Retrospektive: Ausnüchterungszelle

Ausnüchtern. In der Zelle. So schlimm ist das gar nicht. Und so viel muss man gar nicht tun, um dort hin zu kommen.

Früher gingen Straßenlaternen mal aus, wenn man unten dagegen trat. Und gingen irgendwann wieder an. Kein Plan, ob das heute noch so ist.

Der Weg von der Kneipe zu meiner Wohnung bemaß sich in etwa 20 Straßenlaternen. Mein Anspruch war, die ganze Straße dunkel zu machen und sie alle auszutreten.

BAM – Aus.

BAM – Aus.

Cool.

BAM – Aus.

BAM – Aus.

Yeah.

BAM – Aus.

BAM – Nix.

BAM – Nix.

„Wieso geht die nich aus verdammp?“

BAM – Nix.

„Musso ausgeh’n !!“

BAM – Nix.

„Gippso garnich!“

BAM – Nix.

Brumm.

BAM – Nix.

„Geht aus. Mann!!“

Klong. Eine Autotür fällt ins Schloss.

BAM – Nix.

„Was glauben Sie, was Sie hier tun?“

„Die muss aus, Mann!“

BAM – Nix.

„Hören Sie damit auf.“

„Die geht nich aus! Die muss ausgeh’n!“

BAM – Nix.

„Wenn Sie damit nicht aufhören, muss ich Sie mitnehmen.“

BAM – Nix.

„Aus jetzt Mann echt ma!!“

„Sie kommen jetzt mit.“

(…)

Helligkeit. Was ist das für ein Fiepen? Mein Kopf. Autsch’n. Wo zum…?

„Ah, Sie sind wach. Wollen Sie Kaffee?“

„Kaffee…? Ja… „

„Wissen Sie, warum Sie hier sind?“

„Ja, leider.“

„Wir haben Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit mitgenommen zum Ausnüchtern, nicht, dass Sie sich verletzen.“

„Danke. Gibt es ein Verfahren?“

„Nein, Sie haben ja nichts beschädigt, die Lampen gehen ja immer wieder an. Kaputt ist auch nix. Hier der Kaffee.“

(…)

„Danke, tschüß auch…“

„Gerne. Und ich will Sie hier nicht mehr sehen.“

„Ja. Geht klar, bin schon weg und komme nie wieder.“


Retrospektive: Linton auf dem Dach