Linkschleuderei vom 18. März 2022

Arbeitet da vielleicht auf übergeordneter Ebene doch jemand mit Entscheidungsbefugnis und einer Art Kompass, der sich gesagt hat: „Diese Generation hatte es bisher viel zu einfach, denen pack ich noch eine Pandemie und einen Krieg obendrauf, damit sie sich bewähren können“?

Chris K.


Vermisster Bloggercontent: Genuss ist Notwehr. Für mich seit vielen Jahren eine willkommene Verbindung zwischen Linkssein und Genuss, was ja sonst nicht mehr wirklich zusammenpasst und es derart oldschool gar nicht mehr öffentlich gibt … geben darf … Seit über einem Jahr schon nichts Neues mehr. Zu schade. Ich fand das gut. Aber die Zeit dieser ungewöhnlichen Kombination ist wohl wirklich endgültig vorbei. Jetzt regieren links unangefochten die Asketen durch. Die Awaren. Identitären. Die ganzen Straight Edge-Stricher, die ich vor zehn Jahren schon nicht ausstehen konnte, als sie noch nicht den Diskurs dominiert, aber auch da schon vergiftet haben. Schade drum.

Die Links (bsssss …). Read this:

rbb: Verschuldung in Berlin und Brandenburg: „Mehr Sparen geht nicht“

Kieken se doch mal nach unten zu den Randständigen, die nicht über den Monat kommen, wenn das sonst keiner mehr macht. Oder sind Sie einer dieser Oberschichtenasketen, der sich über die galoppierende Erhöhung der Verbraucherpreise freut, weil das so schön den Konsum einschränkt?

RND: „Cum-Ex“-Skandal: Staatsanwaltschaft lehnt Ermittlungen gegen Scholz und Tschentscher ab

Es ist sehr gut, dass die Leute da oben mit so etwas durchkommen, während Schmocks wie schwarzarbeitende Putzer oder auf eigenes Risiko ackernde Selbstständige für kleinere Finanztricksereien regelmäßig und vor allem schnell von gleich mehreren Ämtern auf einen Pfahl gesteckt und gehäutet werden. Passt schon. Es zeigt die Verhältnisse auf. Wer das darf und wer nicht. Koch. Kellner. Kuchen. Krümel. Und so. Das ist wichtig. Es gibt Orientierung. Also ich find’s supi.

Oskar Lafontaine: Warum ich aus der Partei Die Linke ausgetreten bin

Konsequent wie er immer war. Mach’s mal gut.

BR: Boykotts, Hass und Häme – Russen immer mehr unter Druck

Yo, kurze Frage: Könnt ihr den Hackemob bitte wieder auf die Ungeimpften hetzen? Ich finde das unfair und außerdem fehlt mir inzwischen was.

Patrick Breyer: Chatkontrolle

Gab mal ne große Philosophin, die sagte: Fuck the EU. (via Hirnfick 2.0)

Tagesschau: Folgen des Klimawandels: Deutschland trocknet langsam aus

Sterben. Alle. Wir. Lockdown!

my-schreib.blog: 293) Brauch‘ ick nich‘ – Vol 2

Ick och nich’…

… uh, darf man das noch … darf man …?

(OT: Mascha sieht ein bisschen arg psycho aus, so wie ich auf Koks … oder wie Putin bei einer seiner Ansprachen …)

infranken: Drei Jugendliche mit Bollerwagen unterwegs – Polizei sieht Verstoß gegen Infektionsschutzgesetz

Deutschland in a nutshell. (via DS-pektiven)

Yo. Da isses doch wirklich mal Zeit, Danke zu sagen, is‘ auch mal gut jetzt, habta jut jemacht, allet töfti, und jetzt lasst ma ab vom Beißkrampf bitte:

Danke für alles

Sie merken es daran, dass dieses Thema in meiner Linkliste immer weiter nach unten rutscht: Diese Pandemie ist für mich zu Ende. Und die intensive Beschäftigung mit dem religiös gewordenen Eifer in ihrem Kontext auch. Und dass Deutschland immer noch als krampfigstes Land an seinen windschiefen Maßnahmen festhält, ist gar keine Bösartigkeit machtgeiler Lobbycharaktermasken wie viele mutmaßen, sondern nur die übliche politische Trägheit in diesem Land, seine instinktive Abneigung gegen jede Veränderung oder gar Kurswechsel und diese riesige Lust am ständigen Reiten toter Pferde (und jetzt alle: Hammadochimmersogemacht). Und das ist okay. Doch doch, ich fühle da keinen Schmerz mehr und auch keinen Groll. Alles wird wieder locker werden langsam. Der Borgwürfel möchte mich demnächst wieder in seinen Gebäuden in die Arme schließen, drückt mir tubenweise Honig in den Darm und schickt mich jetzt schon wieder munter ungebratwurstet in die Welt, meine bucklige angstgestörte nadelfixierte Familie hält plötzlich komplett die Backen, vom gesellschaftlichen Impfmobbing ist kaum mehr was zu spüren und die letzten Hypochonderfetischobjekte wie die heiligen Masken werden irgendwann auch fallen. Ganz easy. Am Ende wird auch dieses Land sein dysfunktionales, komplett wirkungsloses Seuchenregime beenden, nur halt sehr spät. Wie dieses Land immer sehr spät, viel später als alle anderen, solch untaugliche Dinge beendet. Ich habe da gar keine Sorge. Over. Isch over. Ende, Aus, Micky Maus. Ich kuck‘ nur noch zu wie sie sich an die letzten Ausläufer klammern. Das geht voll klar.

Ich habe jetzt auch die meisten dieser früher mal informativen und jetzt obskur gewordenen Telegramgruppen gelöscht, in denen sich die Leute mit zunehmendem Bedeutungsverlust analog ihres ideologischen Counterparts, dem spready Long-Lauterbach, in einen zunehmenden Wahn hineinsteigern, anstatt loszulassen und zufrieden zu warten, bis die überforderten Entscheiderdarsteller, die mir die bescheuertsten zwei Jahre meines Lebens beschert haben, mit der neuen Situation zurecht kommen. Easy. Ist gut. Alles wird gut. Bussi. Ehrlich. Kein Groll. Call me Karawane. Ick zieh‘ ma‘ weiter. Zum nächsten Uffreger.

Mit dem Schauen der paar kurzen Clips dieser üblen Oppositionellen dort oben würde ich mich im Übrigen beeilen. Wenn das Löschen, Blocken und Ausblenden politischer Inhalte im Internet in dieser sehr übergriffig gewordenen EU in dem Tempo weitergeht, werden Sie auch das womöglich bald nicht mehr schauen können. Nur um Sie zu schützen natürlich, das ist doch klar. Zensur ist ein böses Wort. Wir nennen es betreutes Informieren.

Die Bundesregierung: Aufholen nach Corona: Endlich wieder Freunde, Spaß und Freizeit

Ich muss mal mein in den letzten anderthalb Jahren gemüts- und schulnotenmäßig den Bach runtergespültes Kind fragen, ob es schon die Wortkombination „zynische Wichser“ kennt. Die ist nämlich wichtig für die Einordnung vieler Dinge. (nochmal via DS-pektiven)

Schirrmis Blog: Ding Dong

Circle jerk, Buddy, circle jerk. Der da ist ja leider raus.

n-tv: Soyeon Schröder-Kim sendet kryptischen Post

Ich kann Ihnen gar nicht sagen, warum sowas inzwischen eine Nachricht ist. Wer ist diese Frau? Und was will sie? Und wen interessiert was sie sendet?

Totenhemd-Blog: Wolfgang Borchert: Dann gibt es nur eins!

Doch, passt. Kann man machen.

Sebastian Doringer: One left. (Vimeo)

Todeszeitpunkte. (via Denkfabrikblog)

Voodooschaaf: Wolle Dingsi kaufen? (20)

Hey, Business ist Business. Ich erkenne das an. Er versucht am Kacken zu bleiben. Geht vielen so.

Eine Runde Musikunde zum Schluss. Und ich bin nicht begeistert.

Verriss Nummer Eins. Die Verunheiligisierung von Rammstein schreitet fort. Sie haben was Neues, das nennt sich Zeit. Was soll ich sagen? Überflüssig, wenn man Rammstein mag. Bescheuert bis ärgerlich, wenn nicht. Keine Ahnung was das sollte jetzt. Denen muss im Lockdown ganz schön langweilig gewesen sein. Dieser Song lässt alles vermissen, was Rammstein ausmacht. Textlich öde. Musikalisch öde. Nicht ein Fickfinger zu sehen. Als Single denkbar sinnlos. Vielleicht Absicht, wer weiß das bei denen schon. Die sind ja jetzt so schön selbstironisch.

Verriss Nummer Zwei. Völlig an mir vorbeigegangen ist ein neues Album von Limp Bizkit aus dem letzten Jahr: Still sucks. Ich hab’s durchgehört. Und habe auch hier keine Ahnung, was das soll. Die längst abgemeldeten Opas kommen aus der Gruft gekrochen und tun so als wäre jetzt immer noch 2001, ihre große Zeit, was waren die cool damals, die Jungs, neu, anders, geil und irgendwann war diese Zeit dann vorbei und es war gut so, dass sie vorbei war, bis sie jetzt plötzlich wieder aus der Gruft stiegen, die Zombies, und der Meinung waren, jetzt nochmal ein Ding raushauen zu müssen, das sich genau so anhört wie 2001, nur jetzt halt altbacken. Lahm. Und doof. Und faltig. Und überflüssig. Was soll das? Wärt ihr mal cool geblieben. Dann wärt ihr immer noch cool.

Und weil zwei der Verrisse nicht reichen, musste ich mir noch Caspers neuestes Werk Alles war schön und nichts tat weh reintun und schicke voraus, dass ich Casper mal sehr mochte. Als er noch nicht vom Mainstream der Böhmermanns, der Fit for you-Blogs und der superawaren Moraltröten hoch und runter gefeiert wurde. Ich mochte die Schwere, den Schmerz, den er in den Rap gelegt hat, was so in der Form nach Curse und Tone kaum wer so gut und packend konnte.

Und jetzt hat er mich verloren. Weil mir das zu viele berechnende Knöpfe sind, an denen der da mit aufgesetzter Trauermiene rumdangerdant. Jetzt ist er ein zwischenzeiliger Coronamaßnahmenfanboy. Klimathunberganbiedernder. Smells like Lastenfahrrad. Arg dröge. So Mainstream. Der weiß offenbar genau, was bei den altgewordenen Zehnerjahregefühlskindern, die das überlobte Album natürlich reihenweise kaufen, euphorisch besprechen und als Videolink doppelt-, vier und zehnfach in der Gegend rumschicken, ankommt und bedient mir das zu platt, wobei er jetzt mit seinem ewigen Thema – dem um sich selbst kreisenden Weltschmerz – arg unpassend daherkommt gerade. In dieser Zeit. Das Album wirkt so danebengeschossen. No Bulls Eye. Sondern Wiese. Denn Bauchnabelpulen und Sozialkitsch hervorholen ist durch jetzt. Zu Ende gespult. Wir haben das Coronablei hinter uns. Mit Überwachung. Übergriffigkeit. Hypersensibilität. Abgebauten Freiheiten. Und dann bomben jetzt auch noch die Russen und Ukrainer sich gegenseitig in den Boden. Alle möglichen Verbraucherpreise explodieren. Gewissheiten lösen sich rückstandslos auf. Destabilisierung allerorten. Verschiebung von Machtblöcken. Und dieser Casper rappt immer noch von dem Kreis, um den er sich dreht und sich suhlt in dem mir jetzt zu plakativ gewordenen Elend; da hilft dann auch die früher mal bewunderte und jetzt fad gewordene Reibeisenstimme des No-more-Underground-Mans nicht mehr, wenn die graumelierte Kulturschickeria samt Häppchen und Stößchen, die mehr noch als Casper im Vorgestern der selbstverliebten hedonistischen Merkelboomjahre verharrt und die eigenen Ersparnisse auffrisst, ihn jetzt in die Mitte genommen hat und als einen der ihren feiert.

Böh.

Ja. Sicher. Ein paar Dinger sind nett, zum Beispiel Das bisschen Regen, da blitzt er nochmal auf, der Untergrund, der Ausnahmerapper, der alte Casper, der mit dem Blick für die Nischen, seinen ohne Aussetzer punktgenau treffenden Zeilen, aber mit den meisten anderen Stücken des Albums kann er auch im ZDF-Fernsehgarten auftreten, was er bestimmt bald wird. Was? Fabian? Der letzte Track, in dem er den fiesen Tod eines Freundes besingt? Ja, den darf man nicht verreißen, das gehört sich nicht, aber dass er mich auch damit nicht gepackt hat, seltsam kalt gelassen, nicht geflasht hat, das alles so komisch too much ist, darf man das … darf man … das? Ich weiß nicht, Casper, ich bin raus. Hast mich verloren und das liegt vielleicht sogar an mir. Grüß mir Danger Dan. Mashallah.

Schicht. Hab‘ nicht mehr parat heuer. Palim.