Lass mal netzwerken – Links vom 19. Februar 2016

Wenn Sie Blogger sind und gerne direkt und ohne Umwege aus meinem Feedreader fliegen möchten, dann beginnen Sie Ihre Texte am besten mit „Hallo ihr Lieben!“, denn dann habe ich entweder die Wahl, sofort mit dem Kopf voraus vom Balkon auf den vollgekackten Gehweg zu springen und mir dabei hoffentlich den Hals zu brechen oder ich drücke auf „Feed kündigen“. Merke: Niemand sagt mehr „Hallo ihr Lieben!“, nicht mal am Nollendorfplatz.

(Und weil ich weiß, dass der Schweppenhausener Größenwahnsinnige jetzt sofort wieder auf Ideen kommt: Ja, das gilt auch für die Blogroll.

Die Links. Read this:

Männer unter sichBest of Roger Willemsen – die Links der Woche vom 5.2. bis 11.2.
Hier nochmal eine Hommage an einen der brilliantesten und dabei gleichzeitig witzigsten Denker des Landes, bevor auch er langsam vergessen werden wird. Schade, schade, nach wie vor schade. Der wird fehlen, der wird richtig fehlen, der fehlt jetzt schon.

Der LindwurmDie FPÖ und die Kastration mit Ziegelsteinen
Der Ungeist und seine Zielgruppe.

Prenzlberger StimmeBerliner Landespolitik: Wettlauf zwischen Nichtkönnen und Nichtwollen
Diese üble Landesregierung aus Stümpern, Ignoranten, Apparatschiks und stupiden Parteibonzen ist eine solch groteske Peinlichkeit, dass ich auf sie inzwischen bei jedem Besuch in einem anderen Bundesland angesprochen werde.

Und gleich noch ein Aufreger, viel schlimmer als alle Nazis, es geht ums Stillen:

Das Nuf AdvancedIch habe nichts gegen Kinder, nur nicht hier II
Mein Idiotenbezirk macht sich wieder lächerlich. Wir haben nun wirklich eine unüberschaubare Menge Schnöselcafés für Mütter in Prenzlauer Berg, in denen Kinderlose eine dicke Portion Gleichmut aufbringen müssen, um nicht schon binnen Minuten nach Wedding in eine Kneipe flüchten und sich besaufen zu wollen. So weit so normal. Jetzt gibt es wohl ein Schnöselcafé, das die allgegenwärtige Mütterherrlichkeit in seinen eigenen Wänden eindämmen möchte und schon lassen die überdrehten Sirenen die Fensterscheiben ihrer Shared Workspaces bersten, weil sie hier nicht mehr so prominent platziert stillen dürfen wie sie es von überall sonst kennen.

Ein Séparée – wie vorgeschlagen – für diese gefühlten Mittelpunkte der Welt wäre dabei vollkommen untauglich, weil es den berufsempörten Stillaktivistinnen, die Sie hier in jedem zweiten hippen Café bestaunen können, gerade darum geht, das für sie so wichtige Nähren des Nachwuchses eben genau in der Öffentlichkeit, im Zweifel direkt neben den Kaffeetassen der anderen zu zelebrieren und gerade nicht in einer Ecke, in der sie womöglich gar keiner sieht. Stillen ist hier in Prenzlauer Berg nämlich ein Statement, sakrale Handlung, eine politische Aktion, und dieses offensive Selbstverwirklichen hier in meiner bundesweit bekannten Peinlichkeit von Bezirk haben alle jederzeit an jedem Ort hinzunehmen, auch welche, die keine nackten Titten neben ihren Kaffeetassen haben möchten. Friss das, Bürger, ob es dein Laden ist oder nicht, voilà die Quarktaschen, ich will das jetzt so. Okay, ich bin da entspannter als andere, mich würde nicht mal ein nackter Schwanz neben meiner Kaffeetasse stören, doch es ist das Recht des Inhabers, diese Dinge in seinen Räumen nicht oder zumindest nicht vor aller Augen haben zu wollen. Sauft euren Kaffee halt woanders. Ich verstehe das Problem nicht. Wozu jetzt schon wieder eine Petition?

Im Endeffekt ist es wohl das gleiche Phänomen wie bei diesen neuen Barbershops für Männer, die sie so gerne wegen unterstellter Frauenfeindlichkeit attackieren. Rückzugsräume darf es inzwischen nur für eine besonders militant auftretende Bevölkerungsgruppe geben, die die letzten Rückzugsräume anderer Leute offensiv besetzt und kompromisslos umdeutet. Dass es dem Betreiber des Ladens nicht darum geht, Mütter auszuschließen, sondern nur darum, dass der Mutterkult nicht wie gewohnt im Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern diskret in der Nische zelebriert wird (via), spielt im Geifer der Erregung schon gar keine Rolle mehr. Nuancen waren gestern, heute wird getwittert. Und natürlich eine Petition hochgezogen. Drunter machen sie es nicht mehr. Und drüber geht schon lange nicht mehr, denn sie haben die Eskalationsspirale inzwischen bei kleinsten Nichtigkeiten sofort auf Anschlag. Schief angekuckt? Petition! Nicht gegendert? Shitstorm! Jemand trägt rosa? Twitter! Die überdrehte Aufregung als Dauerzustand. Wie ermüdend.

Letztens sah ich eine verkniffene Mutter bei Kaisers. Mit Säugling um den Hals. Bei den Sechserträgern. Sie fotografierte ein bayerisches Bier, das mit einer drallen Sennerin mit dicken Titten in einem rosa Dirndl warb, und postete das Ding. Ich war begeistert und irritiert zugleich. Was sie nicht alles tun für ein paar Favs auf einem untergehenden Kurznachrichtendienst. Leider war ich zu spät mit meinem Smartphone. Das hätte eine unschlagbare Illustration für einen Blogpost über limitierte Menschen ohne Leben abgegeben.

Für jeden Marketingprofi sind das im Übrigen ideale Bedingungen, denn die Empörer gezielt aufschreien zu lassen dürfte inzwischen ein taugliches Instrument sein, den Laden voll und die Lager leer zu bekommen. Niemand außerhalb der Filterblasen twitternder Hysterieroutiniers kann dieses Dauerkrakeele noch hören, sondern kauft als Statement gerne mal genau das Zeug, das von den Moralaposteln beseiert und begeifert wird. Es ist mir ein Rätsel, dass es immer noch renommierte Unternehmen gibt, die vor diesen rituell inszenierten Scheißestürmchen dieser Langweiler mit zu viel Tagesfreizeit einknicken. So etwas sitzt man mittlerweile klassisch aus oder greift es mit einer humoresken Replik auf und erschließt sich damit neue Käuferschichten.

Ich bin der Aufreger sehr satt inzwischen und passe mein Konsumverhalten manchmal sogar entsprechend an, wenn mir danach ist. So wie ich seit Neuestem gerne mal einen sexistischen Smoothie hinterkippe, werde ich demnächst wohl mal einen Kaffee an einem Ort trinken, an dem auch mal ausnahmsweise nicht im Schaufenster gestillt wird. Astreine Pendeltheorie. Zu viel Empöreria in der öffentlichen Meinung macht mich bockig. Mal sehen, ob der Kaffee was taugt.

NovemberregenMorgens um kurz nach 10 schon durch mit allem
That escalated. Quickly.

Leise TöneIn Hannover wird gefeiert
Döner im Schlussverkauf. Morgen neue Scheißware. Der ganze Müll muss raus.

{berlin:street}Lustige Fahrt
Die Berlinale-Pseudopromiplage hat sich wieder durch die Stadt geschnöselt. In der Schönhauser Allee waren sie auch. Ich hatte nur leider keine alten Tomaten dabei.

DenkfabrikblogSpam des Tages; Betreff: An den urgewaltigheiligen Fickgott
Dienerin Kathy liebt Hodenspritzgott. (raus aus meinem Kopf, Bild)

Das Manifest des ErbrechensVorher und nachher
Nicht rauchen.

VoodooSchaaf-BlogAlternative zum Aluhuetchen? Bittesehr.
Neues Zeug vom Designer, der eine Tasse Lack gesoffen hat.

marcusklugeBerlinische Räume – „Eine Insel gegen den Zeitgeist“ / SO 36, 80er Jahre, Kneipennächte / von Cornelia Grosch
Dieses Warten im schummrigen Schlauch, bis die 80er vorbei sind. Großartiger Text (wenn Sie ein wenig Zeit mitbringen).

Neue KunstspaziergängeLangeweile am Hauptbahnhof
Das Areal um den Hbf, das sie mit lauter borgwürfelesken Glaskuben zuscheißen, ist eine Ausgeburt an Menschenfeindlichkeit. Wer das baut, möchte dem Planeten den Rest geben.