Linkschleuderei vom 17. April 2024

Moin-o-mat. Mein Kind schickt mir jetzt Instazeug, bei dem ich mich ertappt fühle: Papa liebt die Dinger. Ja. Stimmt. Fuck. Und ich esse die auch so wie gezeigt. Kopp in’n Nacken. Mompf. Verdammte Kinder. Peilen jetzt alles.

Als ich auf das Ding im Messenger mit einem tränenlachenden Emoji geantwortet habe, wurde ich von meinem eigenen Nachwuchs belehrt, dass Emojis nur noch von alten Leuten respektive altgewordenen Eltern geschickt werden und bei der Jugend deshalb längst als so uncool wie Facebook gelten. Wer jetzt noch Emojis schickt, ist raus. Alt. Offiziell supercringe. Die Jugend sendet keine Emojis mehr.

(Memo: Papa ist supercringe.)

Noch was? Ja. Und lol. Die Bubatzkarte. Ich darf in meiner Hood gerade mal in einem Teil des Volksparks Friedrichshain legal buffen. Sonst nirgends. Ballyho. Wer sich das ausdenkt hab‘ ich gefragt.

In der Praxis? Scheißegal. Kiffen interessiert hier in Berlin selbst die drecks CDU samt superverliebtem Bürgermeister nicht. Wir machen das einfach weiter so wie immer.

Meanwhile in Bayern.

Die Links. Read this:

Gunnar Kaiser: Alles ist so kaputt (Youtube)

Was hat der Mann mir alles gegeben in den bleiernen Jahren. Was fehlt der mir. Jetzt ist Krieg. Geschrei. Aufrüstung. Wiederherstellung der Wehrfähigkeit. Sondervermögen. Waffen. Wummen. Konfrontation. Die einst bewunderte Krisendiplomatie des mal respektierten und jetzt verlachten Landes ist tot. Jetzt regieren die Infantilen und denen entgleitet die Welt. Ukros. Warlords. Marschflugkörper im Nahen Osten. Bald schon ist Taiwan. Oder Falkland. Die BRICS samt Keulen und Nadelstichen gegen den bankrotten Westen. Ich weiß das alles nicht mehr. Ich weiß nichts. Schade, dass Gunnar Kaiser tot ist. Der wüsste was.

(man merkt ihm im Video schon den nahen Tod an, finde ich, und ich habe ihm die im Angesicht dessen aufziehende Religiosität stets nachgesehen. Wer weiß denn, woran wir uns klammern werden, wenn klar wird, dass wir bald ausgeknipst werden.)

n-tv: Konzerne verdienen Milliarden – Russische Aktien gehen durch die Decke

Die Sanktionen wirken. Mega. Buper. Luper. Schwöre. Putin ist so gut wie am Ende.

Queer Nations: Überrumpelungstaktik der Ampelparteien beim Selbstbestimmungsgesetz erfolgreich

Sie wissen, dass sie nur noch etwa anderthalb Jahre regieren können und dann abgelöst werden von den Blackrockneocons, insofern ist diese Taktik sogar verständlich. Für die gesellschaftliche Akzeptanz der Marginalisierten sind große Teile des Gesetzes und vor allem die Art und Weise seiner knüppelharten Kommunikation kontraproduktiv (Alter, ein Alliterationsgottkaiser isses). Insbesondere die Bußgeldvorschriften für Meinungsdelikte greifen wieder einmal tief in die persönlichen Freiheitsrechte ein, die seit Corona sowieso nur noch einen Suffschiss wert sind und schaffen immer mehr ein Klima, in dem die Menschen eine öffentliche Meinung bei sich führen, die sie sagen, und eine private Meinung, die sie haben.

Akzeptanz schafft man nicht mit Strafandrohungen, aber das verstehen sie wieder nicht. Nichts verstehen sie in ihrem Furor.

faz: BVerfG-Urteil zu Reichelt: Kritik an der Regierung ist erlaubt

Geile Überschrift.

Doch es ist gut, denn das Verfassungsgericht funktioniert wieder, read this:

Dem Staat kommt kein grundrechtlich fundierter Ehrenschutz zu. Der Staat hat grundsätzlich auch scharfe und polemische Kritik auszuhalten.

Uff. Geil.

Diese fürchterliche Regierung zwingt das Verfassungsgericht also jetzt dazu, sich für den fürchterlichen Reichelt einzusetzen, damit der sagen darf, was er sagen will. Und ich kann nicht anders als das gut zu finden. Diese blinde Wut im Implementieren neuer Meinungsdelikte in ein strafrechtliches Umfeld muss Grenzen bekommen. Erdogans Ziegenautokratie würdet ihr für so einen Move am Haltungsgalgen eurer aufgeregten Hauptstadtportale aufknüpfen.

Tagesspiegel: Eh-alles-egal-Stimmung am Airport: Was ist aus der Flugscham geworden?

Ist weg. Face it: Ihr habt auch mit dieser Hysterie verloren.

Nikolai Binner & Leon Lovelock: Mangeldenken & Mindset Talk

Deep. Und urst inspirierend.

Berliner Zeitung: Kollwitzplatz in Berlin: Wo sich reiche Eltern die Kante geben

Letzte Abgesänge auf die versteinerten Fossile unserer Vorzeigebonzengegend. Diese dort beschriebenen alten Arschlöcher sind nicht mehr wirklich zahlreich, doch werden sie lediglich abgelöst von anderen Arschlöchern. Das ist so. Arschlöcher kommen, Arschlöcher gehen, neue Arschlöcher kommen. Ein ewiger Kreislauf der Arschlöcher.

Berliner Zeitung: Ladenbesitzer im Wrangelkiez: „Schreckt Gäste total ab, wenn sich Leute auf der Straße schlagen“

Und dann der alte Kreuzberger Wrangelkiez als Kontrast. Lange her, dass ich dort ein und aus ging. War nie die beste Gegend, aber jetzt zieht sich die Crackline vom Schlesischen Tor bis rüber zum Kanal. Pfeifen. Alufolien. Spritzen. Abbindegummis. Harte Ecke geworden.

Die Welt des DrSchwein: Drei Sex Fantasien von Frauen

Ich kann mir nicht helfen, aber Sex mit Frauen finde ich im Allgemeinen inzwischen einschläfernd as fuck. Pure Langeweile. Aber vielleicht liegt das wieder an Berlin. Oder dem Wasser. Mondphasen. Wees icke denn.

Event Event. Ich war im superwoken Deutschen Theater bei der großartigen Corinna Harfouch im Stück Einfach das Ende der Welt. Plot: Der entfremdete Sohn kehrt nach 12 Jahren zu seiner Hölle von Familie zurück, die er erklärungslos verlassen hat, um ihnen zu sagen, dass er nicht mehr lange zu leben hat.

Ja. Schade. Das Stück ist streckenweise recht zäh geworden, auch wenn die großartigen Schauspieler aus dem Stoff rausholen was geht. Ich würde nicht zurückehren in den Schoß dieser bürgerlichen Familienhölle aus Leuten, die sich gegenseitig das Leben schwer machen und nur zusammenkleben, weil sie zufällig verwandt sind. Ich würde nicht mal dran denken. Lieber alleine sterben, irgendwo, weit weg, ohne irgendwen. Weil’s doch sowieso am Ende vollkommen scheißegal ist.

*

Danach war ich im Privatclub. Kreuzberg. Skalitzer. Konzert. Whispering Sons mit Swirlpool als Opener. Indie, Postpunk, Shoegaze. Was weiß ich. Introvertierte Belgier. Die Sängerin Fenne Kuppens hart wild auf der Bühne. Tolle Show. Ich weiß von ab der Hälfte des Konzis nicht mehr viel, weil der Privatclub Talisker 12, Glenlivet 15 und den sagenhaften Lagavulin 16 ausschenkt und ich dort deshalb hacke wie Bolle war, aber dem Ubermann, der mich zurück in mein Bonzenghetto Prenzlauer Berg gefahren hat, zumindest nicht ins Auto gereihert habe. Froh zu sein. Wenig. Und so. 

Kurz noch eine kleine Runde Gastrocontent für welche, die gerne essen gehen:

Ich war im SodaZitron am Kollwitzplatz. Ich muss vorausschicken, dass ich Herrn Moser samt aller seiner berlinweiten Aktivitäten sehr schätze, seine Weinseminare und alle beiden Käseseminare bestritten habe und auch weiß, dass er was kann.

Doch sie war allgegenwärtig. Die Rezession. Die Inflation. Dass das Geld nicht mehr so locker sitzt. Ein Samstagabend. Der Kollwitzplatz. Das alte Zentrum des Geldes von Prenzlauer Berg und Mosers Nobelpremiumschuppen fast leer. Wie übrigens viele andere namhafte Lokale der Gegend, abseits der Cocktailbars, in denen der Nachwuchs des internationalen Jetsets, denen Vati das Investitionsobjekt überlassen hat, das überbordende Taschengeld versäuft.

Und weil wir zu Samstag wenige im Gastraum waren, nahm sich der Service im Minutentakt Zeit für den Gast. Darf’s noch was sein? Noch was? Darf’s noch was? Na, noch ein Schnaps? Noch ein Espresso? Na? Na? Naaaa? Das beginnt dann spätestens bei der dritten Fragespielrunde zu stressen, insofern würde ich rufen: Abrüsten. Ab! Rüsten! 

Aber es wäre umsonst, denn das Lokal ging kurz nach meinem Besuch pleite. Oh weh, oh Kollwitzplatz. So vergeht der Ruhm der Welt.

*

Ich kann zum Trost und Trotz ausdrücklich noch einmal das Lokal Night Kitchen in Mittes Heckmannhöfen empfehlen, in dem ich schon wieder war. Enorm gut. Premium. Reservieren Sie früh. Es ist immer voll. Und ausgebucht für Wochen. Denn es ist sehr gut.

Skål. Bis die Tage, ihr scheiß Touristen.