Hirnsudelei 10/22

Es wird Herbst. Jetzt beginnt wieder die Zeit, zu der die mies gehaltenen Köter meines Bezirks ihre stinkenden Kackhaufen unter dem Laub verstecken, in die Unerfahrene schon morgens vor dem ersten Kundentermin reintreten. Hier ist das so. Jeden Herbst. Da helfen auch keine Zettel mehr, vergisses, Kotbeutelaktivist.

Was noch?

Auf dem jährlichen Schulfest haben die Kinder darauf bestanden, gegen die Väter Fußball zu spielen, um sie zu demütigen. Es war das erwartete Desaster. 0:13. Väter 0, Kinder 13. In 30 Minuten. Ausgespielt. Ausgedribbelt. Abgehängt. Zu dick. Zu doof. Zu ungelenk. So isses halt. Ab einem bestimmten Alter besteht die Aufgabe von Vätern nur noch darin, sich vom Nachwuchs genüsslich zerlegen zu lassen. Alles Evolution. Alles andere wäre unnatürlich.

Dafür kann ich jetzt mit dem Kind Tekken zocken und ernte dafür purste Begeisterung. Auch weil der Zwerg damit in der Nachbarschaft ein Alleinstellungsmerkmal angesichts der ganzen öde computergewaltablehnenden Birkenstockgesichtsfünfen hier im Kiez hat, die das nicht erlauben, so dass bei mir jetzt in meiner Kinderwoche die Bude voller kleiner krakeelender Tekkenzocker ist. Natürlich wissen sie, dass sie dichthalten müssen, klar, die kennen ja ihre Eltern. Snitcht einer und kommt das raus, ist die Tekkenrunde tot und das will ja keiner. Weiß nicht, was die zuhause erzählen. Halma. Kniffel. Lotti Karotti. Oder nichts. Was weiß ich.

Mit so einem Kind haben Sie auch beim S-Bahn-Fahren große Freude in freudlosen Zeiten. Wenn es hustet. „Papa, tut mir leid, ich konnte nicht mehr anhalten.“ „Meine Güte Kind! Bist du verrückt, nicht husten. Was sollen die Leute denken?“ „Tut mir leid, ich will niemand erschrecken.“ Und die haben wirklich arg erschreckt geschaut, die Tiefengestörten. Erschrecken jetzt wegen eines Kinderhustens. Hochentzündet wie sie geworden sind. Unter der Fuchtel ihres verhaltensauffälligen Gesundheitsministeriums. Panik. Hysterie. Geweitete Augen. Sagrotantücher. Das Armageddon. Alle. Werden. Sterben.

Später in der U-Bahn trifft ein Kontrolltrupp auf einen Unwilligen:

„Sie müssen die Maske aufsetzen.“

„Die hat mein Hund gefressen.“

„Okay.“

(und ab)

Lol.

Ich glaube, die Kontrolltrupps wollen das auch nicht mehr machen mit dem Anscheißen. Nur Ärger. Und Papierkram. Und Bullen. Verschenkte Zeit. Es ist halt vorbei. Nur Deutschland braucht wie mit allem etwas länger. Wie immer. So kennt man das Land. Erst passiert nix. Dann passiert zuviel. Und dann können sie nicht aufhören.

Jetzt kommen nur noch die Rückzugsgefechte der Zuspätgekommenen. Einige letzte aufgeregt im Ausnahmezustand Hängengebliebene üben sich nach wie vor in passiv-aggressiver Ansprache, reden laut mit Nebenleuten über den Gesichtsnackten gegenüber und den Gesichtsnackten schräg links und den vorne im Gang und denken, das würde in einem Kasperbezirk, der die passiv-aggressive Ansprache über Bande in allen Bereichen und vor allem auf Spielplätzen kultiviert wie niemand sonst, irgendwen interessieren.

Mehr fällt ihnen nicht ein. Es ist doch nur eine Maske. Doch nur. Eine Maske. Maske. Deine Maske. Stell dich nicht so an.

Einen bizarren Anblick geben sie ab. Jetzt zu diesem bald dreijährigen Jubiläum ihrer Angststörung. Wie sie geworden sind. Wie komisch sie geworden sind. Halbnahe Bekannte verlangen einen Coronatest für einen Besuch zum Abendessen, andere die dritte Impfung für Kaffee und Kuchen, dabei habe ich nicht mal eine. Ich treffe auch auf immer mehr Menschen, die am Fußgängerübergang debil vor einem Ampelknopf stehen und darauf warten, dass einer wie ich kommt und das unhygienische Ding anfasst, es drückt, damit die Fußgängerampel grün werden kann. Weil die sonst auf Rot bleibt. So lange bis die halt einer drückt. Einer von früher den Knopp drückt. Einer außerhalb ihrer neuen Normalität genannten Dystopie. Der noch was anfasst. Leute abklatscht. Aus den Bierflaschen der Kumpels trinkt. Immer noch fickt.

Chris bitte: Ich bin mir sicher, dass wir mit den Folgen der Maßnahmen gegen das Virus länger zu tun haben werden als mit den Folgen des Virus selbst. Ja. Werden wir. Und wie. Ihr werdet euch noch umschauen.

Kommen wir zu anderen Verstrahlten. Hier das schönste Zitat des Monats, gefunden auf irgendeinem der abseitigen Telegramkanäle, auf denen ich mich immer noch rumtreibe, weil das die Letzten sind, die noch Spaß haben, read this:

Er ist auf youtube gerade von einem italienischen schlager (ti amo) auf roland kaiser gekommen und ist nach umwegen beim wendler gelandet..der typ hat ihn beeindruckt..da wollte er mehr über ihn erfahren und seitdem ist er auch stöcker geimpft und badet in wurmmittel.

Häh? Ich verstehe kein Wort, fand’s aber geil und möchte es hier konservieren. Verstehen Sie’s? Icke nich‘. Aber egal. Ich bin Berliner. Verstrahlte sind mein Gemüse, egal was sie brabbeln, je verstrahlter desto Blog.

Gute Nachrichten diesen Monat: Die 63% der Deutschen sind wieder da. Dieses Mal fordern sie einen Präventivschlag:

Shaka laka boom boom.

Obendrauf der Öffentliche Rundfunk des Monats. Sie prangern mangelnde Bildung der Schülenden und Schülendinnen an und … und … seufz … ach sehen Sie selbst:

Da hilft nur Betäubungsmittelcontent:

Neues Kiffkraut, das ich heuer probiert habe, nennt sich Jack Herer, benannt nach einem Hanfaktivisten, der sein Leben dem Kampf für die Legalisierung gewidmet hat. Jack glaubte, dass Hanf die Welt retten würde. Ich glaube das nicht, aber bewundere solche Menschen, die für eine Sache brennen und sich ihr verschreiben. Kann ich nicht. Auch das nicht. Ich kann mich keiner Sache verschreiben, sondern bin nur stumpfer Konsument, ohne irgendwas Signifikantes zur Legalisierung der eigenen Leidenschaft oder Signifikantes zu irgendwas sonst beizutragen. Kein Antrieb zur Entwicklung, kein Wille zum Gestalten, kein Interesse daran, irgendwen von irgendwas zu überzeugen, alles irgendwo auf dem Weg verloren gegangen, bis nur noch ein, zwei Dinge übrig blieben, die mir nicht egal geworden sind. Ich will nur noch in Ruhe mein Barbecue machen, aber nicht mal das lassen sie mich.

(Interlude: Kommen Sie mir von da drinnen aus Ihren glänzenden Karossen im Übrigen nicht mehr mit Solidarität, Einreihen, Zusammenstehen, gemeinsam für oder gegen irgendwas und allem anderen Wortblasenmüll der Agendasetter dieser Welt. Diese Gestalten haben mir jetzt über mehrere Jahrzehnte begonnen mit der Scheißschule auf den Kopf geschissen, mich ausgelutscht, ausgesaugt, ausgequetscht, ausgebrannt und mit Arschtritten versucht, mich in die Position zu zwingen, in der sie mich haben wollen. Servil, gebrochen, gehorsam. Ich bin so satt von denen wie man satt von irgendwem sein kann. Ich schulde denen gar nichts, schon gar keine Solidarität. Das Einzige, das ich noch sehen will, ist mein Arsch an der Wand und möglichst keine Menschen. Auch mit den gecasteten Plärrern an den Megafonen oder Klebern in den Showrooms bin ich wirklich durch. Es interessiert mich nicht mehr, was sie sagen, was sie wollen, mit was sie mich dazu bringen wollen, ständig wieder über ihre Stöckchen zu springen. Männchen zu machen. Purzelbäume. Hampelmann. Nix mehr. Grill an. Bier auf. Barbecue. Fickt mit euch selbst und bleibt bitte einfach nur weg.)

Ausgesprochen dicht habe ich mir die letzte Ansprache von Jack Herer kurz vor seinem Abgang reingetan, Alter, da wirkte der schon schon mächtig verspult. So ein Leben im Kiff hat halt auch Folgen und das sind diese Folgen vermutlich. Aber egal, sein Kraut kommt anders daher, eleganter, weniger brutal, nimmt Sie sanft auf die Hände und trägt Sie über zwei bis drei Stunden, um Sie wieder sanft abzulegen. Fein. Zum Runterkommen. Eher weniger zum Durchdrehen wie die Lemonnummer.

Gastrocontent: Die räudigste Bar der Stadt muss die B13 Bar sein. Bock auf ein paar Rezensionen? Eat this:

Fotos finden Sie auf Restaurantguru. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich muss da hin. Leben an der Kante jeglicher Vernunft. Kackebier, Pisseeimer, kaputte Typen. Bestimmt geil da. Seh’n wir uns? C’mon.

(Gruß an Hannes aus Velten.)

Sexualcontent. Der Oktober heißt in manchen Fetischkreisen auch Locktober. To lock wie Einschließen. Den Schwanz. In einem Käfig. Den ganzen Monat lang. Und den Schlüssel behält der Partner respektive die Partnerin. Glauben Sie nicht? Habe ich auch nicht geglaubt. Bitte sehr. Bock bekommen? Nee, ich auch nicht. Jungfräuliche Enthaltsamkeit ist was für Grüne. Oder für Menschen mit hässlichen Partnern.

Mehr Sexualcontent. Der kränkeste Fetisch diesen Jahres: Sie können anderen Leuten die gebrauchten Coronamasken abkaufen. Nix Zehennägel. Nix Socken. Oder Vaginalsekret. Nein. Ist Oldschool. Getragene Coronamasken sind der neue Shit.

(natürlich auch mit FFP2 möglich, gnihi)

(bargh …)

Noch mehr Abseitiges. Hier die Piraten des Monats:

Flä. Chen. De. Ckend. Klarmachen zum Ändern. Jetzt passiert was ganz Dolles, ich zeige Ihnen das Internet. Und alle so Yeaahh.

(nein ich kann nicht loslassen, dauert noch bis die alte Enttäuschung vernarbt …)

Remstalrebellsohn des Monats: Boris Palmer bleibt Tübingens Oberbürgermeister. Scheiß Patriarchat.

Booom.

(wenn auch nur einer von diesen drei, vier Menschenfängern der Republik mal eine auf sich zugeschnittene Partei gründet, keine Kompromisse mehr eingeht und vor allem nicht mehr bei einer Partei Mitglied bleibt, die ihn eigentlich hasst, aber doch von ihm zeckt, dann werden die Verhältnisse Polka tanzen. Aber aus irgendeinem Grund macht das niemand von denen.)

Volkswirtschaftslehre des Monats: An dieser Stelle hier erklärt ein eindeutig alter Mann einfachste Zusammenhänge, die trotzdem niemand mehr außer ein paar unzugehörigen Nischenbewohnern kapiert. Vielleicht verstehen Sie ja wenigstens „Rette sich wer kann“. We are doomed. Aber egal. Volkswirtschaftslehre ist sowieso out. Heute macht das Gefühl die Agenda.

(großartige Zeit zum Bloggen übrigens. Viel ergiebiger als die Biedermeiermerkeljahre. Wenn ich in zehn Jahren endlich bei Kerzenlicht Insekten aus der Dose fresse, in der fleckigen Unterhose vor meinem abgestellten Fernseher lümmelnd, weil mein Social Score wegen akuter Staatsskepsis nicht mehr für irgendeinen Betrieb irgendeines Geräts ausreichen wird, kann ich vielleicht in den alten Blogposts rumwischen, um nachzulesen, mit was das alles anfing. Damals. In Clownsland. Zombie City. Mit dem Struwwelpeter als Wirtschaftsministernden. Als sie sich selbst ohne Not von den Energiequellen abgeklemmt haben. We don’t need no water, let the motherfuckers burn. Burn. Motherfuckers. Burn.)

(doch, auch wenn mich der ganze Schmonz betrifft, sehr sogar, löst das alles im Moment bei mir eher ein zugegeben perverses zufriedenes Schmunzeln aus. Sie da oben haben das verdient. Sie haben das alles verdient. Alles was jetzt kommt. Wenn was kommt. Wird es das Einzige sein, das mich daran erfreut.)

Weird. Alles. Die Lage. Die Leute. Aber egal. Nehmen wir noch mit was geht. Eisberg. Schiff. Dingeling. Hier kommen zum Ende die Events des Oktobers:

Ich war bei Paradise Lost im Kreuzberger Lido. Zu Paradise Lost kam ich auf einem seltsamen Weg. Paradise Lost war die Lieblingsband einer Borderlinerfrau, mit der ich kurz zusammen war. Die Frau war harter Stoff. Immer wenn ich zu wenig Beachtung für sie aufbot, schlug sie ihren Kopf immer wieder gegen die Wand. So lange, bis ich ihr wieder Beachtung gab und alles andere hinten an stellte. Das ging nicht lange gut mit uns. Zwei Monate. Drei vielleicht. Was damals sowieso in der Beziehungsdauer mein Durchschnitt war. Weil ich eine ganze Zeit lang nur Verrückte einsammelte. Suizidale. Paranoikerinnen. Neurosen. Psychosen. Panikattackierte. Stalkerinnen. Kontrollsüchtige. Cholerikerinnen. Vorwürfeschleuern. Das ging auch deshalb nie lange gut mit denen, weil ich nicht damit umgehen konnte, wenn jemand noch verrückter war als ich. War jemand verrückt, wurde ich aus Prinzip nahezu vollkommen normal. Einfach als Gegenpol. Aber da ich das nicht lange durchhalten konnte, mich gegen die eigene Natur zu verhalten, ohne dass mir jemand Geld dafür zahlt, musste ich das jedes Mal beenden, bevor es mich zerriss. Eine komische Zeit. Komplett drüber. Limit. Würde ich heute alles nicht mehr so machen, aber hey, ich war süße 19 und noch kaputter als heute.

Aber ein schönes Konzert war das. Laut. So laut, dass ich tatsächlich Ohrstöpsel gewünscht hätte, die im Lido aber keiner verkauft.

(nein, nie erwachsen, nie …)

Nur einen Tag später war ich wieder mal bei den Lakaien. Dieses Mal im Admiralspalast. Bei den Lakaien bin ich öfter. So oft es geht, weil sie eine meiner drei Lieblingsmusiker sind. Schönes Konzert. Wunderbar. Natürlich. Auch wenn Ernst Horn so langsam aussieht wie ein verzottelter Schamane, aber er ist ein verzottelter Schamane, dessen Output mit Herrn Veljanow zusammen ich nicht nur höre, sondern sehr fühle. Jedes einzelne Mal. Fast jeden Song. So oft ich kann. Aber das müssen Sie wie immer nicht verstehen.

Aber vielleicht verstehen Sie das: Meinen Hass auf Smartphones bei Konzerten inzwischen. Hass. Doch. Wirklich Hass. Ein Geleuchte, ein Geknipse, ein Geblinke. Im dunklen Raum. Was stimmt mit diesen Menschen nicht?

Liebe Arschgesichter. Ich möchte euch eure Smartphones in den Hals stopfen. Und einen Eimer Bauschutt hinterher kippen. Dazu den Inhalt des Tanks eines Wackenklos. Und danach möchte ich alles mit dem Stiel eines in Blausäure getünchten Pümpels hinterherstopfen. Damit alles schön unten bleibt und euch von innen zerfrisst, bis ihr platzt und ihr nie wieder in einem dunklen atmosphärischen Raum rumblitzdingsen könnt. Ihr Missgeburten. Und außerdem klicke ich aus Prinzip auf keinen eurer wurzelgesichtigen Klicknuttenclips, die es schon ein paar Stunden später auf YouTube zum Glotzen gab. Ihr seid gestört.

Aus. Maus. Latte. Ratte. Hängematte. Das war der Oktober. Mehr war nicht.