegrenzung für die Saufabende, Masken werden oben an den Drähten von den meisten, die ich kenne, inklusive meinem Kind, so umgebogen, dass eine brauchbare Luftzufuhr gewährleistet ist und die Bescheinigungen für die Selbsttests des Arbeitgebers, die der Pförtner in einem gammligen Ordner sammelt, werden gefälscht. Ist doch klar. Niemand hat Corona, wenn er ins Büro geht. Weil fast jeder die Tests nimmt und bei Ebay Kleinanzeigen vertickert. Und sich danach selber Coronafreiheit bescheinigt. Irre. Alle irre. Es ist die bekloppteste Zeit meines Lebens.

Die Innovation mit den Drähten zurechtbiegen bei den Masken hat das Kind vom Schulhof mitgebracht. Dort bringen sich die Kinder das alles gegenseitig bei. Manche haben auch Nadeln am Start, mit denen sie ihre Masken perforieren. Woher ich weiß, dass die Kinder dem Mummenschanz den subversiven Ficker zeigen? Von meinem Kind. Noch bekomme ich die heiße illegale Scheiße spargelcremesuppenwarm erzählt. Noch.

Disclaimer: Ich distanziere mich von allem. Meinem Kind. Der Schule. Jesus. Grisu dem kleinen Drachen. Trockenaprikosen. Dem Leiterwagen im Treppenhaus.

In der Presselandschaft sieht es ansonsten weiter fade zipfelmützig aus. Kaum Gegenstimmen wider die Stromlinie, die nicht sofort zurück in die Reihe geblökt werden oder traditionell unappetitlich sind. Die deutsche Medienseele bettet sich zur Ruh‘. Die lang ersehnte Bevormundung, der lang ersehnte Gehorsam, auch der nächtliche Kompletteinschluss (nur ohne Verdunkelung), alles ist wieder da. Endlich sind die 75 Jahre der relativen Eigenverantwortung vorbei. Endlich sagt wieder jemand, was wo wann von wem zu tun ist. (Nix, Sofa, nachts, alle außer den Abgeordneten und Lieferando)

Das Internet probt sich sekundierend dazu weiter in grenzenloser Menschenfreundlichkeit. Hier, neues aus der Charakterkloake:

Nicht vergessen: Das sind die Guten. Die immer nur das Gute wollen.

Bleiben wir bei den Besten und kommen zum Wokenessporn des Monats: Beethoven und Mozart sind jetzt Nadsi. Ja sehr gut. Bitte auch gleich Haydn und Vivaldi hinterher. Warum? Egal mann! Fresse jetzt. Spielt das eine Rolle? Ich fühle mich von Haydn und Vivaldi in meiner Empfindung verletzt. Warum? Egal mann. Halt die Fresse.

Auch Nazi jetzt: Spargel. Vor allem weißer. Sieht ja auch aus wie ein Penis. Ein weißer Penis. What a fucking No Go. Herzliche Grüße. Sendet Ihr immer blöder werdender öffentlicher Rundfunk.

(Solche Rants über Belanglosigkeiten wie Spargel sind so arg verkrampft altbacken Zehnerjahre. Billig. Grabbeltisch. Ausgelutscht. So wie dieser Hassknecht. Und seine aus der Zeit gefallene Sendung, die 2013 das letzte Mal witzig war. Und Extra3. Und die Anstalt. Irgendwo haben die alle vor drei, vier, gerne auch fünf oder mehr Jahren jeden Anschluss verloren und klingen nur noch wie unwitzige Durchhalteparolenorgane in bornierter Dauerreferenz an sich selbst, was aber egal ist, denn bezahlt bleibt ja bezahlt. Quartal für Quartal.)

Aus Prinzip habe ich Spargel gekocht und mir ist meine erste Hollandaise meines Lebens geglückt und zwar nach dieser Anleitung hier. Ob es die Anleitung war oder das neue Sodom-Album (ja, die gibt’s noch), das nebenher lief, weiß ich nicht, aber es war eine Premiere. Hollandaises gehen bei mir eigentlich immer schief. Entweder flockt das Eigelb oder die flüssige Butter trennt sich von allem anderen. Ein Elend.

Rassist des Monats: Justin Bieber. Wegen Dreadlocks. Cultural Dingsda. Sorgt für … na was? … Empörung! Hurra.

Auch rassistisch: Seifenspender. (Wo gräbt der Danisch nur immer diese Scheiße aus?)

Weiter geht’s. Frauenfeindlichkeit des Monats: Fahrradsattel und Videokonferenzen. Ja, bitte mehr davon. Frauenfeindliche Ampelschaltungen. Frauenfeindliches Vanilleeis. Frauenfeindliche Anhängerkupplung. Nein, die meinen das ernst. Wirklich sehr ernst. And please. Kill me. Quick. I don’t want to read shit like this anymore.

Die Aktivisten sind nicht nur dauernd empört, sondern gehen seit ein paar Jahren bevorzugt an die bisher für die Kommunikation außerordentlich taugliche deutsche Sprache heran, um sie zu dekonstruieren. Der neueste Shit: Tierfeindliches möge bitte gekanzelt werden (via). Weil Sprache tierfeindlich ist. Ja doch, ich kommentiere das gleich, ich muss mir nur kurz ein Glas Gänsestopfleber aufmachen. Habe noch nicht gefrühstückt. Was war jetzt gleich wieder? Aktivisten wollen irgendwas an meiner Sprache ändern? Mir doch egal. Soll doch Grün ab Herbst aus dem Kanzleramt eine Direktive draus machen, dass die Oma nicht mehr im Hühnerstall Motorrad fahren darf. Weil das die Hühner triggert. Und wegen der Eier. Damit die nicht oppressed sind.

Was? Gänsestopfleber? Ja, ich habe da noch einen schönen Vorrat. Weil das Zeug wird ab Herbst vermutlich illegal nachts unter der Bösebrücke gekauft werden müssen. Statt Koks.

Zum Thema Verbieten. Also den Grünen. Die sind jetzt bald dort, wo sie sein sollen. Das Hochjazzen durch alle volontärgrünen Redaktionen die ganzen letzten Jahre scheint jetzt in die Zielgerade einzulaufen. Sie stehen kurz vor dem Kanzleramt. Dieser Laschet kann einem jetzt schon leid tun. Den werden sie über die ganzen nächsten Monate genüsslich haltungsmedial filetieren. Vorgeschmack? Hier, der Hurrapatriotismus des öffentlichen Rundfunks kurz nach der Nominierung einer Kandidatin des Premiumgeschlechts für die Kanzlerschaft ließ nicht lange auf sich warten und kam sichtbar von Herzen:

Soviel zum Auftakt, in welche Richtung sie ab jetzt bis zum Wahltag ballern werden. In ihrer Heldinnenverehrung werden jetzt alle Schamgrenzen fallen. Schlimmer noch als bei der Merkel. Ein halbes Jahr lang wird das jetzt so gehen. Im Trommelfeuermodus. Tagesschau. Süddeutsche. Zeit.de. Spiegel. Lobo. Stokowski. Maischberger. Will. Welke. Böhmermann. Es wird ein ganz schlimmer vulgärfeministischer Wahlkampf aus den versammelten Kanonenrohren aller staatlichen und privaten Haltungsmedien werden. Kurz und komprimiert werden die täglichen Wahlkampfinhalte bis zum Herbst auf eines hinauslaufen: Frau.

Frau.

Frau.

Hoch n.

Alles andere ist egal.

Und ehrlich? Ich freue mich drauf. Auf das ganze Stahlgewitter. Die täglichen Politkitschportraits aufgeregter Journalistinnen. Die gut ausgeleuchteten Fotos mit Blickrichtung nach halb-oben (Zukunft!). Die Begeisterung in den Zeilen. Die durchchoreographierte Aufbruchstimmung. All das klebrige Pathos. Und die gezielte Häme und den beißenden Spott über den einzigen ernstzunehmenden Gegenkandidaten, der nicht mehr lange ernstzunehmen bleiben wird.

Aber das ist schon gut so alles. Lasst sie mal machen. Denn der Gedanke, dass die Grünen die Hinterlassenschaften der Merkel auflecken dürfen, ist irgendwie schön. Keine Ahnung warum. Irgendwie schön. Fühlt sich richtig an.

Es wird auch eine fantastische Zeit sein, einen Blog zu betreiben. Mit einer Grünen als Nachfolgerin der Bleiernen wird es ideologisierten Gehirnkot über noch mehr ideologisierten Gehirnkot aus den Think Tanks der universitären Wokenesskrieger regnen und ich werde mir den Arsch darüber abfreuen, wie der Rest der Republik mit der Ausdehnung meines grünen Freiluftirrenhauses Prenzlauer Berg zurecht kommen muss, in dem wir alles, was die meisten von Ihnen noch gar nicht kennen, schon vor Jahren vorweg genommen haben: Elfmalklugscheißer. Hypermoral. Tugendhafte Übergriffigkeit. Heiliger Protestantismus. Askese. Verzicht. Genügsamkeit. Esoterik. Bigotterie. Und natürlich alle möglichen Verbote. Tu dies nicht. Und das nicht. Und jenes bitte auch nicht. Es wird so viel Clowneskes zum drüber schreiben geben, dass Sie mit dem Kommentieren gar nicht hinterherkommen werden. Jeder Blogger, der auf dem keimigen Balkon zwischen zu viel Bierflaschenpfand aus schierer Lust am Untergang semiöffentliche Selbsttherapie betreibt, wird jeden Tag aus fünf verschiedenen durch die Gassen getriebenen Beklopptenthemen aus der Aktivistenblase das Bescheuertste auswählen können, über das er schreiben kann. Es wird eine tolle Zeit werden, es wird ein wahres Triggergewitter geben, ehrlich, ich spiele ernsthaft mit dem Gedanken, nach all den Jahren endlich wieder wählen zu gehen. Und zwar Grün. Erst- und Zweitstimme. Alles was geht. Gimme dat Shit. Einfach des Stunks wegen. Aus Bock am Zündeln. Rumtrollen. Merkel war langweilig. Biedermeier isch over. Jetzt geht’s ab. Gebt mir Grün. Zum Dekonstruieren. Für noch mehr Identitykrebs. Knallen soll es. Hochjagen bitte. Verdun my ass. Ich will bitte Stress und Stunk. Mir reicht das alles aktuell noch nicht.

Erste Vorboten der Verbotegesellschaft kommen derweil an den Start, bevor die Grünen überhaupt schon an der Macht sind: Ich lese von lancierten Forderungen, Solarien zu verbieten. Mit sowas fängt das ja immer an. Irgendein Verbotsbegehr wird an befreundete Journalisten lanciert, dann kommen die ersten halbseidenen Studien an die Flanke, die das unterstützen, gefolgt von irgendwelchen Aktivisten mit viel Tagesfreizeit, die den Willen in die Schaltstellen streuen, und am Ende die scheiß Politik, die das Verbot auf dem vorher medial vorbereiteten Boden durchdrückt, auf dass man als normaler Idiot vom Dienst wieder ein Stück weniger machen darf als vorher noch. Zum Beispiel sonnenbaden. Dudelfunk aus scheppernden Boxen dazu hören. Und sich die Epidermis verkrebsen.

Möp Möp. Hey Merkel, scheiß auf Shisha, mach‘ lieber das Stahlrohr in der Robesonstraße wieder auf. Irgendwann ist’s auch mal gut.

Meine Lieblingsvolksweise des Monats kam irgendwo auf Telegram daher: Früher hat man an Ostern noch Ostereier versteckt – heute muss man seine Ostergäste verstecken.

Ha. Ha. Witzig. Nein. Zynisch. Ich distanziere mich. Von allem. Oben. Unten. Mond. Weltall. Dem Hausmeister unserer Schule. Der scheiß Krankenkasse. Otto der Film. Badehose. Gurkenfass. Gummitwist. Und sowieso von mir selbst.

Bei mir und anderen beginnt so schleichend die Zeit des Unterlaufens der Dinge. Nachdem ich las, dass Vollbärte die Funktion einer der in Berlin jetzt überall vorgeschriebenen FFP2-Maske sabotieren, habe ich aufgehört mich zu rasieren. Die Folge ist ein kapitaler Talibanbart, so dass ich mir einbilde, dass mir die Religiösen auf der Weddinger Seite des Mauerparks bereits zunicken.

Ich könnte fast drauf wetten: Wahrscheinlich kommen sie, wenn sich alle jetzt erst Stoffmasken, dann OP-Masken und zuletzt FFP2-Masken gekauft haben, bald mit der Pflicht zu FFP3-Masken angeschissen. Und danach mit Gasmasken. Und am Ende mit einem zu kaufenden Strahlenschutzanzug. Kann ja nicht mehr viel kommen. Haben ja fast alles durch jetzt.

Ich lese auf einigen der unzähligen Telegramkanälen von renitenten Gegnern der großartigen Maßnahmen mit, einfach um mir selbst ein Bild darüber zu machen, ob das alles Nazis sind, wie sie von SAT1-Frühstücksfernsehen bis Tagesschau.de immer sagen oder ob das möglicherweise Desinformation ist. Und weil ich wissen will, was die wollen. Ich will immer wissen, was jemand will. Einfach weil ich dann weiß, was derjenige will. Das ist hoffnungslos altmodisch, nennt sich Informationsfreiheit und ist eines dieser komischen Grundrechte, die sie jetzt Privilegien nennen.

Aktuell werden die relevanten Gruppen dieser Opposition mit Nachrichten von Typen überschwemmt, die auf den Coronamasken sog. Morgellons entdecken und davon massenhaft Bilder und Videos posten. Ich habe mich eine Weile eingelesen und komme zu dem Ergebnis, dass das für mich in einer Liga spielt mit Chemtrails, dem weltwirtschaftsforischen Chippen durch die Impfung und der Information, dass Angela Merkel eigentlich ein Reptil ist. Es ist ein Krankheitsbild. Ich glaube diesen Informationen nicht.

Aber sie beeinträchtigen mich, denn diese Morgellonschwemme macht viele dieser Gruppen inzwischen quasi unlesbar, weil Sie aus 1.500 täglichen Kommentaren in so einer Gruppe mühsam die Fakes und das pathologische Psychopathengelalle rausfiltern müssen, damit wirklich Lesenswertes übrig bleibt, was bei manchen Gruppen so unmöglich geworden ist, dass ich sie verlassen habe. Nicht unwahrscheinlich ist, dass das der Zweck der Übung ist. Dass Leute diese Gruppen verlassen. Desinformation. Störfeuer. Weißes Informationsrauschen durch schiere Masse. Metaphorische Neutronenbomben im Infokrieg. Und Telegram das Schlachtfeld.

Zeit für Lesezeichen, schauen Sie doch mal anderswo:

Hier zuerst der Rant des Monats, der so hammerhart rockt, dass ich mir den gleich drei Mal hintereinander reingeböngt habe: British tv newsman loses it during story on diversity. Moneyquote: „We don’t call it skinny latte any longer, Sir. Because that phrase is considered fat shaming.“ Was? Ja. Kanzeln bitte, schnell kanzeln. Problematisch. Nadsi. Ich bin betroffen. Distanziere mich auch. (Sterbender Schwan)

Und einen noch hinterher: Best of Narcissists and Social Media (via). Wenn Aktivismus auf Eitelkeit trifft, kommt das bei rum.

Principia Discordia

Das ist der Text in diesem Monat, der mir am meisten Spaß gebracht hat. Kräftig. Rund. Eloquent. Dennoch gelassen. Ganz stark.

Grundgesetzleugner. Eine Revue (1)

Der Satz der Sätze: „Man muss irgendwas machen.“

https://allesdichtmachen.de/

Ja, kennt jeder inzwischen. Mir tun diese Statements gut, auch wenn der Mob die Zahl der noch verfügbaren Statements von 53 auf 29 runtergeregelt bekommen hat. (Dass dieses aggressive Zurückbellen ins Glied niemanden von denen stört, die immer von Toleranz und Meinungsvielfalt seiern, zeigt mir viel dieser Tage. Merken die nicht, was das für ein Bild abgibt?)

In der Angststörung gefangen

Angenehm unaufgeregt kommentiert. Kunst ist frei, haben sie mal gesagt. Und dass Satire alles darf. Naja.

Zu dem fürchterlichen Affront der opponierenden Kulturschaffenden hier in Reihe ein paar sehr schöne Statements:

Gastbeitrag: #AllesDichtMachen-Initiative – In die Offensive und wieder zurück ? Eine Analyse von Manaf Hassan

Ich distanziere mich von mir

Die typisch deutsche Lust am Sündenbock

Die neuen Pharisäer

Noch aus dem März, aber nach wie vor großartig:

Wie es jetzt weitergeht

Grundsätzliches:

„Dieses Infektionsschutzgesetz liegt mir wie ein Stein im Magen“

Ok. Prantl. Einer von der Presse. Und trotzdem kein Maßnahmenkettenhund. Wenigstens einer.

Hier bin ich Mensch, hier will ich nicht sein

Vom momentanen Übel des städtischen Raums. Mein Empfinden ist das auch. Stadt suckt momentan.

Pressematerial Deutschland-Barometer Depression 2021 (via)

Lass ma. Interessiert doch keinen. Lockdown!

Verschwörungslegenden

Eine beeindruckende Fleißarbeit. Wie in jedem Krieg geht es auch bei diesem Informationskrieg nicht um Wahrheit (die stirbt), sondern um Lufthoheit. Und die wird mit den Mitteln hergestellt, die immer schon angewandt wurden: Desinformieren. Lächerlichmachen. Der übelsten Gestalt die meiste Aufmerksamkeit geben. Agent Provocateurs einschleusen, die Strukturen und Köpfe zersetzen. Dann langsam austrocknen lassen. Hier, meine persönliche politische Erweckungsphase: Kennen Sie noch Occupy? Den doch sehr breiten Protest gegen die Bankengier? 2011 so? Sie haben damals den bekifftesten verzotteltsten abseitigsten Gestalten ihre Mikros unter die Nase gehalten und das Kuriositätenkabinett als Freakshow zusammengeschnitten bei Spiegel TV abgespielt. Dreierschlag und das Ding war platt. Desinformiert. Abgesägt. Gespalten. Am Ende saßen vor den Bankentürmen nur noch ein paar Schamanen, Heilkräuterhexen, Körnerfresser und Obdachlose, über die man dann noch einmal kurz Häme ausgeschüttet und das Thema Banker und ihre Gier dann beerdigt hat. Das ist das Skript. So wird Protest befriedet. Und es klappt immer.

Coronoia: Volker überhört die Signale

Genau das. Reihte sich der Pispers auf seine ganz alten Tage doch noch hinter der Regierung ein. Ich habe zu viel Respekt vor Volker Pispers Lebenswerk, um das abfällig zu kommentieren. Eines nur in aller Milde: Vielleicht ist das der gleiche Effekt wie wenn Menschen im hohen Alter plötzlich religiös werden. Oder auch er hat jetzt einfach nur Angst. Wie sie alle. Kann sein. Ist nur menschlich. Ich schaffe es nicht, das zu verurteilen.

Liebe neue Antifa

Boom. Brett. (via)

Hirnsudelei vom Orgelmann – April 2021

Heuer war er schneller am Start. Moneyquote: „Loriot hätte heute vermutlich Berufsverbot.“ Na das nicht, aber der Rundfunkrat würde ihn nicht mehr ausstrahlen.

Baerbocksche Dorfstraßen

„Kann man sie nicht mit Parolen kriegen, muss man sie zwingen. So schlicht ist das Weltbild, so war es immer, so wird es immer sein.“

Jetzt wollen die Grünen gar das Träumen verbieten

Vom Indianerhäuptling, den man auch nicht mehr sagen darf. Hier: Ich habe als Kind verkleidet als Cowboy verkleidete Indianer abgeknallt. Mit der Platzpatronenpistole. Geht das korrekt? Kann man das sagen? Doch, entspannen Sie sich, das wird lustig, wenn Grün hier bald das regierende Bürgermeistersternchen und das Kanzleramt stellt. Ein nie versiegender Quell von Groteskem. Gründen Sie noch heute einen Blog und schreiben Sie drauflos. Sie werden es bereuen, täten Sie es nicht.

Alexa oder Fernsehturm: Gebäude, die wir in Berlin nicht mehr sehen wollen

Wunderschön geschriebene Verrisse. Alexa, Spreedreieck, Meininger Hotel. Drei Berliner Potthässlichkeiten, die so präsent und gleichzeitig abstoßend in keiner anderen Stadt gebaut werden könnten, weil sich die Verantwortlichen eine solche Beleidigung des öffentlichen Raums verbitten würden. In Berlin geht jedoch wie immer alles. Der einzige Konsens bei Neubauten: Bitte so beschissen wie möglich. Wir sind nämlich Berlin. Beschissensein ist hier Richtschnur.

Vom Schwächeln des Sozialen

Abgesang auf eine Kneipenkultur, die mit bemerkenswerter Brutalität im Lichte des alles plötzlich beherrschenden Gesundheitsschutzes abgeräumt wird. Es ist vermutlich sogar ein willkommener Nebeneffekt für manche. Passt nicht mehr in die Zeit, die vieles andere nicht weniger brutal gleich mit abräumt. Muss alles weg. Eh zu alt. Zu weiß. Zu Mann. Zu viel Alkohol. Zu wenig Kontrolle. Kneipen werden jetzt halt auch dekonstruiert und sind damit endlich mal voll im Trend. Die Bockwurst in dem Warmhalteding mit der Heizspirale ist ja eh nicht bio.

Sarah Wagenknecht zur Intensivbettenauslastung

Ich würde die Linke gerne wählen, kein Scheiß, sehr gerne sogar, aber nur mit Frau Wagenknecht an der Spitze. Es ist ein Elend, dass Links immer die charismatischsten Köpfe zersägt und zum Schmoren in die Ecke stellt, um stattdessen abgehobene ideologische Apparatschicks zu installieren, von deren Attitüde mir schlecht wird. Wie im Moment.

Sträter bei Krömer (via)

Krömer und Sträter fangen nach etwa zehn Minuten an, offen und erfrischend über ihre Depressionen zu reden. Und das wird natürlich gefeiert. Ich stehe ambivalent dazu. In diesen superwoken Zeiten, in denen Celebrities mit allen ihren Befindlichkeiten durch die Manege reiten und sich für ihren Gratismut feiern lassen, geht natürlich auch das. Der Applaus ist garantiert. Das ist Showbusiness und auch das kann man heute bringen, ohne dass es groß schadet, im Gegenteil.

Hier für Sie mein Nähkästchen: Wenn ich das im Borgwürfel mache, bin ich erledigt. Und zwar noch in der selben Woche, in der ich das irgendwem erzähle. So einen wie mich lässt dann sofort niemand mehr an die Kunden, sondern vergräbt ihn erst irgendwo an einer Stelle, an der kein Tageslicht scheint, und entsorgt ihn dann später halbherzig sozialverträglich mit Hilfe der Krankenkasse. Worauf diejenigen, die meinen Platz einnehmen wollen, gewartet haben werden.

Weswegen ich das weiß? Ich wäre nicht der erste. Wir sind die Nr.1-Burnoutbude, die Schwächelnde zügig ausscheißt, weil sie nicht mehr nutzen. Bei uns schaden Befindlichkeiten nur dem, der welche hat.

„Just pooping“ – Ekelfeminismus

Gut erkannt. Engel kacken nicht. Und wenn, dann riecht die Kacke nach Vanille. Oder Rose. Lavendel wegen mir.

Sexlosigkeit nimmt zu: Was sind die Gründe

Ich kann das nur nochmal bekräftigen: Das ist gut so. Spart Nerven. Irgendwann wird es Sexroboter mit frei einstellbaren Fantasien in einem Virtual Reality-Raum geben, dann ist das zwischenmenschliche Gestresse endgültig Geschichte. Das ständige Geseier. Die entnervenden Diskussionen. Vorwürfe. Gebrülle. Nie erfüllbare Erwartungen. Und die ganzen Kosten, jemanden auszuhalten, der einen nervt. Weg. Zack. Braucht keiner mehr. Das wird großartig. Ich hoffe, ich erlebe das noch.

Und ganz zuletzt noch ein altes Ding aus 2018, ausgegraben vom Nowhereman: Altstoffsammlung.

Was soll ich jetzt noch dazu sagen? Er wusste es immer schon. Immer schon wusste er das. Und ich bin wie immer spät dran. Mein Leben. Ich laufe gerne mal zu lange in komische Richtungen. Und immer merke ich es zu spät.

Netflixscheißdreck des Monats ist ein Film: Freaks – du bist eine von uns. Wenn Deutsche einen Superheldenfilm machen, dann wird er zutiefst platt, moralisch, holzschnittartig und natürlich sexistisch (Männer sind aber wirklich echte Volltrottel, kuck dir die mal an). Dazu miese Superspezialeffekte. Triefende Hochmoral. Dümmliche Dialoge. Räudige Kulissen. Diversity nach Reißbrettart. X-Men für ganz Arme. Hallo Filmwelt. Deutschland macht ’nen Superheldenfilm. Börks.

Das einzig Gute an dem Film ist der Track während der Endcredits: Antifuchs – Schutzschild. Sehr schöner kommender Sommerhit für den Ghettoblaster auf meinem Balkon, wenn der drecks Kinderchor gegenüber wieder bei offenem Fenster übt.

Noch ein beschissener Film (ja, danke, ob, musste das sein…): Days and night. Bei Wikipedia steht ein Zitat, das es abschließend auf den Punkt bringt: Der Autor und Regisseur „has nothing to tell and nothing to say.“ And that’s it. Eine große Verschwendung von Talent. Der arme Jean Reno. Dem sieht man im Film so richtig an, wie er leidet. Was für eine Zumutung. Überflüsskeit in quälenden zwei Stunden. Ich kann Ihnen nicht mal sagen, worum es ging. Weißkopfadler. Ein Nest. Fleisch zu essen. Irgendwer ballert. Sonst wird eine Menge Zeug gequatscht, das ich schon zehn Sekunden später vergessen habe.

schnüff…

Aber auch Amazon Prime kann Scheißdreck. Ich habe Wir Kinder vom Bahnhof Zoo gesehen. Ja. Remakes sind immer scheiße und dieses hier ist es auch. Aalglatt. Steril. Ätzend dialoglastig. Von quälender Langweiligkeit. Ganze Szenen plump von Trainspotting, dem großartigen und sowieso einzig wirklich zulässigen Heroinfilm, geklaut. Die Kulissen dabei grottig, weil unpassend hochglanzpoliert. Postkartenkack. Nicht auch nur in Ansätzen kommt die apokalyptische Stimmung des Originals rüber. Im Ergebnis Zeitverschwendung.

Der Cast ist auch weird. Eine Frau in den Zwanzigern spielt ein Mädchen, das zum ersten Mal ihre Tage kriegt und die Mutter sieht nur unmaßgeblich älter aus. In den Zwanzigern. Wie der Vater. Das passt nicht. Alles passt da nicht. Ist blöd. Mich nervt das so sehr wie das Gesamtwerk von Robot Koch, das sich durch alle Folgen zieht und auf Dauer soundtrackmäßig doch enorm öde wird, auch wenn ich Robot Koch mag, aber nicht acht Folgen lang in Dauerschleife. Ein. Falls. Los.

Fragen, die sich mir generell stellen: Musste das sein? Kann man Frau F. nicht endlich mal in Ruhe lassen? Sie ist ’ne alte Frau inzwischen. Sowieso: Wär‘ es mal eine Option, derart anfällige Leute, die anerkanntermaßen genug mitgemacht haben, vor sich selbst zu schützen, statt sie immer wieder durch die Manege zu ziehen und mit diesem genüsslichen Voyeurismus auszuweiden? Mit vollem Namen? Sie nie loszulassen? Immer wieder reinzudrücken in die alte Suppe? Nein, überflüssig, der Mist. Ärgerlich auch.

Ich dachte auch erst, sie können aus historischen Gründen ihren üblichen postmodernen Identitätsmist und die plumpe Frauenverherrlichung dieses eine Mal nicht unterbringen. Weil’s das damals noch nicht gab. Aber gefehlt. Ab Folge Fünf, wenn es fürs Abbrechen zu spät ist, geht es los: Die Männerrollen werden vollkommen toxisch. Alle Arschlöcher. Oder labil. Oder labile Arschlöcher. Alle. Und Frauen sind halt auch auf Smack einfach großartig. Am stärksten. Wenn sie nur nicht dauernd von den Schimpansen trotz ihrer Stärke zum Opfer gemacht würden bla bla ha … orrr, furchtbar, typisch deutsche Serie, sie schaffen es, selbst aus diesem Stoff eine Frauenheldengeschichte zu stricken, keine Brüche, keine Doppeldeutigkeiten, keine Zwischentöne, null, plakativ bis zur Zahnschmerzgrenze und maximaler Kontrast im Sinne der Sache. Die wirklich überall rein muss. Überall. Inzwischen egal wo. Demnächst: Doku im WDR über Flugdinosaurier im Paleozän. Mittendrin zwischen Austriadactylus und Rhamphorhynchus eine Genderbeauftragte im Filzrock, die erklärt, warum Männer blöd sind.

Besser mal eine halbe Stunde gutes Zeug schauen, hier, geben Sie sich das mal, für lau: Kurzfilm: Die besonderen Fähigkeiten des Herrn Mahler. Groß, wirklich groß.

(geklaut mit Genehmigung von Netz 10)

Musik: Ich habe eine Neuentdeckung neuentdeckt, als ich durch das last.fm-Profil einer benachbarten Hörerin gescrollt bin: Michelle Gurevich, die sich französisch anhört, aber aus Dänemark kommt. Flash. Ihre Selbstbeschreibung lautet Writer of ballads. Was für eine Untertreibung. Was für ein Scheffellicht. Was für eine Stimme. Was für ein ungewöhnlicher Sound. Wie eingängig, aber doch angemessen sperrig. Für die Homophoben unter Ihnen, die mir wahrscheinlich immer noch folgen (warum eigentlich?): Die Musik dieser Frau ist wunderbar schwul. Ich feiere das. Kommen Sie drauf klar.

Warum schwul? Keine Ahnung. Die Musik löst bei mir was aus. Ich bekomme Bock auf Tanzen. Oder ficken. Oder beides.

Es ist bei mir der selbe Effekt wie bei Sade Adu. Die ideale Musik zum blöd stoned rumtanzen. Oder zum stundenlangen ficken. Geschmacksache. Weiß ich ja.

Noch mehr schwule Musik (sorry, not sorry, nochmal, kommen Sie klar): Lana del Rey hat ein neues Album namens Chemtrails over the Country Club. Ich mag das Gesäusel von Lana del Rey immer schon sehr (ja, Klischeetucke, weiß ich selbst). Sie ist nie so gefällig wie es erwartet wird. Selbst ihr Hit, der wunderbare Track Summertime Sadness, ist mir nach all den Jahren noch nicht über.

Das neue Werk kommt noch sperriger daher als sonst und dürfte den Chartmusikfreunden noch weniger gefallen. Das ruft natürlich die Krieger aus den Haltungsredaktionen auf den Plan, die das Werk gleich wieder als feministisches Statement gegen Rollenklischees ausrufen. Nervt beides. Ich finde es beeindruckend, wie die Frau es, ohne gleich wieder plakativ zu werden, vermeidet, Erwartungen zu bedienen und die teilweise vernichtenden Reaktionen stoisch einsteckt. Das gefällt mir. Teils nicht so sehr gefallen mir manche Tracks des Chemtrailswerks. Die ganz hohen Töne liegen ihr nicht, ich muss diese Songs skippen, weil ich deren Schiefheit nicht ertrage. Gewohnt gut sind die Songs, die sie in der gewohnten Tonlage singt, was jetzt auch wieder was mit Erwartungen, eingefahrenen Klischees und meiner mangelnden Flexibilität, Frau del Rey was Neues einzugestehen, zu tun hat. Ja. Weiß ich doch selber. Ich bin nicht besser als Sie. Als alle. Kein Stück.

Essen zuletzt wieder:

McCan Food, Döner, Wedding: Ich habe im Volkspark Rehberge gechillt. Wie es so ist, wenn man den ganzen Nachmittag komplett durchkifft, kommt irgendwann der Hunger nach fiesem Fettgrind, den die Pringles Sour Cream mangels Substanz nicht mehr unter Kontrolle bekommen. Der nächste Döner von meinem Chillpunkt aus war der hier auf der Seestraße, mit 3,5 Sternen bei Google schon mies bewertet. Natürlich kommt raus, was rauskommen muss: Brackig. Keksig. Grindet lange aus dem Magen hervor nach. Später habe ich ihn wieder komplett ausgekotzt, was möglicherweise aber auch an der Flasche Bunnahabhain 12 gelegen haben mag, die ich aus Anlass feinsten Gottkaiserwetters geleert habe. Can as McCan can. Lohnt nicht.

Das sperrpolizeilich begründete Essen auf einem Verteilerkasten statt im Lokal ist in dieser Gegend kein Problem, einfach weil die versiffte Müllerstraße mit ihrem keimigen Leopoldplatz zu weit weg ist. Die Kästen hier sind sauber, unbepisst und unbekotzt. Sie können zu Lockdownzeiten problemlos darauf essen.

Berlin Tantuni, türkisch, Neukölln: Flughafenstraße. Meine alte Hood. Der Ottomotor unter den Restaurantreviewblogs hat vor ein paar Jahren diesen Laden empfohlen und was sie da hatten war tatsächlich phänomenal. Deutlich besser als Döner. Gutes Zeug. Jetzt 2021 hat es nachgelassen und ich muss das anprangern. Geschmacklich gut immer noch, aber klein geworden. Ein Miniding für nen Fünfer. Ich müsste zwei für ’nen Zehner nehmen, um mittags einigermaßen satt zu werden. Ich weiß ja, schleichende Inflation, steigende Gemüsepreise wegen geschlossener Grenzen bla, aber trotzdem schade.

Das mit dem zum Essen erforderlichen Verteilerkasten gestaltet sich hier in der Gegend etwas schwierig, denn der nächste Verteilerkasten vor dem Tantuniladen stinkt nach Pisse und beherbergt Unmengen Unrat auf seiner eigentlich fürs Essen vorgesehenen Oberfläche. Der Verteilerkasten auf der Flughafenstraße ist von einer Baustelle eingezäunt und taugt daher ebenfalls nicht. Auch die Fahrradständer auf Höhe des Libanon Falafels sind nicht geeignet, da sie von Libanonfalafelfressern belegt sind. Ich kann Ihnen den St.Jacobi-Friedhof Richtung Hermannplatz empfehlen, er bietet saubere Sitzgelegenheiten und eine schöne Umgebung aus Tod und Verwesung.

Shanius House of Noodles, asiatisch, Wilmersdorf: 2016 bei dem hier entdeckt und für außergewöhnlich gut befunden. Seitdem esse ich da öfter, wenn ich in der Gegend bin. Gibt jede Menge kranken Shit da. Hühnermägen, Rindermägen, Schweineohren. Ja, Sie kriegen auch Ente Kross, Eierreis und so Kram, aber wer will das schon, wenn man Rindermägen haben kann.

Die Verteilerkästen der Gegend sind sensationell in Schuss. Ist ja auch Wilmersdorf. Gutbürgerlich gehoben. Für Berliner Verhältnisse wenig asozial. Alles andere hätte mich enttäuscht.

Betty n Cathy, Prenzlauer Berg: Kollwitzplatzshit. Müttercafécrap. Zu normalen Zeiten hätte ich das Ding in Grund und Boden verrissen, weil es ein typisch nerviger Prenzlauer Berg-Treff affektiver Upperclassdesignerinstagramerbengesichternervensägen (eure deutsche Sprache ist so cool) ist, deren Anblick mir schon von weitem auf den Sack geht. Neben Ihnen am Tisch eine Gruppe solcher Schnösel zu haben ist die Hölle und kann Ihnen das beste Essen verderben. Jetzt ist aber Corona, der Counter zum Essenbestellen verwaist und der Laden daher bei den Gewerbemieten der Gegend hier ein Untergangskandidat. So treu scheinen die affektierten Schnösel nicht zu sein.

Dabei ist es gerade jetzt dort gut zu essen, denn es gibt das schlimme Publikum nicht mehr, das dort sonst Hof hält. Kochen kann der Laden sehr gut und die Verteilerkästen als Tischersatz sind typisch kollwitzplatzedel und absolut tauglich. Sie können sich aber auch auf die Anhöhe des lustigen Wasserturms setzen und auf die blasierten westdeutschen Bonzen glotzen, die hier Eigenheim gekauft haben, können sich wundern, wie so etwas wie der Kollwitzkiez in Berlin passieren konnte und dann bitte schnell wieder zu Ihren normalen Leuten in Ihren normalen Schlumpfkiez gehen, damit das nicht abfärbt.

Zuletzt noch ein Schnelltipp: Wenn Sie auf der Schönhauser Allee am coronapleite gegangenen Kino Colosseum vorbeikommen, könnte Ihnen ein Pizzafenster mit dem Namen „Pizza to go“ auffallen. Klingt scheiße, kommt aber gut. Überraschend gutes Zeug. Für vorgebacken sehr gut. Dünner Boden. Auf Wunsch mit scharfem Öl. Gut, nein wirklich, echt gut.

Für einen Verteilerkasten als Essensunterlage empfehle ich in der Umgebung eher die Gleim- als die Stargarder Straße. Einfach weil der Gehweg breiter ist und Sie niemand beim Essen nervt. Das Essen auf den Stufen des alten Colosseums sollten Sie sein lassen. Dort ist es bepisst, manchmal bekotzt und auf jeden Fall komplett verdreckt. Das Kino hat ja zu, also macht dort in der Ecke keiner mehr sauber. Broken Windows Theory im Praxistest.

Bum. Kun. Tscha. Echt? Schon durch? Das war der April. Mehr war nicht.