
Im Frühjahr 2020 war es für mich ziemlich schmerzhaft, mal wieder unvermittelt die Autoritätslust meines eigenen (Mittelinks-)Milieus vorgeführt zu bekommen. Der Staat konnte beschließen, was er wollte, auf Twitter und Reddit war es unterhalb einer vollen Ausgangssperre mit Militär auf der Straße nicht zu haben. Alles, was noch irgendwie darunterlag oder gar noch auf freiheitliche Grundrechte verwies, wurde mit höhnischen Kommentaren als zynischer Wirtschaftslobbyismus verdächtig gemacht. Sprüche wie „es gibt kein Recht auf Party“ kamen links plötzlich super an, egal wie falsch sie waren.
Die hysterischen Reaktionen auf den Emmabrief (der selbst wahrlich nicht der Weisheit letzter Schluss war) oder auf jede angedeutete pazifistische Regung im Jahr 2022 zeigen direkt noch einmal dasselbe: Autoritätslust hängt nicht davon ab, ob jemand politisch links oder rechts steht. Eher davon, ob man glaubt, die Autorität würde gerade im eigenen Sinn handeln.
Zuerst Grüße zurück. Alle reden, doch sagen nichts, keiner weiß, wovon er spricht. So spielt das Leben. So isses eben. Weißte Bescheid.
Die Links. Read this:
Christian Buggischs Blog: Hilfe!
Gern.

TWASBO Magazin: Straitjacket Paradise (8): Kicher, kicher, mündelsicher
Die Lage.
M7: Holen wir den Humor zurück!
Die Lage II.
taz: Baerbock warnt vor „Kriegsmüdigkeit“
Sie ist so richtig greifbar, diese Erleichterung der zweiten und dritten Nachkriegsgeneration, endlich nicht mehr Teil der unmöglichsten aller Nationen zu sein. Eine Befreiung von der knapp 80 Jahre alten Last. In den Augen der Welt endlich keine ewigen Nazienkel und -urenkel mehr. Endlich ein neuer frischer lupenreiner Angriffskrieger. Nach all den Jahren in der bedrückenden Erbfolge endlich mal auf der richtigen Seite. Reingewaschen. Edel. Da simmer dabei jetzt. Ganz vorne. Und das soll auch jeder wissen. So laut es geht. Keine Atempause. All in. Mit all den routinierten undifferenzierten Tugendsignalbatterien – wir sind die Guten, jetzt hoch hundert. Geil Geil Geil. (via lautenist)
(ich hab‘ mir jetzt einen Hut gekauft. Wenn die ersten Züge voller gelb-grüner Kriegsbegeisterter von Berlin-Lichtenberg aus nach Osten rollen, kann ich den Hut auf der Rhinstraßenbrücke in die Luft werfen. Hurra. Hurra. Lasst jucken die Säbelspitze.)
ZDF heute: Wie starke Grüne die Ampel verändern
Der öffentliche Rundfunk schon wieder mal mit ganz feuchtem Höschen. Jetzt versuchen sie die Grünen seit so vielen Jahren ins Kanzleramt zu schreiben und bei jedem kleinen Umfragehoch dieser Zehn-Prozent-der-Bevölkerung-Partei rollen sie diesen übersprudelnden Reigen der immergleichen Agit-Prop-Jubelarien aus den Redaktionen aus, die sie besetzt haben. Bilder. Emotionen. Journalistisches Wunschdenken. Meine Güte, heiratet die doch endlich bitte, aber nervt nicht unbeteiligte Leute mit eurem Objektfetisch.
In Frankreich sind sie derweil weiter:
Frankfurter Allgemeine: Macron schafft die Rundfunkgebühr ab
Und hier? 55,08 €. Jedes Quartal. Von mir. Für die. Damit sie mir sagen, dass ich grün wählen soll.
(via)

ZDF Berlin Direkt: Lauterbach und die fehlenden Daten
Häh? War der Zensor da gerade in die Kloschüssel onanieren oder woher kommt plötzlich die Ministerkritik? Das ZDF schwurbelnazit jetzt auf einmal wie ein gewöhnlicher Oppositioneller, der sonst von Polizeiknüppeln vom Pariser Platz gefegt wird, und ich sage Alter, zwei Jahre lang haben sie jeden, der genau das über vollkommen überzogene Coronamaßnahmen gesagt hat, komplett überdreht als Nazi, Schädling, Blinddarm, Omakiller und vulnerbalen Gruppenschänder durch die Diskursgassen getrieben, bis am Ende kaum noch wer irgendwas öffentlich gesagt hat, dessen Karriere nicht eh schon am Arsch war. Und jetzt kommen sie vom Staatsender daher und behaupten einfach das Gegenteil. Na was stimmt denn jetze? Was soll ich denken? Ja? Nein? Doch? Oder nicht? Wat denn nu? Ist das noch Nazi oder darf man jetzt … ?
Berliner Zeitung: Affenpocken: Kommt Corona 2.0 nach Berlin? Zehn Fakten, die Sie kennen sollten
Egal, Mann. Ich kenne keine Fakten mehr, ich kenne nur noch Lockdown.
Spektrum: Wie gefährlich sind die Affenpocken?
Hölle natürlich. Lockdown!
Sprouts: Bonhoeffers Theorie der Dummheit (via Danisch)

Berliner Morgenpost: Neue Umfrage – Berliner sind die unglücklichsten Menschen in Deutschland
Lol. Ich hab‘ auch schlechte Laune. Gekriegt von den Prioritäten unserer Entscheidendens.
rbb24: Berlin will kostenlose gendergerechte Toiletten in Grünanlagen testen
Grundsätzlich eine gute Idee. Mir tun umherschweifende Frauen in Berlin immer sehr leid, weil sie ein Pinkelproblem haben, das ich nicht habe. Müssen immer in eine Kneipe gehen und um einen Klogang betteln. Oder sich in ein versifftes Gebüsch verdrücken. Aber ich sage Ihnen jetzt schon, was mit diesen kostenlosen Pissrinnen für Frauen passieren wird: Die unzähligen Verstrahlten und Besoffskis in Berlins öffentlichem Raum werden die Dinger zuscheißen und zumüllen, so dass da keiner mehr reingeht. Warum? Aus dem gleichen Grund, aus dem sie auf die öffentlichen Wasserspender göbeln. Weil hier Berlin ist.

Der Schizophrenist: Die kleinstbürgerliche DM-Gouvernante
Nee. Weiß ich nicht. Kann ich Ihnen nicht sagen. Neuentdeckung. Ich find’s geil.
Zugabe: Lass niemals die Hunde von der Leine
Schön. Ja? Noch einen?
Live-Stream Meldung von der Donauinsel knapp vor der Freudenau
Bloggen wie ich’s mag. Alles, nur nicht dröge.
Mehr Kundenfeedback:
czyslanski: Bahnbetrug? Mit der Deutschen Bahn auf dem Stehplatz von Köln nach München
Haha. Add me. Deswegen buche ich Lufthansa nach Frankfurt und auf gar keinen Fall Bahn (was? Ja, weiß ich, mir egal.). Keine Lust mehr, mindestens bis Hannover trotz Reservierung im ICE-Gang zu stehen.
Dazu:
Fliegende Bretter: Billiger Bumerang
Das isses eben. Gar nicht mal der Preis. Die Leute. Und zu viele von denen.

tagesspiegel: Nachruf auf Frank-Kirk Ehm-Marks – Bergab mit Karacho
Das letzte Lesbare beim einst stolzen Hauptstadtportal Tagesspiegel: Die Nachrufe. Nicht gegendert. Nicht aktivistisch. Und niemand ist Nazi.
netzwolf: Feministinnen und die Glühlampe
Alter Witz, viele neue Variationen. Ich habe mich sehr gefreut.
mkln: Warum Bloggen?
Ähm … yo … pfffft … keine Ahnung, wohin das führen soll …
Neue Kunstspaziergänge: Die drei Weisen von Wieck
Cool.
Sinnlos reisen: Das schlechteste Getränk von Mexico
Uncool.
Die Welt des DrSchwein: Bilder meines Verfalls – Bild 66
Wieder cool.
Totenhemd-Blog: Mein Friedhofspaziergang auf dem Leipziger Parkfriedhof am frühen Abend
Lauschig.

Kinocontent, gesehen und für gut befunden:
Garagenvolk: Russische (buuuuuuuh!) Männer hinter dem russischen (höher!) Polarkreis, die in fiesen Garagen leben. Desillusionierung. Perspektivlosigkeit. Gedreht noch vor des Putengs Amokfahrt gibt diese Doku einen Einblick in das – echt mal – krasse Leben der russischen Unterschicht weit oben hinter den Bergen bei den … (don’t!). Ich weiß nicht, ob wir in nächster Zeit noch mehr solcher Filme sehen werden können, weil Russland, böse, Sünde, Panzer, aber mir würden sie fehlen.
Bettina: Ein Film über Frau Wegner. Krasse Frau. Krasse Bio. Krasse Sturheit. Ich bewundere dieses Durchziehen. Sie hätte es wohl einfacher haben können, wäre sie egal welchen Machthabern nur ein wenig entgegen gekommen. Ich meine, dass ich sie vor vielen Jahren mal spielen sehen habe. Volkspark Friedrichshain, glaube ich, weiß ich nicht mehr. Open Air auf jeden Fall. Die DDR-Dissidentin. In der BRD nie so richtig angekommen. So wirklich viel wusste ich über Frau Wegner bisher nicht. Gut, dass es dieses liebevolle Portrait von ihr gibt. Jetzt weiß ich mehr.
Und weil das an Kultur nicht reicht und ich so viel wie möglich kulturkonsumieren möchte, bevor Propellerkarl, die Spaßbremse, der schon ganz rallig auf den nächsten Lockdown schielt, wieder das Land ab- und mich von allem ausschließt, war ich bei Fil im Kreuzberger Mehringhoftheater. Fil wird Ihnen entweder nix sagen oder maximal vom letzten Sommer der Digga bekannt sein, das ich hier mehrmals in meiner üblichen Euphorie verlinkt habe.
Ich kann vermelden, dass es nochmal ein intensiveres Gefühl ist, vollkommen bekifft in der Veranstaltung eines Comedians zu sitzen. Kann ich empfehlen. Wenn Sie auch da waren: Der, nach dem Sie sich immer umgedreht haben, weil er so unkontrolliert gekichert hat, war ich. Ich war halt drauf. Komplett verstrahlt, knallrote Glüsen, Dauergrinsen wegen allem. Sorry, not sorry. Is‘ Comedy, da wird man doch wohl mal unkontrolliert kichern dürfen …
(gehen Sie hin zu Fil. Is‘ geil.)

Eine Runde Musikunde. Es kommt selten vor, dass ich mir bei Bandcamp das komplette Lebenswerk eines Künstlers kaufe. Sonst passt mir immer irgendwas nicht. Geschnulze als Einlage. Zu Verspieltes zwischendrin. Unpassend sinnloses Electrogedudel oder noch sinnloseres Gitarrengeschrammel als Abwechslung in ein eigentlich rundes Album geschissen. Oder gleich ein ganzes genrefremdes Konzeptalbum weil Neuerfindung. Hier habe ich es gemacht, alles gekauft, die komplette Discographie, weil ich alles davon sehr mag: Lucy Kruger & The lost boys. Die außergewöhnliche Stimme, der langsame Beat, ein düsteres Allerlei. Sie hat der Versuchung widerstanden, sich der nicht weniger wunderbaren Lana del Rey anzubiedern, sondern prägt ihren eigenen Stil. Düsterer auf jeden Fall, aber auch zärtlicher. Eine ganz eigene Liga. Begeisterung bricht Bahn und ihr Werk läuft hier momentan bei jeder Gelegenheit. Dass es wieder depressive Minderheitenmusik ist, muss ich nicht erwähnen, mache ich aber doch.
Hinterher ein Verriss. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal schreibe, aber Rammstein hätten aufhören sollen. Oder wenigstens kein Album mehr machen sollen. Oder kein Album wie dieses machen sollen. Zeit. Ein misslungendes Werk. Ein mieser Abschluss, wenn es denn endlich ein Abschluss wird. Der letzte Titel heißt „Adieu“, mit dem sie sich wohl verabschieden nun, und er ist der stärkste Titel dieses wirklich öden, so richtig billigen Albums. Das haben sie nicht verdient, die sie mich seit dem Schulhof begleiten. Damals konnten Sie damit den Scheißern in der Schule noch so richtig Angst machen. Rammstein. Huhu. Es war sehr cool, die damals zu hören. Hart, eisenhaltig, schwer zu verdauen. Wer die hörte, hat zumindest so getan, als wäre er einer der ganz Harten. Dann haben sie sich kommerzialisiert, was auch okay ist, bis auf ein paar peinliche Aussetzer aber haben sie die Linie bewahrt. Hart. Tiefgründig. Poetisch oft. Ironisch auch.
Jetzt kommen sie mir vor wie ihre eigene Karikatur. Billige Schocker vom Grabbeltisch, über die sich nicht mal die Schwiegermutter mehr aufregt, lausige Reime, blöde Wortspiele, und, Alter, ein Song namens Dicke Titten? Ernsthaft jetzt? Das ist so arm, da mag sich nicht mal Twitter drüber aufregen. War da was? Nee, nur ein paar arg alt gewordene Typen in komischen Kostümen, die es nochmal versuchen, aber es nicht bringen. Weil eben nicht mehr 2002 ist.
Ich werde sie bald schon im Juli noch einmal live mit ihrer doch sicher wieder genialen Bühnenshow sehen, in Tallin, sofern Putin die Stadt bis dahin nicht eingenommen hat, aber das wird dann auch mein Abschluss mit dieser Band sein. Nach den ganzen vielen Jahren. Sie hätten aufhören sollen und das sage ich als einer, der die sehr mag.

Gut, zum Abschluss des Reigens bleibt noch der Fresscontent in Gestalt eines kleinen Nachrufs auf einen besonderen Ort: La Pausa ist zu. Was scheiße ist. Wenn Sie zu Mitternacht am Rosenthaler Platz rumhingen, zu besoffen und insgesamt zu durch waren, um in einen der vielen neuen (ekligen) Nobelläden reingelassen zu werden, dann war die Pizza von La Pausa eine Bank. Weil da nur Verstrahlte ihr Essen holten, die sonst nirgendwo mehr rein kamen. Säufer. Kokser. Penner. Schlecht gestylte Touristen. Icke. Guter Laden war das, nette Leute. Und die Pizza konnte man danach gut in den Weinsbergpark der bonzigen Schnöselaltbaubesitzer des nahen Prenzlauer Bergs kotzen. Weil die das verdient haben.
Und ein schönes Ding vom Schnippelboy wieder: Klöße mit Paprikasoße. Wenn Sie ein Kind damit versorgen, müssen Sie zwei Soßen machen. Eine scharfe und fürs Kind eine ohne das böse Harissa und das fiese Pul Biber. Und ich habe noch Hähnchen*innenfilets mit ein paar Schalotten dazu angebraten. Dann passt’s.
Huh? Nee. Mehr is‘ ma nich‘ im Moment.