
Mon Mai. Der immerschönste Monat. Die 20 Grad sind endgültig da. Die Lederjacke fliegt in die Ecke. Der peinliche Vater holt die Boombox raus und spielt seine alte Mucke von 2013 vom Balkon. Es zwitschert aus den begrünten Fassaden, das Weed von den Kids gegenüber übertüncht die Hundescheiße der Baumscheiben und Maurice hat wieder Froschschenkel an den Start gebracht. Das Leben ist erstmals dieses Jahr gut.
Leider bringt der Mai immer auch den jährlichen Abtörn. Das Schlimmste an den Birkenstockpantoffeln, die die Vetteln und die rückstandslos enteierten Biopapas meines Bezirks aufgrund der warmen Witterung wieder durch die Straßen Prenzlauer Bergs spazierenführen, sind nicht die verkeimten Dinger selbst, sondern die ungepflegten erdbraunen rissigen furchigen steinharten Fersen dieser Menschen, die keine Hornhautfeile kennen und von deren Anblick mir schlecht wird. Diese Quanten sind die schlimmste optische Zumutung meines an schlimmen optischen Zumutungen nicht armen Bezirks. Ja. Ich weiß. Alles. Straight edge. Zurück zur Natur. Wild Life. Wurzeln ausgraben. Brennesseln essen. Zähne mit Sole putzen. Jack fucking Wolfskin. Regentänze im Bärlauchbastrock. Aber irgendwo ist ja mal Schluss. Liebe Hornhautkönige: Muss man sich so gehen lassen?

Letzten Monat haben sich gleich mehrere Paare meiner Satellitenbahn getrennt. Diesen Monat stellte sich heraus, dass niemand das kaum noch verschärfbare Berliner Wohnungsproblem auf dem Zettel hatte, vulgo: Niemand findet eine Ersatzbutze. Außer in der Schorfheide. Schwedt. Angermünde. Where the fuck is Rathenow. Wo keiner hin will.
Jetzt bleiben die getrennten Paare zusammen wohnen. Trotz Trennung. Weil es nicht anders geht. Die Bude so groß und damit zu teuer für einen und der Markt leer wie das Hirn eines Berliner Abiturienten.
Was noch? Hier, Darmcontent: Ich habe einen Eimer Popcorn gegessen. Also einen richtigen Eimer. 500 Gramm Popcorn. Haben Sie eine Vorstellung davon, was das Zeug im Verdauungstrakt macht? Nein? Doch? Finden Sie eklig? Ja, ich auch. Vor allem, wenn es nach einer stahlharten Nacht als Blei im Darm hinten rauskommt. Plop. Plop. Plop. Ploploploplopp. Nix von dem Zeug verdaut gekriegt. Reinster Ballast. Scharfkantig. Unangenehm beim Rausploppen aus der Rosette. Dass nicht noch Blut vom zerschnittenen Darmausgang hinterherkam, ist eine Erstaunlichkeit.
(ich sollte es langsam aufgeben, je mehr Leser ich zu vertreiben suche, desto mehr kommen. Ein Teufelskreis.)

Laufsportcontent: Die blödeste Idee des Jahres war es, in einem Waldstück bei Schildow vollverschwitzt pullern zu gehen. Die schiere Menge an diesjährigen Mücken hat mich innerhalb von Sekunden aufgefressen. Ich habe mir, während ich sie von meinen Beinen gewischt habe, an denen sie teilweise Blutflecken hinterlassen haben, sogar selbst ans Bein gepullert. Ganz groß.
(vergisses, die gehen nicht …)
Und ja, Schildow. Ich bringe es aktuell auf knapp 28 Kilometer, bevor der Körper mir den Ficker zeigt und runterfährt. Passt mir gut, wenn auch nicht so angegossen wie 2020, als es einmal die 40 wurde, in deren Nähe ich danach nie wieder gekommen bin. Die Binse ist: Weniger Gewicht macht mehr Kilometer. Und mehr Speed. In den Beinen, nicht in der Nase. Obwohl, da auch.
Was noch? Punks werden auch immer netter. Wieder Laufrunde. Irgendwo in Weißensee. Vor mir gehen auf dem Bürgersteig drei Punks nebeneinander. Keine Chance dort zu überholen, also mache ich das, was ich in solchen Fällen (Kinderwagenmütterblockade, gruppensabbelnde Omas, Anlieferlasternazi oder diese verdammten spielenden Kinder überall) immer mache: Ich weiche kurz auf die Straße aus. Nicht schlimm. Ich bin kein StVO-Faschist, ist mir doch egal. Sorry! Tut uns leid! Soooorry! Rufen mir die Punks hinterher. Ehrlich verknust. Nur weil ich nicht vorbeikam. Hey, kein Grund, Ihr habt ja keine Augen hinten. Icke so. Über die Schulter. Ach wie nett. Ich hasse zwar Menschen (alle, ehrlich, jeden, Sie auch), aber Punks ein bisschen weniger. War immer schon so.
Genug Bauchnabelpulen. Mehr Fussel habe ich nicht. Kommen wir zur Irrenhausparade.
Die ekelhafteste Werbung des Monats gebührt der Bundeswehr, gesehen auf der Prenzlauer Allee:

Har Har. Wir sind nämlich wieder wer. Weil wir wieder Stärke zeigen müssen. Ugga Ugga. Räder müssen rollen. Törö.
(abstoßend)
Überflüssigste Umfrage des Monats:

Mir schleierhaft, wie man da was anderes anklicken kann als die Königin der Kotze und Pisse, mein verschissenes Berlin.
Add-on:

Auch da: Wozu eine solche Umfrage? Jeder weiß das. Ihr Ficka. Fapisst euch.
Hier das Kommentarmanagement des Monats:

Getriggert? Schreiben Sie’s in die Komm … ach nee. Niemals wieder.
Entnazifizierung des Monats:

Cool. Tempolimit. So einfach geht’s. Schon sind alle Nazis weg. Morgen: Wärmepumpe gegen Nazis. Vegane Vozzarellasticks gegen Nazis. Genderklos gegen Nazis.
Das hängengebliebene Weltbild des Monats kommt heuer vom Örr:

Hallo? Mama? Gebärende Person? Die 80er sind am Telefon, sie möchten gerne ihren Kampfbegriff zurück.
Garantiert unkonstruierter Zusammenhang des Monats:

Morgen: Wer eine Wärmepumpe hat, hat besseren Sex. Und wird reich. Und hat nen Waschbrettbauch. Schwöre.
Passend zum neuesten Haltungsflächenbombardement war da noch der Örr-Moment des Monats:

Oh nein, er darf nicht zurücktreten … darf nicht … bitte nicht … oh nein was werden wir tun …? Unser Robert. Schnüff.
Und ganz zuletzt wie immer das Nazi des Monats, heute Frühaufstehen:

So, Sie dreckiger Faschist. Bitte checken Sie Ihre Privilegien noch vor dem Klingeln des Weckers.
Was für eine Zeit, was für eine Freakshow. Das muss reichen soweit. All said. Bye Bye. Kommen Sie gut in den Sommer.