Pestmütter

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Vater sein bringt mit sich, dass ich völlig verblödet im Flur einer Schwimmhalle herumsitze und vor mich hin verwese, weil die Brut drinnen Schwimmen lernen soll. Mit mir sitzen dort die Pestbeulen. Die Nervenzerstörer. Mütter. Übermütter. Kleben an der Glasscheibe zum Schwimmbecken, um jeden Unterwasserfurz ihrer dämlichen Kinder mitzuschneiden und aufgeregt zu kommentieren. Ich hasse sie alle. Ehrlich. Alle. Kürzlich hat eines ihrer Kinder ins Becken gekotzt. Das hat mir gefallen. Hoffentlich scheißt irgendwann mal eines ins Becken. Dünn. Suffschissdünn. Oder pisst Blut. Das wäre großartig. Denn ich möchte die Pestbeulen hinter der Glasscheibe flattern sehen wie Industriehühner auf dem Fließband der Massenhühnerkopfabfabrik kurz vor dem Einmarsch in die Schlachtmaschine. Ritsch. Ratsch.

Das Schlimmste sind die Gespräche. Worte. Worte. Sie reden. Bla Blaaa. Es gibt wohl nichts belangloseres als Berliner Mütter beim Reden. Entwicklungsstände werden abgeglichen, Bilder vom Wonneproppen beim Herumstehen auf einer Schultreppe kommentiert, Nummern von Heilpraktikern ausgetauscht, Stuhlgangkonsistenzen rezitiert und ich meine, kürzlich eine von den Kuhgesichtern beim Dealen mit Globuli gesehen zu haben. Die hauen die Dinger hinter wie Pfefferminzdrops. Ich mag die muslimischen Kopftuchmütter. Die sind toll. Die halten zumindest die Backen.

„Ich bin ja multikulti, aber…“ setzt eine der nichtmuslimischen Mütter, rothaarig, Filzjacke, Sommersprossen, irre flackernde „Ich kauf nur nachhaltig weil Klimawandel“-Heilslehreaugen, an und ich möchte sie jetzt schon abknallen, bevor sie ihren ersten Satz beendet hat. Wer den Satz so beginnt, ist nicht multikulti, sondern wellness-multikulti. Prenzlauer Berg-multikulti. Wo die massenkompatible Haltung so wunderbar wohlfein ist. Wo man sich rauskauft aus den Problemen der Unterschicht, mit der man gar nicht mehr in Berührung kommt. Wo Haltung nicht weh tut. Nie weh tut.

Wenn Haltung dann doch mal weh tut, passiert auf einmal das hier:

„Ich bin ja multikulti, aber mein Kind soll mit anderen deutschen Kindern in die Schule gehen.“ fährt sie fort und ich muss laut lachen, weil ich jetzt schon spüre, dass sie das Dilemma dieser ganzen verblödeten wellnessbündnis90grünen Ponyhofschneeflöckchen jetzt hier im Flur dieser blöden Schwimmhalle ganz großartig auf den Punkt bringen wird. Wo ich sonst mein Hirn komplett ausschalte, weil ich vor lauter im Raum schwirrenden Belanglosigkeiten Angst habe, dass es Schaden nimmt, sauge ich jetzt die Informationen auf wie ein Schwamm: Kreuzberg. Kind jetzt schulpflichtig. Üble Einzugsschule. Berlintypisch verkommen. Runtergesifft. Missbewirtschaftet. 90% der Schüler mit ranzigen Deutschkenntnissen. Der Rest suizidal. Und der Lehrkörper mit einer höheren Fluktuationsrate als die prekäre Gebäudereinigungsfirma, die bei uns auf Arbeit die verkeimten Büros und die zugeschissenen Toiletten putzen muss. Da will sie weg, die Multikulti-Frau, und kämpft mit Anträgen, Begehren, Einlassungen gegen den Zwang, das Kind in die Einzugsschule zu den Zuwanderern schicken zu müssen, die sie eigentlich gut findet, aber nur, wenn sie nicht unmittelbar mit ihnen in Berührung kommt.

Leider ist es nun einmal so, dass Berlin jeden, der keine Geschwisterkinder irgendwo an einem besseren Ort vorweisen kann, stoisch und mit einer unknackbaren Hartnäckigkeit in die jeweiligen kaputten öffentlichen Einzugsschulen zwingt und jetzt möchte die bescheuerte Kreuzbergtante ihr Kind in ihrer Verzweiflung sogar in einer Privatschule anmelden. Hahaha. Gotcha. Ich habe darauf gewartet. Das Wort ist gefallen. Privatschule. Du Heuchelkönigsarschbombe. Das machst du, damit dein Balg eben nicht gemeinsam mit dem Bodensatz dieser Stadt in einer Klasse sitzen muss und du deine Haltung der Angst opferst, dass es in den ersten wichtigsten Jahren des Lebens, in denen seine Persönlichkeit geprägt werden wird, gruppendynamisch gemeinsam mit allen anderen Kindern endstadiumsverdummt wie Brandenburgs Kosmetikerinnen mit drei verschiedenen Farben in den Extensions vor dem 55 Zoll-Flachbild-Asozialenfernsehen vor sich hin krepiert und als einziger Erfolg im Leben ein vollständig ausgefüllter Hartz IV-Antrag im Bilanzbuch stehen wird.

Um die Quintessenz dieser Frau so kurz wie schmerzhaft zu machen: Zu viele Ausländer um mein Kind herum, also buche ich Privatschule. Hey, Sachsen würde das nicht anders machen. Hätte Sachsen das Geld dafür.

„Ich bin multikulti, aber…“ ach was halt doch das Maul. Halt doch einfach nur dein Maul. Was musst du immer reden und dich erklären. Schick dein Kind doch auf deine Privatschule, mir doch egal, das ist ein freies Land, aber dann halt doch wenigstens endlich einmal dein dummes Maul und erkläre dich nicht für eine Sache, die du schon längst verraten und verkauft hast, aber trotzdem immer noch wie eine mutierte Monstrosität vor dich her trägst wie irgendwelche Religionsvögel ihr dämliches Kreuz beim Passauer Passionsfest. Fresse. Ich kann Leute wie dich nicht mehr sehen, ich kann keinen von euch mehr sehen, ihr blöden Wellnessbastarde, ihr ritualisierten Labersäcke, Wortphrasengebetsmühlendrescher, Lifestylehuren, Essig predigen, Rhabarberschorle trinken. Dabei noch nie richtig gearbeitet, aber immer schön geerbt. Fickt euch. Ich hasse euch. Wäre jetzt direkt hier vor mir ein Loch, ich würde euch da reinschmeißen. Und eure ausgelutschte Haltung hinterher.

Manchmal denke ich, ich sollte aufs Land ziehen. Berlin innerhalb des S-Bahn-Rings saugt aus. Macht blöd. Zu viel Blase. Zu viel Konzentration des Irrsinns auf zu wenig Raum. Zu viele Zeitgeistsurfer. Zu viele Schneeflöckchen. Und immer zu viel Ponyhof. Bis denn mal die Realität einrückt. Was sie leider zu selten tut. Bei weitem zu selten.