Linkschleuderei vom 22. Oktober 2022

Nichts bringt so viel Gewalt hervor wie der Mangel.

Captain Niobe


Dem fantastischen Sommer folgt ein großartiger Spätsommer, zu dem mein Kiez sich von seiner allerfeinsten Schmandkuchenseite zeigt. Sonne. Blätter. Plappernde Mütter. Eine scheiß Influencerin fotografiert seit zwanzig Minuten aus verschiedenen Winkeln ihre Fingernägel. Alles fast so schön, dass man am Leben bleiben möchte. Was freu‘ ich mich. Fehlen nur noch ein paar Maßnahmen.

Vorab Grüße ins Vereinigte Königreich. Ich weiß, dass dort mindestens noch einer hier mitliest. Kent. Kentreport. Still there? Hier. Jonathan Pie mit einer nicht mehr steigerbaren Tirade. Den Zustand dort kann man nicht mehr besser roasten. („I’ve done more charismatic turds“ … lulz …)

Die Links. Read this:

tagesschau: Um ein Drittel gestiegen: Firmenpleiten nehmen rasant zu

Die. Sank. Tionen. Wir. Ken!

Mal ehrlich: Das von der SPD eingeführte und von der CDU ausgesessene Geschäftsmodell dieses Landes (Billiglöhne / Billiglebenshaltung / Infrastrukturparalyse / Sozialsystem auf Pump) geht gerade komplett den Bach runter und wir können alle dabei zuschauen, wie es platzt. Scheißbezahlung meets Scheißbedingungen führt zu Personalmangel in allen möglichen Funktionsadern der Zivilgesellschaft, auch in Krankenhäusern und Pflege. Und alles was ihnen dazu einfällt ist die Maskenpflicht. Ein Irrenhaus. Das war’s schon immer, aber nie so bekloppt wie heute. Glotzen Sie nicht so schadenfroh nach UK. Warten Sie mal ab, wie das hier nächstes Jahr aussieht. Ihr kriegt den Merz noch früh genug.

Aber jetzt ist erstmal Herbst und … whooho, ist das schnell hier auf der Rutsche abwärts. Rekordschulden. Inflation. Pleitewelle. Deindustrialisierung bei gleichzeitiger Beförderung von Witzfiguren in gut dotierte öffentliche Ämter. Und ich sehe schon die Matschpfütze am Ende der Rutsche kommen. Popcorn anyone? Noch gibt’s welches zu kaufen. Hab‘ ich gesehen. Netto. Grabbelkiste. Da im Mittelgang. Schwöre.

(Serdar bitte.)

OMEGALUL.

TWASBO Magazin: German Herbst, next level

Aus einem Text voller moneyquotewürdiger Zitate nur eines: „Man war wenigstens nicht allein so blöd.“

Dazu: Das Sammelsurium der Abscheulichkeiten (nein, immer noch, ich vergesse euch das nicht, ihr Bullys.)

Aber hey, sie machen ja weiter. Denken, dass das okay geworden ist, so über andere zu reden. Jemand sagte noch vor ein paar Tagen unter Applaus, dass man die Anderen prügeln solle. Da stehen wir. Zivilisation, Firnis, dünn. Nochmal: Ihr seid nicht die Guten als die Ihr euch seht, ihr seid schlichte Bullys.

n-tv: Berlin bereitet Maskenpflicht in Innenräumen vor.

So hohl wie erwartbar. Die Endemieleugner läuten die dritte Runde der Wahnsinnsfahrt ein. Hypochonder olé. Festgebissen. Kieferkrampf. Verlängert wegen des großen Erfolgs. Wer 2020 sagte, dass sie, einmal angefangen, nicht mehr damit aufhören werden, galt damals als Aluschwurbelverschwörungshutfaschist. Jetzt ist 2022. Hier sind wir. Sehen Sie: Es endet nicht. Told you so.

Was ist nur aus ihnen geworden? Da drehen sie sich in der Ecke hinter Staubfiltermasken nach Sagrotan riechend um sich selbst und kommen da nicht mehr raus. Die überreizten Paniktröten mit ihrem Warn-o-maten an der Spitze des Staates haben diesen Deutschen in diesen knapp drei Jahren noch mehr Angst gemacht als die sowieso schon hatten. Diese nicht abklingende Entzündung ist auf eine komische Art faszinierend. Ich mag nicht mitmachen, aber wegsehen kann ich auch nicht.

Hier ein Symbolvideo der Coronapolitik dieses Landes. Besser wird’s nicht mehr.

Berliner Zeitung: Long Covid: Die Kampagne mit Stokowski ist schon jetzt gescheitert

Stoko-wer? Nein, wer das ist, was die sagt und was die will, spielt überhaupt keine Rolle. Für mich ist was ganz anderes bezeichnend: Sie streiten es gar nicht mehr ab, sondern der staatsraisonierte Journalismus sitzt jetzt ganz offiziell mit der Regierung da vorne auf der Tribüne der Bundespressekonferenz und propagiert Seite an Seite, was zu passieren hat. Wie das wirkt und wonach das riecht, merken die aber nicht.

Frage: Haben Sie eigentlich mitgekriegt, dass jetzt auch Arte schwurbelt? Soll das denn? Löschen bitte. So geht’s nicht.

Hier etwas über die erfolgreich zersetzte Opposition:

Berliner Zeitung: Soziologen: „Querdenker haben grundlegende Zweifel an der Realität kultiviert“

Perfide, diese Argumentation. Wir biegen dich, wir beugen dich, wir sperren dich ein, wir sperren dich aus, wir zwingen dich, mobben dich, framen dich und gängeln dich im Namen unserer Angst bis in die kleinste deiner Handlungen. Und wenn dir das nicht gefällt, bist du das Problem.

(ich habe damals gesagt, dass es ein Fehler war, dass sie die Piraten zersetzt haben und dass sie dann was Schlimmeres bekommen werden. Dann haben sie kurz darauf die AfD bekommen. Jetzt sage ich, dass es ein Fehler war, die Maßnahmenopposition aus Yogavetteln, Körnerfressern und Alternativmedizinern zu zersetzen. Weil sie was Schlimmeres bekommen werden.)

(sechs Jahre alte Scheiße in diesem Kontext)

tagesschau: rbb-Skandal: Direktorin lebenslang abgesichert

220,32 Euro. Jedes Jahr.

t-online: Millionenrente für MDR-Intendantin

Jedes Jahr. 220,32 Euro. Von mir. Für die.

Rüber zu denen da unten:

Berliner Zeitung: Berlin: Von Armut Betroffene demonstrieren vor dem Kanzleramt

Bestimmt Nazis, Covidioten und Putintrolle. Kann ja nur. Ist immer so. Hab‘ ick jelesen.

Focus: Eine der „besorgniserregendsten Varianten“: So gefährlich ist BQ.1.1

Ja. Schnarch. Lockdown … alles dichtmachen … Ausgangssperren … Bergamooooo ….

Ach kucke. Die Sektenführer for da win haben sich in der Autostadt festgeklebt und wünschen dazu Schüsselchen gereicht zu bekommen. Wie immer sind das Beste die Kommentare drunter. Irre. Ich werde noch viel Popcorn brauchen diesen Winter hier in Clownsland, ich glaube, ich werde mich nur noch von Popcorn ernähren. Twitterkleber. Autobahnheinis. Tomatensoßenwerfer. Tampons auf Männerklos. Vier Monate alte Füchse. Pronomenpaulas. Septumpiercingsofies. Und alle so laut und aufgeregt und extrovertiert und übergriffig. Ehrlich. Meine Güte. Ihr macht es mir so schwer, so schwer, ehrlich. Mit dem Ernstnehmen. So schwer. T wie .tux bitte.

Dazu ’ne Grafik:

via QuarkDDR

Die Welt des DrSchwein: Bilder meines Verfalls – Bild 75

Das sind diese windschiefen Fotos irgendwann nachts um 2, die man um diese Uhrzeit total gut findet. Man müsste ein Museum gründen dafür. Ich könnte hunderte Bilder dieser Art beisteuern. Eines windschiefer als das andere.

Standard: Pro und Contra: Sollen wir das „Sie“-Wort abschaffen?

Klar abzulehnen. Ich bitte um Distanz. Zu allen, zu denen ich Distanz haben will (= nahezu alle Menschen, Unternehmen, Internetplattformen, meinen Personalern, die uns jetzt inzwischen auch duzen).

(icke)

Amelies Blog: Verlassene Welten: der Flugplatz Schönwalde-Glien

Nice one.

BR: Tocotronic verschiebt Konzerte wegen schwacher Nachfrage

Get woke, go broke.

n-tv: Nazan Eckes ist wieder Single

Oh nein, was können wir tun?

(wer zum Teufel ist Nazan Eckes?)

Aber es gibt gute Nachrichten:

n-tv: Moderatorin bricht ihr Schweigen: Nazan Eckes nach Trennung: „Wir sind glücklicher denn je“

Puh. Das ist ja nochmal gut gegangen …

Moviecontent:

Zuerst Red Notice. Angepriesen als das neue Pulp Fiction. Haha. Hahaha. Neues Pulp Fiction. Herrlich. Ja. Nein. Schrott. Billigster Trash. Totale Zeitverschwendung. Idiotische Story, idiotisches Schauspiel, idiotische Stunts. Arg schlimm. Ich habe es nur wegen Ryan Reynolds geschaut … weil … äh … (ja, okay, ich würde ihm einen blasen. Überall. Wann er will. So oft er will. Okay? Zufrieden?) Wenn Sie genauso bescheuert sind wie ich: Den Mist können Sie auf Netflix sehen.

Aber es wird besser, deutlich besser: Bruised. Mixed Martial Arts-Kämpferin, die erst geklemmt hat und nach einer langen Pause als Oldie doch nochmal in den Käfig steigt. Lohnt sich allein wegen der Kampfszenen. Ich habe mitgefiebert. Mit Gänsehaut bis zum Arsch. Sehr geil. Die erste Stunde des Films können Sie knicken. Sozialdramageblähe. Kind. Idiotischer Mann. Bornierte Mutter. Die unvermeidliche Diversitynummer. Plätschert alles so da hin, wird aber wettgemacht vom Titelkampf. Respekt für die Moves. Edel. Groß. Packend. Ich verlange einen Teil 2.

Zuletzt noch besser: The Professor. Alles drin, was ich mag. Todescontent. Zynismus. Deepness. Unkorrektheit. Und Johnny Depp, damals 2018 noch vor seinem medienwirksamen Kampf mit der intriganten Kröte. Für den Film müssen Sie bei Amazon bezahlen, aber der ist jeden Penny wert. Jeden verdammten Penny. Schwöre. Schauen Sie den auf Englisch. Die Dialoge, es sind die Dialoge. Moneyquote:

Ah yes, one more thing. No feminist or queer propaganda. The plight of unkempt woman is truly the last thing I want to think about right now.

Love it. Jedes Wort ein Dopaminschub.

(by the way: Mitgekriegt, dass Kevin Spacey freigesprochen wurde? Den sie auch ganz schnell auf Basis von Hearsay vorverurteilt haben? Aus Filmprojekten gekickt haben? Den Ruf ruiniert haben? Und als Gimmick die letzte Staffel der bis dahin niederkniewürdigen Serie House of Cards als Reaktion auf den Rufmord mit einer dauerfeministischen Empowermentshow verhunzt haben?)

Foodcontent zum Ende. Sie kennen das.

Gastro: Manchmal mag ich einen Ort weniger wegen des Essens, sondern wegen der Atmo. Hier der Pavillon am Ufer, schöner Spätsommertag, fallende Blätter, Bank, Sitz, hier, empfohlen vom letzten mir bekannten reinen Restaurantreviewblog. Ich hatte einen Kundentermin im schlumpfigen Kreuzberg und mich erinnert, dass es da einen guten Ort gibt, an dem ich kurz abchillen kann, bevor der nächste Termin irgendwo in crappy Mitte wartet. Ein guter Ort, ehrlich, bisschen Mümmelzeug und Hackfressenfritzkola, nur für den Alkohol, den sie auch haben, war es selbst mir zu früh. Ich bin da nicht mehr oft in der Ecke, schade eigentlich. War gut da.

Es folgen aus Prinzip zwei wirklich miese gastronomische Hamburgnachbrenner eines fiesen Absturzwochenendes:

Burger Heroes auf der Reeperbahn: Eine üble Besoffenenabfüllstation. Kleines totgebratenes Pattie meets grauenhaft versalzene Pommes. Ich hab’s trotzdem gefressen. Ich war voll.

Heimathafen am Binnenhafen: Mittelmäßiges, klar zu teures Essen, überbracht von maximal unfreundlichem, unflexiblen, un-allesen Personal. Ein Lokal in seiner ganzen Existenz komplett verzichtbar. Nur das Schwarzbier und den Warlich-Rum lasse ich gelten, aber das ist ja nicht der Verdienst vom Lokal, höchstens vom Einkäufer.

Das Rezept. Gekocht habe ich des Chrissens gute alte Curryrahmsuppe. Es dürfte das mit Abstand einfachste Gericht sein, auf das ich hier je verwiesen habe. Ein neugeborener Schimpanse könnte es kochen. Geil. Salzig. Fettig. Curry ohne Ende. Ich habe das Ding neben einem hässlichen Zoommeeting gekocht, das die Arschgesichter abends noch ansetzen mussten, habe die Anzahl Buletten veranderthalbfacht und eine obszöne Menge Currypulver reingekippt. Und noch Kapern hinterhergeworfen, weil ich deren säuerlichen Kontrast zur fettigen Suppe so mag. Nochmal: Geile Sache. 

Nö. Nix mehr. Tschü. Hüs.