Linkschleuderei vom 8. Dezember 2022

Protecting your peace is way more important than proving your point.

Scott


Jährliche Wiederkehr. Da ist er wieder, der Monat, an dem die Fahrradfahrer ihre dreckigen Reifen in der S-Bahn an meinem Hosenbein reiben.

Was noch? An Desher gedacht. Desher ist mal besoffen in der Ringbahn eingepennt und die ganze Nacht im Kreis gefahren. Damit wurde man damals zur Legende. 2002, 2003, weiß ich nicht mehr. Was Desher heute macht … keine Ahnung, ich kenne heute nur noch einen Menschen von 2003. Der Rest … zerstoben.

Die Links. Read this:

TWASBO Magazin: Riesenslalom vom Peak Corona

Vom Schweigen der Mobber.

So still.

Dabei ist echt ne dicke Zäsur geschehen, denn das, was sie immer als moralisch-demokratisch-institutionelle Monstranz vor sich hertragen, ist beim ersten autoritären Huster der Regierung freiwillig und willfährig zusammengebrochen und hat einen totalitären Geist an die Mikrofone gebracht, von dem sie alle immer behaupten, dass es ihn gar nicht mehr gäbe. Dabei wartete der immer nur. Auf die erste Gelegenheit.

Das mit der erdrückenden Stille zum völlig unverhältnismäßigen Maßnahmenwettbewerb von 2021, dessen Totalitarismus erstaunlich wenige gestört hat, zieht sich überall durch. Nichts mehr von denen zu hören, die vor einem Jahr noch so laut waren. Job. Bucklige Familie. Mancher damals vor Angst eingeknickter Kumpel. Internetvollschreiber. Die Treppenhausvettel. Kein Ton mehr. Ausgeblendet. Als wär’s nicht passiert. Arm.

Auch wenn Sie’s nicht mehr hören können und lesen mögen. Ich blend’s nicht aus. Gerade weil sie jetzt plötzlich aufgeregt nach China zeigen, ohne zu reflektieren, dass ZeroCovid analog China auch hier ein Thema war. Ein großes Thema. Eine einflussreiche Gruppe an Talkshowsitzern wollte das hier auch so haben. Wie China. Zonen. Hausarreste. Abriegelungen. Lager. Separierung. Farbliche Markierung. Erfassung jedes Einzelnen via App. Doch. Und nein, nicht wegducken, steht doch dazu, was ihr gesagt habt. Und wolltet. Schaut’s euch nochmal an. Ihr wart das, ich nicht.

Polemica: S-Woche: Der Anfang vom Ende

Liebe Mitschwurbler. Das muss jetzt sein. Jetzt wo es nach knapp drei Jahren endlich vorbei zu gehen scheint. Es ist mir eine innere Bundesdelegiert*innenkonferenz, den Platz in der Schmuddelecke mit euch geteilt zu haben. Ich freue mich über jeden, der durchgezogen hat. Ohne Angst. Mit dem kritischen Blick trotz der massiven Blendgranaten. In Ruhe trotz der harten, immer persönlichen und oft wirklich unanständig dreckigen Angriffe. Gute Leute. Einige derer. Epikur. Dennis. 2x Oliver. Spasskultur. Argo. Viehler. Die zwei Gruppenchats aus der Nachbarschaft, in denen die subversiven Dienstleister geteilt wurden. Der hier von Polemica klar auch. Ne Handvoll halt. War schön mit euch. Schön euch gelesen zu haben. Gerade als mir im persönlichen Umfeld im zweiten Jahr einige Leute völlig unerwartet im Dauerfeuer der Hypochondermullen weggeknickt sind, darunter auch eigentlich überzeugte Freigeister, alte Punks, störrische Lederkuttenbiker, die sich 2020 noch über die irrationalen Paniktröten lustig gemacht haben und 2021 dann ganz plötzlich ganz klein mit Helm waren, wurdet ihr sehr wichtig.

(via Argo Nerd)

Mir ist erstaunlich wenig Groll jetzt Ende 22 zurückgeblieben. Sehr froh, dass diese schlimme und nie so erwartet bleierne Zeit nun vorbei geht, ist es bei mir eher ein befreites Feixen, jetzt wo ihre Gewissheiten, auf deren Basis sie die Leute bis weit über die Absurditätsgrenze drangsaliert haben, in kleinen Salamischeiben zusammenbrechen.

Ehrlich gemeinte freundliche Grüße an jene, die auch zum Höhepunkt des politischen, gesellschaftlichen und persönlichen Drucks nicht mitgemacht haben. Doch, wirklich. War geil in der Rückschau, mit euch in dieser Ecke zu stehen und orchestriert bis ganz hoch zu früheren medialen Flaggschiffen und jetzigen ministralen Scharfmachern auf Arbeit, beim Einkaufen, beim Bier, im Familienkreis und natürlich im Internet begeifert, gelabelt und mit Unrat beworfen zu werden. Ich bin gewachsen dran und hoffe, euch hat das Stehenbleiben auch ein bisschen was gebracht. Persönlich. Einfach weil ihr stehengeblieben seid. Niemand von euch nun gebeugt und verbogen ist wie andere, die jetzt ein wenig schief (und nackt) im zweifellos gedrehten Wind stehen. Am Ende bin ich zufrieden. Im Reinen. Und im Gleichgewicht. Eine echte Scheißzeit war’s. Und alte Leute sind weggegangen, dafür sind neue Leute gekommen. So ist das nun mal. Derbe Zeiten machen das so. Sie schütteln durch und ordnen neu. Deshalb nochmal: Grüße. War mir ein Fest.

Berliner Zeitung: Corona: Der Staat sollte sich bei den Ungeimpften entschuldigen

Selbst wenn sie es täten (was sie nicht tun werden), bliebe bei mir ein nicht mehr abzubauendes Misstrauen gegen all jene, die über zwei Jahre mit mir wie ein Gefängnisarzt und ein Schulhofmobber gleichsam umgesprungen sind.

Ach kucke, komm‘, geben wir uns nochmal den Weltarzt mit der Rotzbremse, einfach der Nostalgie wegen. Weil der ihre Fratze war. Und mir egal, was Sie denken, ich hör‘ nicht auf, denn ich war der Adressat des Gegöbels. Also kann ich denen jetzt auch die Gülle zurückwerfen, die immer noch unzurückgenommen an mir klebt.

n-tv: Ein Jahr nach der Kanzlerschaft – „Merkels Bilanz ist verheerend“

Nee. Wirklich. Bitte nicht solche Artikel. Nicht von euch. Ihr habt die Alte über die ganzen Jahre bis zum letzten Tag gefeiert und ihr in klebrigen, unlesbaren Elegien gehuldigt. Weil ihr sie so toll fandet. Jetzt aus Sicherheit der Entfernung, in der ihr nicht mehr aus dem Regierungsflieger und den Kungelrunden ausgeladen werden könnt, mit längst verspätetem Dreck zu werfen ist billig.

buten un binnen: Polizei fährt wegen Drohbriefs am Delmenhorster Weihnachtshaus Streife

Lächerlich. Glasklare Falseflagaktion, die der hoffentlich letzten Generation in die Schuhe geschoben werden soll. Wie billig.

Das nervt mich so am Infokrieg, dass Sie nix mehr glauben können. Ständig geben sich welche als welche aus, die sie nicht sind, um mit möglichst absurden Aktionen den Gegner zu diskreditieren. Dabei ist offenbar keine Aktion zu plump, dass nicht zumindest die dumme Bildzeitung drauf anspringt. So haben sie Occupy kleingekriegt. Die Piraten. Den Coronaprotest. Alerta Alerta, die Klimakleber wollen das Weihnachtshaus sprengen. Buhu. Alerta. Nochmal: Lächerlich. Mir gehen die auch auf den Sack, aber wer glaubt denn sowas?

Die Welt des DrSchwein: Die 19 arbeitslosen Top Talente des Tages

… und da denk‘ ich immer, ich hab‘ nen schlimmen Job.

Schräglage: Zarte Pflänzchen und Panzer: Ein Dilemma der Individualität

Stimmt alles. Jeder harmlose Mucks ist jetzt Repression. Es ist der Peak der entzündeten Zeit, gesteigert in den letzten sechs, sieben Jahren Daueraufregung. Mehr Narzissmus kann es nicht geben, weswegen das Pendel halt jetzt zurückschwingt. Die Menschen sind müde. Die Krakeeler haben sie müde empört. Trotzdem krakeelen sie weiter, während sich die Leute die Ohren mit Mett zustopfen.

Übermedien: Statt seiner Gäste zerstört Kurt Krömer seine eigene Kunstfigur

Guter Text zum Wasserglasaufreger, einer der besten Kommentare womöglich, wenn auch mit fast so vielen Rechtschreibfehlehrn wie ich immer. Dennoch fand ich den Abgang des Krömers auf diese ungewöhnliche Weise gut. Sicher, ein miserables Interview, bei dem der Gast, der eigentlich sich selbst entlarven sollte, als zu bemitleidendes Opfer dasteht, weil der Moderator mittendrin einen destruktiven Aggroschub bekommt (kenn ich) und am Ende endgültig in der eigenen Hirnschwärze versinkt (kenn ich auch). Krasser Abgang. Hat was. Mir hat es gefallen. Man muss nicht immer elegant gehen. Man kann auch mal kotzend mit selbst abgezogener Haut von der Bühne robben statt elegant choreografiert abzutreten. Elegant ist langweilig. Tschüssi, Chez Krömer. War nett, aber jetzt ist gut.

n-tv: Entführer von Lady Gagas Hunden verurteilt

Jeeez. 21 Jahre Knast, Alter, 21 Jahre. Wegen die Köterse.

Eine Runde Musikunde. Natürlich mal wieder Punkcontent. Ich hab‘ was ausgegraben, was mich sehr freut, weil ich nämlich fürchte, dass die wichtigste Band meines Minderheitenmusikhörerlebens es nicht ewig machen wird, weil es die schon so lange gibt. Einen potenziellen Nachfolger. Genauso treffend für mein Gemüt, aber zweifellos moderner im Stil. Etwas griffiger. Aber nicht weniger düster: Bad Taste Paranoia. Das Album kam zu Oktober diesen Jahres raus und läuft mir voll rein. Favorit: Gleich der Opener mit dem Titel Der Therapeut.

Gut, wenn Ihnen das zu hart ist, weil Sie zu alt oder zu weich sind, dann nehmen Sie doch die Larrikins aus Mecklenburg. Geradliniger, solider Deutschpunk, auf den sich auch die Uwes, Thorstens und Andreasse der Toten Hosen-Fanclubs einigen können. Zwei, drei Dinger sind mir echt zu soft, aber insgesamt ist das gut hörbar. Nebenher auf Arbeit. Beim Kacken aus der Boombox, die von der Badezimmerwand baumelt. Im Stau im Auto, wenn die Bullen erst wieder die klebenden Kinder von der Fahrbahn sonnenblumenölen müssen, bevor ich weiterfahren kann. Das neueste Werk verschenken sie aktuell, was ein Jammer ist, denn dafür hätten sie Bezahlung verdient. Favorit: Kettenkarussell.

Gastrocontent. Frage: Sie kennen mich jetzt langsam, oder? Wenn jemand sagt, dass ich was nicht machen darf, dann muss ich es extra tun. Und so habe ich etwas gefressen, was man eigentlich nicht mehr fressen darf. Aus Haltungsgründen verpönt ist. Und zwar Russisch (buuuuuuuuuh!). Im Pasternak. Nähe Kollwitzplatz. Fast meine Hood. Und zum Glück noch weit genug weg vom ekligen Kollwitzplatz, so dass ich mich nicht vor Selbstekel schrubben musste, als ich nach Hause kam. Sie haben genug ukrainische Sprengsel in die Karte eingebaut, um vom haltungstriefenden Politmobberreigen eigentlich in Ruhe gelassen zu werden, aber natürlich haben sie trotzdem Federn lassen müssen. Es ist leerer als sonst und sie haben vom Online-Hackemob trotzdem derbe eingeschenkt bekommen, ohne irgendwas für den russischen Einmarsch zu können. Einfach weil da „russisch“ auf dem Lokal steht.

Ich mag das Pasternak. Es ist ein schönes Lokal, auch wenn der Kwas aus Sanktionsgründen nicht mehr vorhanden ist, bekommen Sie wenigstens noch Moskauer Bier. In Gläsern mit Hammer und Sichel. Immerhin.

(zisch zisch, hast du schon gehört, er hat russisch gegessen, russisch! Das auch noch … zisch zisch …)

Das Rezept. Heute nix Großes, sondern was Kleines. Ein taugliches Partyfressding habe ich für Sie: Smoky Deviled Eggs. Ein wenig aufwändig, aber es lohnt sich sehr. Schönes Zeug. Aber ich musste es ein zweites Mal machen. Habe die Chilisoße mit Oystersoße verwechselt. Besoffen kochen führt halt manchmal zu sowas. Wurde dann nicht scharf, sondern oysterig. Shit happens.

Nö. Nix mehr. Nada. Aus. Tschö.