Linkschleuderei vom 5. März 2022

Wenn Menschen keinen Sinn finden, zerstören sie sich selbst.

Jung Jin-Su in Hellbound


Manche haben ganz offensichtlich bis vor ein paar Tagen wieder einmal gedacht, wir hätten das Ende der Geschichte erreicht und der Status Quo würde jetzt so bleiben wie er ist, so dass sie sich fett alimentiert und geringinflationär von nullzinsigen Staatsanleihen gepampert um ihre abgehobenen Luxuspüppchenprobleme kümmern können, aber so ist es halt nicht. Plötzlich kommt ein Panzergreis daher und feuert Granaten in die Illusionen.

Tupolews scheinen noch keine da zu sein im Luftraum von Berlin. Ich höre immer nur den Bullenhubschrauber, der wieder irgendwelche Eierdiebe jagt. Erst wenn der nicht mehr fliegt, werde ich mir Sorgen machen.

Mir zieht in solchen Zeiten immer Musik ins Gedächtnis, die mir passend scheint. Im Moment ist das Unheiligs Goldene Zeiten (ja, ich bekomme von Unheilig, der aufgesetzten Attitüde, diesem ganzen Schlageresken sonst normalerweise auch nässenden Ausschlag, aber der ausnahmsgute Song kommt immer wieder während Umbrüchen hoch und lässt mich zurückdenken an Zeiten, die doch gar nicht mal so schlecht waren – oder die ich rosapinselnd beschönige, was wahrscheinlicher ist) und Vergiss es nicht von Chaos Z (ja, steinalte Punkmucke, Megaminderheitenmusik, aber in Zeiten, in denen konservative Mottenkistenbewohner zusammen mit bündnisgrünen Stahlhelmen einhellig die Wiederaufnahme der widerlichen Wehrpflicht diskutieren, muss der Song hier einfach in Schleife laufen).

Whatever. Die Links. Read this:

M7: Die vermasselte Büttenrede

Der Text des Monats zum ganzen Schlamm.

TWASBO Magazin: Das Mädchen aus dem U-Bahn-Schacht

Der zweite Text des Monats. Treffsicher wie oft. Die alte technokratische Rationalität ist einer Überemotionalisierung aller Dinge gewichen und ich weiß nicht, was schlimmer ist.

n-tv: Bundeswehr soll „schlagkräftigste Armee Europas“ werden

Oh nein, bitte nicht schon wieder.

Welt: Forderung nach Rückkehr zur Wehrpflicht in Deutschland

Und hier noch mal als ordentlicher Link frisch aus der Gruft: Die Stahlhelme und die Morgenluft.

fefe zum Verbot von Russia Today in der EU

Genau das. Weiß nicht was das werden soll außer zwielichtige Symbolpolitik, die den Westen sehr armselig aussehen lässt. Wer den Standpunkt von Russia Today lesen will, kann das nicht mal mehr per Telegram machen, weil sie jetzt im Kriegsnebel den staatlichen Radiergummi auspacken, weil sie wie immer denken, dass ich zu blöd zum Selberdenken bin. Ich muss die Statements von RT ja nicht gut finden (ich habe über Umwege – natürlich – reingeschaut, RT riecht, schmeckt, wirkt im Moment wie Aktuelle Kamera, der ganze Habitus, Duktus, Auftritt, nicht meins), aber zum Bewerten der Lage gehört, da mal reinkucken zu können. Jetzt verbieten sie das, was natürlich sehr gravierend in mein Recht eingreift, mich ungehindert aus allgemein zugänglichen Quellen zu informieren, aber Grundrechte sind … naja gut … heutzutage … haha … Grundrechte … lol.

Zitat in den Feedreader gespült bekommen: anfang 2020 mobben deutsche random „asiaten“. anfang 2022 mobben deutsche random „russen“. nichts gelernt.

RP Online: Farbattacke auf russischen Supermarkt in Oberhausen

Wahnsinn, tatsächlich sofort wieder zur Stelle, der Hackemob. Mit der richtigen Haltung im Rücken randaliert der Deutsche gleich doppelt so gern. Wehe, einer von denen rührt mein russisches Wohnzimmer an, da wer‘ ick zum Tier, Alter.

Süddeutsche Zeitung: Münchner OB Reiter wirft Dirigent Gergiev raus

Und das geht auch schon wieder los. Is’n Künstler, meine Güte, kein Politiker, aber das spielt in diesen Zeiten keine Rolle. Ducken. Bekenntnis ablegen. Formelfloskel schwören. Einreihen. Dann sind sie zufrieden und lassen dich weiter Kunst machen. Sonst halt nicht.

n-tv: Staatsoper trennt sich von Anna Netrebko

Weil man den Verursacher im Kreml nicht greifen kann, arbeitet man sich reihenweise an Künstlern ab. Weiß nicht. Bin das wieder nur ich, der das ganz wurzelig klein und unwürdig findet? Vermutlich. Wär‘ ja nix neues …

Obwohl, nein:

Frankfurter Allgemeine: Cancel Culture gegen Russen

Im Ergebnis die Weigerung, zwischen Kunst und Politik zu unterscheiden.

t-online: Restaurant erklärt Russen für unerwünscht

Ach Deutschland. Echt jetzt?

Und was bitte? Katzen?

Argo Nerd: Dieses Gefühl, wenn man nicht sicher sein kann, welches Land gemeint ist

Ick feier‘ den Kollegen so derbe. Der hat dieses Gefühl für Big Points und haut da mit der Axt zielgerichtet rein.

Radio München: „Ist denn da keiner, der aufsteht?“ – Interview mit Monika Gruber

Ich fand Monika Gruber schon erfrischend, als sie noch in der Anstalt im ZDF zu Gast war, als man die Anstalt im ZDF noch ohne Würgereiz, dafür mit Begeisterung schauen konnte.

Die Welt des DrSchwein: Warum mir fast nichts mehr Spaß macht

Ich frage mich ja immer, welche Hirntoten bei solchen Texten auf „Like“ klicken. Sie können als Blogger genüsslich beschreiben, wie Sie sich gestern in der Badewanne die Pulsadern aufgeschnitten haben und wegen akuten Elends langsam ausbluten wollten, bevor dann die übereifrigen Sanitäter kamen und Sie vor Ihrer eigenen Entscheidung, die Angelegenheit endlich zu beenden, bewahrt haben, wonach Sie nun an Schläuchen angeschlossen und an den Handgelenken zusammengeflickt einen Text über Ihren langsamen Untergang schreiben, doch es gibt immer einen Gestörten, der auf „Like“ klickt. Ich frage mich jedes Mal, was die Leute reitet oder ob sie wieder nur blind reflexklicken.

Ich empfehle Ihnen Laufsport gegen lebensimmanente Düsternis. Langsam. Sukzessive. Mit lausigen 300 Metern anfangen. Dann 500. Dann 800. Dann 1.000. Später 3.000. 5.000. Dann mehr. Kleine Schritte. Kleine Ziele. Laufsport holt mich zuverlässig aus jedem Loch. Just sayin‘.

Genderama: Darum sprechen Männer nicht über ihre psychische Gesundheit

Ja. Natürlich. An meinem Arbeitsplatz sind Sie erledigt, wenn Ihre psychischen Probleme offenbar werden. Sie gelten dann als nicht belastbar und werden sukzessive aussortiert. Die Verantwortlichen erzählen den Leuten was anderes, klar, aber handeln genau so.

Niemand kommt damit zurecht, wenn Männer Probleme haben und sie ansprechen. Die Reaktion ist entweder betretenes Schweigen, Runterspielen oder Lustigmachen. Alles drei führt zu nix. Ich weiß das alles. Weil es so ist. (einer der Gründe, warum ich blogge übrigens. Damit ich meinen Mist wenigstens dieser Mülltonne hier erzählen kann.)

Die Welt des DrSchwein: Kurzes Fazit zum Februar 2022

Den letzten Absatz fühl‘ ich hart.

icke: Retrospektive: Transnistrien

Stimmt, sich selbst zu verlinken ist total lahm, bleibt auch ne Ausnahme, schwöre, mache ich auch nur, weil ich die Region um Odessa, die gerade attackiert wird, 2018 ausgiebig bereist habe. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt, freundliche Menschen, viel zu entdecken, Unmengen zu sehen, zu erspüren, wenn man eintaucht und sich einfach treiben lässt, wie ich das über viele Monate gemacht habe. Ich habe fast nur gute Erinnerungen an die Zeit dort. War sehr guter Dinge damals. Und jetzt das …

Foodcontent. Hatte ich die beste einfache Tomatensoße der Welt schon im Blog, mit der Sie jedes Kind glücklich kriegen? Nein? Bitte sehr.

Der Schnippelboy hat Miesmuscheln an den Start gebracht. Natürlich ein Standardding, für das es kein Rezept braucht, außer wenn man wie hier Piment und Wacholderbeeren mit im Sud versenkt. Gut, sehr gute Sache. Ich würde den Gemüse- und Gewürzesud jedoch nicht ein paar Minuten, sondern ein paar Stunden rumköcheln lassen, der Intensität wegen, aber jeder wie er mag.

Dann habe ich ein Salatdressing versucht zu machen. Als es fertig war, schmeckte es langweilig, also habe ich etwas Salz hinzugefügt, dann schmeckte es zu salzig, so dass ich mehr Ahornsirup hinzugegeben habe, wonach es zu süß und gleichzeitig salzig schmeckte, wonach ich Pfeffer hinzugab, was das Ergebnis endgültig zum Desaster werden ließ, so dass ich Salat nebst Soße meiner blöden Nachbarin in den Briefkasten in die Papiermülltonne gekippt habe.

Mehr? Nee.