
Neunte Regel des Fight Clubs: Ick komm zu nüschte.
Hier, zuerst, Gardinenpredigt olé. Sie wollen Ihren Blog also gerne hier verlinkt sehen. Wissen, Sie was da nix bringt? Betteln: „Hey kannst du mich mal verlinken mein Blog hat zu wenig Leser wär cool wenn du mal bla…“ Bringt nix. Besser Sie hinterlassen mal einen kleinen Kommentar, der nicht nach schnödem Linkdropping stinkt (so etwas hier zum Beispiel bitte nicht: „Hey, geiler Text, Digger, ich hab auch 2012 mal was dazu geschrieben, kuckmal: http://udoskleinewelt.blogspot.de/meine-fahrt-in-den-spreewald.html“. Doof. Durchschaubar.) Schaffen Sie lieber Neugierde ohne Linkdropping. Nur dann ist es hinreichend wahrscheinlich, dass ich bei Ihnen reinklicke. Und haben Sie dann dort auf Ihrem Blog schöne Texte, die mir gefallen, verlinke ich Sie bestimmt. Schwöre. Ziemlich sicher sogar. Sonst nicht. Einfach, oder? Na dann los. Schreiben Sie.
Hunger? Immer. Ich esse jetzt tatsächlich auch in Zehlendorf. Wegen des alten gammligen Gossenpoeten, der sich Kiezschreiber nennt und auf seinem Blog mindestens fünf verschiedene abgespaltene Persönlichkeiten unterhält, bin ich da hingegurkt. Ins bräsige Eigenheimvillenschnepfenghetto am Stadtrand. Mindestens einer seiner Spaltpilze frisst nämlich gerne und hat vor Jahren mal Berliner Restaurantempfehlungen gedroppt, die ich versprach, hinterher zu fressen. Deswegen bin ich heute in Zehlendoof. Zwei Mal hat er Agitation und Propaganda für einen dort eingerichteten Burgerladen betrieben, einmal als ganze Hymne, dann als Bonmot nebenbei. Hier, alter Mann, friss das:

Und friss das:

Ein fucking Corn Dog. Kiezschreiber geht dabei folgender ab:
Ein Würstchen, das in Maisteig getaucht und dann an einem Holzstäbchen frittiert wird. Man isst es wie Eis am Stiel. Köstlich. Habe ich noch nie gegessen. Wir sind uns einig, dass eine amerikanische Institution wie der Corn Dog in Berlin überfällig war. Ich frage mich, wieso ich fast fünfzig Jahre ohne Corn Dogs leben konnte.
Naja. So weit würde ich nicht gehen, aber das Zeug ist überraschend wenig schlecht und das ist das Positivste, das ich über frittierte Dinge sagen kann (ich lehne Frittiertes, das keine Pommes ist, rundweg ab). Immerhin.
Kommen wir zum Monster, einem krassen Vieh von Burger, den Sie sich aus folgender Matrix zusammenrechnen können:

Geil. Das ist gut. Gut gelöst. So will ich das haben. Gute ehrliche Burger. Keinen Hipsterrotz mit Birne-Açaiguano-Rucola und Gorgonzolacreme für versnobte Mittewichser, sondern einfach nur Beef. Ich habe keinen Veggieburger gesehen. Gut so. Endlich mal ein Ort, an dem diese Typen garantiert nicht sind. Top. Hier, Reste auf Teller, fuck the fucking Foodporn:

Liegt gut in der Hand. Kein Auseinanderfallen. Kein Zermatschen. Ein Könner hat den gemacht. Eine ehrliche Mahlzeit, eine gute Sache. Toll. Die zehn Euro voll wert.

Sehr schön am Lokal ist auch die persönliche Betreuung. Der Cowboy selber kommt aus der Küche und nuschelt ein paar Dinge (die ich nicht verstehe), ein paar biertrinkende Gestalten sitzen herum, die aussehen wie mit den Stühlen verwachsen, Molle vor sich, Schnäppeken dazu, das ist hier ein kleines Wohnzimmer. Ein Zuhause, in dem diese Leute mit Namen begrüßt werden, wenn sie reinkommen. Hey Manfred, wie geht’s? Ach, das Kreuz, sagt Manfred, das Kreuz.
Ich komme mit dem Service ins Gespräch. Es gibt wohl einen Typen, der das Lokal auf Facebook disst. Das geht der jungen Frau sehr nah. Die obszön langen Klebewimpern klimpern empört, als sie den übelsten Diss nacherzählt. „Schlimmste Burger ever!!“ schrieb der da auf Facebook. Sehr furchtbar war das. „Das Internet“, sage ich mit der bornierten Routine des Bloggers, der vermutlich jeden Spinner schon einmal an sich vorbeiziehen gesehen hat, „es ist doch nur das Internet. Irgendwer krakeelt immer.“ Sage ich, der ich das sagen kann, weil meine Existenz nichts mit dem Internet zu tun hat. Nicht die Bohne davon abhängig ist. Man kann zwar den Borgwürfel, meinen Arbeitgeber, im Internet bewerten, aber nicht mich. Und mir ist das scheißegal wie der Borgwürfel im Internet bewertet ist. Hätte ich einen Account bei Facebook oder einem dieser Bewertungsschlumpfportale, dann würde ich den Borgwürfel eigenhändig mit einem von fünf Sternen runtervoten: „Ein unmöglicher Ort. Mir unverständlich wie jemand dort arbeiten kann. Ein Stern und selbst der ist noch zu viel. Schade dass man keine Minussterne vergeben kann.“
„Wie läuft der Laden?“, frage ich, um das Thema endlich zu wechseln. „Naja, in Ordnung. Mit Gastronomie wird man nicht mehr reich. Schon gar nicht hier.“ Und dann folgt eine Tirade über das Finanzamt, die Konkurrenz und wieder diese üblen Facebookbewerter. Na klar, ich weiß ja, kein Gastronom würde Ihnen einräumen, dass sein Ding gut läuft. Klappern. Immer klappern. Gehört zum Geschäft. Dennoch, ich glaube hier ausnahmsweise nicht, dass das Lamentieren übertrieben ist. Heute ist kein Mineralwasser zu bekommen. Auch einzelne Burgersorten sind aus. Für sie fehlen offenbar die Bausteine. Und ich hatte den letzten Corn Dog, der noch vorrätig war. Sie sehen: Hier ist Kante. Auf Kante genäht. Also gehen Sie mal hin. Ich fürchte, dem Lokal geht es nicht gut. Essen Sie was. Nette Leute. Gutes Essen. Wär schade drum.
Die üblichen Fakten: Zwei Hauptspeisen. Ordentlich Sidekicks. Getränke. Kein Alkohol. 28 Euro. Kann ich nichts sagen.
Uncle Sams Diner
Berliner Str. 3, Zehlendorf
Danke für den Tipp, Ebi Ling.

Noch kurz zu Zehlendorf. Dieser Ortsteil ist sehr seltsam. Wenn Bürgerlichkeit ein Zuhause hat, dann ist es hier. Butter Lindner. Pelzkragen. Feines Schuhwerk. Und eine Pralinenbude, die hier eben gerade nicht Pralinenmanufaktur wie in der hippen Innenstadt heißt, in der jeder Scheißdreck gleich hochtrabend eine Manufaktur genannt wird. Nix. Erfrischend unaufgeregt. Keine durchgeknallten Boutiquen mit angeschlossener Salatbar, eröffnet von durchgeknallten Zugereisten aus Bad Bevensen. Nix davon. Keine abgedrehten Kaffeebuden. Keine Thai-American-Bolivia-Chisibubikaio-Ethnoworldfusionfuck-Küche. Dafür Block House. Saubere Bürgersteige. Fahrradfahrer, die an einer roten Ampel halten. Mercedesse, die alle noch ihren Stern haben. Passanten, die einander ausweichen. Keine Hundescheiße auf den Bürgersteigen. Keine. Nicht eine Wurst. Eine Essenz aus Bürgerlichkeit. Ich würde keinen Tag hier leben können.

Zuletzt stehe ich mit gruselig süßem Punsch in der Hand auf einem völlig unaufgeregten Weihnachtsmarkt, als mir ein Froschgesicht eine Unterschriftenliste ins Gesicht hält. Für die Offenhaltung von Tegel. Des Flughafens Tegel. Wir kommen ins Gespräch:
„Ich kann das nicht unterzeichnen.“
„Warum nicht?“
„Gegenfrage: Haben Sie Flugzeuge über Ihrer Wohnung?“
„Nein.“
„Sehen Sie. Ich schon.“
„Oh.“
„Ja.“
„Wo wohnen Sie denn genau?“
„Prenzlauer Berg. Seit Tegel aus allen Nähten platzt, sind die Korridore dicht und sie fliegen manchmal sogar über Prenzlauer Berg ein. Und das ist laut, obwohl die bei uns noch vergleichsweise hoch fliegen. Doch es nervt sehr.“ (das war zwar nur im Sommer ein paar Mal, aber das weiß der ja nicht.)
„Ja, aber das ändert sich ja wieder, wenn Tegel nicht mehr überlastet ist. Wenn BER offen ist.“
„Korrekt, aber ich denke da an die Bewohner am Kutschi. Oder oben in Pankow. Jetzt weiß ich eben selbst wie laut das ist. Und ich bin grundsätzlich der Meinung, dass ein Flughafen im Stadtgebiet nichts verloren hat. Sorry, ich unterzeichne das nicht und – ganz ehrlich – ich finde es sehr schräg, dass Sie für eine Offenhaltung trommeln, unter deren Folgen Sie nicht leiden müssten, wenn Sie damit durchkämen.“
„Ja, da kommen wir wohl nicht zusammen.“
„Nein, kommen wir leider nicht.“
„Dann trotzdem noch einen schönen Abend.“
„Ja. Ihnen auch.“
So können Leute auseinander gehen, die nicht der selben Meinung sind. Aber hier ist ja auch der Weihnachtsmarkt und nicht das Internet.
Auf dem Bahnhof von Zehlendorf begegnet mir dann schließlich der Rant eines Wutbürgers 1.0 und der hat immerhin einen Edding:

Toll. Das komplette Elend auf den Punkt gebracht. Eine Bahn, die den Aufzug nicht repariert bekommt und einfach immer neue Zettel mit neuen Fertigstellungsprognosen hinpappt, was der Wutbürger nicht einfach so hinnimmt, sondern rantet wie früher, als es noch keine Blogs gab. Toll.
Gut jetzt mit Zehlendorf. Gut auch, dass die S1 im 10-Minuten-Takt von dort wegfährt.
Nun noch eine Interpretationsaufgabe. Von der Schwäbischen Alb zugesandt bekommen habe ich das da:

Es entspann sich daraufhin eine Diskussion zwischen Uwe und mir, ob das ein für diese Zwecke hier zulässiges Wortspiel sei. Ist das Absicht? Halb eins. Alb eins. Schwäbische Alb eins. Oder nur ein bescheuerter Name ohne Sinn? Interpretieren Sie.
Die Kinks. Threat this:
blogsgesang.de: (Un-)Heimliche Terrorhelfer
Zumindest in Berlin hilft das Hysterieschüren nicht.
Noch ein Nachschlag:
Prenzlberger Stimme: Qualitätsjournalismus: „Der Anschein einer Vermutung“
Unterirdischer Journalismus war das. Wieder einmal. Sie lernen nichts. Diese Fakenewsschleudern.
[aʊχ das nɔχ]: Eine Weihnachtsgruselgeschichte
Das Beste an dem Link ist die Flachbirne aus dem ersten Kommentar. Nix verstanden. Nix. Null. Ein Elend. Ich hab‘ auch so welche. Die greifen inzwischen gerne wieder in die Hitlerkiste. Buhu. Du Böser. Wenn du das schreibst, dann Hitler. HITLER!!,!,, (schnarch)
M7: Kalte Füße
Der Journalismus noch einmal. Für mich hat der Journalismus in Form seiner einflussreichsten Vertreter jedes Vertrauen mit dem Propagandagetöse bei der Einführung der Agenda 2010 verloren. Für andere kam das später. Finanzkrise. Ukraine. Im Moment bricht das Vertrauen an breiter Front weg. Ich finde das gut, denn zu viel Vertrauen macht dumpf und bräsig. (…und zu wenig Vertrauen macht paranoid. Gnarf Gnarf…)
Hirnfick 2.0: Chaos Orchid Club (Nachtrag): Der #33c3 und die Feigen_blätter.
Der CCC wurde ganz einfach gehackt. Von den Leuten, die schon die Piratenpartei gefressen haben. Logo. Irgendwo müssen die ja hin, wenn sie ein Ding versenkt haben.
Karla Pappel: Holm & Stasi?! Drauf geschissen! Und Thema verfehlt!!
Das Thema mal von der anderen Seite aufgerollt. In weiten Teilen richtig, aber zu viele Satzzeichen. Wir sind doch nicht bei Facebook.
Sachlicher:
{berlin:street}: Der scheinheilige „Fall“ Holm
Schrottpresse: Fröhliche Weihnachten
Rants! Rants! Kaufen Sie mehr Rants! Frisch vom Mofa.
Soulweeper: turnarounds
Wat war da? Ick hab nüschtesehn. Nur Titten. Jipman’n Hackepetabrötchen…
summacumlaude: Alle Jahre wieder, da fährt der Hipster los
Ja da fahren sie wieder und meine Stadt wird leer. Ich muss nicht fahren, ich erb‘ nix.
unmus: Penis
Hihihi. Penis. Penis!
is lieb?: Kleines Problem
Holerö.
Ein Eichhorn schlemmt sich durch die Hauptstadt – Berlinbetrachtungen: Botanische Erleuchtung zu Weihnachten
Das ist ein astreiner Vorschlag für Leute mit einem Kind, das leuchtende Dinge mag. Danke für den Tipp. Kiek ma, Lüchta:



Und irgendwann, mein lieber Eichi, besuche ich eine der Veranstaltungen deiner Whisky Society, vorausgesetzt du kriegst es mal auf die Kette, früher als einen Tag vorher die Ankündigung dafür zu machen.
So, ganz zuletzt eine Auftragsarbeit:
westendstories: Weihnachtskugel gefällig? Blogger machen gemeinsame Sache
Das Erfinden von Geschichten ist nicht meins. Darin bin ich echt schlecht, weit schlechter als im Beschreiben von Dingen. Also habe ich das Kind malen lassen, ich bin spät dran, ich weiß, aber egal, bitte sehr:

Soweit von hier. Ich wünsche ein angenehmes Jahresende. Hier schon mal der qualifizierte Rückblick auf 2017 und, weil ich derzeit nicht koche, sondern dem Kiezschreiber hinterher fresse, eine kulinarische Zugabe. Bei Herrn MiM gab’s Schweinebraten. Mit Knödel. Bis die Tage. Bleiben Sie locker. Ohren. Steif. Und so. Sie machen das schon.