Linkschleuderei vom 31. Juli 2021

I just hope my death makes more cents than my life.

Joker


Vermisster Bloggercontent: Ewig nix mehr von Eichi gelesen. Aus der alten Restaurantreviewblase von Qype um 2010 bis 2012. Sein Blog seit 2017 verwaist. Wie Konniebritz. Seit 2018 nix mehr. Oder Stroheim seit 2019. Sowieso haben sich die Reihen der alten Berlinfressblogger sehr gelichtet. Keiner mehr zu lesen, selbst „Berlinerfresse“ mit OrgaQueen, immer-hungrig, Magenschmerzen und Soph, die immer die launigsten (und ehrlichsten) Reviews hatten, sind erst zu Twitter gegangen und dann ausgetrocknet. Chris ist noch da, zuverlässig wie ein Ottomotor, Vilmoskörte zumindest halb, auch wenn da lange schon nix Kulinarisches mehr kam, aber viel mehr sind’s nicht mehr. Endet halt alles mal immer irgendwie. Schade doch.

Die Rinks. Lead this:

n-tv: Staatliche Kontrolle der Medien – Erdogan plant Schritte gegen „Lügen-Terror“

Was ist da los? Will er sich unser Netzwerkdurchsetzungsgesetz kopieren?

tagesschau.de: Merkels letzte Sommerpressekonferenz – Das muss ihr erstmal einer nachmachen

Ich fand es all die Jahre immer nervig, wenn Polemiker einen schrägen Vergleich mit der Aktuellen Kamera des DDR-Fernsehens gezogen haben, aber diese viele Jahre jetzt schon leidenschaftlich zugeneigt zelebrierte kritiklose Kommentierung des öffentlichen Rundfunks zur bleiernen Alten wirkt jetzt in den Endphase, in der wohl kurz vor dem Abtritt ein journalistisches Denkmal gebaut werden soll, zunehmend skurriler. Fast freue mich darauf, wenn nach all den Jahren wieder ein Mann das Land regiert. Dann darf die Regierung auch im so kadavertreuen Rundfunk endlich wieder kritisiert werden.

Hier der realistischere Zustand der Dinge:

M7: Der Mob und die Lostrommel

Wie Sie sehen nicht von der Tagesschau, sondern von einem Blogger.

Hier noch einer:

TWASBO: Auch diese Revolution frisst zum Glück ihre Kinder

Perestroika? Nee, glaube ich nicht. Eher ein Pfeifen auf dem Mond. Im Raumanzug. Ohne Wirkung.

Jih@d: Das tödliche Erbe des Anders Breivik

Lang. Akribisch. Gut.

Das Blogmagazin: Dokumentiert: Der 100 Stimmen für jeden Tweet von Mario Sixtus

Doch doch, die meinen das ernst.

literaturcafé.de: Hitler und Herrenreiter: Warum Gebührengeld für Denis Scheck?

Das hier meinen sie auch ernst. Au mann, schon wieder eine Nazikeule. Weil der Literaturkritiker miese Bücher am Ende seiner Clips mit einem Blitz aus seiner Hand effektheischend pulverisiert, wähnen sie schon wieder eine neue Bücherverbrennung. Übel. Also das Niveau inzwischen. Unter Nazi geht es gar nicht mehr. Dabei muss die Frage nicht heißen „Warum Gebührengeld für Denis Scheck?“, sondern „Warum überhaupt Gebührengeld?“

Oh.

Helge.

Hat sein Konzert abgebrochen. Kein Künstlerfeeling zu Corona. In Strandkörben separiert. Mit Entenschnäbeln maskiertes Publikum. Muss man mögen.

Twitter reagierte darauf sofort wie gewohnt differenziert und besonnen:

Ja, so unrecht hat der Helge nicht, die vielen verschiedenen Regeln sind in der Gesamtschau absurd, wenn auch witzig manchmal. Während der vielen durchziehenden Gewitter in letzter Zeit sahen Sie in Prenzlauer Berg von Restaurantterrasse zu Restaurantterrasse Gäste über Gäste gebückt unter durchnässten Markisen essen, gleichzeitig waren die trockenen Innenräume gähnend leer. Warum? Weil die da mit ihrem Essen ungeimpft nicht rein dürfen. Lol. Dreimal lol. Hundertmal lol. Ich feiere das alles, ehrlich, ich laufe durch diese irre Zeit wie Wunderlandalice durch eine Groteske.

Polemica: Naturschauspiel

Verwirrung, Frust, Schadenfreude, Respekt.

Lumières dans la nuit: Arbeitsdreck

Dass jetzt alle so überrascht sind. Dass bei den unseriösen Platzhirschmedien die Realität passend frisiert wird. Rätselhaft, was daran überraschend sein soll.

faz: Er, Ende 40, groggy, sucht toxische Beziehung

Strunk hat was neues! (Fümpfmal Smiley mit Herzchen in den Augen)

Pieces of Berlin: berlin – die tanja

Sonnenallee.

Schluck Magazin: Schwaben: Die Sprache, der Wein, die Küche und die Sprache

Trollinger. Bah. (via)

Netflixschrott des Jahres ist Black Summer. Keine vernünftigen Charaktere. Alle austauschbar. Plot öde. Selbst im englischen Original lächerliche Dialoge. Soll wohl expertimentell sein, ist aber nur scheiße. Keine Ahnung was das jetzt sollte. Der zehnte Zombieaufguss. Bis es allen zur Kimme raustropft. Wirklich jetzt mal. Das Zombieding ist nun ehrlich durchgenudelt. Ich kucke das Zeug jetzt nicht mehr. Es wird nur noch schlimmer.

Netflixempfehlung: How to become a tyrant. Narrated by Tyrion Lannister. Idi Amin. Stalin. Mobutu. Gaddhafi. And many more. Triefend zynisch, null bräsig-korrekt (endlich mal), sehr brutal und dabei sehr wahr.

Wobei es das offen Brutale ja kaum noch in dieser rohen Form gibt. Überhaupt läuft autokratisches Regieren jetzt viel sanfter. Unterschwelliger. Schwerer spürbar. Und dadurch ungleich effektiver. Die chinesische Methode sickert schleichend durch. Tröpfchenweise. Nudging, Framing, Löschung von allen relevanten Plattformen, Überwachungstentakel in jedem Winkel und allgegenwärtige aufgeblasene Moral, mit der abweichendes Verhalten unter Gruppenaufsicht diszipliniert werden soll. Der Westen beginnt sogar, das chinensische Sozialpunktesystem für sich zu prüfen. Insofern ist diese Doku mit den herkömmlichen Blutsäufermethoden altmodisch. Von gestern. Aber sehenswert.

In dem Kontext ein Ding zum Reitschuster, weil die autokratische Denke (löschen löschen löschen, noch mehr löschen, was ich nicht seh‘, das gibt es nicht) auch hier zunehmend um sich greift, kucke mal:

Ui. Und das auf Telegram. Der Nischenapp, die nur gefeiert wird, wenn die Opposition des Auslands sie nutzt.

Dass die das alle nicht verstehen. Je mehr sie ihn auf den gängigen Kanälen nach dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz sperren, desto mehr Follower generiert der woanders. Streisandeffekt. Mitleidsbonus. Auszuschlachtendes Märtyrertum. Leute mit normal entwickelten Gerechtigkeitssensoren empfinden das Löschen von Meinungsäußerungen als unfair. Egal worum es geht. Und kucken sich dann an, was das für einer ist. Was der sagt. Und will. Aber das verstehen die alle nicht, die jetzt die Löschhebel nicht nur in der Hand halten, sondern auch geradezu lustvoll ziehen. Was wohl immer so läuft. Wer die Macht dazu hat, will canceln. Egal unter welcher Fahne. Einfach aushalten kann keiner mehr was. Tragisch. Und wird perspektivisch nicht gut enden.

Ich würde den ja einfach reden und schreiben lassen so wie ich die alle auch unverboten demonstrieren lassen würde, schlicht um nicht als kleiner karierter Verbieter und Löscher dazustehen, aber gut, ich sitze ja auch an gar keinem Hebel. Was weiß ich schon von den Ängsten und Nöten der Entscheidersessel.

Bevor ich zum Essen komme eine Traurigkeit: Alfred Biolek ist tot. Den ökologischen Oralsex („Bio“ + „Leck“, na? Na? Naaaa?) werde ich vermissen. Die Titanic hat seine besten Zitate.

t-online: Zehn Gastrobetriebe in Berlin, die die Pandemie nicht überlebt haben

Noch mehr Leichen.

Restaurant Wielandshöhe: Zigeunerschnitzel

Ui. Z-Wort. Piep.

Gekocht habe ich Joghurt-Reissuppe mit würzigen Lammhackbällchen. Arabisch geht immer, zumindest bei mir, wenn auch nicht beim Kind. Es hat sich die Hackbällchen rausgepult, ins frische Pide von Eurogida gesteckt und die Suppe eine Suppe sein lassen. Kleiner Kasper. Morgen dann eben wieder Steak. Mit Pommes.

Gegessen habe ich heuer Nähe Tauentzien: La Sepia. Wenn Sie gerne gut gemachten Fisch essen, dürfte der Laden was für Sie sein. Wenn Sie wie ich den Besuch in die Spesenabrechnung eines unaufmerksamen Arbeitgebers mogeln können, umso besser, denn die Preise sind tauentzienkompatibel, vulgo: Gesalzen und gepfeffert.