Im Neuen Museum

Das Neue Museum wurde bis irgendwann 2009 rekonstruiert und mit großem Bahnhof wiedereröffnet. Der Besuch lohnt sich.

Weniger der Exponate wegen.

Es ist die Architektur, der gelungene Dialog von Restauriertem und Neuem. Ein Purist wird weinen, ich hingegen finde es großartig. Eine vollkommen originalgetreue Rekonstruktion wirkt doch gleich wieder so kitschig wie das Stadtschloss bald wirken wird oder die Frauenkirche in Dresden es heute schon tut. Hier im Neuen Museum wirken die Narben, die die deutsche Geschichte gerissen hat.

Ich kann mich gar nicht sattsehen, so gut ist dieser Dialog von Tradition und Moderne gelungen, so behutsam ist man damit umgegangen, mit dem, was übrig geblieben ist, so gut hat man das, was man noch verwenden konnte, in das Neugemachte integriert. Ein tolles Museum. Ein (innen-)architektonisches Meisterwerk.

Mit Geschiss.

Geschiss um Nofretete.

Die darf man nicht fotografieren.

Auch ohne Blitz nicht.

Weil die Farben sonst kaputt gehen.

Oder die Büste explodiert oder was weiß ich…

Ich bin kein Physiker, aber was für einen Sinn hat das?

Vor ein paar Jahren im Pergamonmuseum ging das noch. Watch this:

Da haben fünf Milliarden Menschen die Büste fotografiert ohne dass sie explodiert ist.Ich auch.

Fünfmal.

Jetz is verboten.

Und deswegen geiert um die Nofretete herum auch ein Geier im Museumswärteroutfit, der jeden, der eine Kamera auch nur in der Hand hält, anbrüllt, er möge die Kamera einstecken. Sofort die Kamera weg. Ausrufezeichen. Ausrufezeichen. Eins. Elf.

Dieser Kretin, der da Dienst tat, als ich Nofretete wieder einmal umkreiste, ist ein sozialer Totalausfall, ein disziplinloser Schnösel, ein bellender Banause, ein fleischgewordener Diederich Heßling in Uniform, ein furchtbarer Statist. Es ist wie es ist. Wehe wenn sie Uniformen tragen.

Vielleicht sollte ein solches Museum seine Mitarbeiter sorgfältiger auswählen. Vielleicht ist aber auch gutes Personal mit einem Händchen für den vernünftigen Umgang mit Gästen in Berlin so selten wie ein lebender Dodo und daher begehrt wie Goldstaub. Daran krankt diese Stadt insbesondere in der Gastronomie, aber auch hier im wirklich schönen Neuen Museum, das – trotz des ungehörigen Nofretete-Bellers – ein Schmuckstück geworden ist.


Neues Museum

Museumsinsel

http://www.neues-museum.de/


Die Bilder sind von 2010, außer das von Nofretete, das müsste 2006 gewesen sein. 

Der erste Teil bis zum stilistischen Break von der Ästhetik zur Unästhetik in Form des Brüllers ist ein Fragment einer alten Qype-Bewertung (ich hatte keinen Bock, die Litanei neu zu schreiben). Der zweite Teil nicht.