Linkschleuderei vom 10. November 2021

Die Dusche und der Kamin sind meine letzten Freunde. Sie halten meinen Geist wach und scharf. Den restlichen Tag liege ich bloß irgendwo herum, aus Zersteutheit manchmal im Flur oder vor der Wohnungstür des Nachbarn, der selten zuhause ist. Ich hoffe, es gibt bald einen Stromausfall, damit ich etwas zum Lachen habe. Vielleicht kaufe ich mir heute wieder eine Flasche Bier und Karamell. Was kann ich denn sonst machen? Oder ich werfe mich aus dem Fenster. Soll mein Körper auf dem Asphalt landen.

Elo & Torky


Der freundliche Nachbar vom meisterhaften Polemicablog hat ein Hirngesudel von mir zur ewigen Frage „Warum blogge ich?“ Volley genommen und um zwei Sätze ergänzt:

Danach kann man prima in Gesprächen das wiederkäuen, was man schon getippt hat. Klappt gut, man klingt dann nicht so unsicher.

Genau so. Ich erwische mich oft dabei, wie ich meinen eigenen geschriebenen Mist an manch durchgefeuchteten Abenden mündlich in exakt gleichen Sätzen bei Leuten recycle, von denen ich hoffe, dass sie hier nicht mitlesen und merken, dass ich mich selbst plagiiere. Ja, auch dafür lohnt sich Bloggen, nicht nur fürs eigene Ausweiden, zur Triebabfuhr oder zur seelischen Giftmüllverklappung. Man hat immer fertig gebastelte Sätze zu verschiedenen Themen parat und die Leute denken, man wäre supereloquent, dabei ist man das gar nicht, sondern nur bescheuerter Blogger mit fertigen Baukastensätzen im Kopf. Lol.

Die Links. Read this:

Polemica: S-Woche: Gesetz der Serie

Das Beste, das ich zu dieser scheiß Serie je gelesen habe. Ich würde die ja wirklich endlich absetzen, aber ich bin ja auch kein Senderverantwortlicher. Was weiß ich was die reitet, die drauf reiten.

Wenn Sie auch mal einen längeren Text dieses bemerkenswert guten Blogs verdauen können, dann bitte:

Polemica: Kimmich und der Frosch

Spät kommt er damit, stimmt, aber umso besser.

Bonustrack: Johann König – jetzt auch noch er (via – na klar – Polemica, jetzt ist’s aber auch gut.)

Olivers /dev/null replacement: Gefälligkeitssatire

Satire ist tot.

rbb24: Linke-Politiker Sören Benn bleibt Bezirksbürgermeister in Pankow

Die harmlose Überschrift beinhaltet pure Langeweile, wenn man nicht wie ich in diesem lustigen Bezirk wohnt. Denn die meisten Wählerstimmen haben hier nicht die Linken von Benn, sondern sehr deutlich die Grünen bekommen, die nun aber nicht den Bezirksbürgermeister stellen.

Dass der Benn von den Linken es geblieben ist, muss rein von der Zählarithmetik plus politischer Wahrscheinlichkeit her bedeuten, dass die AfD Benn mitgewählt hat. Und wenn das so ist, was eigentlich gar nicht anders geht, dann ist das ganz großes Trollen, muss man anerkennen, ganz groß. Trollen for Runaways. Rockettrolling. Streng genommen, wenn Thüringer Demokratiemaßstäbe auch hier gelten, hätte Benn zurücktreten müssen und es müsste so lange gewählt werden, bis die grüne Frontfrau endlich Bürgermeisterin und die Welt wieder eine Kugel ist.

taz: Pankows Bürgermeister über seine Wahl: „Ich trete nicht zurück“

Gnihi. Isch geh‘ nit. Ist das schön. Endlich mal was los. Popcorn. Microwelle. Hühnerkleingestank.

Schon scheiße, so ne geheime Wahl. Da wird einfach jemand gewählt, den das Protokoll nicht vorgesehen hat und alle kacken sich ein. Ich find‘ das witzig. Da haben sie sich alle selbst reingeritten mit ihrer traurigen eiertänzerischen Distanzierungsshow. Und die AfD wird da immer wieder reinstechen und reinstechen und wieder reinstechen. Weil ihr denen die Instrumente, euch zu stressen, quasi auf dem Samtdeckchen in die Hand drückt. Weil’s so schön einfach ist. Und ihr so blöd seid.

Aber hey, wenigstens einer bleibt berechenbar und es ist der – Applaus bitte – öffentliche Rundfunk, der erwartungsgemäß radioaktiv schäumt, weil es einen grünen Würdenträger weniger gibt: Sören Benn – Die Würde des Amtes verspielt. Die Würde. Eines Bezirkshanselpostens. Nee, kleiner geht’s bei denen nicht, zumindest nicht wenn Grün betroffen ist.

Ruhrbarone: Dunkle Wolken über Wokeland

Ui. (via Jeremy, liegengeblieben, sorry)

Genderama: Ursachen der Jungenkrise, über die kaum jemand spricht

Ein großer Text. Danke für die Übersetzung. Ja, so war das. Mieses Zuhause. Mieser Schulabschluss. Miese Perspektiven. Für eine Weile keine Wohnung. Nur ranzige Ausbeuterjobs. Abgelegt. Unter allen Radaren. Und niemanden, der half. Ich habe spät, mit 22 erst, versucht, die Kurve zu kriegen, mich am eigenen Arm aus dem Schlamm zu ziehen und habe es geschafft. Spät. Umständlich. Langwierig. Und alleine leider. Was enorm mühsam ist, wenn sie sich vergleichsweise weit unten befinden und niemanden haben, der Ihnen Starthilfe gibt. Sie anschiebt. So ein bisschen was ebnet.

Die erworbene Lebensweisheit nach all dem Struggle: Niemand hilft. Selbst wenn Sie nach Hilfe fragen. Also frag‘ besser nicht, fool, sondern mach‘ es gleich selbst. Dann kann man danach zumindest sagen, dass man’s selbst gemacht hat.

Facile: Haltung bewahren

Nachdenken. Abwägen. Entscheidung treffen. Durchziehen. Ist aber unmodern. Heute läuft es so: Entscheidung treffen. Von allen möglichen Leuten ständig vollgeseiert werden, dass die Entscheidung falsch ist. Gemobbt werden. Verhöhnt werden. Diffamiert werden. Generell ausgegrenzt werden. Nicht mehr ins Restaurant gelassen werden. Auch nicht ins Kino. Oder ins Museum. Bis man endlich tut, was andere wollen.

Marti Fischer: Der Nackedeikanal | 17 Imitationen

Grandios. (via Kieselblog)

Nordkurier: Bulle greift Bauern an und tötet ihn

Scheiß Bullen.

my-schreib.blog: 242) PIEEEEEP

Was wäre eigentlich, wenn es eine erweiterte Rechtschreibkorrektur gäbe? Die bessert nicht nur die vielen Tipp-und Komma-Fehler aus, sondern auch alle anderen sprachlichen Entgleisungen. Je nach dem, was gerade so gefordert ist. Da die sprachliche Entwicklung aber so schnell voran geht, gibt es alle vier Wochen ein Software-Update. Interessenverbände, Gewerkschaften, Gleichstellungsbeauftragte, Minderheitenvertretungen, Religionen und Ministerien verhandeln jeden Monat und dann fließt das neue Vokabular „certified and approved“ in die Rechtschreibprüfung ein.“

Boar nee. Bringen Sie diese Horrorclowns nicht auch noch auf Ideen.

Apropos Horrorclowns:

Hirnfick 2.0: Impfbratwurst mit Clown

🤣

netzwolf: Brötchen kaufen

Brötchen. Banken. Produkte. Vollidioten.

GamesWirtschaft: PS5-Ticker – Die PlayStation 5-Lage am 8. November 2021 (Update)

Lieferengpässe bei der neuen Playse. Newsflash. Das Volk darbt. Nur ein Gerät pro Haushalt. Und Wartezeiten wie im Osten. Verdammter Sozialismus.

heise: Pastafari dürfen Nudelmessen-Schild am Ortseingang von Templin anbringen

Trollolo.

Anders:

Hirnfick 2.0: Nudelschilder (scha­de)

Hier endlich mal was mit Niveau:

Gagada: Kacka-Alarm

Hihi.

Und hier endlich mal was mit Tod:

mkln.org: Sterben dokumentieren

Das fasziniert mich seit Herrndorf. Ich glaube, ich mach‘ das auch. Denke mal es wird Krebs. Oder Alzheimer. Hinreichend wahrscheinlich. Bei uns gibt es familiär eigentlich immer entweder Krebs oder Alzheimer im Angebot. Kann mich nicht erinnern, dass jemand mal ein anderes Produkt gewählt hat. Auch nicht Herz. Herz findet nicht statt bei uns, das Pumpending ist bei allen recht stark und hält bei den Abnipplern meiner Familie durch bis zuletzt. Das Herz manches verwesenden Körpers unten bei den Maden und Würmern schlägt vermutlich heute noch. Boom tss Boom tss Boom tss (Alter ick ruf‘ die Bullen…).

Foodcontent. Ein schönes Rezept habe ich gefunden, ein Steinpilzrisotto. Allerdings habe ich die Steinpilze durch Shiitake und Champignons ersetzt und getrocknete Steinpilze hinterher geworfen, weil die Puffpreise für Steinpilze derzeit abartig sind. Fuck Inflation. Fuck Vollmond.

Gegessen habe ich in der Charlottenburger Schnitzelei. Premium, ehrlich Premium. Es geht nicht besser. Hier kochen und servieren Könner (Könnerende, Könnerndy, was weiß ich…). Das ist eines dieser Lokale, denen ich sogar einen Fehler durchgehen lassen würde, wenn sie denn einen machen täten. Ein guter Ort.

Und weil das nicht reicht, war ich ich auf der Charlottenburger Kantstraße im Dao bei der aus Funk, Fernsehen und Youtube bekannten Meo Kross. Es ist ein Feuerwerk, das sie dort servieren, ganz klar. Ich hasste zum Beispiel bis zu diesem Abend Wan Tan, weil ich bis jetzt keine guten hatte, sondern nur diese steinhart frittierten Scheißdinger aus dem Großhandel, die sie aus der letzten Ecke des Tiefkühlers pulen, kekshart frittieren und mir servieren. Hier anders. Nehmen Sie vorab Meos Vorspeisenplatte und Sie werden sehen, dass nicht nur Wan Tan, sondern auch (barks) Frühlingsrollen gut schmecken können. Meo ist die neue Referenz für das Zeug. Das Curry in der Version der Hausspezialität ist ein astreiner Burner und brennt Ihnen alles weg. Mir ist die Brühe den Nacken runtergelaufen. Drei Schoten in der Speisekarte bedeuten scharf, wirklich scharf, das sollten Sie wissen. Der ebenso als Hausspezialität daherkommende Schweinebauch hat leichte Schwächen, weil ein wenig zu trocken und stellenweise knorpelig oder zu hart, aber das trübt das Gesamtergebnis kaum: Ein gutes Lokal.

(StrapAdd-on: Nicht weit weg sind Salomons herausragende Bagel, die sind top. Fürs Abendessen. Lachs. Dill. Meerrettich. Sie wissen schon.)

Was? Nee, das war’s, mehr hab‘ ick nich‘.