
Der Kerl aus’m Ersten war früher mal Rausschmeißer
Seitdem er aus dem Knast ist, ist er unser Hausmeister
Er ist oft bei der Nutte aus dem Zweiten
Jetzt verkauft sie Fotos von ihm beim Arschausweiten
Der Fetischist aus dem Fünften kauft sie gerne
Er sagt, „Rosetten sehen aus wie kleine Sterne“
Der März. Ich war auf einem Rumtasting der Firma Plantation. Dort erfuhr ich in einem ausufernd bleiernen Statement des Verkosters, dass die Firma Plantation sich bewusst sei, dass der Name als rassistisch verstanden werden könnte und intensiv auf der Suche nach einem neuen Namen sei, in den sie sich zügig umbenennen werde. Und mir wurde da sitzend klar, dass ich gerade 70 Euro für ein Tasting bezahlt habe, auf dem mir von einem Alkoholkonzern woke Bewusstseinswerdung vermittelt wird.
Plantation heißt Plantage und Sie können jetzt wohl die Uhr danach stellen, wann der Begriff auch hier in Europa untragbar werden wird, während ich mir immer mehr vorkomme wie bei einem wahllosen sprachlichen Hindernislauf, bei dem ständig jemand die Knüppel zwischen meinen Beinen nach Gusto neu drapiert. In regelmäßigen Abständen sagt irgendwer bei allen sich bietenden und gerne unpassenden Gelegenheiten, dass irgendwas nicht mehr geht und preist dafür Unformulierbares in haltungskonform superkorrekter Blähsprache als inadäquaten Ersatz dafür an. Es sind sehr harte Zeiten für die Freunde von Sprache. Volle Deckung. Die Banausen haben den Dauerbeschuss intensiviert.
Das Jahr beginnt sowieso bekloppter denn je. Nur noch Clowncontent. Verschont mir auch den Nachwuchs nicht, der letzten Monat von der superwoken Schule nicht nur den vierten Antihasstag in anderthalb Jahren spendiert bekam, sondern zum Schulfasching die Information, dass der Begriff und die Verkleidung eines Indianers nicht toleriert werden wird. Und sie haben es I-Wort genannt. Wirklich, I-Wort. Sie haben es I-Wort genannt. Nochmal: I-Wort. Ischwör. I-Wort. Nein, ernsthaft, keine Verarsche. I-Wort.

Und um den völlig idiotische Reigen an übergriffigen Interventionen des jetzt schon bescheuerten Jahres zu komplettieren, schickten die Personaler aus dem Borgwürfel die Aufforderung rund, dass an einem von externen Dienstleistern eingekauften Diversityseminar teilzunehmen sei, bei dem ich wahrscheinlich lerne, es toll zu finden, dass sie seit Jahren irgendwelche welt-, geist- und produktionsfremden Eulen mit universitären Orchideenfächern in die Belétage über mich gendern, denen sie das Anderthalbfache von mir zahlen, damit sie verkopfte Berichte zu unternehmenssoziologischen Themen schreiben, ohne zu wissen, was die Behämmerten im Mittelbau des ausgebluteten Vertriebs eigentlich die 11, 12, gerne auch mal 14 Stunden am Tag so alles machen. Ein Irrenhaus. Und ich geh‘ nicht hin. Zu ihrem Seminar. Schmeißt mich doch raus, ihr fachkräftemangelnden Haltungsmodellierer.
(ich mag diese Zeit. Sie können einem nix. Es fehlen ihnen die Leute, die was können. Und so müssen sie sich jetzt bemühen, dass die Fachkräfte, die sie noch haben, da bleiben wo sie sind, können ihnen nicht mehr wie früher die Zwangsbesamungsfaust in den Darm rammen, müssen sich jetzt anstrengen, müssen werben, wer ficken will muss freundlich sein, weil man sonst woanders anheuert mit dem, was man kann, wenn man was kann. Hätte nicht gedacht, dass ich’s noch erleben würde, aber da ist sie. Nochmal: Ich mag diese Zeit. Payback, ihr Husos. Alles kommt zu euch zurück. Karma Karma Chameleon. Kein Mitleid.)
Das Perfide an allem ist, dass sie einem bei jeder möglichen Gelegenheit auf den Sack mit ihrem Scheiß gehen und wenn man dann sagt, dass das nervt, dann sagen sie, dass das Problem bei demjenigen liegt, dem auf den Sack gegangen wird und nicht bei den inzwischen permanenten unzähligen Auf-den-Sack-Gehern, die ständig wollen, dass irgendwer irgendwas nicht mehr sagt oder nicht mehr tut oder jetzt das tut und jenes und dort wieder und hier und hüpf. Einfach die Leute in Ruhe zu lassen ist keine Option mehr. Wer seine Ruhe haben will, muss so lange bearbeitet werden, bis er einknickt und einwilligt, nie wieder seine Ruhe haben zu wollen.

Politkrebs. Der selbstbesoffene Oberschichtenpickel innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings, der sich jeden Umbau jedes Heizungssystems im ausgebauten Dachgeschoss locker leisten kann, hat die Wetterlage falsch einge-, den eigenen Einfluss über- und den Neoconbelt aus den Banlieues der Hauptstadt unterschätzt. Sie haben sich mit der jahrelang bewährten Medienmacht im Rücken ausgemalt, dass man in der wokest City alive mit Unterstützung aus Übersee, den distanzlos sympathisierenden Hauptstadtredaktionen, den üblichen Sojaschlumpfinfluencern und Tiktokbratzen mit Pronomen in der Bio, dazu einer Materialschlacht aus einem Meer an Plakaten, Handzetteln, Stickern und Postwurfsendungen nebst persönlichen Ansprachen am S-Bahnhof eine Art Durchmarsch hinbekommt, der dann Signalwirkung für das politische Anliegen haben würde.

Geklappt hat es nicht. Der erstaunlich resiliente Urnenpöbel hat das Ansinnen nicht goutiert und damit aufgezeigt, wie es um den Einfluss der Endzeitler außerhalb der gekaperten Hauptstadtblätter und des über den Ausgang der Abstimmung sehr verknusten Örr steht: Es gibt ihn nicht, sondern sogar in dieser strukturell linken Stadt gärt inzwischen ein struktureller Brass gegen Kreuzungenblockierer, Endzeitapokalyptiker und übergriffige Permanentlautsprecher. Das ist nach locker fünf Jahren Dauerbeschallung mit dem Monothema erstaunlich. Ständige Wiederholung scheint doch nicht dazu zu führen, dass sich eine ideologische Agenda geräuschlos durchsetzen lässt.
Ich weiß nicht, was sie nun tun werden. Noch mehr Lautstärke vermutlich. Ohropax anyone?

Scnr.
Und da sind wir dann auch wieder bei der üblichen Diskrepanz zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung der Missionare. Erst den Leuten ständig mit Nazikeulen, Blockaden auf ihren Arbeitswegen, horrenden Mehrkosten für die Lebenshaltung und ewigen, nie endenden Vorwürfen ins Gesicht scheißen und dann erwarten, dass die einen so geil finden wie man sich selber. Ein krasser Realitätsabgleich. Eher ein Aufschlag auf Asphalt. Muss weh tun.
Tut auch weh, kieke:

Aua. Da krieg‘ ich Phantomschmerzen von diesem gut eingeübten Reflex. Wer nicht mit Ja gestimmt hat, ist in deren Weltbild mal wieder ein … na? … na komm‘ … ein Nazi. Törö.
Mich betrifft’s nicht. Ich hab‘ mal wieder nicht gewählt. Ich wähle nicht. Nie. Ist ne Frage von Selbstachtung. Selfcare. Juckt mich nicht. Macht was ihr wollt.

Ex-Fettbackencontent im März. Ich bin durch. Hab’s hingebogen. Zwischen zwei und drei Kilo Untergewicht, erreicht wie bewährt mit dem Dreiklang aus kaum was essen, zuckerfreien Energydrinks, Fressattacken schnell rauskotzen und Sport verdoppeln. In zwei Monaten zehn Kilo abgeworfen. Gute alte unmoderne Disziplin. Kasteien. Runterrocken. Dem Sausack den Willen aufzwingen. Ich mag das so und finde das auch gut. Sicher könnte ich mich auch auf Twitter stellen und plärren: Hallo Welt, haaaaalllooooooo Weeeeee-heeeelt! Ich wiege bei weitem zu viel, weil ich zu viel fresse, und ihr müsst das jetzt alle geil finden, sonst seid ihr transfettshamende Nazis. Mach‘ ich aber nicht, für sowas fehlt mir das extrovertierte Gen. Ego. Und der Twitteraccount natürlich.
Andere Leute finden das, was ich gerade bin, natürlich mal wieder schlecht und müssen das ungefragt kommentieren. Mann bist du dürr geworden. Du siehst nicht gut aus. Geht’s dir gut? Bist du krank? Iss mal wieder was. Du musst was essen. Iss was. Mann ohne Bauch is’n Krüppel. Höhöhö. HÖHÖHÖ. HÖÖ. Oder sie stellen mir Kuchen auf den Büroschreibtisch, den ich heimlich in der Mittagspause in ein Taschentuch eingewickelt wie ein rausgeschnittenes Krebsgeschwür das Klo runterspüle, ihnen aber erzähle, dass ich ihn gegessen habe und der lecker war, weil sie sonst wieder verknust sind und übel nehmen, diese Menschen immer, die nicht ablassen können von anderer Menschen Dingen.
Egal. Fick doch. Kommen wir zum aufgesammelten Rotz aus den verschiedenen Gruppenchats, in die sie mich immer reinstecken, um mich dort mit Glückskekssprüchen, dummen Promiflashlinks, absurden Selfies und manchmal sogar witzigen Screenshots aus der Clownswelt des Internets im Jahr 2023 zu malträtieren. Geht los:
Satire des Monats:

Es ist unmöglich, das kommentieren, ohne ausfällig zu werden und ohne die Wortkombi „Bündnis 90 / Die Grünen“ zu verwenden. Ich hebe das auf. Sollte ich irgendwann mal einen Vortrag halten über die maximale Entfernung zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung, dann ist dieser Screenshot die ideale Veranschaulichung.
Dazu passt das Fuck-you-Vierte-Gewalt des Monats:

Ich find’s geil. Geil vor allem, wie die sich jetzt seit fast einem Jahr aufregen und sich an Elon Musk abarbeiten, die aufgeblasenen Gestalten und ihr Ethos, das sie vor Jahren schon selbst das Klo runtergespült haben. Denen fehlt der Trump, das merkt man sehr.
Och kucke. Hier die Herzenswärme des Monats:

Hypochonder on air. Die knapp drei Jahre Lockdownpolitik tiefst eingebrannt in den Seelen. So wie sie immer auf Twitter schreiben, so reden sie offenbar auch. Unsympathen halt. Würde ich auch nicht besuchen kommen. Und ich würde sie enterben.
Hier noch einen drauf:

März 23. Trapped im alten Schema. Knüppel, Wasserwerfer, Handschellen. Impf dich endlich, sonst brauch‘ isch Gewalt.
Retoure des Monats:

Gni. Gnihi. Ich kack‘ mich ein, ist das schön.
Hier der Vince Ebert des Monats:

Guter Mann. Wo tritt der auf? Ah, hier.
Natürlich geht es nicht ohne das Nazi des Monats. Heuer sind es nicht nur Leute, die falsch abstimmen, sondern es ist Milch:

Milch, Digger. Milch. Sie labeln jetzt Milch als rechtsradikal. Morgen dann: Gruyère. Und Mozzarella. Schranktür. Mein Sparstrumpf. Warum? Keine Ahnung. Ist auch egal. Scheiß Nazis.
Und dann war da noch der Genderkrebs des Monats:

Aua, mir schmerzt mein Abdomen. Äh … Abdowomen. Grundgüte …
Reicht nun. Mehr is‘ nich‘. Deckel drauf auf den März. Was? Schon so spät? Ich muss weg.