Königstein. Festung.
Sie sagen, dort oben isst man gut. Und lustig auch noch. Gut und lustig. Im Erlebnisrestaurant. Eventcharakter olé.
Sagt der Flyer.
Vom Tourismusbüro.
Und die sagen ja viel da. Müssen die ja auch. Werden ja dafür bezahlt. Die sagen ja auch, dass es ganz toll ist, mit einer motorisierten Lok durch die engen kurvigen Straßen zu fahren und rauszuschauen. Und sich von Autofahrern beschimpfen zu lassen, die seit 20 Minuten hinter der Lok Schrittgeschwindigkeit fahren müssen. Jaja.
Sie können verschiedene Events im Restaurant der Festung buchen. Ich war unartig, denn ich habe ich mich über Bad Schandauer Eisläden mit leck leck lecker Werbung lustig gemacht und werde dafür nun in den Knast gehen. Event. Event. Knastevent.
Ich parke die Kiste. Kostet. Ich kann mich zur Festung hochshutteln lassen. Kostet auch. Habe ich aber kein Bock, deswegen laufe ich lieber. Kann ich dann nachher mehr fressen beim Kerkermahl in den Katakomben, Kasematten, keine Ahnung wie sich das nennt.
Eine Festung ist eine Festung ist eine Festung.

Sie können, wenn Sie so faul sind wie ich, mit dem Fahrstuhl hochfahren. Sieht dann von dort aus gesehen so aus:

Und oben knastet der Kerkermeister mich und die anderen blöden Touristen ein.

Der ist ziemlich mies gelaunt, aber gut drauf und fängt gleich damit an, Eingeknastete vor Publikum zu demütigen.

Mir gefällt das sehr, weil ich mich extra so hingesetzt habe, dass ich nicht so einfach rauskommen kann. Will er mich als Opfer haben, muss er mich von ganz hinten, wo ich völlig zwischen Stühlen eingekeilt bin, rausholen, was er nicht macht, weil das viel zu lange dauert und Verzögerung nicht gut ist, wenn die Leute Hunger haben. Ich bin also safe. Nennen Sie mich Taktikgott. Nur Anfänger setzen sich an den Gang, wo sie als allererstes rausgegriffen und vor Publikum zum Kloppi gemacht werden. Verkeilen Sie sich also zur eigenen Sicherheit hinter Tischen und Stühlen – alte Schulweisheit für den Fall, dass der drecks Sozialkundelehrer wieder Unfreiwillige für irgendein scheiß Rollenspiel sucht. Ganz hinten rechts im Eck, in dem der Pöbel sitzt, kucken sie nie, weil es ewig dauert, die Assis da rauszubekommen. Dann lieber der Harry Potter aus der ersten Reihe. Der macht eh immer so bereitwillig mit. So wie hier. Hier haben wir auch Harry Potters. Und die machen auch gerne mit. Ist doch super.
Es gibt gutes Essen hier im Kerker, ganz toll, für die Masse herausragend gekocht, Fleisch in rauen Mengen und immer wieder Nachschlag, wenn Sie das wollen. So gut lebt kein Knasti. Zwischendrin wird Unterhaltung mit Wissenswertem gekoppelt und zum Besten gegeben, um die Wartezeit zwischen den vier (fünf? wasweißich) Gängen zu überbrücken. Und der Kerker-Conferencier macht das großartig, die Zeit vergeht für mich mal wieder viel zu schnell – ich bin ja safe -, für die Leute im Gang wahrscheinlich zu langsam. Haha. Die Anfänger.
Irgendwann wird auch gesungen und draußen jault ein Hund mit. In der Ecke fällt eine Mücke tot von der Wand. Totgesungen. Der Kerkermeister ist sauer und beschimpft die ganzen Sachsen als Maden weil sie so scheiße singen. Ich beginne ihn zu verstehen, weil die Gefahr besteht, dass die Fensterscheiben vom schiefen Gesang Risse bekommen. Das geht ja ins Geld so was. Doch dass Sachsen so schief singen wie sie sprechen, hätte ja auch vorher klar sein können.
Fettgefressen wanke ich ob des für die Gegend überraschend gutes Rotweins, der hier ausgeschenkt wird, und der zehn Schnäpse, die ich zum Verdauen der Fleischmassen gebraucht habe, zum Fackellauf die Festung hinunter.

Das hat was von Pfadfinder.

Oder Reichsparteitag.

Er hat Reichsparteitag gesagt. Konfetti! Fehlt nur noch ein Lichtdom.
Und dann geht ganz plötzlich ein schöner Tag zu Ende. Ich bin fettgefressen und vollgesoffen. Und zufrieden wie ein Mops.
Gut war das. Wenn ich nochmal hier bin, mache ich das wieder. Zwei Mal, wenn die Zeit reicht.