Hirnsudelei 02/23

Es ist Februar. Dieser trug unwirtliche Zustände bei teilweise unmenschlichen minus 7 Grad und stellenweiser Glätte zu Markte, was die genderfluiden Wattewerfer vom Personalbereich des Borgwürfels, meines sich selbst in der Kimme rumpulenden Arbeitgebers, zu einer Rundmail veranlasste, dass die Lohndrohnen bitte möglichst im Homeoffice bleiben sollen. Damit sich keiner was bricht. Keiner. Was bricht. Wegen Glätte. Im Winter. Unironisch. Bitte zuhause bleiben. Tilt Tilt.

Fragen: Wie will diese mit Glatteis überforderte Generation eigentlich ihren Krieg gegen Russland gewinnen? Und mit wem?

In diesem Borgwürfel, der mich nach wie vor weder abgemahnt noch rausgeschmissen hat, sind inzwischen 60% meines Teams wegen Corona ausgefallen. Corona. Kein Scheiß. Der Ghul aus der Gruft. Liegen zuhause, jammern und lamentieren, beschweren sich und klagen ihr Schicksal an. Ich weiß, dass die Feststellung, dass es wieder mal überwiegend die einfach und doppelt Geboosterten sind, Schwurbelsprech ist und deswegen sag ich’s nicht. Denn wären sie nicht geboostert, wären sie sicher tot. Sagen sie. Und ich mag’s immer noch nicht kommentieren. Mir fällt nix dazu ein. Außer dass man wirklich alles verkauft kriegt. Wirklich alles. Eisschränke am Nordkap und den vierten Jab an die Jünger. Gute Verkäufer kriegen alles los. Je mehr Angst desto Kauf. Jeder Versicherungsschlumpf weiß das.

Am Arbeitsplatz durchgehend befindlich mit der Übernahme gleich vierer coronalbedingt ausgefallener Zuständigkeiten ist somit nach wie vor der verdammenswerte Ungeimpfte, der von den ganzen Boosterhonkis dauernd umarmt wird, samt seinem neofaschistischen Immunsystem, das wieder wie früher angemessen zu funktionieren scheint. Es tut mir leid. Sehr leid. Aber ich bereue immer noch … nichts. My body, my choice. Not your body, not your choice. Und Angst isst immer ganz viel Seele auf. Auch heute noch.

Mit der überirdischen Kälte des Februars kam der vermutlich letzte Schnee dieses Winters geflogen. Und in der Schule haben die Kinder vor Übermut eine Schneeballschlacht gemacht. Eine Schneeballschlacht. In diesen Zeiten. Diese Verwegenen.

Ich war daraufhin schon wieder in der weichgekeksten superwoken Schule zur Entgegennahme einer Rüge für das Verhalten meiner missratenen gut gelungenen Brut. Um mir anzuhören, dass Schneeballschlachten Hitler sind und ich meinem Kind beibiegen solle, dass es keine Polenfeldzüge Schneeballschlachten mehr anzetteln möge.

„Versteh ick nich. Ist jemand verletzt worden?“

„Darum geht’s nicht.“

„Doch, darum geht’s. Was ist so schlimm an Schneebällen? Waren Sie nie in dem Alter und haben sich über Schnee gefreut?“

„Darum geht’s nicht. Es könnte jemand verletzt werden.“

Yo. Könnte. Verletzt. Werden. Ausschließlich damit begründen sie jetzt ihre zahllosen Verhaltensanweisungen. Wie die Nannypersonaler mit ihrer bescheuerten Glatteisrundmail. Huhu. Diese Zeiten. Ewig diese bittere Ernsthaftigkeit im heiligen Krieg um die waidwund bemutterten Seelen, die vor dem Leben beschützt werden müssen. Ein auswattiertes Käfigleben im Konjunktiv streben sie an. Könnte. Würde. Hätte ja jemand … bloß nicht atmen. Nicht dass sich jemand ansteckt. Und bitte nicht furzen. Sonst regnet’s im Sommer wieder nicht.

Auf anderer Scholle geht es wieder aufwärts. Mein Kind hat sich schulmäßig wieder gefangen, was ich so nicht erwartet habe. Befürchtet habe ich den schulischen Knockout termingerecht zum Einsetzen der Pubertät, flankiert von den Nachwirkungen der zerdrückenden Coronamaßnahmen gegen die Schüler. Eine Zeitlang sah es so aus, dass mein Kind so abschmiert wie ich damals. Die erste 4. Dann die zweite 4. Kaum mehr eine 2. Das erste Gespräch bei der Klassenlehrerin, die jede Verantwortung für die fünf Monate sinnloses Homeschooling unter PDF-Flut via nutzlosem virtuellen Lernraum von sich wies …

„Das (notenmäßige Absaufen, a.d.V.) hat aber nichts mit Corona zu tun.“

„Das hat auf jeden Fall was mit Corona zu tun.“

„Nein, das hat nichts mit Corona zu tun.“

„Warum nicht?“

„Weil das nichts mit Corona zu tun hat. Ihr Kind hat Anpassungsprobleme.“

Stehste da. Kriegste gesagt, dass dein Kind selbst schuld ist, wenn es fünf Monate nur fragmentarischem Unterricht gibt und danach die Noten beschissen werden.

Jetzt kommt das Kind aber wieder. Beißt. Ackert. Paukt. Frisst Papier. Verdaut Buchseiten. Macht es damit besser als ich damals. Eine 1 ist zu vermelden. Eine 2+. Keine 4 mehr. Mein Kind scheint Traumata anders anzugehen als ich. Während ich mich damals bei der ersten schweren Krise hängenließ, Fünfen und Sechsen sammelte, dann damit begann, die Infrastruktur der Schule zu misshandeln und mit 14 von der Schule flog, von wo aus es nicht weit war bis zum ersten Auftritt in einem Gerichtssaal, scheint mein Nachwuchs in dieser Frage nicht nach mir zu kommen. Aber auch das werden wir abwarten müssen. Schauen, ob das stabil bleibt. Es würde mich wirklich freuen. Mein ich ernst. Es gibt Dinge, die mag ich nicht weitergeben. Mein verkorkster Werdegang gehört dazu.

Während das Kind sich wieder zusammensetzt, die blöde Politik ihre eigenen Coronakothaufen rückzugsfechtend zusammensammelt, exhypochondrische Freunde am Tisch mit dem Glas Rotwein in der Hand so tun, als sei niemals je irgendwo Druck ausgeübt worden, blass gewordene Regierungsblogger nichts mehr davon wissen wollen, was sie mal bundespresseverlautbart haben, der Borgwürfel so tut, als habe er mir nie die Chipkarte gesperrt und die ganze toxische Geschichte eines entzündeten Lands am nervlichen Limit an allen Enden und Ecken rückwirkend glattgeschrieben wird, pule ich weiter in dem rum, was sie alle noch vor einem Jahr von sich gegeben haben, kucke mal, der Twittermobfreak hier ist auch geil:

Tilt tilt tilt – zwei Wochen flatten the curve – tilt tilt tilt – Wellenbrecherlockdown – tilt tilt tilt – nebenwirkungsfrei – tilt tilt tilt – Rodelverbot – tilt tilt tilt – Bratwurst – tilt tilt tilt. Nee. Lieb gemeint, aber nein. Kein Vergessen, nichts davon, null, nichts. Ich vergesse gar nichts.

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Zu den Fundstücken des Monats. Hier eine nice Infografik, weil’s grad so gut passt:

via Jeremy

Das bringt das Gefühl, das ich seit etwa 2014 habe, oddly satisfying auf den Punkt. Beschallung. Im Kanon. Dauernd. Überall. Nie endend. Tu. Dies. Tu. Jenes. Und jetzt nach rechts. Und jetzt nach links.

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Kein Monatsrückblick ohne die Nazis des Monats:

Herr der Ringe und 1984. Gilt jetzt als klassische Naziliteratur. In einer toxischen Ecke mit Mein Kampf. Ekelhaft. Habe gleich alle vier Bücher verbrannt.

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More Shit please, hier die 18,36 € des Monats:

Klugscheißer meets Ekelschlumpf. Immerhin noch besser als eine Talkshow, die ich nicht schaue, wie alles andere, das die produzieren.

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Radikal lokal zurück. Hier die Berliner Erfolgsgeschichte des Monats:

Na? Investiert? Nö, ich auch nicht.

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Bleiben wir in Berlin, konkret am S-Bahnhof Wedding. Hier die Ekelarchitektur des Monats:

Toll. Nach dem heißen Abriss der dort mal vor sich hin keimenden Dönerfavelabutzen haben sie auch hier einen dieser abstoßenden Schießschartenkuben gebaut:

Mann ist das widerlich. Diese finstere Architektur metastasiert jetzt schon in den Wedding. Wie lange wollen sie das denn noch so machen? Fast jeder ihrer Neubauten sieht jetzt so aus. Wie lange soll das gehen? Bis die ganze Stadt so aussieht und sich die Leute, die sich das jeden Tag ansehen müssen, vor Ekel selbst entleiben? Das ist doch keine menschenwürdige Architektur. Die Scheiße sieht aus wie Knast.

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Egal. Februar 2023. Zeit für einen Rückblick auf die Anfangszeit eines Krieges, der sofort geschlechtspolitisch eingeordnet werden musste:

Penis! Hihi.

Lustigerweise kam das vom Sprachrohr jener politischen Gruppierung, die gerade den Export von Kampfpanzern in ein Kriegsgebiet durchgesetzt hat. Und damit wird diese unbelastbare, willkürliche, aber immer hochmoralistische Zeit am besten veranschaulicht. Heute so, morgen so und übermorgen wieder alles ganz anders. Und immer mit diesem Absolutismus, der keinen Zweifel toleriert.

Gemächt! Gnulp.

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Ich komm‘ aber echt nicht mehr hinterher. Gerade ging es noch darum, die vulnerablen Alten mit dem Runterfahren einer ganzen Gesellschaft vor einem Erkältungsvirus zu schützen, um jetzt ganz aktuell diesen vulnerablen Alten einen Teil ihrer urdemokratischen Rechte entziehen zu wollen, weil sie nicht so wählen wie sie sollen. Kucke hier, die Philantrophin des Monats:

Bitte Verständnis. Es ist Kliehmernotstand, da muss das so. Das wird man doch wohl mal …

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Entzündet bleibt entzündet. Alles ist entzündet. Ich musste dem Kind zum Beispiel diesen Monat sagen, dass es besser in der Schule nicht erzählt, dass im Kinderzimmerregal sämtliche Harry Potter-Bücher stehen, um nicht als Hitler dazustehen.

Manche haben jedoch den Schuss nicht gehört. Hier die menschenverachtendste Werbung des Monats, unverantwortlich und geschichtsvergessen angebracht am S-Bahnhof Schönhauser Allee:

Hab heuer auf Twitter gelesen, dass dieses Spiel direkt in den Genozid führt. Übel.

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Was noch? Gamingcontent. Ich habe bei Age of Civilizations mit Italien die Ukraine erobert:

Absurd. Und unkorrekt. Ich weiß das. Aber ich kann nix dafür, das wurde random ausgelost. Bitte nicht gleich wieder Kampfpanzer schicken. Ich kann dafür nix. Vallah.

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Und dann war da noch das Lol des Monats:

Haha. Geilo. Der Gerät. Lol-o-mat. Versteh’n Sie nicht? Nein?

Jetzt ist’s aber auch gut. Das war der Februar. Bescheuerter denn je. Klamauk-o-rama. Mehr hab‘ ich nicht. Tschö.