Das ehrliche Kind

Auf der Landstraße. Irgendwo in Mecklenburg-Vorpommern.

„Papi, warum fahren wir zu dem anderen Bäcker?“

„Weil unser Lieblingsbäcker heute zu hat.“

„Warum hat der zu-hu?“

„Weil wir hier nicht in Berlin sind. Hier ist Mecklenburg-Vorpommern. Hier muss man froh sein, wenn es überhaupt noch einen Bäcker gibt und nicht bloß den Aufbackautomaten von Netto. Und heute ist Sonntag, da hat der zu. Deswegen fahren wir jetzt schon seit 20 Minuten durch eine öde Marsoberfläche aus abgeernteten Rapsfeldern für ein paar Brötchen.“

„Papi, was ist ein Aufbackautomat?“

„Ein Gefängnis für Brötchen. Da werden furchtbare Brötchen in einem furchtbaren Ofen von furchtbaren Menschen gefoltert, die dafür auch noch Geld nehmen.“

„Papi, hat der andere Bäcker, der was kein Lieblingsbäcker ist, auch furchtbare Brötchen?“

„Naja, der hat zumindest einen Automaten.“

Wenig später beim Bäcker in der Schlange:

„Papi, sind das die furchtbaren Brötchen?“

„Örks, nee, nein, blurb.“

„Aber der hat auch einen Automaten.“

„Ja, schon… glop glop.“

„Aber dann sind das doch furchtbare Brötchen!“

„Nee, nicht. Jetzt lass doch mal …“

„Papi, aber du hast gesagt, dass da aus dem Automaten furchtbare Brötchen kommen.“

„Grmblbrmpf. Kuck mal da, ein dreiköpfiger Affe.“

„Papi, aber morgen gehen wir wieder zu deinem Lieblingsbäcker, oder?“

„Jaja…“

„Papiii? Wer von denen sind denn die furchtbaren Menschen?“

„Nargh nargh, hey Kind, hör ma, willst du ’nen Schokomuffin zum Frühstück?“

„Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!“

Morgen ist Abreise. Das ist gut.