
Kennen Sie die geleckten Pinguine von der Barclays Bank? Wenn Sie viel fliegen, kennen Sie sie, müssen Sie sie kennen. Sie lungern im Flughafengebäude von Tegel zwischen Gate 1 und 2 rum und sind immer da, egal ob Sie morgens um 7 fliegen oder abends um 22 Uhr. Wahrscheinlich betreibt Barclays eine WG im Keller, aus der immer wieder neue gegeelte Barclays-Drücker an die Oberfläche kommen, um andere gegeelte Barclays-Drücker, deren Akku leer zu gehen droht, abzulösen, damit die unten im Keller an die Ladestation können.
Und immer soll ich eine Kreditkarte kaufen. Die soll angeblich irgendwelche Vorteile haben, noch längeres Zahlungsziel, irgendwelche Ratenregelungen, Amazongutschein, Geo-Abo, einen peinlichen 60er-Jahre-Amistyle-Toaster als Geschenk, alles Dinge, die ich nicht brauche, von einer Bank, die ich nicht kenne, angepriesen von Pinguinen, die ich nicht mag.
Und hartnäckig sind sie, anhänglich sind sie, einmal lief einer eine halbe Minute neben mir her bis Gate 9 wie dieser eine Typ da in dem viral abgegangenen Hollaback-Video letztes Jahr. Beißer. Terrier. Barclays-Pinguine sind Profis. Sie meinen es wirklich ernst.
In Frankfurt sind sie ebenfalls, in Köln/Bonn habe ich sie auch schon gesehen und in München ebenso. Nur in Leipzig nicht. Wahrscheinlich nicht kreditwürdig, die Ossis.
Heute bin ich wieder einmal geschäftlich in Frankfurt am Flughafen und natürlich sind auch sie wieder da. Die Barclays-Pinguine. Und natürlich laufe ich wieder wortlos an ihnen vorbei wie ich an allen Drückern dieser an Drückern so unendlich reichen Welt wortlos vorbei laufe, egal wer mir etwas verkaufen will, ich sehe sie nicht mehr, Tierschutzvereine, Malteser-Hilfsdienst, Berliner Morgenpost, Handyvertrag, neue Prenzlauer Berg-Veggiebutze, empörte Vogelscheuche mit Unterschriftenliste, Red Nose-Day, mir egal, ich schaue sie nicht mal an, sondern durch sie durch, ich hasse es, angesprochen zu werden und das sollen sie sehen.
Das klappt meistens. Quietschend überdrehte Amnesty International-Studentinnen weichen mir aus anstatt sich mir armwedelnd (huhuuuuuu du-huuuu) in den Weg zu stellen, vorlaute WWF-Veganerschlümpfe mit kitschigen Pandabärchen auf der Brust schauen mich erst an und dann schnell weg zu einem, der nicht aussieht als würde er nichts lieber tun als sie in einem Atommüllfass verkeilt in die Spree zu werfen und selbst die drei schlecht angezogenen Handyverticker, die immer vor den Schönhauser Allee Arcaden herumgeiern, labern jeden armen Irren an, den sie greifen können, nur mich nicht. Weil ich nach Ärger aussehe. Und Ärger ist nicht gut.
Den Haarlack-Großabnehmer-Barclays-Pinguin von Frankfurt, dessen Revier ich heute kreuze, juckt meine sorgfältig gepflegte Attitüde überhaupt nicht. Er stellt sich in meinen Weg. Ich weiche routiniert aus ohne ihn anzuschauen. Er insistiert. Ich ignoriere. Er setzt nach. Und ich meinen Weg fort.
„Was für ein Wichser. Kuck dir den Wichser an. Der reagiert gar nicht. Der ignoriert mich einfach. So ein Wichser.“ verliert er komplett die Contenance und fällt vollkommen aus der Rolle.
Möööp. Game over. You lose. Honk.