
„Eine Stadt, die es zulässt, dass ein Irrlicht mit Format, Namen und Charisma eines Jürgen Andreas Klaus Michael Müller zu ihrem Bürgermeister gewählt wird, hat den Zustand verdient, in dem sie sich befindet.“
Mark Twain
Ich bin heute in einem kleinen vernachlässigten Tierpark irgendwo zwischen Bergen. Ganz nett. Wie Hamster. Hamster sind auch nett. Meerschweinchen auch. Nett ist auch der Streichelzoo, obwohl das alles nicht gesund sein kann, denn jeder Zwerg, der hier vorbeiläuft, stopft die Viecher mit dem Fertigfutter vom Eingang voll, so dass die entweder alle hochschwanger sind oder schlicht fett.

Weniger schön ist das Gelände für Menschen, die mit Kinderwagen unterwegs sind. Ohne SUV-Prenzlauer Berg-Geländebuggy mit Allrad und Überrollbügel ist da wenig zu machen, das ist schon fast ein Almaufstieg, den Zwerg in der Armbeuge verkeilt und den Kinderwagen hinter sich herzerrend über Kiesel, Stock und Steine holpernd.
Dafür fällt mir hier etwas auf, was mir sehr oft begegnet und als Mann stets vor große Probleme stellt:

Warum ist es so? Warum sind die Wickeltische in Restaurants, öffentlichen Einrichtungen oder Ämtern, nicht nur in Bayern, meistens, fast immer, in manchen Gegenden sogar ausnahmslos immer auf dem Damenklo? Was machen Sie da als Mensch mit Penis, wenn Sie das Kind wickeln wollen? Na klar, entweder draußen auf dem Bodes des Flurs für alle Beteiligten rückenplagend wickeln oder rauf aufs gottverdammte Damenklo und jede mondgesichtige Schnepfe mit Aschenbecherbodenbrille, Hakennase und Achselnässe, die reinkommt, glotzt Sie an als würden Sie sie gleich hier auf dem Wickeltisch final entjungfern wollen und haut Sätze raus wie „Hallo? Was machen Sie denn hier drin?“ Meine Güte, wonach sieht’s denn aus? Ich will von dir doch gar nichts, schon gar nicht dir beim Pissen zukucken. Ich will nur wickeln.
Sonst? Nicht viel zu sehen. Ich sehe einen räudigen Wolf, ein Rentier mit Fetzenfell, eine Hirschkuh und zwei Elche. Der Rest war unabkömmlich. No Luchs. No Dachs. No Irgendwas. Alle am Schlafen. Oder beim Ficken. Keine Ahnung.

Natürlich haben sie auch naturpädagogischen Firlefanz an jeder Ecke, der mich schon auf der Klassenfahrt meiner zugrunde gerockten Problembezirksschule nicht interessiert hat und es auch heute nicht tut. Ich kann Tannenzapfen nicht leiden und es ist mir auch egal, ob der Tannenzapfen ein Fichtenzapfen ist.
Nicht so zwei leider noch nicht pubertierende Streberinnen mit Kniestrümpfen und Zöpfen. Sie versuchen in einem heiligernsten Wettstreit, alle Zapfen und Eckern und sonstigen Samenelemente den richtigen Baumblättern in der schon leicht vergilbten Schautafel zuzuordnen. Und ihre mit ihrer Kreissägenstimme jede Akustik verseuchende Lehrerin klatscht in die Hände und tanzt einen Veitstanz vor Stolz. Möök. Platz da für die Jugend. Ich überlege, ihnen die Anleitung für einen Molotow-Cocktail zuzustecken. Leider ist kein Blatt Papier greifbar.

Günstig sind sie hier. Fällt mir sowieso auf. Bayern ist ganz schön günstig so draußen auf dem Land. Fünf Euro rufen sie ab. Das ist nett. Hamster sind auch nett. Meerschweinchen auch. Ich will ein Bier.
Bayerwald Tierpark
Schwarzenbacher Straße 1A
93470 Lohberg