
Wie Sie vielleicht bemerkt haben werden die Kommentare unter den Blogposts inzwischen moderiert. Dazu habe ich eigentlich gar keinen Bock. Ich verfolge Kommentardiskussionen bei mir und anderen generell sehr selten, weil die Rituale der verteilten Rollen immer dieselben sind. Das ist nicht so arrogant gemeint wie es klingt, doch sind es überall immer die ewiggleichen Diskussionen, die schon tausendmal gelesenen routinierten Argumentationsketten, Empörungen, Schaum vor Mündern, Stöckchen von Trollen, über die man springen soll. Und natürlich Nazikeulen. Und echte Nazis. Das macht müde. Und ich bin dessen müde. Schon sehr lange. Aufwand hoch. Nutzen null.
Ich ließ mir deshalb bisher die Kommentare der Absender, deren Statements mir wichtig sind, von Google per E-Mail schicken und ansonsten galt: Ich schreibe etwas und gebe die Gelegenheit, sich öffentlich und ungefiltert dazu zu äußern ohne dass der Anspruch darauf besteht, dass ich die Äußerung zur Kenntnis nehme. Mir reichte das. Laissez-faire. Das war sehr bequem.
Sicherlich habe ich auch schon mal üble Ausreißer gelöscht, wenn mich jemand darauf hingewiesen hat oder ich beim Querlesen im Dashboard drauf stieß. Das traf gelegentlich Rassisten, manchmal Homophobe und einmal auch ein Prachtexemplar von Sexisten, der seine Gewaltfantasien gegenüber Frauen auf dem Marktplatz des Irrsinns zum Besten gab. Das mit dem nachträglichen Löschen der übelsten Ausfälle auf Zuruf ging bisher soweit klar. Stand das da eben ein paar Stunden. Pech. Leben. Ponyhof. Bla. Kann einer bis zur Löschung immer noch als schlechtes Beispiel dienen und so.
Wenn ich nun jedoch darauf hingewiesen werde, dass in einer Diskussion unter einem Text explizit beschrieben wird, wie einer ungezogene Kinder eindeutig und unmissverständlich sexuell missbrauchen möchte, dann haben wir nun die Grenze erreicht, an der ich das nicht einmal für ein paar Minuten unter meiner Verantwortung hier stehen haben möchte. Das Ding stand hier am Montag knapp sechs Stunden frei einsehbar als Kommentar herum bevor ich es bemerkt und gelöscht habe. Und hätte mich nicht jemand darauf hingewiesen, hätte ich es womöglich gar nicht erst bemerkt. Ja, das war nachlässig. Und ja, das wird nicht mehr vorkommen. Sie wollten immer schon mal wissen, wo meine Toleranzgrenze ist? Hier. Hier ist sie. Genau an dieser Stelle. Jetzt sind wir da.
Und bevor der nächste Patient in seinem Kommentar noch mehr Kinderschänderfantasien in die Welt bläst, irgendwelche justiziablen Links setzt oder beschreibt, wie er zu seinen alten Kindergartenfotos in seine Socken ejakuliert, werde ich den Aufwand betreiben, den ich mir ersparen wollte, und ab jetzt alles lesen bevor ich es freigebe (oder auch nicht freigebe) – und das umfasst leider auch das Geplärre der Spinner.
Und wenn ich schon solch eine Machtfülle in die Hand nehmen muss, wische ich gleich richtig durch und sortiere bei der Gelegenheit auch die hier wie Scheiße am Hacken klebenden Trolle aus, die dafür gesorgt haben, dass andere, die mir wichtig sind, schon vor langer Zeit die Lust am Kommentieren verloren haben. Räume ich eben so ein Kinderzimmer zur Abwechslung auch mal digital auf. Muss wohl tatsächlich manchmal sein und hätte ich vielleicht schon viel früher machen sollen.
Und nein, ich bin nicht glücklich, überhaupt nicht, auch weil gleich mehrere befreundete Blogger und einige, die hier kommentieren, vorhergesagt haben, dass sich ein freier unmoderierter Kommentarbereich nicht durchhalten lässt sobald die Bekanntheit über das Maß der sechs Kneipenfreunde und Oma Erna plus Nachbarshund steigt. Und wenn ich seinerzeit gescherzt habe („Chill mal, so schlimm kann es gar nicht werden, dass ich mit Rumzensieren anfange“), muss ich heute einräumen: Die Vorhersage der Vorherseher war korrekt. Ich habe mich geirrt. Lag falsch. Es geht nicht mehr. Ich muss durchwischen, denn der Siff steht zentimeterhoch.
So. Genug Nabelschau. Genug schlechte Laune. Lesen Sie lieber Lesenswertes. Hinter den Links. Die kommen jetzt. Endlich. Read this:
Der Lindwurm: 50 Shades of künstliche Aufregung
Kein Verriss. Eine Hinrichtung.
Studio Glumm: Geschichte Nummer 1
Er hat „Ohne Flachs“ geschrieben. Ohne Flachs! Wahrscheinlich hat er Hottentottenmusik dazu gehört und eine Sinalco dazu getrunken – kurz bevor den Parka Anorak auf den Turnbeutel gelegt hat.
Triggerwarnung für die Generation Clickbait: Langer Text. Ganz viele Buchstaben. Aneinander.
Kiezschreiber: Berlin
Er hat den Text schon einmal gebracht – als Gastautor beim LandLebenBlog. Hab‘ ich damals schon verlinkt, mach‘ ich jetzt wieder. Ganz starke Fragmente, die sich zu einem selten so treffenden Bild zusammen setzen.
die Schrottpresse: Sonnabend Morgen
Der Horror der neuen Kleinbürgerlichkeit derer, die nach uns kommen. Zum Gruseln.
Schlabonskis Welt: Aushängeschild einer Weltfirma
Ein bloggender Brummifahrer und seine fast schon liebevolle Ode an eine Wellblechhütte.
Neue Kunstspaziergänge: Miss Plattenbau
Missing the Plattenbau? I don’t.
Der reisende Reporter: Dem Vogel ist es scheißegal, wer du bist
So viel Wahrheit wider die Eitelkeit.
Curry.
Nicht mehr. Nicht weniger.
Foodina: [thailändisch] Pad Prig Daeng – scharfes rotes Curry mit Huhn