Q wie Quarantäne (II)

Wer hamstert, ist nur zu faul zu plündern.

Quelle: Internet


Tag Sechs. Bin ich wirklich der einzige, der das alles immer noch für völlig übertrieben hält? Ist da irgendwo noch jemand, der nicht durchdreht? Bin nur ich übrig geblieben, der es befremdlich findet, wie sich jetzt plötzlich alle in Einklang mit autokratischen Maßnahmen hinter der Regierung versammeln und nicht nur die üblichen Journalisten? Die Tabus fallen inzwischen wie brasilianische Stürmer in gegnerischen Strafräumen: Nagelneuer Fake-News-Straftatbestand. Netzsperren. Handydatenabschöpfung. Ausgangssperren. Jeder dahergelaufene Erdogan begründet Notstandsmaßnahmen mit Notständen. Was unterscheidet uns? Dass wir die Guten sind? Und wenn ja: Wer entscheidet das? Ist das einfach so? Weil wir wir sind? Wer legt eigentlich fest, wer die guten Autokraten sind und wer die schlechten?

Shutdownt mich übrigens alle am Arsch. Sehr. Die Twitterkrakeeler, Scheißhauspapierhamster, Zombieapokalypsenherbeisehner und versammelten Hypernervösen haben es geschafft, dass sie das Land runtergefahren haben. Keine Kneipe mehr. Restaurants geschleift. Kein Zoo. Und wie immer blöken sie alle nieder, die nicht mitmachen mögen. Die etwas über mehr Gelassenheit sagen. Die diese Aufgeregtheit nicht teilen. Die nicht auf Linie sind. Die so wie ich vor lauter ständiger Hysterie über alles Mögliche wundgenölt sind, so dass sie nichts mehr glauben, wenn irgendwer mal wieder vom Weltuntergang faselt, weil seit Jahrzehnten immer jeder Scheiß jedes Mal Weltuntergang ist, so dass ich es einfach nicht mehr hören mag. Kann. Will. Ja. Gut jetzt. Sollen sie sich nun freuen, dass es soweit ist. Sie haben den Shutdown lange genug herbeigeflennt, rankrakeelt, hergenölt, jetzt haben sie ihn bekommen. Und der Rest ist eben mitgehangen. Bei denen, die freidrehen. Diese Angst. Diese Aufregung. Diese ganzen Apokalyptiker. Da ist er nun. Jetzt haben sie den Ausnahmezustand. Wegen einer Grippe. Eines normalen Grippeverlaufs. Eines wenig beeindruckenden Virus‘. Glückwunsch. Mission accomplished. We salute you. Vong Wohnzimmercouch aus, auf der ihr uns festgetackert habt. I bims. Grüße an die supertapferen Paniktweeter da draußen an den Sendegeräten.

Gerade passiert das, was bei gruppendynamischen Prozessen dieser Art immer so ist: Stelle keine Fragen, Bürger. Reihe dich ein. Füge dich. Schere nicht aus. Sonst bist du ein Ausscherer. Und Ausscherer mag die Gruppe nicht. Sie sehen das sicher gerade exakt in dieser Weise im Internet. Wer nicht offensiv für flächendeckende und auf jeden Fall lückenlos zu kontrollierende Ausgangssperren blökt, ist ein Alien. Schädling. Mörder. Altenkiller. Oder wieder mal Nazi. Keine Ahnung wie die aktuellen Schmählabels der Mehrheitsgesellschaft für die Abweichler gerade lauten. Das verschiebt sich alles so schnell. Und hey, ich habe keinen einzigen Text von denen gelesen und doch weiß ich, dass sie genau das gerade schreiben. Und zwar alle. Wetten? Dass es genau so ist? Reihe dich ein, Bürger. Steh‘ nicht abseits. Do not ask what your country can do for you. Ich kenne keine Parteien mehr. Und verbiete mir jetzt endlich den Ausgang, Regierung, verbiete ihn mir endlich. Bitte schnell.

Knock Knock. Who’s there? Not me. Ich habe immer noch keine Symptome. Dafür Langeweile. Budenkoller. Ich glotze zu viel TV, onaniere inzwischen locker viermal am Tag zu irgendwelchen sinnlosen Pornhubstreams

(die mir manche in Regierungsverantwortung gerne sperren wollen)

und trinke zu viel. Weil es da ist. Rumsteht. Sonst schlecht wird. Vorzugsweise wähle ich Rotwein, weil mir der Single Malt, auf den ich zuerst zurückgegriffen habe, inzwischen zum Hals raushängt. Torf. Rauch. Lakritz. Nasses Leder. Ich kann nicht mehr. Mein Hals kratzt als hätte ich ein good old Coronavirus am Zäpfchen kleben. Bah. Dann lieber guter alter schwerer italienischer Rotwein. Und ich kiffe dazu. Von Frühtau. Zu Berge. Zum Frühstück schon. Erdbeermarmelade. Zwei Toast. Und lustige kleine Blüten aus dem lustigen kleinen Craftyverdampfer. Und ich fresse den Space Cake, den ich vor lauter Langeweile aus zweifelhaften Küchenschrankresten gebacken habe, schon früh zum Kaffee.

Ich bin als Folge des verantwortungslosen Missbrauchs rauschhaltiger Naturprodukte gekoppelt mit malzhaltigen Destillaten und vergorenen Trauben den ganzen Tag dicht. Und wenn ich merke, dass ich nicht mehr so dicht bin wie ich sein möchte, lege ich nach, um wieder zügig vollkommen dicht zu sein. Meine Weihnachtsbäckerei. Mehl. Eier. Zucker. Backpulver. Vanilleextrakt. Schokoflocken. In Butter THC-gelöstes Gras. Alles da. Doppelt und dreifach bis zehnfach. Ich kann mir Kifferkuchen backen bis in den Sommer hinein, mir scheißegal, ich bin quasi in einem fort dauerstoned, während ich Netflix leerglotze, irgendwelchen Kollegen wahllos debile Smileys schicke – als Reaktion auf ihre dümmlichen Viruswitzebildchen, die sie den ganzen Tag von Twitter raus und nach Telegram reinkopieren, derweil ich zwischendrin Lieferandoroulette spiele, dessen Hauptgewinn jeden Tag ein anderes wahl- und vor allem liebloses Essen ist, all das nur unterbrochen von den aus Pornhub auf den Flatscreen gestreamten Arschfickvideos, deren absurde Dialoge

(Aaaah do you like it? Like it? Who’s your daddy? C’mon! Bark like a dog. Woof Woof.)

ich inzwischen auswendig kenne.

Vertan habe ich mich. Mit dem Space Cake. Habe ein Stück davon um Mitternacht gegessen, ohne zu bedenken, dass der Körper um diese Uhrzeit generell nicht gut verdaut und deswegen auch nicht verlässlich den Wirkstoff in den Kreislauf pumpt. Also ist nix passiert. Kein Rausch. Nur stumpfe Nüchternheit. Nach einer Stunde habe ich wieder ein Stück gegessen. Wieder nix. Eine Stunde später noch eines. Keine Reaktion. Dabei bin ich verrückt, ich Nixpeiler, ich habe kapitale zehn Gramm Gras in dem Kuchen verbacken, ich hätte wissen müssen, dass ich gegen Morgengrauen ins Koma fallen werde, wenn die Verdauung endlich den Dienst antritt und drei Stück von dem bis zum Bersten mit THC gemästeten Kuchen zerlegt und in den Organismus pumpt.

(Und der auch schon wieder gestorbene David Bowie singt: We could steal time, just for one day, we can be heroes, for ever and ever, what d’you say?)

Exakt das ist also passiert. Ich bin gegen fünf Uhr mit völlig verstrahlten Wachkomafantasien, lustigen eingebildeten Lichteffekten nebst seltsamen Selbstgesprächen mit meiner eigenen Hand, an deren Thema ich mich nicht mehr erinnere, mit Hemd angezogen und der anderen Hand in der Hose eingeschlafen und habe ich den ganzen nächsten Tag kompromisslos komatös verbracht. Und die Nacht drauf. Nur unterbrochen vom pissengehen, alte kalte Pizza fressen und Cola Zero nachschütten. Im Ergebnis waren das locker 26 Stunden rauschhaltigen Schlafs. Was in der Nachschau kein Wunder ist, wenn man aus zirka 4 Gramm Gras gewonnene und in einen Kuchen eingebackene THC-Butter auf einmal verdaut.

Ob Lieferando sich Sorgen gemacht hat, ob ich tot sein könnte, weil meine Bestellung gestern ausfiel?

Was mich an der ganzen Coronascheiße der quälenden letzten Wochen immer noch am meisten nervt ist das Geeier von denen, die entscheiden sollen was passiert. Einfach das ganze Geeier. Überall eiern sie nur noch rum. Gremien. Zirkel. Blähbuden. Gesabbel. Und keine Entscheidung. Schulen auf. Schulen zu. Dann halb zu. Teilweise zu. Dann doch wieder alle zu, aber erst ab Dienstag. Oder Mittwoch. Manchmal schon Montag. Je nach Gremium. Oder Funktion im Apparat. Spielplätze nicht anders. Auf. Zu. Dann halb zu. Der eine Bezirk zu. Der andere auf. Dann alle zu. Oder alle auf. Was weiß ich. Hin, her, hoch, runter, rechts, links, halb Steuerbord, dann wieder Backbord und morgen wieder andersrum. Montag hüh. Dienstag hott.

Ehrlich, manchmal habe ich doch Bock auf ein regelndes Basta. Einer kackt mal auf den Tisch und sagt verbindlich und für alle an, wie die Dinge laufen werden. Weil Basta. Problem: Sie haben den letzten Bastakanzler des Landes medial zerrupft, tranchiert und aus dem Amt gegrillt.

(für die Jüngeren unter Ihnen sowie mein Kind, die alle zusammen gar niemand anderes mehr kennen: Es gab auch Kanzler vor Merkel, die Alte gibt es nicht immer schon, die hatte wirklich Vorgänger, schwöre)

Nix Basta. Jetzt haben wir eben Gremien. Runden. Flickenteppichschusterei. Und Geeier, heute so, morgen schon anders, und drüben hinter der Landes- oder sogar Bezirksgrenze wieder was anderes. Mosaik-o-rama.

Irgendwo hier in Berlins Mitte sitzt auch ein Berliner Senat herum, dessen Mitglieder für das Sitzen sehr viel Geld bekommen, und in dem aber keiner irgendwas entscheidet. Oder nur zögerlich entscheidet. Oder die Entscheidungen in Quatschrunden hinein delegiert, die auch nichts entscheiden, sondern alle zusammen wieder nur Verantwortung auf andere Quatschbuden oder – noch schlimmer – Expertenzirkel delegieren, die am Ende feststellen, dass alle doch bitte selber eigenverantwortlich entscheiden sollen, wie sie sich verhalten.

Für so etwas braucht es keinen Senat. Streng genommen hat der nur gewartet bis irgendwer woanders irgendwas entschieden hat und hat dann stumpf nachgezogen. Mehr ist nicht passiert. Nur für das simple Warten und dann Abpausen bayerischer Direktiven braucht es so einen Administrationsapparat voller hochbezahlter Berliner Sprechpuppennachbeter nicht, sondern maximal ein paar Praktikanten, die Entscheidungen, die einer trifft, der es kann, duplizieren und verteilen.

Im Ergebnis ist dieses Bundesland Berlin, und das wurde wieder einmal bei dem, was nur Euphemisten Krisenmanagement nennen, so wunderbar plastisch, nur ein überflüssiger Popanz. Ich finde, Berlin würde als Protektorat von irgendwem viel besser fahren. Dann können die ganzen rund um die Uhr twitternden Staatssekretäre, die schlappen zwölf bräsigen Bezirksschultheisse, der mit Millionen gepamperte Genderapparat und der parteiproporzverseuchte Bürokratenunterbau endlich alle nach Hause gehen. Für uns hier in unserem märkischen Sandkasten reicht ein Hochkommissar. Von irgendeinem Hegemon entsandt, dessen Staat funktioniert. Bayern. Polen. Kosovo. Wenn niemand anderes uns als Mündel will, dann wegen mir auch die Bundesregierung. Alles scheißegal, alles ist besser als diese aus filzigem Sumpf heraus mutierte selbstständige politische Einheit, die Berlin aus irgendeinem Grund ist und gegen die jede halbdebile Fingerfarbengruppe unserer alten Kita wie ein hochseriöses Expertengremium wirkt.

Und wenn wir schon dabei sind: Ebensowenig wenig braucht es die Führungsnulpen aus dem Borgwürfel, meinem famosen Arbeitgeber, die das ganze Geeier aus schlichter Überforderung einfach nachnamensgetanzt haben, in dem sie alle zuerst in irgendwelchen Entscheidungszirkeln rumeierten, aus denen jeden Tag zahlreiche Sprechblasen in E-Mail-Form an die Belegschaft geblubbert wurden, in denen jeder zur Eigenverantwortung angehalten wurde.

Okay. Hamma jemacht. Eigenverantwortung könnenwa jut.

Das ging ein paar Tage so. Im Anderhalbstundentakt rundgeschickte Sensibilisierungsmails (Waschen Sie sich die Hände). Wortreiche Richtlinien (Waschen Sie sich 30 Sekunden lang die Hände). Noch wortreichere Auslegungen der Richtlinien (Bitte regelmäßig 30 Sekunden lang die Hände waschen). Dann folgten Korrekturen. Erklärungen. Details der vorgeschriebenen Kommunikationswege. Ein dem Vorstand berichtspflichtiger Beauftragter für die Krise. Ohne Ende Buchstaben. Jeden Tag. Viele E-Mails. Von irgendwelchen Leuten, die ich nicht kenne. Dann haben andere aus den Glaskästen der Nachbarschaft einen großen Teil ihrer Belegschaft nach Hause geschickt, während in unserem Puff noch in langen Meetings diskutiert wurde, ob und was und wie und scheiße.

Dann haben sie gesagt, wir sollen keine Außentermine mehr machen. Einen Tag später entschied eine andere Führungsnulpe, dass wir doch wieder Außentermine machen können. Worauf wieder einen Tag später eine weitere Führungskraft entschied, dass dabei nicht mehr Bahn oder ein Flugzeug genutzt werden darf (Ansteckungsgefahr!), sondern nur noch die hauseigene Mercedesflotte oder irgendein Mietwagen, worauf auch das einen Tag später obsolet war, weil sie in einer finalen Kurzschlußreaktion, als endlich doch der erste Coronahuster auf dem Büroflur diagnostiziert war, jedem ein Notebook in die Hand gedrückt und sie alle nach Hause geschickt haben.

Nur um auch das einen Tag später wieder aufzuheben und einen Teil der Leute wieder reinkommen zu lassen, ihnen die Notebooks abzunehmen, um die an wichtigere Leute umzuverteilen, die keinen bekommen hatten. Und alle zusammen dann doch zum späten Nachmittag endgültig und bis auf weiteres nach Hause zu schicken. Und denjenigen armen Irren aus dem Flur, in dem der nachgewiesene Coronabüroflurzombie identifiziert wurde, die bezirksamtliche Quarantäne hinterher zu schicken.

Mir ist immer noch ganz schwindlig. Haben Sie überhaupt bis hierhin durchgehalten? Hin. Her. Hoch. Runter. Vollbremsung. Vollgas. Wieder Vollbremsung. Entscheiderlotterie. Eine auf dem Piratenschiff außer Kontrolle geratene Bordkanone, die mal nach Ost, mal nach West feuert.

Besser: Ein Hühnerhaufen.

Komplett unkoordiniert.

Und überfordert.

Kein Stück souverän.

In ihrem Geeier.

In diesen Zeiten erscheint mir sehr klar vor Augen, wie fragil das alles ist, das Gebilde, die ganze Herrlichkeit, die ganze Arroganz, das blasierte Getue, die Schnepfen, ihre Gockel, die zu leckenden Ärsche in den glasbewehrten Etagen, alles egal, denn es erscheint einfach so ein kleiner Kackvirus und sie versagen komplett. Für alle sichtbar. Auf ihrer Bühne. Verlieren sie ihre Masken. Fallen aus allen ihren sorgsam arrangierten Rahmen. Kriegen nix mehr auf die Reihe. Null herrlich. Null mehr arrogant. Und vor allem null im Griff. Nochmal: Ein Hühnerhaufen. Stolzieren sie da durch ihren eigenen Teppich aus Hühnerkot. Kein Stück souverän. Pscht. Luft rausgelassen. Kein Lotse da. Kein Basta. Nur nackte Nulpen.

Decke. Kopf. Dengel. Kolleralarm. Ich gehe raus. Verlasse die Bude. Was ich nicht darf. Steht auf dem Wisch vom Bezirksamt. Ist mir aber egal. Denn ich habe Hunger. Und Langeweile. Die Bude nervt. Man wacht auf, macht die Augen auf: die Zelle fährt; nachmittags, wenn die Sonne reinscheint, bleibt sie plötzlich stehen. Das geht auf Dauer nicht. Ich muss raus. Dort auf dem Wisch steht auch, ich soll zwei Mal am Tag Fieber messen. Bla bla bla. Mach‘ ich auch nicht. Ich besitze gar kein Fieberthermometer, ihr Verwaltungshelden in Strumpfhosen. Also scheiß‘ drauf.

Und rausgehen.

Bissken kieken wat so jeht.

Was kein Problem ist. Trotz Bescheid. Gar kein Problem ist.

Denn hier ist Berlin. Verlautbarungen von Berliner Behörden haben hier nur Empfehlungscharakter. Die interessieren sich selber nicht dafür, was sie so alles den ganzen Tag anordnen. Haben ihre eigene Anordnung schon zehn Minuten später vergessen. Und kontrollieren sie deshalb auch nicht. Und verfolgen Verstöße dagegen erst recht nicht. Oder beklagen sie gar. Nix. Vergisses. Die haben gar nicht das Personal dafür. Hier in Berlin schreiben sie einen Textbausteinbrief, weil irgendein komisches Gesetz sie dazu zwingt, und dann ist gut. Folklore. Ich werde nie irgendwen von denen bei mir zum Abstrichmachen sehen, so wie sie es in ihrem Bescheid angekündigt haben. Die haben wahrscheinlich gar keinen Abstrichmacher, der sowas kann. Und hatten nie einen. Sondern kündigen nur wieder irgendwas an, das sowieso nicht stattfindet.

Weil hier Berlin ist.

Der Popanz.

Wir kennen das nicht anders. Niemand nimmt hier Behörden ernst. Das einzige, das hier funktioniert, ist die Parkraumüberwachung, alles andere ist wirklich egal. Ernsthaft egal. Vollkommen egal. Berlin halt. Zahnloses briefeschreibendes Nilpferd. Ich geh‘ gleich mal zum Lidl. Klopapier kaufen. Und Dosenravioli. Anschließend gegenüber bei Mehas einen Döner zischen. Dann setze ich mich auf eine Parkbank im Volkspark in die Sonne und buffe einen. Das merken die nie. Und wenn doch, dann machen sie nix. Die sind nämlich Berlin. Wie ich. Ich bin auch Berlin. Ich bin denen scheißegal und die mir. Die tun so als würden sie die Stadt verwalten und ich tue so als würde ich das glauben. So ist das hier. Unser Status Quo. Der Common Sense. Mein Berlin. Alter. Jetzt komm‘ du mir nochmal mit Ausgangssperre. Die würde hier sowieso keiner einhalten und schon gar keiner durchsetzen.

Clickelifuck. Ich schalte das Internet an. Und sehe, dass der öffentlich-rechtliche Schlumpffunk sich nach der in einem Tümpel aus Scheiße versenkten Umweltsau doch noch einmal an Humor versucht hat. Dabei können sie es nicht. Humor bedingt, um adäquat zu funktionieren, als Minimalvoraussetzung, dass der Sender wenigstens eine Armlänge sympathisch ist. Das ist bei euch nicht der Fall. Ihr seid immer noch die Kanzel. Die Mehrheitsgesellschaft hasst euch. Ehrlich. Ihr merkt es nur nicht und sendet einfach weiter bis euch irgendwann endlich nur noch eure Kernklientel auf den yukkapalmenbegrünten Balkons von Friedrichshain und Kollwitzplatz beim Moralisieren zuschaut, Rucolabagel mit Avocado und frisch geraspeltem Meerrettich in der Hand, von wo aus sie jedem, der es nicht wissen will, predigen, dass lecker Currywurst jetzt mal so gar nicht mehr geht, wegen Planet, Klima, Tierwohl und Gender (keine Ahnung warum, Gender geht immer). Das ist das Problem mit euch. Ihr humordilettiert mit einer monströsen und so leicht identifizierbaren Agenda vor euch hin und das ist nie witzig. Guter Humor hat nie eine Agenda, sondern verarscht diejenigen, die eine haben und sie mit allen Mitteln unters Volk bringen wollen. Und das seid im Moment ihr. Deswegen ist es derzeit gerade so witzig, euch zu verarschen. Und auszulachen, wenn ihr mit euren traurigen Humorversuchen mit Anlauf gegen die Ignoranzwand fahrt und euch Shitstorm um Shitstorm ausgerechnet von den Tichys aus den Internet einfangt.

Ach, egal. Habe ich eigentlich die Jugend schon gegrüßt? Ich glaube nicht. Hallo Kids, nicht vergessen: Swing tanzen verboten. Et is Corona. Und weil Corona is‘, komm’n die Bullen in’n Bürgerpark und drehn’n euch die Boombox ab. Und 20 von 20 Influencern auf Twitter finden das gut.

Eine gute virusbedingte Nachricht gibt es endlich nach den ganzen Tagen der Massendepression doch noch zu vermelden: Die SPD hat auf Twitter mitgeteilt, ihr Parteileben ruhen zu lassen. Na endlich. War ja auch wirklich ein quälend langsamer Tod. Nicht zum mitanschauen, das Gesieche. La comédie est finis. Maintenant. Ich bin raus. Quarantäne olé.


Q wie Quarantäne (I)