Der elende Bauer Hubert

Das ist die Bauer Hubert-Sammlung von meinem Kind. Das Zeug bekommen Sie hier bei uns an vielen Orten geschenkt, an denen Kinder Dinge geschenkt bekommen. Nix mehr Lollies. Haltungsheftchen. Und mein Kind sammelt das Zeug, weil mein Kind gerne Dinge sammelt. Steine. Tannenzapfen. Kastanien. Unrat. Bauer Hubert.

Worum geht’s? Bauer Hubert ist ein Fundamentalöko, der in jeder Geschichte arglose (und ein bisschen doofe) Kinder aus der Stadt empfängt und ihnen wortreich einimpft, was er alles tut, um nachhaltig zu wirtschaften. Which is very woke. Emojidaumen hoch.

Ich hasse Bauer Hubert.

Bauer Hubert ist ein Angeber, ein Prahler. Er protzt mit seinem selbstgeschöpften Biofärbemittel, seinem fetten Kessel für Holzpellets, seinem verfickt großen Rapsfeld und sogar mit einem ganzen energetischen Haus. Ein Streber. Ein Optimierter. Hyperkorrekt. Typen wie Bauer Hubert furzen nicht. Wegen des CO2.

Würde Bauer Hubert in der Stadt wohnen, wäre es natürlich Prenzlauer Berg. Und zwar Dachgeschoss. Maisonette. Den Mieter drunter aus dem vierten einfach mit eingesaugt, nach Hönow ausbezahlt und dessen Geringverdienerbutze energetisch saniert. Teures Naturholz. Pelletkackofen. Handgebrannte Fliesen. Mundgeblasener Stuck. Selbstgelutschte Birkenstocksandalen. Wie all die ganzen anderen Gestalten mit diesen ewigen Kollwitzplatz-Tausend-Euro-Bonzenkinderwagen, die so schön problemlos uneingeklappt in den Hybrid-Van mit den zehn Katalysatoren passen. Lifestylespacken. Mülltrenner. Bioladenkunden. Beim Vorlesen von Bauer Hubert kommt mir immer die in Plastik eingeschweißte Lidl-Tiefkühlpizza wieder hoch, Trattoria Alfredo, Stadionpizza Currywurst. Aus echten Fleischabfällen. Pürierten Sehnen und Knochen, zerhacktem Pansen und vermutlich auch Schweinegehirn. Manchmal denke ich, es wäre Zeit, wieder dorthin zu ziehen wo ich herkomme. Neukölln. Silbersteinstraße. Später Boddin. Zu Menschen. Zurück in die Viertel, die sie immer noch als Ghetto verschreien. Doch hört man es unken, dass es da mittlerweile genauso läuft. Oder anfängt. Sie kommen. Kaufen. Bauen aus. Dachgeschosse. Aufzüge. Gartenhäuser. Stellplätze für Lastenfahrräder. Denns Biomarkt ist auch schon da. Mein altes Neukölln. Es wäre also keine Flucht, nur ein Umbetten. Eigentlich bleibt nur Polen. Alles andere diesseits der Oder ist jetzt superkorrekt und Bio.

Klar. Ich könnte den ganzen Wust an Bauer Huberts Agitation einfach entsorgen, vollkommen nicht okay in die Verbundstofftonne knallen, doch ich habe ein Problem: Mein Kind liebt Bauer Hubert. Denn auch die Schule, in die mein Kind aus mir unerklärlichen Gründen gerne geht, verteilt die Dinger jetzt, was mich nicht überrascht, weil von 100% Lehrkörpern 130% Grün wählen. Und jedes Mal, wenn ich Vorlesen anbiete und frage, was es denn sein soll, kommt nicht Harry Potter, Jenny – plötzlich unsichtbar oder meinetwegen Conni und Bubu der Buchstabenwurm, sondern Bauer Hubert der Ökowichser mit seiner zum Würgen abstoßenden Bündnis 90-Moralpredigt.

Und während des Lesens tanzen mir dann Schlümpfe mit den triumphierenden Gesichtern der Parteischickeria aus dem Bundestag vor dem Auge herum, die singen: „Genderalala Genderalala. Wir haben gewonnen, wir haben gewonnen. Du musst unseren Scheiß vorlesen. Ho Ho Holzpellet!“

Was? Faselt der da? Möchtest du mehr über nachwachsende Rohstoffe wissen? Nein! Ich will mehr über Foltermethoden wissen. Und ob diese Bauer Hubert-Bücher eigentlich durch eine Rosette passen, damit sie endlich dort sind wo sie hingehören. Im Darm.

Wo sind die Pippi Langstrumpf-Bücher hin? Max und Moritz meinetwegen. Oder Spongebob. Die drei Fragezeichen. Die Was-ist-Was-Reihe. Von mir aus auch die Struwwelliese (falls Sie den Struwwelpeter suchen, der ist weggegendert), alles von früher, her damit, bloß nicht diese bleierne Indoktrination aus dem Ideenlabor prekärer Politikwissenschaftspraktikanten, die sonst Taxi fahren im Velodrom arbeiten.

Irgendwann, wenn sich die Einschlafvorleseeuphorie beim Kind gelegt hat (wo bleibt endlich die Pubertät, die mir versprochen wurde?), werde ich Bauer Hubert abmurksen. Ich denke, ich werde die Dinger zerschneiden, ganz langsam, mit einer Nagelschere, danach werde ich sie mit Terpentin übergießen, der Symbolkraft wegen ein paar eigens im örtlichen Biospackenkontor gekaufte fucking Holzpellets hinzugeben, das Ganze anzünden und mir eine Fleischabfallbratwurst drauf braten.

So. Und da freu‘ dich schon mal drauf. Bauer Hubert. Du Hurensohn. Burn motherfucker burn.