
Dass das Kind und ich nicht schon auf allen Spielplätzen Prenzlauer Bergs Platzverbot haben, ist ein Wunder.
Es ist kitafreier Tag. Über Prenzlauer Berg scheint die Sonne. Quer über den Spielplatz verteilt liegen Förmchen, Schaufeln und Eimer herum. Kein Holz, sondern Plastik. Ziemlich verratzt, das Zeug, dafür gemeinfrei. Es sind sozialistische Gegenstände. Sie gehören jedem und jeder rockt sie runter. Sie liegen immer da. Manchmal räumt die einer in die nicht minder verratzte Kiste da am Baum, doch meistens liegt es herum. So dass ich damit spielen kann. Ich und mein Kind. Wir bauen Gräben. Löcher. Tunnel. Sogar Brücken.
Eines der verzogenen um uns herumwuselnden Stresskinder, so ein Nepomuk-Eusebius-Gesicht mit dem einzigartig prenzlauerbergesken Leiertonfall, den sie von ihren Müttern adaptiert haben, die ihn aufdrehen, wenn sie etwas wollen, das ein anderer nicht will, sieht das anders und nölt mich voll:
„Das Spielzeug gehört aber nicht euch.“
„Doch. Gehört jedem. Liegt immer hier rum.“
„Das ist egal! Das dürft ihr nicht nehmen!“
„Doch. Gehört jedem. Kommt aus der Kiste da hinten. Damit kannst du auch spielen.“
„Nein! Ihr dürft damit nicht spielen!“
„Machen wir aber trotzdem.“
„Das darfst du nicht!“
(Boar halt einfach die Fresse…)
„Doch, ich darf alles. Ich wohne hier.“
„DAMIT DARFST DU NICHT SPIELEN!“
Da grätscht plötzlich mein Kind in die verfahrene Situation:
„Na dann musst du jetzt heulen.“
Kurzes Zögern. Ungläubiger Blick. Dann Sirene.
Buuuuuuuuuuuuuuuuuwääääääääääääääh! Kompletter Zusammenbruch. Fliegeralarm. Atomraketen on the run. Eine Mutter fliegt herbei und kackt mich an, was hier los ist. Keine Ahnung. Sage ich. Ich habe nie irgendeine Ahnung. Von gar nix. Ich weiß nix. Was fragen Sie mich? Heult halt.
Wann ist eigentlich diese Sandkastenzeit vorbei und ich kann das Kind zum Späti auf ein Bier mitnehmen? Mit acht? Neun? Oder erst mit zehn?