
Aus Gründen bütteliger Maßnahmen zur Eindämmung des Killervirus‘ kann ich momentan keine BVG fahren, weil es dazu eine Bratwurst oder ein Zertifikat einer dieser ekligen überfüllten Teststationen braucht, in denen hier in Berlin die Clans ihr Geld waschen, seit der Umsatz in den Wettbüros und Barbershops zu verebbt ist, um glaubhaft zu sein.
Autofahren ist auch oll geworden, jetzt wo der Sprit endlich den ersehnten Puffpreis erreicht hat, der jede Fahrt raus nach Brandenburg zu einer wirtschaftlichen Abwägung der Notwendigkeiten werden lässt. Meine Blechkiste steht somit immer öfter rum. Eigentlich nur noch. Kostet Platz. Gammelt. Wird wegen einer Wanderbaustelle mal wieder abgeschleppt. Nervt mich. Und ich habe sie nur noch aus Prinzip. Einfach weil die Erzieher und Übergreifer und Nötiger nicht kampflos gewinnen dürfen. Nur wegen der verkniffenen Mundwinkel der Lastenfahrradfritzen und derem blasierten Gelalle. Sonst hätte ich lang schon kein Auto mehr. Ich brauch‘ das Ding eigentlich gar nicht. Parkgebühren. Abschleppgebühren. Steuern. Versicherung. Inspektion. Blitzerbußgelder. Goldstaubsprit. Saug Saug Saug. Und besoffen fahren darf man auch nicht. Autos sind Quatsch.
Weil ich aber nicht weiß, wie ich sonst zu meinen buckligen Kumpels kommen soll, ohne ständig Uber amazongleich reich und reicher und bezos zu machen, habe ich beschlossen, testweise durch meine blöde große Stadt mit diesen blöden kleinen Elektroscootern zu fahren, die mir sonst auf den Sack gehen, weil sie immer überall in meinen Wegen rumliegen. Was haben die alle geschimpft. Weiß ich noch. Damals bei der Markteinführung wollte die Dinger keiner haben. Alle sofort Böööh. Doof. Neu. Weg damit. Brauchenwa nicht. Könnta jeder kommen. Hamma immer so gemacht. Sollnditte?
Und nun sind sie halt da. Die Scooter. Und ich hab‘ ein Fortbewegungsproblem. Also hab ich’s ausprobiert. Das Scooterfahr’n. Wochenlang inzwischen. Und kann vermelden, dass es scheiße ist.

Beginnen wir mit den Basics. Der Infrastruktur. Wer gedacht hat, dass die Berliner Straßen schlimm sind, ist noch nie auf Berliner Fahrradwegen gefahren. Was die Stadt da als lustige Alternative zu den vier Rädern anbietet, sind schon keine Buckelpisten mehr, das sind Mondlandschaften. Baumwurzelkausale Bodenwellen wie Rampen, zernudelte windschiefe Gehwegplatten, Schlaglöcher, alle paar Meter verdammtes preußisches Kopfsteinpflaster irgendwelcher Ausfahrten. Absurde, vollkommen willkürliche Fahrwegführung gerne einen winzigen dreiviertel Meter breit im Slalom um Bäume, Bauzäune, Blumenkübel und Einbuchtungen herum. Bizarre abstrakte Kunst als unlogische Fahrwegmalerei auf Asphalt. Oder einfach endend. Unterbrochen. Mit Unrat vollgestellt. Und fast immer in üblem Zustand.
Vor allem Platten. Gehwegplatten. Welcher Verstrahlte kommt auf die Idee, 95% der Radwege mit Gehwegplatten oder Terassensteinen zu pflastern, die sich verformen, zerspringen, eklige Fugen bilden und auf denen ich schon in regulärem Zustand mit dem Scooter durchgeschüttelt werde wie ein Milchshake? Ein reinstes Antifahrvergnügen ist das und ich gebe zu Protokoll, dass sich die Frage der weiteren Fortpflanzung bei mir alleine mit einer Scooterfahrt von Prenzlauer Berg nach Reinickendorf final erledigt hat. Mein Sperma ist jetzt Eiweißschaum. Vasektomie überflüssig. Nix werde ich damit mehr befruchten können. No Alimente possible anymore. Immerhin ein Vorteil von dem ganzen Knatterpistenreigen.
Frage, auf die ich die Antwort eh schon weiß: Wer zum Geier baut erst solche untauglichen Radwege und lässt die dann auch noch so verrotten?
Antwort? Berlin natürlich. Das machen wir in Berlin mit allem so. Wir bauen möglichst teuer untauglichen Scheißdreck und überlassen den dann sich selbst. Damit er verrottet und als schlechtes Beispiel dient. Hier ist das Policy. Dinge verrotten lassen. Wir haben das immer so gemacht und werden mit absoluter Sicherheit auch immer so weiter machen. Wir sind nämlich Berlin. Die Republik erwartet das von uns wie man von dem fetten peinlichen Onkel auf der Familienfeier erwartet, dass er sich hacke gegen Mitternacht das Hawaiihemd vollkotzt, nachdem er vorher allen alten Tanten an die Titten gefasst und den Geburtstagskuchen mit Kräuterlikör übergossen hat. Meine peinliche Hauptstadt voller Schlümpfe ist in allem das schlechte Beispiel, wie man etwas nicht macht. Diese Stadt kann wirklich gar nix und selbst das nicht richtig. Wie Fahrradwege. Kucken Sie sich das doch mal an, wie soll ich denn darauf fahren, auf so einem buckligen Keim hier.

Und das sieht alle paar Meter so aus.
So viel zu den Offroadpisten, die sie hier Fahrradwege nennen. Aber auch die Straßen sind im Schnitt vollkommen untauglich für so einen Scooter. Abgesehen von den Schlaglöchern, bei denen Sie sich mit so einem Ding locker den Hals brechen können oder den fiesen Spurwechseln der völlig blinden Autos, Bussen und Lastern kann es sein, dass Google Maps Sie in eine der unzähligen Seitenstraßen Ostberlins mit uraltem welligen Kopfsteinpflaster lotst, auf dem Sie mit dem Scooter noch weniger tauglich fahren können als mit dem Fahrrad. Schlicht der winzigen Reifen wegen. Sofortige Stoßübertragung. Keine Chance dort vernünftig vorwärts zu kommen. Geht schlicht nicht. Ihr Hirn bollert durch das Durchrütteln so sehr gegen die Schädeldecke, dass die Gefahr einen Schlaganfalls besteht. Sie müssen absteigen und das Ding schieben. Oder lange Umwege über die Hauptstraßen ohne das elende Kopfsteinpflaster fahren, auf dem schon der alte Fritz selig durch seine kurfürstliche Residenzstadt geritten ist und an dem sie seitdem nix mehr gemacht haben.
Was ich hier über die räudigen Wege schreibe, gilt für die ganze Stadt, Ost wie West, Nord wie Süd, bis auf das Regierungsviertel im Raumschiff Mitte. Das ist wie früher im Osten. Das Regierungsviertel ist piekestinkfein, der Rest ist Grotte. So sind dort, wo die Gefahr besteht, dass ein Minister öffentlichkeitswirksam von Kameras begleitet mit dem Fahrrad in seinen aufgeblasenen Administrationsmoloch fährt, die Radwege feinstens asphaltiert, glatt wie Pfirsichärsche, breit, großzügig, zum Repräsentieren, auf dass die Regierenden sehen, dass die Dinge gut sind.
Dass die superasphaltierte Herrlichkeit schon hinter der Spree drüben in Moabit endet, sieht da schon niemand mehr. Und wer da vom Pöbel auf diesen prekären Hoppelstrecken durch die Stadt gurken muss, ist den dicken Limousinen, die durch den Tiergartentunnel in die Parkhäuser der Schaltzentralen der Regierungsgebäude schweben, oder dem eitel durch Mitte fahrradfahrenden Minister auch egal.

Um mich mal selbst zu reflektieren: Ich habe mich als Autofahrer und Fußgänger immer gewundert, warum auf den Radwegen nie jemand fährt, sondern warum die Fahrradnazis immer entweder so nazimäßig auf den Bürgersteigen Zentimeter an mir vorbeirasen oder mir auf der zweispurigen Hauptstraße dümmlich provokant vor der Motorhaube rumgurken. Weiß ich jetzt. Weil deren Wege zu abartig sind, um dort dauerhaft zu fahren. Besser noch: Ich beginne zu glauben, dass die Radfahrer mit ihrem affektierten Dauergenöle über ihre Infrastruktur Recht haben. Und Sie wissen ja: Ich mag Radfahrer nicht. Radfahren ist in dieser Stadt die Manifestation eines Charakterfehlers. Wer sich hier mit Pedalen auf zwei Rädern fortbewegt, benimmt sich fast immer daneben. Verliert Anstand, Auftritt und Respekt. Ich weiß das. Mich fahren sie so gerne auf Bürgersteigen, Zebrastreifen und meinen grünen Ampelübergängen über den Haufen und brüllen mich danach an. Weil zu viele von denen Arschlöcher sind. Rädrige Pestbeulen, Egoratten und Psychopathen, laut, latent suizidal und bigott, zumindest in Berlin. Isso. Ich hasse die.
Aber ich kann sie verstehen. Ihre Wege sind echt grottig. Zehn Minuten und nervenwund. Der Mensch ist für sowas wie Berlin nicht gemacht.
Um diese Infrastrukturapokalypse zuletzt auf ein politisches Level zu heben: Es wundert mich sehr, dass der supergrüne Senat nicht einmal in der Lage ist, sein eigenes Klientel ordentlich zu bedienen, wie das jede Lobbypartei sonst kann. 95% der Radwege der Stadt sind übel. Vernachlässigt. Mies geplant. Und noch dümmer umgesetzt. Nach fünf Jahren Rot-Rot-Grün. Das Letzte. Untauglicher Scheiß. Nur mit Masochismus zu befahren. Und dann sitzen die Sabbeltulpen da oben in der Senatskanzlei und faseln in die Mikrofone ihrer vollkommen unkritischen Medien was von Verkehrswende, die aber nur daraus besteht, es dem bereits bestehenden Verkehr (Autos) so schwer wie möglich zu machen, aber nicht daraus, attraktive oder überhaupt brauchbare Alternativen zu entwickeln. Deswegen kursiert ja der Spruch von der Verbotspartei, den sie so hassen. Weil er stimmt. Weil sie tatsächlich, weil das so einfach ist, erst mal alle möglichen Dinge verbieten, aber dann keinen adäquaten Ersatz dafür an den Start bringen können. Und das egal auf welchem Terrain. Verkehr. Ernährung. Energie. You name it. Immer das gleiche Schema. Erst mal verbieten. Was danach folgt, muss man sehen. Kann sein, dass nix. Oder doch. Weiß nicht. Lass mal nen Arbeitskreis voller aalglatter Karrieristen und einigen Quotenzombies machen. Vielleicht kommt da was bei raus. Oder nicht. Oder egal. Oder Berlin.

Ich habe in diesem Monat, seit ich diese Scooter nun fahre, sogar Verständnis für die ständigen Ausraster, das Stinkegefingere und den dauernd blinden Hass der Berliner Radfahrer entwickelt, was mich selbst erschreckt. Hier. Hasskappe runter und ab gehta: Nehmen wir die Autos. Autofahrer. Jede Straßenquerung alle paar Meter ein Nervenstrangschaden. Schulterblick. Will einer abbiegen? Blick nach rechts. Kommt einer aus der Querstraße geschossen? Wieder Schulterblick. Dann wieder rechts. Schulterblick. Rechts. Drüber. Hundert Meter weiter wieder. Dann nochmal. Dann plötzlich Bremsen. Sie werden geschnitten. Übersehen. Abgedrängt. Ignoriert. Sogar von ganzen Bussen, die mal eben einen Meter vor Ihnen schnell ganz nach links rüberziehen. Sie müssen Ihre Augen überall haben. Sie bräuchten eigentlich zwölf Augen. Statt lausiger zwei. Ich weiß das. Weil es so ist. Es ist anstrengend, die kleinste Wurst im Verkehrsfluss zu sein. Man fühlt sich wie die kleinste Wurst, die man ist. Und wird auch behandelt wie die kleinste Wurst. Von den Radfahrern übrigens auch. Platzdaaa! Altaaaaa! Booooooh ey! Ring Ring Ring! Survival of the fuckers. Ätzend.
Dann die blinden Fußgänger. Die peilen gar nix, Alter. Ich habe immer so lustig gelacht, wenn ich das Lamentieren der Radfahrer über auf dem Radweg dumm rumlatschende Fußgänger gelesen oder gehört habe. Ist doch übertrieben. Vollkommen irrational. Paulanergartige Radfahrerprosa wie von Eltern, die auf Twitter erfundene Geschichten von K1, K2 bis Kn erzählen. Watt denn? Die Radwege sind doch meistens rot gefliest. Oder bemalt. Und klar abgegrenzt. So viele doofe Fußgänger kann es gar nicht geben.
Doch.
Gibt’s.
Sie würden Augen machen. Denn da laufen sie. Und da auch wieder. Hier. Dort. Hüben. Drüben. Tilt Tilt. Einer hinter dem anderen. Neben dem anderen. Quer rüber ohne zu schauen. Schnackend. Dreierabwehrkette. Ganze Bierpullenpulks als Straßenblockade. Vollkommen blind von der Seite immer auf die Radwege. Es gibt sie wirklich. Smartphone in der Hand. Oder einfach in die Luft glotzend. Nie mal rechts oder links schauend. Blind wie jemand blind sein kann. Oder sie lassen ihren Hund an der Zehn-Meter-Leine quer über den Radweg laufend eine Stolperfalle voll in Ihren Fahrweg ziehen. Radwege sind zusammenfassend eine aufmerksamkeitspraktische Höchstleistungsherausforderung. Sie müssen Ihre Augen überall gleichzeitig haben. Abbiegende Autos. Blinde Fußgänger. Geisterradler von vorne. Und die Köter. Entspanntes Cruisen? Vergessen Sie das.
Und all dem, den ständig kreuzenden Autos, Fußgängern und Hunden, begegnen Sie mit einem Fahrzeug, mit dem Sie gar keine Vollbremsung machen können, weil Ihnen sonst das Heck ausbricht und Sie sich langlegen. Schöne Scheiße.

Kommen wir zur Außenwirkung. Ihrer Außenwirkung, sofern Ihnen die wichtig ist. Die strebt auf so einem Scooter gegen minus Unendlich. Machen wir uns nichts vor: Scooterfahren ist würdelos. Lächerlich. Sieht panne aus und Sie können das nur so stumpf über viele Wochen durchziehen, wenn Ihnen wie mir nichts mehr peinlich ist.
Da stehen Sie zum Beispiel in Neukölln an der Radwegampel. Neben Ihnen rollt langsam der AMG auf die Haltelinie. Drinnen die Clanfressen. Dumpfe Beats und fette Bässe. Kettchen. Bizeps. Bitches im Arm. Und Sie stehen als erwachsener Mann mit so einem traurigen Scooter auf dem Radweg, müssen bei Grün kurz mit dem Fuß antreten, damit die Elektrik greifen kann und spüren körperlich, dass der ganze AMG über Ihren Anblick feixt. Womit er Recht hat. Ich feixe ja im Auto auch über Scooterfahrer. Weil’s panne ist. Würdelos. Bescheuert aussieht.
Oder neben Ihnen an der Ampel steht ein alter fetter Mittsechziger, der als Schwanzsubstitut eine Harley fährt und die dann auch noch mit einem süffisanten Seitenblick brummen lässt wie einen Bierfurz. Face it: Sogar der, der sonst kaum noch eine hat, hat mehr Würde als Sie auf Ihrem Scooter, ganz egal welches Outfit Sie zum Würdebewahren gewählt haben mögen, selbst wenn Sie keiner der lächerlichen Neonradhelmträger im kunterbunten Gummiganzkörperkondom sind. Sneakers und Lederjacke angezogen haben. Und sich ne Sonnenbrille auf die Nase gesetzt haben. Am Arsch. Fuck off. Null Chance. Sie sind automatisch ein Clown. Sie können Ihre Würde auf einem Scooter nicht behalten. Sie verlieren sie sofort, sobald Sie eines dieser Fahrzeuge besteigen. Das müssen Sie wissen, wenn Sie sich gemütsmäßig gerne öfter mal schämen. Denn das werden Sie die ganze Fahrt über tun. Sie werden unwürdig sein. Weil Scooter peinlich sind. Und ihren Fahrer sofort mit ins Elend ziehen. Sie sind eine Witzfigur damit. Nicht mal Fünfjährige auf alten analogen Tretrollern finden es cool, was Sie da machen.
Aber das reicht nicht. Zur optischen Peinlichkeit kommt noch die technische. Die Dinger gehen gerne mal aus. Und nicht wieder an. Trotz der drei Akkubalken, mit denen Sie das Gerät gebucht haben. Meistens passiert das an einer Ampel. Mit möglichst viel Lauf- und Fahrpublikum. Und genau dann, wenn es keinen Fahrradweg gibt und die Autofahrer auf der Straße, die Sie befahren, Sie sowieso schon ob Ihrer schieren Existenz hassen. Gerne kackt der Scooter mitten auf der Linksabbiegerspur ab und nix geht mehr. Dann stehen Sie da. Treten mit dem Fuß, aber er springt nicht an. Greift nicht. Ist ausgegangen. Abgesoffen. Abgeschimmelt wie ein Zug der Berliner S-Bahn. Und die Gedanken des Autofahrers hinter Ihnen in so einem Moment können Sie regelrecht mit den Händen aus der Luft pflücken, während Sie Ihren Scooter mit hängendem Kopf über die Rechtsabbiegerspur, auf der auch Autos stehen und Sie rüberlassen müssen, an den Straßenrand schieben: „Kuck mal den da. Was für eine erbärmliche Nummer. Ein erwachsener Mann und sowas. Entwürdigend. Bin ich froh, dass ich hier im Auto sitze. Warm. Mit Musik aus dem Player. Energydrink in der Halterung. Blowjob vom Beifahrer. Zuverlässig tuckernd der Motor vom Tiguan. Herrlich.“

Damit sind wir beim allgemeinen Zustand der Scooter. Die meisten Karren sind runtergerockt. Fast alle klappern wie altersschwach. Sie sind mackig. Abgeschabt. Räudig nach den zwei, drei Jahren schon. Auch die Blinker funktionieren fast nie, was das Abbiegen zur Mutprobe macht, da Sie kein Handzeichen geben können, weil Sie sich sonst wegen spontanen Gleichgewichtsverlusts auf die Fresse packen.
Der miese Zustand liegt natürlich daran, dass so ein Gerät allen gehört, beziehungsweise jedem, der es mietet und es daher niemand schont. Höhö. Is‘ ja nich‘ meins. Pong. Rock‘ ick ma‘ runter. Tret‘ ick um. Werf‘ ick innen Matsch. Un’n piss‘ nochma‘ druff. Sie erfahren sich hier also am ganz praktischen Beispiel eine Lebensweisheit, die bis auf ein paar letzte versprengte Idealisten, die immer noch nicht von ihrer Idee ablassen wollen, alle verinnerlicht haben: Sozialismus funktioniert nicht. Nie. Die Leute nudeln die Dinge runter, die nicht ihnen selbst gehören, und keiner kümmert sich um den Erhalt. Wartung. Pflege. Deswegen gehen die Sachen schneller kaputt als sie ersetzt oder zumindest gewartet werden können. Und dann kommt sowas bei raus: Runtergerockte Gegenstände in schlechtem Zustand.
Der Kapitalismus ist aber auch nicht besser. Denn die Miet- und Abstellzonen sind zu Tode optimiert und auf den Zentimeter genau nach Gewinn und Verlust berechnet. Untauglich in ihrer ganzen abstrakten Zerfasertheit. Mitnichten ist ganz Berlin durchgehend abgedeckt, sondern nur die Innenstadt, wenn auch ohne die Grünflächen, derer es viele gibt. Außerhalb des S-Bahn-Rings wird es oft schwierig. Erstens so ein Ding zu mieten und zweitens abzustellen. Nach Marzahn-Hellersdorf zum Beispiel kommen Sie gar nicht erst. Oder nach Siemensstadt. Karow. Biesdorf. Vergessen Sie das. Auch das Ding in dem Park abzustellen, in dem Sie chillen wollen, geht nicht. Die ganzen Abstellzonen sind ein absurder Flickenteppich voller Inseln und jeder der fünf Anbieter hat komplett andere Flicken, so dass Sie jedes Mal die App aufmachen und umständlich prüfen müssen, ob der Scooter, den Sie da gerade mieten wollen, überhaupt vong Anbieter her in Ihrem Zielgebiet abgestellt werden kann. Das hat natürlich Kosten- und Effizienzgründe, ich weiß das, aber es nervt hart, genauso wie das lausige GPS, das manchmal einfach PMS hat und behauptet, Sie dürften das Ding an dieser Stelle nicht abstellen, obwohl Sie es laut Stadtplan dürften. Dann fahren Sie so lange dumm in der Gegend rum, bis das GPS sich wieder eingekriegt hat. Kostet Geld. Geht auf den Sack. Ist blöde programmiert. Und konzipiert. Und nervt einfach.

Sowieso GPS. Manchmal buchen Sie einen Scooter, aber der ist nicht da. Da stehen stattdessen drei andere Geräte des gebuchten Anbieters stumpf in der Gegend herum, aber keines leuchtet fahrbereit. Und keines fährt. Dann können Sie nur noch die Fahrt in der App als beendet abklicken, was Sie immer einen Euro und ein paar Cents ohne Gegenwert kostet. Mir ist das ein paar Mal passiert. Zu oft, um Ausnahme zu sein. Drei Karren an der Station. Ding gemietet. Keines der drei funktioniert. Abgemeldet. Euro bezahlt. Hasskappe.
Oder ganz geil: Irgendwelche Stricher haben den Scooter, für den Sie gerade um zwei Blöcke gelaufen sind, um ihn zu mieten, in ihr eigenes Treppenhaus gestellt. Quasi als Mallotze-Liegenhandtuch für die eigene Fortbewegung. Falls die Arschgesichter vom dritten Stock nachher nochmal mit dem selben Gerät wegfahren wollen, mit dem sie gekommen sind. Stehen Sie dann da. Gelackmeiert. Dürfen nochmal zwei Blöcke weiter zum nächsten Scooter laufen. Weil Sie natürlich niemand in sein Treppenhaus lässt, um den Scooter da rauszuholen, der womöglich sogar in der Wohnung steht.
Sie müssen für solche Fälle, dass wieder nichts funktioniert, wenn Sie einen Termin haben, locker fünfzehn Minuten mehr einplanen. Einfach fürs Scooter klarmachen. Klappt ja selten einfach so auf Anhieb, das Mieten. No feature. Bug. Untauglich. Nicht belastbar. Ausfallanfällig. Spaß macht das eindeutig nicht. Und zwecktauglich ist anderswo.

Reicht jetzt mal. Sie sehen den Punkt. Die Idee ist mal wieder eine geile (zack, mieten, schnell wohin cruisen, knick knack, abstellen und gut), aber die Umsetzung ist mal wieder räudigst. Sie fahren mit einem peinlichen, oft dysfunktionalen Gerät untauglich auf einer abartigen Mondlandschaft herum, gemobbt von brüllenden Radfahrern, abgedrängt von ignoranten Autos, mit viel zu langsamen gedrosselten 20 km/h, was als Gesamtfahrmissvergnügen so hart nervt, dass diese Scooter nur eine Alternative sind, wenn Ihnen alles andere verboten ist oder madig gemacht wurde. Für mich ist die Sache klar: Sobald ich wieder ohne Gestresse BVG fahren kann, sind die Dinger Geschichte.