Linkschleuderei vom 9. September 2021

Meinungen im öffentlichen Raum sollten einer strengen, umfassenden medialen und gesellschaftlichen Qualitätskontrolle standhalten. Die öffentliche Repräsentation von Meinungen muss nach Qualität erfolgen.

Jan Böhmermann


Wer ohnehin die wie eine Steuer aufs Wohnen erhobene Rundfunkabgabe erhält, ganz gleich, was gesendet wird, der braucht sich auch bei der Verhöhnung seiner Zuschauer und ihrer Intelligenz nicht in falscher Höflichkeit zurückzuhalten.

Lumières dans la nuit


Frage: Wieso haben eigentlich so viele der früher hochnotkritischen Geister plötzlich damit angefangen, Politikern irgendwas zu glauben? Dem grinsenden Söder. Dem feixenden Spahn. Der schmunzelnden Alten auf ihren letzten Metern. Versteh ick nich. Ich glaube denen nix. Nicht einen Buchstaben. Kein Wort. Und schon gar keinen Satz. Das sind Politiker, meine Güte.

Die Links. Read this:

Piraten Leverkusen: Warum die Leverkusener Piraten Dr. Karl Lauterbach unterstützen

Der schon so lange tote Parteikörper schneidet genüßlich immer weitere Stücke aus seinem verwesenden Fleisch.

n-tv: Lauterbach warn… Klick. Weg.

Noch mehr seltsame Unterstützer seltsamer Dinge:

W&V: Bela B. und andere Künstler rufen auf, grün zu wählen

Gut, es sind die Ärzte, diese Staatspunkhofnarren (nur ohne Schellen). Und deshalb immer schon ganz arg egal. Viel schlimmer: Wir haben Sven Regener verloren. Der/die alte Kreuzbergliterat🤡in trommelt jetzt für Grün.

(vielleicht liegt es an meinem monokulturellen Bioschlumpfbezirk, in dem ich wohne und der meine Wahrnehmung trübt, aber das Dauergefeuer scheint mir deutlich zuzunehmen die letzten Tage und lässt erahnen, was noch aus allen öffentlich-medialen Rohren kommen wird die letzten zwei Wochen: Grünwählengrünwählen! Grün wählen! Wähl jetzt endlich Grün verdammt!)

Politicker: Die Evakuierung aus dem Kabul

Ja, was soll man dazu noch sagen… außer بشپړ احمق…

Telepolis: Genderkorrektiv

Ich bin da wirklich entspannt. Diesen absurd gewordenen Kulturkampfversuch einer aufgeregten Horde von in einflussreiche Positionen gegenderter Sprachkriegerenden, mit dem sie vermutlich bei der breiten Masse kein Stück durchkommen werden, was nur zu einem festgefahrenen Sprachgewürge zwischen der eifernden Obrigkeit und dem bockigen Pöbel führen wird, kann man sich auch von der Seitenlinie anschauen. Mampf Mampf. Pringles Sour Cream and Onion. Für später noch Nic Nacs. Und Sie? (via)

faz: Beamter ruft sich stundenlang selbst an, um Zeit totzuschlagen

Total cool. Ehrlich. Würde ich auch machen. Geld kommt ja eh, egal für was. In so einem Verwaltungsgrab.

Keine Ahnung übrigens, was die in Berlin auf diesen runtergefickten Ämtern so alles machen, um die Zeit totzuschlagen. Aber eines weiß ich: Mein nächster Termin bei der schlumpfigen Berliner Verwaltung in einer lausigen Personalausweissache ist in zwei Monaten. Am Bürgeramtsarsch von Zehlendorf. Weiter weg von meinem Wohnsitz geht nicht. Spandau wäre vielleicht genauso schikanös gewesen, aber da schicken sie wahrscheinlich die Leute aus Köpenick hin. Böh. Zwei Monate. Vorher gab’s nix. Vielleicht frage ich mal die Verticker im Görli, ob die auch mit Bürgeramtsterminen handeln und ich denen für ’nen Fuffi für morgen einen abkaufen kann. Haha. Würde Berlin gut stehen, wäre das so.

bitterlemmer: Ich bin an einem Atomkraftwerk vorbeigeschwommen

Verstrahlt. Und neutronisch. (via)

Kafka on the road: Blue hour

Im Wedding ist alles möglich.

fragmente: im trüben (2)

Bärtige Männer mit Bauchtasche und SUV, Glatzkopf mit Styroporbox im Kofferraum, die „soon will the Wellerman come“ hören. Waschanlagenbilder.

Chris Kurbjuhns Netzecke: Splitterbrötchen (DCCCLXI)

Das kulinarische Lowlight ist der Knaller. Aber ehrlich mal, wer bestellt denn auch Schweinefilet beim Italiener…?

Dann war ich das erste Mal seit ich mich nicht mehr erinnern kann bei einer Veranstaltung. Mit echten fremden Menschen. Denn „Querleugner“ (gnihi, komm, der ist gut, in diesen superaufgehetzten Zeiten kann man den bringen) Nikolai Binner hatte in den Kohlenkeller der Kohlenquelle zum Cancelled Comedy Club geladen. Und das passt. Mit so einem Programm müssen Sie heute tatsächlich in den Kohlenkeller zum Lachen gehen. Obszön, derbe, nullkorrekt, gegen alle Striche. Geladen hatte er vier Künstler und eine Künstlerin, die nach dem Prinzip der offenen Bühne einfach ihr Zeug ausprobieren. Oft klappte es, manchmal nicht. Bemerkenswert waren die drei dunkelhäutigen Comedians des Abends, die nicht nur verdammt gut waren, sondern sich drüber lustig machten, wie sie von verhaltensauffälligen hellhäutigen Aktivisten gesagt bekommen, was auch von ihnen inzwischen noch gesagt werden darf und vor allem was nicht mehr. Funny. Da geraten ganze Weltsichten ins Wanken, Schablonen verfallen und Zerrbilder platzen. Dekonstruktion der Dekonstruierer. Und das ist gut so. Comedy ist hier im Kohlenkeller der Kohlenquelle wieder subversiv und eben nicht staatstragend, und wird damit endlich wieder der Aufgabe von Humor gerecht. Mein Support ist dafür sicher.

Das Konzept, jungen unkorrekten Künstlern die Bühne für Dinge zu bereiten, die sie woanders nicht mehr bringen können, seit das Overtonfenster enger und enger wird, wollen sie weiter machen, möglicherweise auch an diesem dafür außerordentlich geeigneten Ort meines sonst sehr popeligen Bezirks. Wenn das klappt: Mein Eintrittsgeld bekommt ihr. Sie sehen mich da gerne öfter.

Bei der Gelegenheit eine kleine Übung in Doppeldenk. Kucke. Das hier war früher Punk und links (und sehr cool): Sich fügen heißt lügen. Ich lasses mal so steh’n…

Foodcontent. Gekocht habe ich des Arturs Tochters Rindersteak in asiatischer, umamibombiger Steak-Marinade. Sehr geil, sicher, wenn man es nicht wie ich zu heiß im Wasserbad kocht. Ich habe auf diese Weise Filet und Entrecôte für 40 Euro backsteinisiert. Möök. Ich muss das nochmal machen irgendwann, denn die Marinade ist in der Tat sehr geil. Das weiß ich, denn ich habe sie mit Hühnchen wiederverwendet. Das habe ich hingekriegt. Immerhin.

Gefressen habe ich heuer bei Kumpel & Keule in Kreuzberg, die endlich wieder aufgemacht haben. Es gab Fleisch. Es gibt eigentlich nur Fleisch dort. Und das können sie gut. Meisterhaft. Ich suche ja nie Fehler (sie kommen immer zu mir) und hier gibt es sicher auch keine. Ein ausgezeichnetes Lokal.