Das vorpubertäre Kind (7)

„Papaaaa?“

„Kind?“

„Du bist voll lame, du hast gar kein Spotify.“

„Ja und?“

„Nadir hat Spotify über seine Eltern.“

„Yo.“

„Johannes auch.“

„Es gibt ein Kind, das tatsächlich Johannes heißt?“

„Papaaaa!“

„Kind?“

„Warum hast du kein Spotify?“

„Weil du für Spotify immer Internet brauchst und sobald du nach Brandenburg rausfährst, zum Beispiel auf der Autobahn, sieht das aber düster aus mit Internet, sag‘ ich dir, ganz düster.“

„Papaaaaa, krieg‘ ich dann Spotify für mich?“

„Nein.“

„Warum nicht?“

„Weil’s Geld kostet und ich das nicht brauche.“

„Ja, aber mit Spotify kannst du alle Lieder der Welt hören.“

„Nein, kann ich nicht. Spotify hat nur einen Bruchteil der Songs, die ich mag, weil dein Papa …“

(Ich-Botschaften, denk‘ an die Ich-Botschaften …)

„… weil ich so gerne Minderheitenmusik höre. Und selbst wenn die ausnahmsweise mal das haben, was ich will, schmeißen die manchmal auch Musik einfach wieder raus, die vorher drin war, egal ob ich die mag oder nich‘. Dann kuckste blöd, weil du nicht mehr hören kannst, was du gerne hören willst, weil jemand entschieden hat, dass es nicht mehr da sein soll.“

„Aber meine Musik haben die.“

„Ja dann bestell’s dir doch. 10 Euro im Monat. Ist genau dein Taschengeld.“

„Papaaaaa, dann kann ich mir sonst nichts mehr kaufen.“

„Siehste, wieder eine Lektion gelernt. Bedürfnispriorisierung.“

„Papa, was heißt das?“

„Dass du entscheiden musst, für was du die 10 Euro ausgibst. Süßigkeiten oder Spotify.“

„Süßigkeiten!“

(bing. Klappt immer.)


Das vorpubertäre Kind (6)