Linkschleuderei vom 17. Juni 2021

Being dead is like being stupid, it is only painful for others.

Ricky Gervais


Neues von der Impffront einer Bananenrepublik: Einer im Borgwürfel erzählt von der Oberschwester, die er kennt und die ihre ganze Bekannt- und Verwandtschaft inklusive ihn sukzessive nach oben in die Warteliste cheatet, die sie verwaltet. Ein anderer erzählt mit Kaffeetasse in der Hand, wie ihn der Arzt, den er in seiner Weinsüffelrunde sitzen hat, schon im Mai komplett durchgeimpft bekommen hat, zusammen mit allen anderen Mitgliedern der seligen Weinrunde, die eine Impfung wollten. Neu ist heuer der Bericht über einen Arzt, der seine Meldungen nach Privatpatienten durchgeht, sie zuerst impft und der Arzthelferin das auch genau so sagt, wenn sie fragt, nach welcher Maßgabe er jetzt die Liste sortiert hat. Nein. Nicht Kongo. Auch nicht Libanon. Oder Turkmenistan. Berlin.

Ein munterer Drängelreigen. Wahrscheinlich geiern die alle so, weil sie schnell ihr Impfie in die Gruppenchats posten wollen. Oder Angst haben, dass ihre SIM-Karte gesperrt wird. scnr… (via)

(Steinalte Binse bei der Gelegenheit neu aufgelegt: Das Land ist moralisch gar nicht besser als andere, es tut nur immer so.)

Die Links. Read this:

TWASBO Magazin: Was vom Lockdown übrig blieb

Hart gelacht. Schöne Bildauswahl. Staubtrocken kommentiert. (Grüße vom Hamburger Schulsystem – gnarf gnarf)

Berliner Zeitung: Zum Arbeitskampf bei Gorillas: Die Rampe des Aufstiegs ist der Verrat

Das Bauchgefühl gut auf den Punkt gebracht. Komischer Laden. Komische Zeit.

Berliner Zeitung: Warum ich mit der linken woken Generation gebrochen habe

Geht jetzt Schlag auf Schlag. Wöchentlich irgendwo auf einem des Schmuddels unverdächtigen Portal erscheint ein dicker Grundsatztext eines Ehemaligen, der erklärt, warum Woke das alte Links totgemacht hat und weshalb er keinen keinen Bock mehr auf den Sektenduktus einer klerikalen Minderheit hat, die den Laden samt Deutungshoheit übernommen hat.

Doch wenn ich das Meinungsbild richtig einordne, schwimmen denen jetzt plötzlich die Felle weg, es geht recht schnell mit den Absetzbewegungen und es war klar, dass der Absturz der inzwischen schon Jahre andauernden sendebewussten Herrlichkeit auf allen Kanälen kommen musste. Erstens weil irgendwann immer der Absturz kommt. Und zweitens weil sie überdreht haben. Alles im Trommelfeuer als zu mobbendes Diskurstabu gelabelt haben, was alt, weiß, Mann oder einfach nur anderer Meinung war. Jetzt schlägt das Pendel halt zurück. Erwartbar hart. Und überraschend schnell. Blei hat eben nur als chemisches Element eine lange Haltbarkeit, nicht als Haltung.

(Sie sehen, ich bin sehr froh, mit der Berliner Zeitung endlich wieder ein lesbares seriöses Hauptstadtportal zu haben. Müssen sie da halt jetzt aufpassen, dass es bei anhaltend steigender Reichweite nicht auch von Leuten gekapert wird, die das Portal mit verbleiten Haltungsartikeln fluten, wie das dem Tagesspiegel ergangen ist.)

Focus: Böses Erwachen für linke Arbeiterfeinde: Was passiert, wenn man seine Wähler verachtet

Lol. Diese komischen Zeiten bringen es mit sich, dass ausgerechnet vom Fleischhauer im Focus der punktgenaue Artikel zur woken Bauchlandung kommt und ich dann ausgerechnet dieses bunt blinkende epilepsiefördernde Portal verlinken muss. Juckt wie brennender Ausschlag in den Augen, aber ich muss es tun.

Augen geradeaus!: Lesestoff am Sonntag: „Gegen Aserbaidschan hätte die Bundeswehr kaum eine Chance gehabt“

Abschaffen.

Doch, abschaffen.

Kost‘ nur Geld.

Oh, was hängt da, kucke, ein Flyer:

Vätertag. Ein internationaler gleich. Wo ist der Haken? Suchen sie Watschenmänner, die sie medienwirksam verhöhnen können? Geben Sie einem da Luftballons, die platzen und rosa Schleim mit Glitzerperlen in die Bärte spritzen? Oder Blumen in die Hand, die explodieren, wenn man dran riecht? Oder quälen sie uns einfach nur mit Vorträgen, die uns beibiegen sollen, wie toxisch wir sind? Oder wollen sie einfach wieder nur Geld? Vielleicht haben sie diesen Vätertag ja auch auf denselben Tag wie den Weltkotzetag gelegt, so wie sie den Männertag auf den Welttoilettentag gelegt haben. Ach egal. Bleibt mir weg. Alle. Weit bitte. Ich traue solchen Dingern nicht, aber gehen Sie ruhig hin, vielleicht wird’s ja schön, nur habe ich keine Zeit, ich muss an dem Tag meine unzählbaren Privilegien zählen.

Meta Bene: #612

Stimmt leider.

Rückseite der Reeperbahn: Unter Corona (14): Die Rückkehr des Bösen

Ja. Auch hier bei uns. Alle wieder da. Am Cornern. Die Brüller. Die Spritbirnen. Huper. Kirmestechnoaufbassboxenabspieler. Und ein völlig verblödetes Kind, das zwei Stunden am Stück den Bürgersteig hoch und runter rennt und immer wieder aus vollem Hals „POLIZEEEEEIIIIIIII!“ brüllt. Nur Junkies haben wir hier nicht mehr, die sind jetzt in Tempelhof und drücken da.

Zitatforschung: „Wer schweigt, stimmt nicht immer zu. Er hat nur manchmal keine Lust, mit Idioten zu diskutieren.“ Albert Einstein (angeblich)

Mark Twain. Im Zweifel hat alles immer Mark Twain gesagt.

Musikunde. Ich habe zuerst einen Hinweis für mögliche Jazzliebhaber: Alfa Mist. Fusion zwischen Jazz und Hip Hop. Etwa die Hälfte der Songs sind was für mich, hier eher die ruhigen Teile zum Chillen, zum Beispiel das Album mit dem Soloklavier komplett (mega) und diejenigen Stücke auf den übrigen Alben, auf denen er oder jemand anderes rappt. Manches andere ist mir zu jazzig. Manches zu verspielt. Aber vielleicht gefällt’s Ihnen ja.

Mehr Jazz: Master of puppets. Der Song würde ja als Metal mehr knallen, gäbe es den Song als Metal, aber was weiß ich schon. (via)

Dann habe ich entdeckt, dass wir in Prenzlauer Berg unsere eigene knuffige Ghettorapcombo haben: GlenGang 030. Sehr süß, wie sie da von der Eberswalder Straße wie von einem märkisch-vierteligen Slum rappen – ausgerechnet von der Eberswalder, diesem Touristenschlumpfbirkenstockmüttergehege, das schon mindestens fünfzehn Jahre drüber ist. Vielleicht sind das ja auch die ehemaligen Kids vom Helmholtzplatz, die – inzwischen erwachsen – die dort schlafenwollenden Mütterchen nachts mit ihren Beats (hoffentlich!) in die Irrenanstalt treiben. Trotzdem gute Styles. Ideal chillige Kiffermucke produzieren sie da. Leider ist die letzte auf Bandcamp gedroppte Veröffentlichung von 2018. Was ich anprangere. Weil ich den restlichen Scheiß von denen nicht ausgerechnet auf Amazon kaufen will.

Und am Ende hat Justin Sullivan, der immer noch lebt, ein neues Soloalbum an den Start gebracht. Ein Alterswerk. Ruhig. Intensiv. Mich punktgenau abholend. Ein Werk zum Alleinehören. Nicht gesellschaftsfähig. Ich mag den. Mochte den immer. Er kommt im September auf Tour. Nach Neuruppin. Neuruppin!

Foodcontent. Weil die besten Freunde der Welt noch nicht fett genug sind, habe ich ihnen Nutellaschnitten gebacken. Massenhaft Zucker, Sahne, Mascarpone, Schokolade und eine irre Menge Nutella. Wirklich nix gesundes drin, nicht mal ein paar Erdbeeren als Feigenblatt, nix, nur Fett und Zucker. Ein Nahrungsarmageddon. Wenn einer von denen mittelfristig einen Herzanfall davon bekommt, werde ich wegen Körperverletzung verklagt. Ein irres Zeug. Gefreut hat sich auch das Kind. Denn für das Kind kann es nie eklig süß genug sein. Vitamine sind des Bösen.

Gerne nachgekocht habe ich Astrids Gochujang-Hähnchen. Definitiv ein Suchtmittel. Funktioniert auch mit Bruststücken statt Keulen.

Gegessen habe ich dann noch Gözleme bei Yildiz in Wedding. Das war noch eine ganz alte Empfehlung vom Weddingweiser. Vor fünf Jahren. Meine Lesezeichenleiste im Browser ist eine verdammte Messibude. 185 abgespeicherte Fressempfehlungen von allen möglichen Leuten (aber alleine irgendwas um die 70 vom Chris). Wie soll ich das je abfressen können?

Gözleme ist geil, wenn auch fettig und ungesund. Schon mal Gözleme mit Nutella gefressen? Speckbauch, Alter, danach kannste drei Wochen Low Carb ranhängen.

Noch was? Nope.