
Sometimes, sometimes, I love someone, sometimes, sometimes, someone loves me. That’s all I know.
Hamburg. Szenen. Wahllos.
Die Verlebte:
„Weißt du, ich hatte keinen Bock mehr auf Anpissen und Ankacken, den ganzen Müll, ich hab‘ im Puff auch die Buchhaltung gemacht. Und mich dann noch anpissen und ankacken lassen. Ich hab‘ echt was durch. Ich hab‘ die alle gesehen. Die Großen, die Kleinen, die Verklemmten. Die Schnacka. Ich kann nicht mehr. Das kannste nicht dein ganzes Leben machen. Ich hab‘ jetzt im Hospiz angefangen. Mach‘ da die Buchhaltung. Ja. Hospiz. Doch, im Hospiz. Ich bin ein Helfer. Ich helfe immer.“
(ich wollte eigentlich diesmal nichts aufschreiben, nur Bilder machen, aber ich muss. Die kleinen Stories. Die Statements. Elbschlosskeller. Honkastube. Ich muss das festhalten. Sonst ist das alles weg.)

Der Junggesellenabschied:
„Alta, fotografier‘ mich mit dem Penner. Nee, mit dem da. Egalmann. Der pennt doch. Nee, fotografier‘. Absturz, Alter, voll der Absturz. Ich möcht‘ so nich‘ enden, mach‘ ma jetzte. Fliegaaaaaaa, grüß mir die Sonne. Schalalaaaa. Wodkaaaaaabombeeeee. Pizzaaaaa.“

Die Schabracke:
„Heh. Großa! Wie deine Augen leuchten. Ich seh‘ das sofort. Bei dir, zu mir, und ich, zu dir. Da passiert was. Mit uns beed’n. Ich seh‘ das. Flirten. Muss. Flirten. Biss’n Hüpscha. N‘ Hüpscha bisse. Komma her. Ein Küsschen is‘ doch drin. Komm her. Lass dich knutschn’n. Ja.“

Der Freund:
„Ich mag diese satten, trockenen Fürze. Die reine Luft. Ohne Stückchen. Ohne Nässe. Pistazien! Ich habe letztens eine Tüte Pistazien gefressen. Ganze. Tüte. Das reinste Furzinferno. Ein Ding nach dem anderen. Und alle satt und trocken. Mit Wumms. Volumen. Richtig vollmundig. So geht Zufriedenheit, Mann.“

Der Hausmeister:
„Frauentoiletten sind die schlimmsten. Schlimmer als Männertoiletten. Das Allerletzte. Weil sich Frauen nicht auf die Brille setzen, ist die Kacke überall. Neben der Schüssel. Auf der Brille. Ich hatte schon eine Schicht aus Kacke, darüber Klopapier. Dann wieder Kacke. Dann wieder Klopapier. Und erst die Hygienebehälter. Da ist alles drin. Auch Kacke. Manche von denen pissen da rein. Einmal hatt‘ ich ne Fehlgeburt. Doch! Ne Fehlgeburt!“

Der Wirt:
„Raus! Nee, raus! Wenn du hier mit nem eigenen Bier reinkommst, fliegst du raus. Nee, raus! Los, raus! Nein, raus! Was? No! Out! If you come in here with your own beer I will kick you out. No. Out! No discussion. It doesn’t matter what you want. Out! (racist! racist …) Ja klar, Rassist, immer wenn ich einen von euch rausschmeiße, bin ich Rassist.“

Die Veteranin:
„Ich rauch‘ zuviel, deswegen hab‘ ich keine Luft un‘ ein Problem mit meiner Arthrose. Aber ich rauch‘ so gerne, hehe, hassu auch Feuer büdde, ich geh‘ auf 69 zu, da kann ich aber auch nix für, ich war mit 15 noch okay, volle Paua, im Arm, nee nee nee, da is‘ nich‘ die Paua, weißt du wo die Paua is‘? Daaa oben is‘ die Paua. Die Paua is‘ niemals da im Arm, weißt du, der Wille, da oben, da is‘ die Paua. Im Kopp! Weißt Bescheid. Wenn du keine Paua hast, hast du Paua! Ich sag‘ die Wahrheit.“

Die Band:
„Es ist schön, endlich wieder hier zu stehen. Euch alle wieder zu sehen. Alle wieder ganz eng. Tanzend. Pogend. Wir spüren das hier. Die Energie. Eure Energie. Wir waren seit 2020 nicht mehr auf der Bühne und da auch nur einmal. Bei einem Strandkorbkonzert. Das war so unwirklich. Ihr alle in den Strandkörben. Auf Abstand. In den Körben getrennt. Keiner hat sich bewegt. Is‘ vooooorbei jetze, ihr seid wieder hier!“

Der Wachtmeister:
„Wir sprechen hier keine Platzverweise mehr aus. Hier ist nicht Berlin. Wenn ich dem Stressmacher nen Platzverweis ausspreche, geht der zwei Bars weiter und macht da Stress. Is‘ nich‘. Der kommt in die Zelle. Beim ersten Stress. Und wenn die Davidwache voll ist, haben wir hier im Umkreis drei, nee, vier andere Abschnitte mit Zellen. Nix is‘. Keine Platzverweise. Jeder Stressmacher bleibt gleich über Nacht.“

Icke:
„In dem Hotel hier war ich schon mal. 1999. Noch ganz klein. Erkennste nich‘ mehr wieder. Ist das alles vollrenoviert. Geleckt jetzt. Damals war das ne Bruchbude. Runtergekommene Möbel. Speckige Wände. 70er-Charme. War mit nem Typen hier, der total freigedreht ist. Hat unser Hotelzimmer demoliert. Alles im Arsch. Rausgekickte Schranktüren. Zerschredderter Wecker. Gardinen. Garderobenständer. Lampe. Alles kaputt am Schluss. Eine krasse Zeit. Jung. Klein. Unerfahren. Wollte immer alles sehen. Kannte auch nur solche Leute damals. Krasse Zeit.“

Der Auskenner:
„Das Lustigste sind die Touris, die zu wenig Bargeld für die Puffpreise dabeihaben und den Nutten dann Karte mit Pinnummer geben. Und die werden dann ausgenommen. 30 fürs Reingehen, 50 für Titten zeigen, 50 für nen Anwichsen, 200 für den Fick. Blind wie se sind. Klar. Provinzeier. Hässlich wie die Nacht. Und dann werden die zum ersten Mal vonner hübschen Frau angegraben. Dann werden die blind. Und werden abgemolken. Haste immer wieder.“

Der Hafenrundfahrtskapitän:
„Da drüben hat Helene Fischer mal gewohnt. Aber die ist ausgezogen. Weil der Aufzug immer kaputt war. Da war sie immer so atemlos. Von den Treppen. Haha. Und da hinten ist die Elbphilharmonie. Meine Frau sagt immer Elphie. Selfie mit Elphie. Hahahahaha.“
(kill me)

Das Restaurant:
„Liebe Gäste, leider müssen wir aufgrund der aktuellen Situation auf jedes Hauptgericht einen Energieaufschlag von 50 Cent erheben. Wir hoffen, so die Preise für unser Angebot stabil halten zu können.“

Die Kassierer:
Du wirst zusammengeschlagen
Wolltest nur nach der Uhrzeit fragen
Dein Bruder ist ein Kannibal
Und auch sonst spinnt er total
Ja, und wat is dat Schlimmste?
Das Schlimmste ist wenn das Bier alle ist.

Die Erfahrene:
„Gunnar und Stefan sind voll arrogant geworden. Ich bin ja Antifa. Früher durfteste da hinter die Bühne. Haste mitjefeiat. Mit den Jungs. Alles eine Familie. Die Jungs, die Szene, alles eins. Sind getz‘ auch alt geworden. Familie und so. Haben nen Wohlstandsbauch gekriegt. Häuschen. Auto. Wollen das nich‘ mehr wie früher machen.“

Und sonst so?
Räudiges Kokain auf schmierigen Klokästen. Urin. Bier. Kot und Junks. Schlechte Mexikaner. Schlechter Wodka. Übler Korn. Mario, der aggressive Suffschwule. Rita, die Scooter mag. Döp Döp. Die gutriechende Brust des Arabers. Seine Pranke. Der schweigende Verticker in der Ecke auf seinem Stuhl mit dem ewigen halben Bier vor sich. Der Hübsche, der Glatzen mit Bart kombiniert mag. Eine altgewordene Band in einem echt geilen Club. Zwei Mal. Drei Mal. Dann doch viermal an einem Abend verliebt. Jedes Mal neu. Jedes mal eine andere. War immer so. Verliebe mich schnell. In jeden und jede. Und in Punks eh immer. Der Club. Kondenswasser von der Decke, Kondenswasser an den schwarzen Wänden. Vier Songs Pogo, dann müde. Keine 15 mehr. Triefnasses Shirt. Biere auf Hose. Fremder Schweiß im Gesicht. Hotel, duschen, umziehen, dann wieder raus. In die ranzigsten Löcher. Zu spät wieder rein ins Hotel. Pochen in den Schläfen schon um halb neun früh. Morgen. Grauen. Sirenen. Müllautos. Irgendwer schreit. Obst zum Frühstück, dann Flitzekacke. Saure Luft draußen. Abgestandenes Bier. Eichelkäse. Leichen. Die Huren führen ihre Pinscher aus. Die Penner in den Schlafsäcken drehen sich nochmal um. Die Stadtreinigung wäscht die Kotze vom Asphalt. Das Stück Pizza mit Dönerfleisch kostet 2,80. Zum Kaffee von der Aral. Pappbecher. Plastikdeckel. Das war Hamburg. Mehr war nicht.