Outback Fürstenwalde

Es ist kurz nach Mittag, als ich in Fürstenwalde ankomme und es nieselt. Die Stadt schläft. Es herrscht eine eigenartige Stille. Nicht einmal der Wind mag in den Baumkronen rascheln. Fürstenwalde bei Nieselwetter macht depressiv. Wenig ist hier unterwegs. Ein paar Autofahrer mit LOS-Kennzeichen kreuzen meinen Weg. LOS ist wie OHV. Sie können es nicht. In Berlin sehen Sie ab und zu Autos mit LOS-Syndrom vor einer Straßenbahn hängen. Weil sie nicht verstehen wie es möglich sein kann, dass eine Straßenbahn auch mal auf einer Straße fährt. Oder sie krachen in verkehrsberuhigten Zonen in ein Auto, das von rechts kommt. Einparken. Vorfahrten. Ampelschaltungen. Auch mal ein Auto ohne Doppelauspuff, Frei.Wild-Aufkleber und Breitreifen fahren. LOS. Es tut mir ja auch leid, doch sie können es eben nicht. Don’t blame the letter pigeon, blame the fucking letter.

Ich bin in einem unmöglichen Zustand. Ich habe getrunken gestern. So sehr, dass mir ein Taxi sicherer erschien als die Ringbahn, in der ich schon einmal eingeschlafen und weitergefahren bin, bis mich schließlich der Zugführer zur Morgendämmerung in Westend geweckt hat, weil Endstation war. S-Bahn ist in so einem Zustand keine Option, auch weil sie schon wieder einen Pendelverkehr auf Höhe Greifswalder eingerichtet hat, der die Fahrtzeit mutwillig verlängert. Weil sie bauen, sie bauen und bauen immer noch. 26 Jahre seit der Wende und die S-Bahn wird nie fertig.

Ich habe Kopfschmerzen. Vermutlich sind das die Nachwirkungen des Taxifahrers, der mich über seine verzwickten Familienverhältnisse ins Bild setzte. Sein Bruder ist Polizist. Aber ein Arschloch. Ich erinnere mich, dass mich das Wort ‚aber‘ in dem Kontext amüsierte. Als würden sich Polizist und Arschloch ausschließen. Der Bruder ist in Neukölln eingesetzt und will da weg. Zu viele Araber. Muschpoken sagt er. Die nehmen sich da ja alles raus. Die Muschpoken. Ich überlegte kurz, ob ich aus seinem Taxifenster kotzen soll, verwarf dies jedoch wieder, zu hoch ist die Gefahr, selber vom Fahrtwind einen Brocken frische Kotze abzubekommen. Dennoch ließ ich es mir nicht nehmen, etwas über den Umstand zu murmeln, dass Muschpoke ein hebräischer Begriff ist und im Kontext Araber in Neukölln vom reinen Wortsinn her gar nicht passt. Das fand er nicht gut. Er wechselte das Thema. Wedding. Wedding geht gar nicht. Nur Assis.

Weil ich nicht weiß, was ich an einem ereignislosen Nachmittag in Fürstenwalde tun soll, gehe ich zu einem Fußballspiel. Die erste Halbzeit ist schon gelaufen als ich noch ein Kassenhäuschen suche. Es scheint das einzige Event zu sein, zu dem abseits des ‚Schwapp‘, eines armseligen Spaßbads, das immer zu voll und dessen Essen immer zu schlecht ist, eine nennenswerte Anzahl Menschen in Fürstenwalde zusammenkommt. Sie singen. Und wo man singt, da lass‘ dich nieder. Schalala. Olé Olé. Schiri wir wissen wo dein Auto steht. Du schwule Sau. Du schwule Sau. Amateurfußballpoesie. Ich verstehe Menschen nicht, die im Amateurfussball freiwillig den Schiedrichter mimen. Vermutlich lassen die sich auch im Winter von einer Domina nackt an eine Hundehütte ketten und wenn eben kein Geld dafür da ist, pfeifen sie hier in diesem Stadion, über dem ein penetranter Bratwurstdunst wabert, den ich später bei der Heimfahrt nach Mitternacht immer noch in jeder Faser festgefressen einatmen werde. Bratwurstfett. Fußball. Das Bier schmeckt wässrig.

Foul. FOOOOOUUUUUL! Einer von Union Fürstenwalde wurde gefoult. Irre. Dieses Röhren auf den Rängen. Es hat etwas hirschiges. Empörung. Heisere Rufe. Auf die Fresse! Auf die Fresse! Die Stimmung nur gereizt zu nennen würde ihr nicht gerecht. Fürstenwalde liegt kurz vor Schluss 1:0 hinten. Heimniederlage. Höchststrafe. Ausgerechnet gegen die zweite Mannschaft von Hertha BSC. Eine Demütigung. Pogromstimmung. Dann die Erlösung. Tor. Tor! TOOOOR! Ein Mann wie tausend Kehlen. Tausend Kehlen eine Eiche. Der Stadionsprecher ist enthusiastisch wie ein Küchenverkäufer (ich möchte wetten, er ist einer). Tooooooor für Union! Torschütze ist der Torwart! Unser Oliver! Na klar. Der Torwart muss wieder ran. Wenn die mal den Oliver nicht hätten, hier auf ihrem Bolzplatz, den sie ‚Bonava-Arena‘ genannt haben. Arena. Ist das noch Euphemismus oder schon Realitätsverweigerung?

Auf dem kurzen Weg zurück in die Mitte des Orts bekomme ich Hunger. Ich möchte etwas essen. Leider gibt es in dem, was sie Zentrum nennen, an einem Sonntag nichts vernünftiges zu essen. Außer einem italienischen Lokal namens Marco Polo. Ich weigere mich aus Überzeugung, zu einem Italiener zu gehen, der sich Marco Polo nennt. Marco Polo ist wie Orakel beim Griechen. Mykonos. Delphi. Oder Wortspiele bei Friseuren. Da geht man nicht hin. Da geht man weg. Später werde ich ein indisches Lokal sehen. Es heißt Bolliwood (ja, mit i). Das finde ich enttäuschend. Ich hätte Taj Mahal erwartet. Inder müssen Taj Mahal heißen.

Diese seltsame Stille liegt wie ein Sarkophag über dem Ort. Auf der Bank einer wie vorsätzlich vernachlässigten Grünfläche im Schatten eines martialischen sowjetischen Siegerdenkmals, auf dem proletarische Recken mit Stahlhelm unterm Arm stolz zum Himmel blicken, drehen ein paar Jugendliche Zigaretten. Ich stelle mir vor, dass sie Verticker sind und überlege, sie auf ein paar fröhliche Gramm Stimmungsaufheller anzusprechen, die mir hier in Fürstenwalde jetzt sehr gelegen kämen. Doch die Jugendlichen diskutieren über Pokemons. Ich spreche sie nicht an.

Die einzigen Menschen, die im Freien bei zu meiner Freude wieder aufklarendem Wetter eine hier so fehl am Platz erscheinende Form von Spaß haben, sind aufgrund ihrer Hautfarbe und Sprache leicht zuzuordnen. Flüchtlinge. Sie kommunizieren entweder in Trauben an offensichtlichen Internethotspots oder spielen ein Ballspiel. Plötzlich ist Leben in Fürstenwalde.

Es sieht alles sehr friedlich aus. Nicht einer schimpft im Vorbeigehen über diese Ausländer, die die öffentlichen Plätze beleben. Ich räume ein, dass ich erwartet habe, dass das einer tut. Doch nichts. Ja. Vermutlich wird das alles gelingen. Das mit der Integration. Wie bei den ganzen Polen damals im Ruhrgebiet. Den Schibulskis. Pawlowskis. So etwas dauert eben. Doch das wird schon. Deutsch. Deutsch. Sie müssen Deutsch lernen. Schnell und gründlich. Die Sprache ist der Schlüssel. Sie ist es immer. Alles andere findet sich.

Als ich die Einwanderer hinter mir lasse, wird es wieder sehr still. Nicht mal ein Dornenbusch mag über die ausgestorbene Bundesstraße wehen. Ein Nest wie ein Kreuzfahrtschiff. Es passiert schlicht nichts. Wozu haben die hier eigentlich Ampeln? Fahrradwege. Eine Fußgängerzone. Und eine Deutsche Bank-Filiale. Naja. Zumindest die werden sie nicht mehr lange haben. Jump Jump Jump. Fuckers.

Das Angebot des örtlichen Handels habe ich genau so erwartet. Keine Überraschungen. Norma. Rossmann. McGeiz. City Video. Reno. Falls mal jemand Schuhe braucht. Ich sehe gar keinen Matratzen Concord. Gibt es etwa keinen? Worauf schlafen die hier?

Zoom. Deutschland. Brandenburg. Fürstenwalde. Dr. Goltz-Straße. Ein Lycamobile-Shop. Penny hat Hackepeter im Angebot. Vor dem Döner ein Mensch. Er isst. Ein Zwiebelhalbmond fällt auf den Boden. Mehr passiert nicht.

Die einzige Sehenswürdigkeit von Fürstenwalde ist ein Dom. Sie versuchen hier noch andere Dinge als Sehenswürdigkeit zu verkaufen und haben zu diesem Zweck eigens einen Tourismusverein gegründet, den sie vermutlich von den Solidarzuschlägen aus Bayern finanzieren. Schilder weisen zu einer blöden Neubaubrücke, die sie Altstadtbrücke nennen. Ich sehe eine räudige evangelische Kirche (evangelische Kirchen sind immer räudig) und ein stinklangweiliges Rathaus, das eine stinklangweilige Galerie beherbergt. Der Soli hierfür kommt vermutlich aus Baden-Württemberg. Oder Hessen. Danke an dieser Stelle. Gut geworden. Das Rathaus ist schick angemalt. Rostfarben auf Deckweiß. Mich wundert, dass sie das Arbeitsamt nicht als Sehenswürdigkeit ausweisen. Es ist ein großer feudaler Bau, erstarrt in seiner bürokratischen Wurstigkeit, der als Mahnmal für verödende Architektur locker einen eigenen Flyer wert wäre.

Am Rathaus wird die unwirkliche käseglockengleiche Stille kurz gestört. Zwei Jugendliche cruisen mit Fahrrädern über den ausgestorbenen Platz. Vorne in den Körben je ein Bluetoothlautsprecher. Es läuft Kirmestechno. Utz Utz. Dann kurz Stille. Der andere übernimmt und spielt italienischen Schlager. Italienische Musik klingt immer irgendwie nach Eros Ramazotti. Vermutlich ist das da der Sohn vom Marco Polo-Restaurant. Er hat die einzige CD seiner Eltern gerippt, die im Gastraum seit der Wende in Dauerschleife läuft. Es muss so sein. In Lokalen, die Marco Polo heißen, läuft immer Eros Ramazotti. Oder etwas, das nach Eros Ramazotti klingt.

Am Dom bekomme ich endlich etwas zu essen. Das Restaurant heißt Bischofsschloss und macht ein gruseliges Wiener Schnitzel. Was sie an den Tisch bringen, ist ein sträflich schlecht gemachtes Gericht. Das sehnige Stück Rind, das im direkten Vergleich gegen jedes Minutensteak vom Discounter abstinkt, ist knapp ein Zentimeter dick und liegt an kalten wässrigen Karotten und einem irritierend sauren und aus unpassend harten Stücken bestehenden kalten Kartoffelsalat, dessen Essig die Panade des Schnitzels durchtränkt und ablöst. Original Wiener Schnitzel haben sie auf ihre Speisekarte geschrieben. Mit warmem Erdäpfelsalat. Das war nicht nett. Hoffentlich findet nie ein Wiener den Weg hierher und isst dann dort dieses Ding, das ihm wie eine Verhöhnung seiner heimischen Spezialität vorkommen muss.

Dafür ist der Kaffee dünn. Ich sage auf die Nachfrage, warum ich den Kaffee nicht getrunken habe, dass er dünn ist und ich ihn deswegen nicht getrunken habe. Ich muss den Kaffee trotzdem bezahlen, sagt die Servicekraft mit dieser Warze auf der Backe, die nur so lange eine Warze ist, bis ich erkenne, dass die junge Frau gepierct ist. Einer dieser Stecker. Durch die Backe. Die Dinger kommen wieder. Waren schon mal da. Millennium oder so. Fürchterliche Dinge kommen immer wieder. Nazis, Birkenstock, Backenpiercings. Demnächst in Fürstenwalde: Buffalos mit Plateau. Ja, sage ich. Ich zahle ja schon. Ich zahle. 16,80 kostet das Trauerspiel von Schnitzel. 3 Euro das Unglück von Kaffee. Als ich mit Karte bezahlen will, wedelt sie mein Ansinnen fast empört weg. Keine Karte. Natürlich nicht. Hier ist nicht nur Deutschland, sondern sogar Brandenburg. Hätte ich mal den Inder genommen. Oder den Döner, der überraschenderweise nicht Bosporus heißt, sondern PersPolis. Zusammengeschrieben. Ohne ‚e‘ zwischen Pers und Polis. Und Großschreibung mitten im Wort. So viel Elend in einem Wort bringt mich um.

Als es endlich beginnt zu abenddämmern, laufe ich in Richtung des Clubs im Park, in dem diese apokalyptische Band spielt, die ich so mag, weil sie wie keine andere mit meiner depressiven Grundausrichtung synchron geht. Wenn diese Band in einem Umkreis von 300 km von Berlin spielt, können Sie sich sicher sein, dass ich da sein werde. Und auf jeden Fall gehe ich alleine hin. Ich kenne niemanden mehr, der solche Musik hört. Der Letzte hatte irgendwann um das Millennium herum eine ungünstige Konfrontation mit einem Triebwagen. Ich bin einfach übrig.

Bevor ich den Club, den sie in einer bewaldeten Grünanlage installiert haben, erreiche, wirft mir Fürstenwalde noch einen finalen Gruß hinterher. Es ist ein Alleinunterhalter an der Heimorgel auf der Terrasse eines Hotels namens Spreebogen und er ist kilometerweit zu hören. Sein Name ist Old Pec und er singt Joanna (die geile Sau). Country Road. Life is life. Schuld ist nur der Bossanova. Ich habe eine perverse Lust, mir das reinzuziehen als stünde ich vor den Gedärmen eines überfahrenen Rehs, das langsam ausblutet, und bleibe auf einen Kaffee. Ich muss mir das anschauen. Ein Alleinunterhalter in Fürstenwalde, der in einem Hotel vor mir und zwei bewegungslosen Scheintoten an einem Ecktisch spielt. Wenn das aus Ihnen geworden ist, wissen Sie, dass es weiter nach unten nicht mehr gehen kann. Streng genommen wissen Sie das schon, wenn Sie in Brandenburg wohnen, sich den Namen Old Pec geben und einen Cowboyhut zur fransigen Lederweste aufsetzen. Ein Blick in die Speisekarte verrät mir, dass das Hotel hier auf edel macht, doch ich weiß inzwischen, dass das in Fürstenwalde nicht viel gilt. Ich bleibe weise und beim Kaffee. Damit ich mich hinsetzen und mir Old Pec reinziehen kann. Sie servieren Kaffeesahne. In diesen kleinen hinterhältigen Portionsplastikdingern, die mich vollspritzen werden, wenn ich mich mit ihnen einlasse. Natürlich ist der Kaffee dünn. Ich habe nichts anderes erwartet. Hier ist Fürstenwalde.

Die beiden Scheintoten, die so aussehen als säßen sie seit gestern hier, müssen entweder vollkommen taub oder komplett paralysiert sein, dass sie sich diese mobile Geisterbahn hier am Ufer der steckmückenverseuchten Spree freiwillig bei einem Krug Bier reinziehen. Bist du traurig und du brauchst mich, halt dich an mir fest, bietet mir Old Pec hin und her wippend an. Das gibt mir den Rest. Ich kann nicht mehr. Es sind zwanzig Minuten vergangen. Ich muss hier weg. Zahlen bitte. Ich brauche jetzt Punk. Düsteren Punk.

Club im Park. Parkclub. Ein JUZ. Ein Jugendzentrum. Ein Schild tönt, das Ganze hier sei gefördert von der EU. Europäischer Fonds für regionale Entwicklung. Der Club hat im Programm: Punk. Hardcore. Grindcore. Es richtet mich psychisch zugrunde, dass die EU einen Punkschuppen finanzfördert und ihn komplettsaniert. Schicke Klos. Lüftung. Küche. Nette PA. Sanierter Außenbereich mit Sitzgelegenheiten. Rechnung bitte nach Brüssel. Friede. Die besetzen keine Häuser mehr, die lassen sich welche herrichten. Wie soll da bloß ein Widerstandsnest entstehen.

Schon nach den ersten Takten weiß ich, wo der Barthel dem Hammer sagt wo’s lang geht. Vor der Bühne zelebrieren sie Nahkampf. Ich nenne es Fürstenwalder Blutpogo. Respekt. Mittendrin eine ganze Reihe Frauen. Nicht minder brutal unterwegs. Hut ab, Fürstenwalde. Advanced. Selten in dieser Konsequenz erlebt. Leiber fliegen über Boxen. Beine in Kniekehlen. Ellenbogen an Schläfen. Fürstenwalder Blutpogo. Meine Hochachtung.

Doch dann wird es ganz schnell wieder debil. Zwei verblödete Schnepfen machen in einer kurzen Pause tatsächlich ein Selfie vor der Band. Eine macht sogar ein Duckface. Und da auf der Bühne steht Andreas Löhr, der alternde Chaos Z-Veteran aus den 80ern. Welten. Alter. Ganze Welten. Andreas Löhr habe ich als Jugendlicher in den 90ern mal für ein Fanzine interviewt. In der Fettecke, einem besetzten Haus in Mitte, in dem ich viel Zeit verbracht habe. Ich hatte Mühe, die Fragen vom Blatt abzulesen, was entweder an der Nervosität oder am Speed lag. Vermutlich an beidem. Die Antworten habe ich zwar mitgeschrieben, aber später nicht mehr dechiffrieren können. Das Interview blieb ungedruckt.

Das ganze Konzert über habe ich Blähungen. Vermutlich die Karotten vom Bischofsschloss. Oder die Kartoffeln. Oder das toxische Fleisch, das in meinem Darm gärt und mich dafür bestraft, dass ich es fast ganz aufgegessen habe. Vermutlich liegt sogar eine Schnitzelsehne quer im Darmtrakt herum, sammelt Pestgemocker und stößt sie Richtung Ausgang. Mein Geblähe ist aber nicht schlimm, denn der Typ neben mir stinkt aus dem Hals nach Kloake. Wir ergänzen uns gut. Zwei Frauen, die eben noch bei uns standen, stehen jetzt nicht mehr hier.

Und dann ist das Konzert aus. Wieder einmal viel zu schnell. Ich hätte noch länger zuhören mögen. Ich bekomme von depressiver Musik gute Laune und fröhliche Musik richtet mich seelisch zugrunde wie die Fürstenwalder Kastanienbäume auf meinem Weg zurück durch den Wald, die ihre reifen Früchte auf meinen Kopf ejakulieren. Raschel Raschel. Plock. Raschel. Diese Stille zwischen den Kastanienwürfen. Das Schlurfen meiner Schuhe auf dem ersten Herbstlaub. Dann kein Geräusch mehr, als ich endlich Asphalt erreicht habe. Fürstenwalde ist um Mitternacht nur um Nuancen gruseliger als tagsüber. Ein Hund bellt kurz aufgeregt und legt sich wieder hin. Ein Motorradfahrer lässt den Motor aufheulen und verschwindet aus der Gemarkung. Dann herrscht wieder diese eigenartige Stille. Nicht mal Wind. Tot. Hängen. Zaun. Ich. Nicht.