Linkschleuderei vom 15. April 2023

Vor einigen Jahren hat Eckhard Henscheid zu mir gesagt, es werde alles zurückgedreht, auf den Stand des Spießertums der 50er Jahre. Er hatte Recht. Es wütet, ausgehend von einer über ihrem Diversitymantra verrückt gewordenen, ungebildeten, moralpolitisch verhärteten, feindfixierten, postmodernen Linken, ein regressiv-antiaufklärerischer, antiliberaler Opferkult, der die wechselseitige Infantilisierung Aller forciert. Dem Kulturprotestantismus im falschen Kleid der Toleranz eignet ein inquisitorischer Wahn, der nichts anderes artikuliert als die narzisstisch präsentierte Unlust an der Welt, als Weigerung, sich mit der Verworrenheit und Widersprüchlichkeit des Lebens zu beschäftigen oder überhaupt mit etwas, das in die Nähe von Erfahrung gelangte.

Jürgen Roth


Vermisster Bloggercontent: Fotoshopped, verwaist seit Oktober 2019, das sich damit einreiht in die lange Riege untergegangener oder nicht mehr bedienter Fotoblogs, die um das Ende der Nullerjahre herum vor allem aus Berlin manch Fotokunst für das damals noch notwendige Hintergrundbild des längst nicht mehr erforderlichen Desktop-PCs zur Verfügung stellten und das in einer Menge, dass ich mir irgendwann einen Hintergrundbildwechsler installiert habe, der mir jeden Tag ein neues großartiges Foto aus einem dieser Blogs auf den Bildschirm schaufelte.

Alles nicht mehr sinnhaft. Smartphoneknipse. Snapchat. Fotofilter. Deep Fakes und KI-Bilder machen aus den alten Knipserenthusiasten Dinosaurier, was Sie daran merken, dass deren alte Liebhaberblogs langsam, ganz langsam aussterben oder verwaisen. Epoche vorbei. Ist halt so. Dem Fotoshopped-Blog habe ich zusätzlich zu den Fotos einige, schon längst abgefressene Restauranttipps zu verdanken. Tschüss, alles Gute und danke.

Die Links. Read this:

Burks‘ Blog: Verrohte Mitte

Ich habe keine Ahnung, von welchem Menschen hier die Rede ist, der sich mit solch einem Rundumschlagstatement von den sozialen Medien verabschiedet, aber die Argumentation sticht. Wenn Sie ökonomisch etwas zu verlieren haben, ob nun angestellt oder selbstständig, dann sollten Sie abweichende politische Statements unter Ihrem Klarnamen vermeiden. Denn die Fänger wissen, wo sie Sie packen können und zwar bei Ihrer Existenz, an die sie sofort gezielt rangehen, wenn Sie fahrlässigerweise leicht nachverfolgbar sind.

Sie wissen nicht, was ich meine? Kucke, ein Klassiker, so gehen die vor:

Wer da als Nicht-Transferempfänger, der etwas zu verlieren hat, noch unter Klarnamen pointiert oder wegen mir auch polemisch Kritik am Kurs der kaisernackten Steuerknüppelclowns übt, muss verrückt sein. Eat this:

Berliner Zeitung: Baerbock in der Kritik: Außenministerin gibt 137.000 Euro an Steuergeld für Make-up und Frisur aus

Dafür gibt es ein passendes Wort und es heißt immer noch Feudalismus. Nur halt anders angemalt als sonst.

(wird dringend Zeit für einen einordnenden Tagesthemenkommentar, warum das völlig in Ordnung ist und man das nicht kritisieren darf.)

Berliner Zeitung: Kot, Blut, Urin: So beschreibt ein Berliner U-Bahnfahrer den Horror im Untergrund

Maaaaann, jetzt hört doch mal auf mit der Kritik Hassrede immer. Dafür hat die BVG superlustige Werbeplakate, verbilligte Frauentickets und ein superlustiges Social Media-Team mit superlustigen Kalauern. Für Berlin reicht das.

mdr: Göring-Eckardt: Atomausstieg macht Strom billiger

Wenn eine abgebrochene Theologin mir aus ihrer Machtposition heraus ausgerechnet die Preisbildung im Marktmodell erklären will, bekomme ich Unterleibskrämpfe und möchte mein altes Vorlesungsskript essen. Mit Senf.

Add-on: Angebot-Nachfrage-Preis. So einfach. Für die Fortgeschrittenen: Angebot-Angebotssicherheit-Oligopolausprägung-Preis. Aber hey, wozu studieren? Man kann doch einfach festlegen, wie sich der Preis entwickeln wird. Weil man das so will. Und wenn mal was klemmt, flutet man es eben mit dem Geld anderer Leute. Easypeasy.

Ruhrbarone: Ideologen träumen von einer neuen Normalität. Ob die der Mehrheit der Menschen gefällt, spielt dabei für die ihnen folgende Politik keine Rolle

Ja. Alles richtig. Nur seh‘ ich’s halt mit ’ner anderen Brille, aber mit nicht weniger deutlicher Wahrnehmung der Veränderung in der Umgebung.

Ich versuch’s mal plastisch: Wir hatten zumindest in Berlin schon vor knapp 20 Jahren die Normalität erreicht, dass Sie als Mann mit einem anderen Mann an der Hand zumindest in den Innenstadtbezirken problemlos durch die Stadt gehen konnten, außer es war Heimspiel des BFC, bei dem die letzten DDR-Nazis auf der Schönhauser alle paar Wochen wie lebende Fossile nochmal ihre schwindende Straßenmacht demonstrieren mussten, so dass Sie dann halt alle paar Wochen Samstagnachmittags besser nicht Ringbahn gefahren sind. Weil sonst Schelle.

Aber die bescheuerten Schönhauserhools sind längst abgelöst. Irgendwie weg, die Typen. Alt, zahnlos, nach Finsterwalde gentrifiziert oder totgesoffen. Akte zu. Ist auch gut jetzt.

Was jetzt stattfindet, fühlt sich an wie ein Zangenangriff. Beschimpft werden Sie jetzt in Ihren alten, in Übernahme befindlichen Rückzugsräumen von aggressiven, stark politisierten Identitätsaktivisten, die Sie in der Szene, die nur noch in Auszügen meine ist, mit dem Rückenwind des künstlichen Zeitgeistes und der hochheiligen Moral marginalisieren wollen; sowie auf den zunehmend wieder feindlich gewordenen Straßen von testosterongebolzten Gruppen Jugendlicher, für deren archaisches Selbstverständnis Sie eine Gefahr darstellen, worauf sie mit verbaler und zunehmend auch körperlicher Gewalt reagieren, so dass ich jetzt nicht mehr öffentlich mit einem Mann an der Hand durch die Straßen dieser Stadt gehe. Was klar ein Rückschritt ist. Ganz objektiv. Ein Rückschritt. So wertneutral mir das möglich ist.

Zeitgleich dazu löst sich eine bornierte Elite an den Machthebeln von Politik, Konzernboards und Medien sprachlich, kulturell und normativ von allen Realitäten da draußen ab, bis diese Realität sie als Backlash einholen und – wenn es dumm läuft – alle erreichten Errungenschaften fortfegen wird. Maybe there will be Zeitenwende, nur halt anders als sie denken.

Ickepicke, Symbolbild

n-tv: So will die Ampel Cannabis legalisieren

Ja, doch. Gut. Alles gut. Immerhin ein Anfang. Soll mir Recht sein. Ich werde meinetwegen auch gerne Mitglied eines clangeführten Cannabis Social Clubs, Hauptsache diese sinnlosen Ermittlungsverfahren, die sie eh wegen Geringfügigkeit einstellen, hören mal auf. Ich hoffe, sie ziehen das durch, bevor der eklige Merz den heruntergerockten Puff übernimmt und alle Ideen in dieser Richtung cancelt.

Launisch dazu Fritze Küppersbusch.

Focus: Dalai Lama küsst Jungen, der soll seine Zunge lutschen

Abstoßend, keine Frage, aber kennen Sie schon Joe, den mächtigsten Mann der Welt? Nein? Warum nicht?

Annabelle: Was wir aus dem sexualisierten Übergriff des Dalai Lama lernen können

Wir lernen hoffentlich nichts, was wir nicht schon wissen. Kinder müssen lernen, dass Creeps gerne übergreifen und dass sie sich effektiv dagegen wehren müssen. Und dürfen. Vernünftige Eltern vermitteln das.

Ansichten aus dem Millionendorf: 102

Wenn Ihnen wie mir dieser Text gefällt, lassen Sie doch dem Münchener Heimatstern etwas zukommen. Er unterstützt Menschen in Not. Unabhängig von Herkunft, Religion oder Geschlecht.

Oldbutgold: Alter schützt vor Blödheit nicht oder wie ich zum Barfuß-Jünger wurde

Was es alles gibt, es gibt alles, alles gibt es.

Erinnerung-trifft-Sehnsucht: Lichtjahre

Weise weise. Und ja, genau so.

Burks‘ Blog: Wohngemeinschaft

Und dann war da noch Punkrock. Mit Schnauzer.

Yo. Binz. Gesegnet. Mag sein. Aber vor allem voll. Aus Prinzip übrigens nie Gosch Sylt (fuck it), sondern heuer Kombüse 41 und Bootshaus.

*

Foodcontent. Ich habe wieder angefangen zu kochen, beginnend mit des Arturs Tochters Carbonara mit Anchovisbutter, was das absolute Highlight der letzten Jahre ist. Ich finde Carbonara sonst eher öde, weswegen ist sie selten mache, aber so kommt die nun öfter auf den Tisch. Da die Anchovis in dem Eierparmesanmatsch eher dezent ihre fischige Salzigkeit entfalten, kann man das Gericht bedenkenlos auch einem pubertierenden Kind servieren. Die Anchovisbutter geht ohne Probleme auch ohne Hauptgericht. Auf Stulle mit Ei. Thx. Geil. Knaller. Grüße. 

Zweitens habe ich den Zwiebelkuchen vom Schnippelboy nachgebacken. Bleibt leider dabei: Ich habe kein Talent zum Backen. Die Eierpampe oben war okay, aber der Scheißteig ging nicht auf, und wurde in der Folge im Backofen keksig. Schlimm. Liegt nicht am Rezept, sondern wie immer an mir. Backen wird nix. Ich bring’s nicht. Alles, was über die Fertigkekse von Rewe, die man nur noch in den Backofen stecken und rechtzeitig rausholen muss, hinausgeht, wird bei mir nix.

Tschüssikalinka. Maya.