Und der Ubermann spricht des Nachts

2:30 Uhr. Reinickendorf. Residenzstraße. Mein Uber fährt vor.

„Hallo.“

„Prenzlauer Berg, ja?“

„Geht gut?“

„Ja, auch gut.“

„Woher ich komme? Bin ich Libanon.“

„Warst du mal Libanon?“

„Bruder, wo kommst du her? Immer schon? Neukölln? Ah, nix, Neukölln is‘ nix. Ich bin da auch weg. Sei froh.“

„Hab‘ ich sechs Kinder. Doch. Sechs. Hast du Kinder? Eins nur? Ach, musst du mehr Kinder machen. Kinder sind Leben, Bruder.“

„Zwei Jungen. Vier Mädchen. Haha. Was? Ja. Haha. Echte Männer machen Mädchen. Hahaha. Ja. Was hast du? Mädchen?“

„Junge?“

„Krieg ist nicht gut. Krieg macht alles teuer. Kuckst du Öl. Ich bin Araber. Machen wir viel mit Öl. Mehl auch. Aber is alles teuer.“

„Auch Heizung teuer. Alles teuer. Kuckst du Ukraine geht kaputt und die ganze Welt geht kaputt.“

„Hab ich Familie in Libanon. Ganz schlimm in Libanon. Medikamente. Brot. Geht kaputt alles. Die Welt geht kaputt.“

„Fahr ich die ganze Nacht. Bis 150 Euro für Chef. Danach für mich. Auf freiwillich. Wenn ich will, fahr ich länger, hab‘ ich mehr Geld.“

„Sechs Kinder. Familie. Brauchst du viel Geld. Ich sag dir. Das kostet und kostet und kostet, ich bin nur am Abdrücken, aber Familie is heilig, weißt du …“

„Fahr ich gern. In Berlin kein Problem. Beirut is‘ schlimmer.“

„So. Soll ich da vorne halten?“

„Ja, du auch. Pass auf dich auf. Masallamah.“