Linkschleuderei vom 17. August 2022

Free speech is the whole thing, the whole ball game. Free speech is life itself.

Salman Rushdie


Lol. Nice one. Vom M’era Luna habe ich mir Corona mitgebracht. Kein Vergleich zu letztem Jahr. Halsschmerzen. Husten. Eine Nacht Fieber. Nase läuft ein wenig. Huhu. Die Hölle. The worst of the worst of the worst. Die Krankmeldung beim Borgwürfel sprach sich natürlich wie immer rum und Kollegende und Kollegendinnen (börks) riefen an, klangen als habe ich Lungenkrebs im Endstadium und sie wöllten sich von mir verabschieden, weil mir nur noch Tage bleiben. Lockdown bitte. Jetzt. Für immer.

Die Links. Read this:

Berliner Zeitung: Teure Mieten, hässliche Viertel, homophobe Leute: Berlin ist einfach nicht mehr zu ertragen

Endlich mal ein ehrlicher, offener, ungeframter Artikel in der Hauptstadtpresse. Ja, ja und tausendmal Ja. Ich kann mir vorstellen, dass es schwer ist, darüber zu schreiben, über die Dinge, die schleichend geschehen, darüber, dass Sie als Homo inzwischen sogar im Nollendorfkiez aus vorbeifahrenden Autos oder von vorbeifahrenden eScootern beschimpft werden. Was passiert. Ehrlich. Weiß ich. Weil’s stattfand als ich da war. Das gab es dort lange nicht, zumindest seit ich dort bin, seit ich mich mit 20 das erste Mal dort reingetraut habe, war das ein sicherer Ort, das waren unsere Leute, unsere Bars, unser kleiner schwullesbischer Kiez. Wir waren da unter uns, da war Peace, da kam auch keiner von den Phobikern rein, weil klar war, dass das unser Ort ist. Heute wird wie alles andere auch dieser Kiez ausgeleuchtet und zum Angaffen auf ein Podest gestellt und jetzt kommen sie auf einmal, schleichend, zunehmend, immer mehr werdend dort rein, um zu gaffen, zu fotografieren und einige auch, um zu brüllen. Ihr Schwuchteln. Ihr Arschficker. Ihr Schwanzlutscher. Wir knallen euch ab. Hängen euch auf. Alles passsiert. Alles da. Haben wir jetzt. Nicht schön.

Das ist ein sehr großartiger Artikel. Ein Artikel zum Kofferpacken und gehen. Wären hier nicht meine Wurzeln im Boden, die ich immer noch nicht abgehackt habe, wäre ich lange schon weg, das meine ich ausnahmsweise mal ernst. Lesen Sie wenigstens das Goldzitat aller Goldzitate:

Als ich Anfang der Zehnerjahre nach Berlin gezogen war, hatte man mich noch hin und wieder ausgefragt, nach der verrückten Stadt. Hamburger und Münsteraner fanden es spannend, was dort passierte. Doch in den letzten Jahren erntete ich vor allem mitleidige Blicke, wenn ich sagte, ich käme aus Berlin.

Auch das stimmt. War mal cool. Extrem cool sogar. Ist’s aber nicht mehr. Jetzt kommt das Mitleid. Von Leuten, die in Städten wie Gießen wohnen. Nüchtern kaum zu ertragen, das hauptstadtwurmige Elend. Und das kommende Unwetter wird die Stadt noch stärker als alle anderen Städte treffen. Die Schlussabrechnung der ganzen Wurstigkeit, all dieser versammelten Versäumnisse aller versammelten Dilettanten wird fürchterlich werden.

Die Folgen? Kieke:

Pieces of Berlin: berlin – die manuela

Neues aus Nordkorea Clownsland. Verzicht, Askese, Genügsamkeit:

pop64: Stromsparen für Faule

Ich hab‘ noch mehr. Essen Sie Gras, Blätter und rohe selbstangebaute Zucchini statt Steaks vom Gasgrill. Spielen Sie Halma statt Playstation. Glotzen Puppentheater statt Netflix. Und bitte: Parfümieren statt Waschen. Ganz wichtig. Wer noch duscht ist ein Nazi.

In dem Kontext:

lautenist: Gasumlage – sortiert

This. Voll rein ins Bulls Eye.

Vox populi:

Wobei, er/sie/whatever hat die FDP beim Blamen vergessen, aber das ist okay, die kann man ja auch vergessen. Wobei das, was momentan geht oder eher nicht mehr geht, eigentlich die Scherben der Merkel sind, die die jetzt auflecken müssen, alles Entscheidungen aber, die jene, die jetzt regieren, zu einem großen Teil in einer supergroßen Koalition mitgetragen haben. Deswegen fällt mir das Mitleid mit denen so schwer. Das haben sie alle kollektiv vergurkt und die, die übrig sind, lecken’s jetzt halt auf, während die greise Alte auf dem Altenteil sitzt und doch noch genau rechtzeitig den Absprung geschafft hat. Ich hätt‘ nicht gedacht, dass ihr Erbe so schnell platzt, aber jetzt isses halt schnell geplatzt. Und es regnet Scheiße.

Mehr Vox populi:

Ich habe auch bei mir nach Verständnis für das Vorhaben gesucht und keines gefunden.

Noch mehr? Ja? Na komm‘:

VW wär‘ nicht schlecht. Deutsche Bank. Bayer. BASF. Mir fiel da schon was ein.

Ich find’s aber gut, dass dem öffentlichen Rundfunk aus seinen Palästen was Empathisches zu denjenigen einfällt, die ihre Gasrechnung nicht mehr werden zahlen können:

Was soll’s. Wie immer. Alles Wichser. Jeder sich selbst und so. Hier. Neues aus China NetzDG-Land:

Wahlinfo-Passau: Post von Blogger – oder – Der Online-Blockwart vergisst und schläft nicht

Oh. Sie gehen jetzt auch an die Blogs ran. Bisher dachte ich immer, Blogs sind far to irrelevant, um von Meldemuschis für Zensur und Markierung gemeldet zu werden, und hier wäre der letzte Ort im Internet, an dem Sie noch frank, freak, frei in Ihrem eigenen vollgepullerten Planschbecken machen können, was Sie wollen. Endet wohl auch jetzt.

Was? China? Ja, hier, hab‘ ich auch was zu:

n-tv: FDP-Generalsekretär bringt Sanktionen gegen China ins Spiel

Ja genau, weil die gegen Russland so gut funktioniert haben.

Kommen wir nochmal kurz zum selbstbedienenden Elfenbeinturm. Der bekommt Risse. Massagestühle, Champagner, fette Karossen, haben Sie sicher mitgekriegt:

t-online: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht auf der Kippe

Schön.

der Freitag: Das öffentlich-rechtliche System fault von innen heraus

Schöner.

Berliner Zeitung: Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: Jetzt endlich abschaffen

Am schönsten.

Berliner Zeitung: ARD-Magazin Monitor: Männer sind eine Gefahr für die Gesellschaft

Ich wär‘ echt für Abschaffen. Dann muss ich mein eigenes Dauerbashing nicht auch noch bezahlen.

zynæsthesie: Einschränkung der Freiheit

Es schützt die Infektion.

Berliner Zeitung: Gefährliche Spitzmaus: Neues Virus bricht in China aus

Lockdown! Maske! Polihs kamms.

M7: Wie vor dem arabischen Frühling?

Das nicht, aber interessant wird’s. Ich habe noch keine Post von meinem Gasversorger bekommen. Sie?

Krass aber zu sehen, wie sie schon vorbauen. Framen wie verrückt. Markieren. Labeln. Vorbeugend. Weil sie ahnen, was da gärt.

Nochmal zum Klarstellen: Beim Protest gegen die Politik der Regierung geht es um den Protest gegen die Politik der Regierung und nicht um Protest gegen die Demokratie. Proteste gegen die Politik der Regierung sind sogar Ausdruck von Demokratie. Aber das wissen sie. Sie wissen das. Krieg. Wahrheit. Tod. Zuerst. Machen sie immer so. Alle machen das so.

Ach komm‘. Nich‘ griesgrämig sein. Et is noch Sommer. Die Sonne scheint. Die Bude is‘ warm. Noch hab‘ ich Geld auf dem Konto. Lass mal bisschen Musik von ganz früher hören, einfach um nochmal zu reflektieren, was bis vor kurzem noch ganz selbstverständlich war:

Reinhard Mey: Sei wachsam

(via Notizen aus der Unterwelt)

Das Feuilleton:

n-tv: Berliner Grüne wollen harte Party-Drogen erlauben

Wenn die nicht so kriegsgeil und genderkrebsig wären, würd‘ ich die echt wählen.

Die Welt des DrSchwein: Bilder meines Verfalls – Bild 71

Sehr geil wieder. Die Deko auf dem Sims ist auch mega.

Notizblog: Das Ende des Golden Age Of TV

Ja, genau so. Ich bin wegen Breaking Bad Kunde von Netflix geworden und jetzt geht mit Better call Saul diese Ära zu Ende. Runde Sache. Ist auch gut jetzt.

Frankfurter Allgemeine: Dürfen Führungskräfte weinen?

Bitte nicht. Wir haben bei uns im Borgwürfel aus dem Nichts über uns reingegenderte Quotenführungskräfte, die 50.000 im Jahr mehr verdienen als jeder von uns im Mittelbau und vorne stehen und mit vorwurfsvoll belegter Stimme was von Diskriminierung faseln und wie schwer sie es haben und dass sie immer benachteiligt werden. Nochmal: 50.000 mehr. Trotzdem Mimimi. Versteh ick nich. Ick will so eine Scheiße nicht hören. Nicht von denen.

ZG Blog: Der pädagogische Happen (44)

Ja, das haben wir auch. Aber ich glaube, dass die Kinder das ganz gut hinkriegen. Die Kinder unserer Schule lassen das ständige Haltungsgetrommel über sich ergehen und behalten trotzdem den gesunden Menschenverstand. Ich muss da bei meinem kaum nacharbeiten. Das machen die Kids selber unter sich. Passt schon. Ist ein bisschen wie das in der DDR gewesen sein muss (keine Ahnung, war zu klein). Man lässt die Politermahnungen vom Pult vorne vorbeirauschen und macht dann trotzdem sein Ding. Ich mach‘ es ja auch nicht anders, wenn ich wieder was vom Rundfunk mitkriege. Oder den Grünen. Oder beiden. Oder sonstwem. Don’t worry. The kids are alright.

Foodcontent. Zuerst Gastro. Ich war wieder essen und zwar im Tokiohaus Nähe Kurfürstendamm. Und dort zu essen ist wie einem Dinosaurier beim Sterben zuzusehen. In dem Laden können Sie Teppanyaki essen, das bedeutet, sie haben dort eine im Tisch eingelassene heiße Platte, auf der Ihnen jemand frisch was brät. Das Konzept kennen wir aus den auslaufenden Nullerjahren. Damals 2008, 2009, meinetwegen 2010. Das schwappte so eine Teppanyakiwelle nach Berlin, ich habe damals im längst wieder eingegangenen und bei Qype verbloggten Mondhaus in der Beusselstraße gegessen und ja, die Idee ist cool, war damals fresh, aber die Zeit ist vorbei. Das ist wie dieses Bubble Tea vor zehn Jahren, das kam in einer dicken Welle, die dann nach ein, zwei Jahren verebbte und nur diejenigen übrig ließ, die den Schuss nicht gehört haben.

Das Tokiohaus ist so ein Dinosaurier und wirkt insofern nur noch wie ein skurriles Fossil. In der Mitte des Raums steht ein komischer, vollkommen geschmackloser alter Brunnen, dessen Geplätscher sehr stört, drumrum schlägt eine arg in die Jahre gekommene düstere holzversiegelte Einrichtung aufs Gemüt und das Essen ist maximal Durchschnitt, auch in dem mit um die 50 Euro ambitioniert klingenden Menü. Klingt aber nur so. Sie bekommen langweiliges surimilastiges Sushi, unterdurchschnittlichen, fad gewürzten Eierreis, übersichtliches Fleisch und fast schon frech wenig Fisch und das Flambieren kriegen sie auch nicht hin. Wenn Sie nämlich den Fehler machen und das flambierte Eis zum Dessert bestellen, dann schmeckt es, weil sie es hier nicht können, nach Prima Sprit. Hurra. Den Einzigen, den ich gelten lasse, ist der Koch für die Hauptspeisen, der so einem Kind mit seinen Kunststücken kurz mal Freude machen kann, und die Feststellung, dass man sich auch mit warmen Sake dicke besaufen kann. Sonst war das echt nix. Ein Reinfall. Für Dreistellig für Papa mit Kind. Bitte nicht noch einmal.

Zuletzt noch das Rezept. Gekocht habe ich einen Oldie: Nudeln mit Sahnelinsen. Bavette kriegen Sie hier in Prenzlauer Berg nur in diesen mediterranen Schnöselläden für gelangweilte Oberschichtenmütter, also habe ich normale Bandnudeln von Lidl genommen, die gehen auch. Das Kind hat beim Anblick der Linsen schief gekuckt und versucht, nur die Nudeln zu essen. War klar. Kinder halt. Das nächste Mal rühre ich Chickennuggets statt Linsen unter die Nudeln.

Sonst? Habsch nix.