Hirnsudelei 05/24

Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden.

Artikel 4 Absatz 3 der lustigen Kladde


Hallo zusammen. Und willkommen zum heißesten Mai seit 800 Milliarden Jahren. Backofen. Ostkokaine. Präsidenzlos defensieg verendet.

Die warmen Temperaturen sind im Ortsteil Prenzlauer Berg pures optisches Mett und ich warte auf den Tag, an dem Birkenstockpantoffeln zu Nazimode deklariert werden und niemand dieser gruseligen Menschen mit diesen fürchterlich verwachsenen Füßen diese Ekelbotten mehr im öffentlichen Raum meiner Stadt tragen darf.

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Währenddessen hat Gigi D’Agostino ausgerechnet auf Sylt seine Unschuld verloren. Döp Dödö Döp. Eigentlich ein tanzbarer Partyhit immer gewesen, an den ich gute Erinnerungen an unbeschwerte Phasen ohne Gedanken an morgen hatte.

Bisher.

Jetzt ist der uralte Track plötzlich eine Hundepfeife und man kann ihn nicht mehr spielen, ohne an Sylt, grinsende Bärtchenmimer, Aperolgläser, Polohemden, Umhängepullis, Sportwagen vor Nobelbars und eine in diesen jungen Jahren für immer ins Klo gespülte Reputation zu denken.

Wie doof man sein kann? Sehr doof natürlich. Vor allem in so einem Alter, mit Nervengift im Blut, das die Zunge löst und den immer aufnahmebereiten Kameras anderer Menschen, deren in den viralen Orbit geschossenen Mitschnitte vom Superscheißebauen kein Papa der Welt mehr einfangen kann. Aye. So doof kann man sein.

Beisenherz via Rose bitteschön.

Ich bediene andere Fronten. Hier kommt der immerlächelnde, superpositive Gen Z-Lauch, der sich immer wie ein Kek über mein Fluchen (fick die Husos von der Buchhaltung) echauffiert, aus dem Homeoffice, in dem er lebt und klebt, endlich mal wieder ins Büro und es laufen mir die alten Sleaford Mods in der Boombox. Zehn Jahre alt, der Shit inzwischen. Weetabix, England, fuckin‘ shredded wheat, Kelloggs cunts, on bleak shiz, hard cock, the green light don’t stop.

„Heyyyii. Lass ruhig laufen. Was hörst du denn?“

„Nichts für deine lauchige Generation. Da wird geflucht.“

„Arsch.“

„Gnihi. Geht doch.“

(nein, ich mag‘ den, so schlimm sind die nicht, nur ein wenig weich.)

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Laufsportcontent: Ich habe einen Ernährungstipp für Sie und nein, lassen Sie Eiweißriegel, Powergel und Hülsenfrüchte stecken, ich rede von Rindfleisch und Bier. Am Abend vorher. Ein schönes Stück Braten oder geschmorte Rippe, dazu zwei bis drei Bier. Das Ganze etwa zu 19 Uhr oder halb acht, so dass der Körper das vor dem Schlafengehen nicht mehr ordentlich verdaut bekommt.

Keine Ahnung, warum das bei mir muskelkraftmäßig so knallt, aber ich ziehe mir am nächsten Tag ohne irgendwelche Powergels oder so Mist bis zu 25 Kilometer Strecke in den Körper, ohne irgendwas zu spüren. Oder zu brauchen. Laufen wie auf Wolken. Die Beine ziehen durch. Problemlos. Würde ich einen Biologen kennen, würde der mir die physiologischen Zusammenhänge sicher erklären und ich würde es nach einem Tag vergessen. Wer braucht schon Erklärungen. Hauptsache wirkt. 

Ich bin inzwischen ganz weg von den teuren, chemieklebrigen, supersüßen Powergels, weil die durch die Bank widerwärtig schmecken und mir nicht die Kraft geben, die von ihnen erwarte. Ich fresse jetzt eine halbe Stunde vor dem Lauf maximal noch eine trockene Schnitte von so einem Vogelfutterkörnerbrot, also eines, das diese hängengebliebenen verhärmten Vogelscheuchenmütter, die sich hier im Kiez vor dem Trockenobstregal von Denns Biomarkt versammeln, fressen. Da hat der Körper gut dran zu arbeiten die zwei Stunden Sport und das reicht dann. Man muss auch nicht immer fressen. Macht nur fett.

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Gut. Das dazu. Da wären wir auch schon wieder beim Messengerschwemmgut des Monats. Kommt viel rein, wird viel hier verwurstet und muss ja, eat this:

Kladdencontent des Monats:

Sind doch nur Worte und die sind supergeduldig. Was sie gesagt und vor allem getan haben, wird noch lange wirken und sie sagen das auch heute noch so: Hätteste halt gemacht was wir gesagt haben, dann hätten wir dich auch nicht mobben müssen.

Dass ehemals nahestehende politisch denkende Menschen diese eiskalte Herzlosigkeit über diesen langen Zeitraum aufrecht erhalten haben und sie auch heute noch genau so meinen, war die Auflösung einer der größten Illusionen meines Lebens, als ich noch dachte, dass auf der progressiven Seite des politischen Lagers die anständigeren Menschen sind.

Klar ein Irrtum. Muss man draus lernen.

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Im Fahrwasser der aufgesetzten Feierlichkeiten hier der schiefe Ton des Monats:

Das Social Media Team der Berliner Coronakettenhunde. Lehnt sich ohne Netz, dafür mit doppeltem Boden, aus dem Fenster.

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Es folgt der lustigste Wahlaufruf des Monats: 

via Jeremy

Ich möchte gerne, dass Martin Sonneborn, dieser fiese Stachel in der Arschbacke der korrupten EU, sein supersubversives Mandat behält. Der Mann ist wirklich gut, hören Sie sich den doch mal an. Wenn Sie im Gegensatz zu mir wählen gehen wollen, dann … naja … wen, wenn nicht den?

Mehr Wahlaufrufe:

Endlich macht jemand was. Kaplan und Hakiki verstaatlichen jetzt!

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Der RBB des Monats:

Ach, der Rundfunk. Das einzige Onlyfansabo, das nicht abbestellt werden kann.

Passend dazu die Almanpresse des Monats:

Meine Pronomen sind Kill, Me und Now.

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Zensur des Monats:

Der Wertewesten bei der Arbeit. Und jetzt alle: Es gibt keine Zensur. Es gibt keine Zensur. Es gibt keine … krrrrk.

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Die Verwegenheit des Monats stand auf einem Plakat am Westhafen:

I-Wort! Das I-Wort! Die Brandenburger haben das I-Wort auf ein Plakat gedruckt. Und in Berlin aufgehangen. Alerta. Informier‘ mal wer unsere superwoke Schule. Das Plakat muss ab, verdammich. Canceln, jetzt. Kann wer ne Petition aufsetzen?

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Bildungsmisere des Monats:

Kein Gott, kein Staat, kein Referendariat. Aua, diese Schmerzen.

Mehr Unbildung bitte:

Sollten Sie von der Gen Z sein und tatsächlich hier mitlesen, können Sie den Witz nicht verstehen. Tut mir leid. Scrollen Sie weiter oder gehen zum Clipwischen nach Tiktok.

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Es folgt die Ironie des Monats:

Nee Leute, bitte jetzt keine Öffnungsdiskussionsorgien, lieber ein kleiner Rückblick in den superfreiheitlichen Wellenbrecherlockdown:

Sklaverei ist Freiheit. Ostindien ist jetzt im Krieg mit der Subsahara. Oder so.

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Die nachträgliche Peinlichkeit des Monats kommt aus dem Jahr 2021, dem Jahr der Kandidatinneneuphorie im Hauptstadtjournalismus:

Ja lol, was haben sie die damals hochgejazzt. Automatisch überlegen. Immertoll. Die sowieso Beste, Größte, Schönste, Souveränste. Und jetzt schauen Sie sich diese traurigen, fahrigen, stotternden und international fast vollständig isolierten Auftritte an. Alle warten, dass es vorbei geht und der Nachfolger damit anfangen kann, die diplomatischen Scherben zusammenzukleben.

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Scheiß Politik. Hier der Kackname des Universums:

Mohammed Atta wäre noch frei. Oder Pol Pot. Für Kind Nummer Vier.

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KI des Monats:

„I got raped“

„This is amazing!“

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Konter des Monats:

Gotcha.

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Bio des Monats:

Marketing könnense, muss man einräumen.

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Pizza des Monats:

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Und zuletzt die Scheißerei des Monats:

Haha. Hau mich weg. Raus jetzt. Sonne scheint. Machen Sie sich einen schönen Sonntag. Bye Bohei.