Linkschleuderei vom 22. September 2022

If words control you, that means anyone can control you

Scott


Uh. Krass, seh‘ gerade, das Theodor Tucher ist dicht. Kennensenich? Das war eine arg blasierte Politikerschnöselsnobsammelstelle neben dem Brandenburger Tor. Das Ding war eine der ersten Restaurants, in denen ich meine ersten Geschäftsessenspesen mit irgendwelchen Controllerpansen verballert habe. Als ich noch dachte, ich müsse als junger, etwas doofer und mit Blendwerk um mich werfender Geck unbedingt einen aufgeblasenen Eindruck machen. Hey Partner. Lass mal am Brandenburger Tor essen. Hahaha. Kann ich alles abrechnen. Blink Blink. Ich hab’s gemacht, weil’s gewirkt hat, weil’s alle machen, weil’s wirkt. Wirkt halt.

Diese Episode, die ich Ihnen niemals erzählen würde, wenn Sie wüssten, wer ich bin, endete dann an einem Tag irgendwann 2010, an dem mir das Tucher so auf den Sack ging, dass mir übel wurde und ich es bei Qype verriss. Seitdem war ich ernsthaft nicht mehr da. In anderen Schnöselbuden ja, vielen sogar, Einstein, Grill Royal, Entrecôte, bis Tim Raue, aber dort nicht mehr. Weil mir da klar wurde, was ich da eigentlich tue und wo ich gelandet bin. Und weil ich wie alle Menschen entlarvende Seelenspiegel nicht mag, habe ich diesen hier verdrängt. Nicht mehr hingehen und gut. So einfach geht das. All said. Bye Bye Tucher.

Die Links. Read this:

Berliner Zeitung: Blackout-Pläne der Berliner Polizei: Das ist offenbar für den Ernstfall geplant

Kitzel Kitzel. Na? Freuen Sie sich auch schon so wie ich? Bin schon ganz wuschig. Wenn bei Minus Zehn Grad erst die Heizung und kurz darauf der Strom flöten geht. Decken. Vorräte. Infrarotheizung. 40 Gramm Gras. Wasserkanister. Campingkocher. Huh das wird aufregend. Endlich mal was los hier.

Bundesministerium der Justiz: Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland Art. 8

Ach krass, ich darf da rausgehen und sagen, dass ich die Regierung scheiße finde? Dass ihre scheiß Politik dazu führt, dass ich wieder mal für die Hurensöhne in den Konzernetagen blute? Nachdem ich Affe schon ab 2008 die Banken und ab 2020 die Pharmatrusts gesundgestoßen habe? Ja, krass. Da erzählen sie mir seit sieben, acht, neun Jahren, dass alle Kritiker der Regierung Nazis sind, die auf keinen Fall demonstrieren gehen dürfen und dann lese ich in ihrem komischen Buch, dass man das doch darf. Verrückte Welt. 

Oh. Wait. Nein. Geht doch nicht. Man darf’s doch nicht. Sagt der Kanzler: 

Rechtsanwalt Markus Kompa: Nimmt Scholz Demonstratrionsrecht nicht hin?

Mmmh. Okay. Mal sehen, ob ich der Logik folgen kann: Wenn Leute an meinem Protest teilnehmen, die die Regierung dort nicht sehen will, dann darf ich wohl doch wieder nicht gegen die Regierung demonstrieren, weil ich sonst automatisch einer von denen bin, die die Regierung dort nicht sehen will. Was für ein Dilemma.

September 2022: Putinknecht ist das neue Covidiot.

Hirnfick 2.0: Die Münch­ner Tui­le­rien im Superkrisenjahr

Ja. Nur ein Zitat. Das aber punktgenau eingerahmt. Top.

t-online: Biden erklärt Corona-Pandemie in den USA für beendet

Hasssprache. Und das aus dem Weißen Haus. Ekelhaft.

n-tv: Herr Lauterbach, erklären Sie die Corona-Krise für beendet!

Hasssprache. Überall Hasssprache. Coronazis. Querdullischwurbler. Covidiotenpandemie. Canceln bitte. Dass die das sagen dürfen.

BR: „Vollständig geimpft“: Ab 1. Oktober drei Corona-Impfungen nötig

Papperlapapp. Reicht nicht. Ich wär‘ für fünf. Oder sechs. Besser sieben oder acht.

Wirtschaftswoche: Geschäftsrisiko Ghosting: Wenn junge Bewerber einfach auf Durchzug stellen

Haha. Payback. Ihr dummen Wichser. Kein Mitleid.

agrarheute: PETA fordert: Sex-Verbot für fleischessende Männer

Peak Wokeness. Last Exit Freakshow.

Funk / ARD: Robert Habeck

Glitsch. Der öffentliche Funk läuft aus vor Erregung.

Blogsgesang: Abschwellender Blogsgesang

Oh schade. Ein Abschiedspost von jemanden, den ich über zehn Jahre las. Wirklich so. Die alten Blogs sterben langsam. Und gutes Neues kommt kaum nach.

Arthurs Tochter: Was weg muss

Kuckema, da isser. Der Handkäsfan. Hätte eigentlich ein Kochblog werden sollen.

Stimmt. So tot sind Blogs nicht generell. Eher haben sich einige transformiert. Professionalisiert. Werbeoptimiert natürlich. Und zwar in den einzigen Bereichen, die als Buchstabensalat noch Klicks bringen: Lifestyle (was Kochen impliziert) und Politik, hier tatsächlich aud dem stark aufsteigenden Ast die rechtskonservative Politik. Konkret: Die Reitschusters und Tichys, die streng genommen Blogs sind, feiern Klickerfolge über Klickerfolge, weil sie Themen besetzen, die andere nicht anfassen. Die Rechte war nie weg, sie war nur unsichtbar. Und jetzt kommt sie wieder.

Alle anderen Blogs sind wirklich tot. Die Literaturblogs, die eloquenten Schreiber, die Wortspieler, Sätzejonglierer, die interessanten Tagebuchblogger, mit ihnen die alten Alphas der frühen „Blogosphäre“, die nur noch Geschichtsschreibung ist. Abgesifft, verwaist, gelöscht, erstarrt in ewiggleichen Phrasen, untergekrochen in den öffentlich-rechtlichen Anstalten, bei Springer oder bei der korrumpierten Haupstadtpresse drehen sie sich in Eitelkeit um sich selbst, in beiden Händen verschiedene inzestuöse Medienpreise, für die sich außer sie selbst niemand mehr interessiert. Verlinkt wird nun endgültig gar nichts mehr und von publizistischem Einfluss auf das Geschehen (der mal ein wenig da war vor zehn, zwölf Jahren) ist nichts mehr zu spüren. Ein paar letzte Hängengebliebene harren in den Nischen noch aus, spielen an sich selber rum und mehr passiert nicht. Denn wir haben lange schon neue Medien. Youtube, Insta, Tiktok. Die Karawane ist längst weitergezogen, hat die Alten und Siechen zurückgelassen und der Rest ist Schweigen. Mehr is‘ nich‘. Pipi. Kacka. Kuck mal meine Vorhaut. Kann ich zurückziehen. Flump.

Foodcontent wieder zum Schluss. Gefressen und maßlos gesoffen habe ich im Hofbräuhaus zu Berlin. Ja, gibt es. Ein Hofbräuhaus. In Berlin. Und es ist ein absurder Anblick. Ein Touristenstall voller Verstrahlter aus der ganzen Welt, die hier Haltung, Gleichgewicht und jeden Anspruch auf Respekt verlieren, bedient von kostümierten Schießbudenfiguren mit Lederhose und Dirndln und beschallt von „Schatzi zeig‘ mir ein Fotooooooooo!“.

Aber das ist gut, sehr gut sogar, denn es zeigt mir das Deutschland der Mehrheitsgesellschaft, die im supergrünen Wokenessberlin eine Minderheit ist: Aufgeblasene Plastiktitten, Schlauchbootlippen, Pumperarme, fiese Tattoos, Himmlerkantenfrisuren, peinlich besoffene Männer grabbeln an noch peinlicher besoffenen Frauen herum, ich kriege von so einer Schützenfestatmosphäre, wie Sie sie vermutlich von der Dorfkirmes, sächsischen Straßenfesten und dem fucking Kölner Karneval kennen, ja sonst nix mit. Ich bin verpuppt in einer Blase aus Bioladen, Veganerhandzetteln und immer neuen Handlungsanweisungen aktivistischer Aktivisten aus dem Internet, die jeden Tag neu festlegen, was gesagt, getan, getragen oder im Gegenteil nicht gesagt, nicht getan und nicht getragen werden darf.

Aber mir gefällt der Laden nicht. Blödes Hofbräuhaus. Es ist auch eine Preisfrage in so einer Abmelkstation. Ja, die Haxe ist gut, sie kotzt sich wegen des krasses Fetts später auch recht fluffig, aber Sie legen dafür amtliche 30 Euro hin. Wenn Sie dazu wie ich noch Obstler und Maßbiere saufen, dann sind Sie bei drei Personen bei 270 Euro. Für nen Saufabend. An dem Sie von den kostümierten Schießbudenfiguren alle drei Minuten gefragt werden, ob es noch was sein darf, auch wenn Ihr Bier noch halbvoll ist oder gerade erst der Schnaps hingestellt wurde. Melk Melk. Nerv Nerv. Auch wenn es vorher hätte klar sein müssen, aber jetzt weiß ich es wenigstens: Ein blöder Ort.

Das Rezept. Wollen Sie Ihrem Kind Gemüse beibiegen? Est this: Blumenkohlauflauf mit Cheddar. Aber nein, hat mit gesund nix zu tun. Die Fettbombe verkürzt Ihr Leben um locker zwei Jahre, aber es schmeckt. Muss einem auch mal wert sein das.

So. Reicht. Hab‘ zu tun. Tschö. Bis bald.