
Es ist sehr viel passiert.
Hingefallen. Aufgestanden. Wieder hingefallen. Noch einmal aufgestanden. Wieder hingefallen. Eine Weile liegengeblieben. Dann aufgestanden. Nur um wieder hinzufallen.
Ich habe auf die Fresse bekommen und auf die Fresse gegeben. Am Anfang habe ich mehr auf die Fresse bekommen. Weniger auf die Fresse gegeben. Später drehte sich das Verhältnis um. Es ist alles immer Übung. Auch hierbei.
Ich bin eine Nacht in Gewahrsam gewesen. Falscher Ort. Falsche Zeit. Komische Leute. Und ich im Weg. Knüppel. Wanne. Andere Einkassierte. Morgens um 6 nach einer Nacht in einem Gemeinschaftsraum mit freistehendem Kackloch in einer Ecke fuhr mich die Polizei in meine Schule. Das Verfahren wegen Landfriedensbruch haben sie eingestellt. Ich weiß noch, dass ich stank. Schweiß. Angst. Angstschweiß.
Es gab Gerichtsverfahren mit mir vorgeworfenen Dingen als Thema. Im Raum standen Sachbeschädigung und Körperverletzung. Sie haben mich nicht verurteilt. Sie sagten, dass sie hoffen, dass aus mir was wird und dass sie mir nichts verbauen wollen. In Wahrheit hatten sie keine Beweise.
Ich war mal ein paar Monate wohnungslos. Improvisierte Pennplätze. Fremde Couches. Besetzte Häuser. Auch mal unter Bauwagen. Ich wusste nichts von Ämtern und was sie mir geben hätten können. Ich wusste gar nichts. Es ist immer schlecht, wenn man nichts weiß.
Ich habe Farbbeutel geworfen, aber nie Steine. Das macht einen Unterschied.
Ich habe mal einen Typen erst umgehauen und dann in einer Art Blutrausch verdroschen, nachdem er Streit suchte und sogar zuerst zuschlug. Weder hat er mich angezeigt noch ich ihn. Danach gab er mir ein Bier aus und wollte mich davon überzeugen, dass ich nichts drauf habe. Das stimmt sogar. Ich hatte nichts drauf. Ich war nur sauer.
Ich habe einen Rosenkrieg durch Aussitzen überlebt.
Eine Frau, die ich am offenen Herzen aus meinem Leben operiert habe, hat mir, als ich nicht zuhause war, die Wohnung ausgeräumt, so dass mir nicht mal ein Teller oder ein Messer blieb. Ich hatte die Möglichkeit des Nachschlüssels und ihre vielen helfenden Hände, die sie fürs Ausräumen abrief, nicht auf der Rechnung. Eine andere Frau, die nie die Möglichkeit erhalten sollte, eine Rolle in meinem Leben zu spielen, organisierte von vielen Leuten viele Dinge als Ersatz. Tassen. Gläser. Töpfe. Regale. Ein Bett. Das war einer der wenigen Momente, in denen ich Hilfe angenommen habe. Ich hatte ja nichts mehr.
Ich lag einmal vor Krämpfen zitternd auf einem alten Läufer, während Damian Marley Welcome to Jamrock sang. Schlechter Verticker. Die falschen Zutaten im Kanten. Zwei Stunden Höllentrip.
Was war, ist gewesen. Da kräht kein Hahn mehr. Dennoch nutzt sich die Erinnerung nie ab, egal wie oft ich an den Straßenzügen Berlins vorbeikomme, die ich mit allen diesen Dingen verbinde. Hier stehe ich mit meinem Ballast. An meiner Hand hält sich ein Kind fest. Lacht mir ins Gesicht. Blickt dann wieder nach vorne. Dort springt ein Mensch im Affenkostüm herum. Ich lache mit. Ich finde das lustig. Affen sind immer lustig. Sie machen Faxen. Blödsinn. Bringen mich zum Lachen. Ich kann das noch. So ein Kind zeigt Ihnen gerne mal, wie einfach Lachen geht.
Was war, spielt keine Rolle mehr. Ist nur noch mein Geschichtsbuch. Ich bin im Botanischen Garten. Sie führen dort das Dschungelbuch auf. Balu der Bär. Die Schlange Kaa. Baghira. Und Mogli. Der Typ aus dem Dschungel. Nicht weit von hier, gleich drüben in Steglitz, haben sie mich mit ihren Helmen und Schilden über die Schloßstraße gejagt. Gekriegt haben sie mich nicht.

Schönen Gruß nach Hamburg.