Hirnsudelei 09/22

Oh, das tut weh. Das Cave ist zu. Dort Pannier Ecke Maybachufer steckt ein dicker Teil meiner Jugend drin. Bei Peter habe ich Jackycolapenner meinen ersten guten Scotch gesoffen, die damals noch zukünftige Kindsmutter ausgeführt und jede Menge hackedichte, aber immer tiefsinnige Saufgespräche mit längst Verlorenen geführt, die man eigentlich hätte aufschreiben sollen, damit sie nicht so verschütte gehen wie sie es jetzt sind. Yo. Tempus fugazi. Peter ist weg und übrig bleibt nur ein Bild im Internet auf irgendeinem sinnlosen Reiseführerportal. Was der Grund fürs Dichtmachen war, kann keiner sagen. Auch nicht das Internet, das sonst immer alles weiß. Corona. Der Alk. Der Tod. Der Teufel. Keine Ahnung. All said, bye bye. Mach’s gut. War schön. Tempus fungizid.

Und sonst so? Kühl wird’s. Knapp ein dreiviertel Jahr Ampel und bei Pfennigpfeiffer sind die 100er-Beutel Teelichter ausverkauft. Kaum wieder da, schon wieder weg. Berlin-Prenzlauer Berg hamstert jetzt für den Stromausfall. Nachdem sie dem Lidl schon die Dosenrouladen, die der für ein paar Tage auf einer Palette hatte, aus den Händen gerissen haben. So wie des Getränke Hoffmanns 5-Liter-Wacken-Wasserkanister, die die Prenzlauer Berg-Vetteln gleich zu sechst auf den Lastenfahrrädern in die topsanierten Altbauten fahren, während Biobäcker krauchen, Lokale an der Preisspirale schrauben oder gleich ganz geschlossen lassen wegen – haha – kein Personal. Produktionsstilllegung. Die ersten Schübe an Insolvenzen. Weniger Edeka, mehr Aldi. Blackoutvorbereitungen. Durchhalteparolen. Fatalismus. Die Politik mit dem panischen längst leeren Feuerlöscher auf Pump als hilflos schleudernde Gießkanne. Wow. Smells echt diesmal wirklich like Abstieg. Da isser jetzt. Lange von den Blasierten als Verschwörungstheorie verlacht und jetzt da. Rot. Gelb. Grün. Und die Rutsche runter. That escalated very quickly.

Vielleicht liegen Verschwörungstheorien ja auch nicht immer grundsätzlich falsch. Dass die Energiewende so nicht trägt. Dass es nicht immer gut ist, unausgebildetes Personal voller unausgegorener Ideen in den Entscheidungssesseln zu haben. Und dass immer nur die Russen alle möglichen Sabotageakte machen. Keine Ahnung. Vielleicht ist auch die alte Frage nicht so dumm als wie sie hingestellt wird: Wer hat davon langfristig einen Vorteil? Wem nutzt es denn?

Wenn ich in die Nachbarschaft zoome, sehe ich, dass auch mein lieb Bionadeland Federn abdrückt. Prenzlauer Berg hat möglicherweise jetzt auch mal ausgebonzt. Sind die kleinen Dinge, an denen Sie es sehen. Ein lausiges Stück Kuchen in den hafermilchschleudernden Müttergenesungscafés von Prenzlauer Berg kostet jetzt zwischen 5,50 und 6 Euro. Ein Stück Kuchen. Kirschstreusel. Bienenstich. Fucking Russischer Zupfkuchen. Es ist eine arg schnell drehende Preisspirale, die dazu führt, dass die Biovetteln an den Außentischen der letzten Spätsommersonnenstrahlen nicht nur weniger werden, sondern noch bitterer aus der Wäsche schauen als sowieso schon. Es ist nur noch der ganz harte Plattpfirsischkern, der da sitzt. Der alte Pregnant Hill, mein verlachtes Abziehbild, dessen Kinder längst die kleinen verlausten Parks vollkiffen, stirbt langsam, aber immerhin mit Würde. Den Sojawoccochino mit dem Salbeiblatt vor sich stehend. Und die Luxuszysten zuerst.

Die Gaskrise teilt und herrscht derweil erbarmungslos. Klassisch nach Gewinnern und Verlierern. Die Gewinner haben sich noch vor Putins Krieg die Öltanks vollgemacht oder profitieren bis Mitte nächsten Jahres von einer Gaspreisgarantie. Die Verlierer haben gerade ihre vervierfachten Abschläge bekommen, weil der Vertrag zufällig auslief oder sie keine Gaspreisgarantie haben. Manche kriegen die Schellen sogar doppelt und dreifach. Linke Wange. Patsch. Rechte Wange. Patsch. Und auf den Arsch dazu. Gas. Strom. Und als Sahnehäubchen die Extraquittung als Kaltmieterhöhung.

Und weil die Gewinner nicht einfach still auf der Siegerstraße ihr fettes Maul halten können, müssen sie den Verlierern natürlich bei möglichst vielen sich bietenden Gelegenheiten unter die Nase reiben, dass sie gerade zufällig die Gewinner sind. Höhöhö, gnirp gnirp, ich hab‘ mein Öl im Keller voll. Höhöhö ich sag‘ nur Gaspreisgarantie. Höhöhö ich hab‘ meine Kachelöfen noch. Höhöhö icke un’n mein Kamin. Aussage: Bei mir bleibt’s warm. (bei dir nicht. Höhöhö. Höhö. Hö.)

Arschlöcher bleiben tatsächlich immer Arschlöcher. In den Krisen sind sie nur sichtbarer als sonst, weil sie sich nicht mehr verbrämen, sondern sich zeigen. Das ist sogar mal gut. Man kann sie endlich identifizieren und dann aussortieren.

Bei mir gibt’s auch Neues aus der Endzeit. Post vom buckligen Gasversorger:

Na endlich. Die feindliche Bundespolitik schlägt schließlich doch bei mir auf und das mit gleich zwei Umlagen. Offen aggressiv und eklig. Zieht sie mir für die dreist auftrumpfenden Konzerne die Penunzen aus der Tasche, die ich dieses Jahr mit Überstunden und Wochenendarbeit rangezogen habe. Tut sie doch. Umlage. Oder … nicht? Oder doch? Hosenloch? Inflation? Pleiten? Produktionsstopps? Rohstoffmangel? Dauerschäden? Stromrationierung? Vierstellige Zahlen? Ich komm‘ nicht mehr mit und die Dilettanten weit über mir in ihren Limousinen tanzen dazu. Hin. Her. Rüber. Drüber. Und bla. Und heul. Und klapper. Was für ein Bild. Ganz da oben sitzen jetzt welche, die in Ersatzvornahme für mein abzudrückendes Geld dackelbetroffen traurig in die Kamera lugen und selbst nicht mehr weiter wissen in ihrer strategischen Sackgasse, den ganzen selbst eingestielten Morast aber trotzdem verkaufen müssen. Irre.

Tjo.

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Das kommt halt davon, wenn man planlos dekonstruiert wie das Mode und Fetisch geworden ist. Wenn man von Projektmanagement keine Ahnung hat. Und von Change Management auch nicht. Wenn man das Pflichtenheft raushaut, ohne sich vorher Gedanken um das Lastenheft zu machen. Wenn man Zusammenhänge nicht blickt. Folgen ignoriert. Blind drauf loshackt. Mit der Axt. Ans Wurzelwerk. Dann folgt panisches Rudern. Dementis. Rückwärtsgänge. Chaos. Und die Quittung. Hilft nix. Wären mir die Grünen all die Jahre in meiner Nachbarschaft nicht so penetrant auf den Sack gegangen mit dem dauernden unendlichen Moralgeklingel, würden sie mir im Moment sogar leid tun in ihrer kaisernackten und für jeden sichtbaren Überforderung. Die wirken wie vorlaute Grundschüler, die plötzlich an der Tafel vor aller Augen eine Matrizenrechnung lösen sollen.

Man merkt aber schon am ganzen in ihre blöden Schreiben gegossenen Duktus, wer da jetzt an der Macht ist. Die Verordnungen der Obrigkeit durchzieht nun ein ganz besonders gouvernantenhafter Tonfall, bei dem sich mir die Haare in der Arschritze aufstellen:

Sehr lustig. Diese Gestalten sorgen mit ihrer grottenschlechten Politik aus dem Nichts innerhalb eines halben Jahres für vervierfachte Preise und geben dann aus ihren schönen warmen Büros aus Berlin-Mitte heraus gesetzlich normierte neunmalkluge Ratschläge für die kalten Buden ihrer Untertanen. Und nennen das Gewürge EnSikuMaV. Kurzfristenenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung. Echt mal. Ihr seid doch besoffen. Merkt ihr noch was?

(Interlude: Es ist September. Ich schrubbe 12 Stunden, 13 Stunden, jeden Tag, momentan, dazu die Wochenendtage, oft beide, seit Juli schon, Hochbelastungsphase, traditionell, immer so um die Zeit und dieses Jahr sogar mehr als üblich, je mehr wir uns gegen die zunehmende Bedeutungslosigkeit der eigenen Produkte stemmen, der Arbeitsplatz ächzt, der Versuch nicht auszubrennen, während die Dauermüdigkeit sich durchzieht, Reserven auffrisst, in alle Ecken kriecht, schon morgens mit dem giftigen Koks bekämpft wird, bis ich rachentaub zum Kaffee mit den Zähnen knirsche, Stunden fließen, tick tick tick, plötzlich 18:40, schon wieder dunkel inzwischen, das Kind, das Kind, Kind, muss abgeholt werden, die Post, der Einkauf, das Paket beim Späti, der Anruf noch abends, welcher Vertrag morgen als erstes fertig gemacht werden muss, ich hab‘ dir was geschickt, geschickt, die neuen Zahlen, ans Postfach geschickt, die müssen noch rein, bunse bunse brennen brennen brennen ausbrennen, Tasks Tasks Tasks bis spät, ohne dass irgendwas reduziert werden kann, Erwartungen hier, dort, Aufträge, Anweisungen, Buchungen, Termine, Meetings, Fahrten, Geld rein, mehr Geld raus, alles fließt, nicht nur Zeit, die ich gar nicht mehr habe, selbst das Kackengehen muss ich planen, weil ich eigentlich keinen Slot mehr dafür habe und das meiste, das ich hier schreibe, tippe ich tatsächlich hekisch hkish hektisch beim Kacken ins Smartphone, in den seltenen Minuten, in denen ausnahmsweise mal niemand irgendwas von mir will, wollen kann, weil abgeschlossen, im Kabuff, sitze ich da und gebäre Fragmente, schreiben schreiben tippen tippen, weil die Gedanken wie diese hier aus dem überforderten Kopf raus müssen wie der Klärschlamm aus dem gereizten Darm.)

(ich schwöre, ich sitze gerade echt auf dem Borgwürfelklo, nur um einmal kurz Ruhe zu haben.)

(Bullshitjobber …)

(Sackgasse …)

(so is‘ doch scheiße …)

Aber es gibt auch gute Nachrichten in diesem September: 63% finden die Russlandsanktionen gut. Das ist super. Und voll konstant. Denn 63% finden immer alles gut. Wobei dann auch 63% wiederum besorgt sind. Hü. Hott. Zupf. Brrrrr. Blicken Sie da noch durch?

Was? Ich? Nein. Tu ich nicht. Aber kein Problem. Alles gut. Im Moment ist alles gut. Ich werde in solchen Hochbelastungslagen voller Scheißnachrichten innen sehr ruhig. Lasse los. Und lasse laufen. Mich treiben. Fremdbestimmt. Einflusslos. Endlich komplett passiv. Kann mit äußerlichen (im Gegensatz zu meinen immanenten) Krisen sehr gut umgehen. Als jemand, dessen Leben früher eine nie endende Krise war, komme ich gemütsmäßig recht gut damit zurecht, dass der Gesellschaft, in deren Mitte sie mich erwartungsgerecht performen sehen wollen, das ganze nicht tragfähige Gesellschaftsmodell gerade abbrennt. Beginnend an den Fundamenten. Das war abzusehen, ich dachte mir, dass das passieren wird, es kommt aber für meinen Geschmack zu früh. Ich hätte schon gerne vorher meinen Arsch in Sicherheit gebracht, hätte ich gewusst, dass sie so schnell mit dem Einreißen aller Gewissheiten beginnen. Aber gut, so schaue ich mir das halt aus der Nähe an. Mitten in der dysfunktionalen Hauptstadt dieses aus der Kurve schleudernden Landes. In dieser ersten Stufe des endgültigen Auswringens derer, die überhaupt noch robotten gehen, um deren dicken Orchideenpöstchen für dicke Funktionärinnen zu finanzieren. Meine zweite Stufe der Energiekostenkeule wird zum Frühjahr kommen. Wenn meine Vertragslaufzeit für Gas und Strom offiziell endet und das kommen wird, was mir Check24 schon jetzt prophezeit. Gas mal vier, Strom mal zwei. Dann werden auch die paar wenigen Träume platzen, die überhaupt noch da sind. Boom. Shake the room. Eine echt irre Zeit.

Den Schockwellenreiter hat es schon erwischt und so wie ich das lese, ist der ziemlich sauer.

Neues aus meinem Shithole, von dem die Verantwortlichen immer jammern, dass man es nicht immer Shithole nennen soll. Flankiert von den Medienschaffenden im Abwehrchor. Shithole Shithole. Soll man nicht sagen. Auch wenn es eines ist. Ja? Nein? Beispiel? No prob: 

Seit zwei Jahren nun randaliert sich ein Psycho durch unseren Block. Er brüllt die Leute an, verscheucht die Kinder auf die andere Straßenseite, kackt in den Sandkasten im Hof oder macht einfach kaputt, was ihn kaputt macht. Alle paar Tage wird er weggehaftet, weil er wieder was zertreten, irgendeine Frau in eine Ecke gebrüllt oder die Papiermülltonne angzündet hat. Weil ein paar Außenspiegel draufgegangen sind. Der Mülleimer vorm Eisladen. Die Beete im Hof. Ein Kinderwagen. Oder die Theke vom Späti. Immer wenn er was zerstört oder jemanden kleinbrüllt, kommen die Bullen und dann ist er für zwei Tage weg. Und dann wieder da. So geht das seit Jahren. Weg. Da. Weg. Wieder da. Ohne irgendeine Konsequenz. Ohne irgendeinen Fortschritt. Und offenbar ohne jede psychologische Behandlung, die der Typ echt dringend braucht. 

Manchmal, wenn Berlin verwegen drauf ist, sperren sie ihn in die Klapse, weil er doch mal zu viel kaputt gemacht hat oder seinen hässlichen Puller zu lange vor Publikum in die Frischluft gehalten hat. Dann bleibt er eine Woche weg und ist dann wieder da. Was bedeutet, dass es einen Arzt geben muss, der ihn gesund schreibt, obwohl er gar nicht gesund ist, sondern eine Hilfe braucht, die Berlin nicht mehr leisten kann, weil Berlin Berlin ist und für die immer zahlreicher werdenden Verstrahlten – sagt zumindest mein Therapeut – gar keine Plätze mehr in den zu wenigen Irrenanstalten hat und sie diese Leute deshalb lieber unbehandelt einer zunehmend wunden Nachbarschaft überlassen. 

Und so geht es immer so weiter. Weg. Da. Wieder weg. Wieder da. Sinnlose Strafverfahren über sinnlose Strafverfahren, die alle von überforderten Staatsanwältinnen mit Doppelnamen eingestellt werden. Hitlergrüße. Sachbeschädigungen. Körperverletzungen. Bla bla bla. Scheißegal. Trotzdem kommt er immer wieder. Es ist mein Berlin so wie mein Berlin eben ist und es haben alle Recht, die mit dem Wort, das man nicht mehr sagen soll, von TikTok zu YouTube hausieren gehen: Ein Shithole. Das wirklich alles sich selbst überlässt. Lassen Sie sich von niemandem was anderes sagen. Berlin ist ein Shithole. Shit. Hole. Doppelt Shithole und immer einmal mehr als du. Und ich darf das sagen, denn ich wohne hier.

Zwergencontent. Bei mir lernt das Kind immer brauchbare Dinge fürs Leben. Zum Beispiel beim eScooterfahren. Zu zweit. Auf einem Ding. Was verboten ist.

„Papa, ist das nicht verboten zu zweit?“

„Doch. Ist verboten.“

„Warum machen wir es dann?“

„Weil man manchmal auch Sachen machen muss, die verboten sind. Wenn man sein ganzes Leben lang alles macht, was andere wollen, dann macht man zu selten das, was man selbst will. Scooterfahren zum Beispiel, auch wenn man das noch nicht darf.“

„Und wenn die Polizei kommt?“

„Dann tun wir ganz unschuldig und behaupten, dass wir das nicht wussten, und bitten um Entschuldigung. Dann passiert nichts und sie drücken ein Auge zu. Ist immer so. Bullen wollen ja auch keinen Papierkram. Die haben gar keine Zeit für sowas.“

„Papaaaa, Bullen sagt man nicht.“

„Egal. Mach‘ ich trotzdem.“

(ja doch, ist natürlich sehr spätpubertär, aber juckt mich nicht.)

Das führt mich zum Gruppendynamikcontent. Beim Tote Hosen-Konzert vom August ist mir das vehemente Drängen zum verhaltensmäßigen Gleichschritt durch andere Menschen mal wieder sehr deutlich ins Auge gefallen und zwar bei einem dieser affigen Spiele, die Bands immer mit ihrem hörigen Publikum spielen. Sie wollten, dass man sich hinsetzt, sssssht, ssssssssht, ssssssssht, um dann – raaaaaaaaaaah eins, zwei, bei drei gemeinsam hochzuspringen und auszurasten.

Ich habe mich nicht hingesetzt.

Kein Bock auf sowas.

Nie gehabt.

Kinderkacke.

Und da stand ich nun. Als einziger Stehender auf weiter Flur voller Sitzender. 

Tipp Tipp.

„Hinsetzen!“

Irgendein Typ hinter mir.

Zerr Zerr am Hosenbein.

Tulpe neben mir.

„Hinsetzen Mann!“

(warum? Weil Campino das sagt? Wär doch nicht Punk, wenn man’s täte …)

Nochmal einer: Pock Pock an meine Wade. Und einer zog am Pulli. „Maaaaaaaan, setz dich hin!“

Dann gebot Campino spingen und alle sind gesprungen. Bis auf mich. Weil ich Springen nicht weniger blöd finde. Machete springt nicht.

(natürlich auch das sehr spätpubertär, aber juckt mich auch nicht.)

Was sagt uns das? Sie können es nicht hinnehmen. Dass jemand nicht mitmacht. Mithüpft. Mitwippt. Egal wo. Egal bei was. Alle wollen sie Gleichschritt. Alle. Immer. Auch alte Fans von alten Punks. Immer dasselbe: Was alle tun, sollen alle tun.

Anyway. Menschen halt. Alle bescheuert. Das bedeutet, es ist Zeit für die monatliche Clownsparade. Hier folgt Neues vom Peak Wokeness:

Na. Da sehense mal. Ein Nadsi, wer nicht an seiner Kacke riecht. Keine Ahnung. Kann ich Ihnen nicht erklären. Fragen Sie wen anderes. Ich urteile nicht, sondern stelle nur fest, dass es das gibt.

Aber es geht noch besser. Sie mögen guten Kaffee? Klassik? Literatur? Gute Klamotten? Gar Museen? Da habe ich schlechte Nachrichten. Sie sind Nadsi:

Herr der Ringe? Avatar? Chihiros Reise ins Zauberland? Harry Fucking Potter? Mögen Sie? Ich habe noch mehr schlechte Nachrichten. Denn auch Sie sind Nadsi:

Palim. Boller. Plopp. Da kugelt mir das Hirn aus dem Ohr. Auf den Boden. Neben die Bierbüchse von gestern. Was egal ist. Mir fällt sowieso nichts mehr zum Zustand aller Dinge ein.

Anderen auch nicht, hier die Umfrage des Monats:

Wow. Das ist schon kein politisches Desaster mehr, das ist ein politischer Komplettuntergang.

Bleiben wir noch kurz bei der superekligen Politik. Die schönste Grillaktion des Monats hat Martin Sonneborn im fetten, feisten, volkskongressigen EU-Parlament gebracht. Ich weiß, jeder hat’s gesehen, aber ich will das hier hier im Blog haben, weil es wunderschön ist und ich den Roast sehr mag: Zur EU fällt mir nichts (mehr) ein – 60 Sekunden zur Lage der Union.

Großartig. Die verhärmten Fressen der Funktionäre in ihren versteinerten Ritualen. Stark. Fast so geil wie die verhärmten Fressen der öffentlich-rechtlichen Gendereulen, wenn dem verhassten alten weißen Mann von ihrer dysfunktionalen Retortensprache, die sie so offensiv in jede Ritze drücken, wortgewaltig übel wird.

Aber keine Sorge um Sonneborn, der wurde sofort eingeordnet in die neuen Schemata, vom nervenwunden Twittermob, wem sonst:

Sie sehen. Sie haben ein neues Label zum Markieren. Putin. Passt immer. Putin ist das neue Nazi.

Gut, dass es diese Leute mit den Massagestühlen und den zwei Dienstwagen pro Person vom öffentlichen Rundfunk gibt, die mir für 220,32 € im Jahr immer erklären, was im Moment gerade richtig und falsch ist und was auf jeden Fall eine gute Idee:

Nee. Kein Kommentar. Ich kann nicht. Ich lache immer noch, seit Tagen schon, durchgehend, und beim Lachen kann man so schlecht kommentieren. Hier, prust, Jeremy, lesen Sie was Jeremy sagt.

Noch mehr vom Massagestuhlreigen. Der Superrundfunk hat einen neuen Supertipp . Pinkeln Sie sich bitte ab sofort selber an, wegen … Dings … äh … Kliehmer … nee … öhm … Puteng:

Ich frag‘ mich manchmal, ob die Leute, die solche Texte verfassen, sich selber noch riechen können oder ob denen alles egal geworden ist, Hauptsache Pension.

Bildungskrüppelcontent. Hier die Energiesparschule des Monats:

Hach kucke. Es bröckelt.

Gut jetzt. Kommen wir zum Ende endlich. Was war noch im September? Event Event war. Ein Event. Icke un’n Kind. In Reinickendorf. Bei Madi – Zelt der Sinne. Dinner mit Slapstick und Akrobatik.

Damals bei Qype gab es einen User und Stammleser namens „Saupreiß“, der vom Duktus her ganz sicher Rentner immer wollte, dass ich an den Autobahnrasthof Fläming fahre, dort eine besonders miese Currywurst esse und in Grund und Boden rezensiere. Hab ich nie gemacht.

Dieser Saupreiß ist mir damals in meinen ersten Blog gefolgt und manchmal juckt es mich, die Kommentarfunktion wieder anzuschalten, nur um zu sehen, ob es den noch gibt. (nein, mach‘ ich nicht. Internetkommentare sind Krebs.)

Am Madi hat sich damals auf Qype der Saupreiß abgearbeitet. In einem sehr schönen, eloquenten, etwas längeren Verriss, den es leider im Internet nicht mehr gibt. Es muss ein fürchterlicher Abend für ihn gewesen sein. Aus dem Verriss heraus entspann sich ein Schlagabtausch mit den Inhabern, in dessen Verlauf es diesen immer wieder gelang, einzelne Passagen löschen zu lassen, bis am Ende nur ein nutzloses Gerippe des einst großartigen Textes übrig blieb und der Saupreiß entnervt seinen Beitrag löschte.

Das war 2011 und ich wollte immer mal da hingehen und schauen, ob das wirklich so schlimm ist. Jetzt haben wir 2022 und ich war endlich da. So richtig schlimm war es nicht, aber die Slapsticknummern sind arg abgestanden, nur bemüht witzig und der Applaus dafür muss von den Künstlern immer wieder offensiv eingefordert werden. Ich weiß nicht, aber wenn’s mal soweit ist, würd‘ ich’s lassen.

Deutlich besser ist die Akrobatik und dabei würd ich’s auch belassen, denn die Körperbeherrschung und die bemerkenswerte Trainiertheit der Artisten beeindruckt schon.

Das Essen, das Sie bekommen, ist reichlich und gut, trifft aber auf ein schlimmes Publikum aus Firmenevents, Jungesellenabschieden und besoffenen Rentnerclubs („höhöhö Rainaaaa! Jeh ma uffe Bühne! Höhöhö! Auszieh’n! Auszieh’n! Grööööhl!“).

Das macht den Besuch im Ergebnis furchtbar, da hatte der Saupreiß schon Recht. Junge. Solltest du echt noch hier rumlesen, fühl‘ dich gegrüßt. Ich hoffe, es geht gut.

Nix mehr is‘. Wird sind am Ende der monatlichen Elegie. Im September. Mehr war nicht. Bis bald im Oktober. Wird spannend. Krasse Zeit. Tick. Tack. Cya.