Wie geil, Robbie kommt!

Schlurf. Boar, was ist das?

Robbie kommt! Fickmichweg, Robbie kommt!

Doch was will Robbie eigentlich bei einer dieser Idiotenpartys würdelos alt gewordener Mittvierziger, die völlig von Sinnen eines der kulturell, musikalisch und sowieso charakterlich schlimmsten Jahrzehnte abfeiern, nur weil ihnen heute noch langweiliger ist als damals bei der Mensadisco der TU, als sie sich mit Corona-Elchpisse in der Hand (die Zitrone! Nie die Zitrone vergessen. Die desinfiziert, jaja) in irgendeiner Ecke rumgetrieben haben und nichts mit sich anzufangen wussten.

Heute 2014 beschwören sie noch einmal kollektiv zur konkurrenzlos lausigen Musik ihre eingebildete wilde Vergangenheit, bevor sie in den nächsten Jahren einer nach dem anderen in die Kiste wandern. Oder ins Heim. Oder an den Rollator. Ohne auch nur eine Spur in dieser Welt zu hinterlassen. Ohne durch irgendetwas Herausragendes in die Geschichte einzugehen. Die erste Generation ohne Profil. Die nichts von Belang zu berichten hat. Uropa hatte den Krieg. Opa hatte 68. Papa den Mauerfall. Sie hingegen haben nichts. Sie waren da, haben zu Fools Garden gewippt und jetzt sind sie bald weg, den Pfleger an der Seite, den sie immer noch Zivi nennen, weil es damals noch Zivis gab, die den Job gemacht haben, für den sie heute prekäre Spanier und Portugiesen importieren, weil nicht mal mehr die Polen für diese Löhne hier arbeiten wollen, bailando bailando amigos adios, huhu, Super 90er-Party.

Bestimmt tritt nächstes Mal auch der unkaputtbare Haddaway mit seinem immer noch einzigen Hit auf. La Bouche. Coolio. Lou Bega. Loona. Captain Hollywood Project. Und natürlich Dr. Alban, der allen Ernstes immer noch lebt und damit kokettiert, dass er eigentlich Zahnarzt ist. Zombie Apocalypse now. Sie alle werden noch die nächsten zwei, drei Jahrzehnte ihre One-Hit-Wonderhaut zu Markte tragen, weil sie die ganzen Tantiemen für ihren einen Hit schon vor Jahren verkokst, versoffen, verhurt oder in dubiosen Bauherrenprojekten vergurkt haben. Jetzt reicht es zwar nur noch für die berühmten Baumarkteröffnungen, aber was soll’s, wir nehmen was kommt. Autohaus. Kaufland. CDU-Sommerfest in Zehlendorf. Diese Liga. Super 90er-Party. Sie werden enden wie Scott MacKenzie, der als seine eigene Parodie noch bis in die Nullerjahre feist und aufgedunsen mit seinem einzigen Hit durch die Provinz getingelt ist. I wanna see your hands in the air, yeah, 90er-Partys sind neue Kick, seit die 80er-Partys out sind, weil außer Nena (die stirbt wahrscheinlich wirklich nie) niemand mehr lebt, der zu dem ganzen vom unsäglichen Berliner Dudelfunk seit 30 Jahren bis zum Erbrechen durchgenudelten Musikschrott noch tanzen möchte.

Korrespondierend zu dem ganzen Elend gibt es jetzt auch Plakate, auf denen steht gleich direkt völlig ironiefrei: Ü40-Party. Ganz offen. Für die, die ums Verrecken immer noch nicht alt werden wollen, auch wenn sie es schon längst sind und eigentlich bei Kaffee Hag und russischem Zupfkuchen auf dem geranienbewehrten Eigenheimbalkon sitzen müssten – möglichst ohne ihrem Umfeld mit ihrem banalen Dasein und unmaßgeblichen Statements auf die Nerven zu fallen.

Machen sie aber nicht. Sie stehen sich ihre angehenden Krampfadern auf der Trabrennbahn Karlshorst (!) in den Bauch, oder im Velodrom oder in der ewig defizitären Max-Schmeling-Halle und nicken mit den Kopf zu „Mambo No. 5“, Bacardi Breezer in der Hand, grauer Ansatz im viel zu unglaubwürdig schwarz gefärbtem dünnen Haar, Hirschbratenplauze unter dem Flanellhemd, Reiterhosen unter dem Blümchenkleid, Bandscheibenvorfall, Bluthochdruck, rote Äderchen unter den Augen, der Rotwein, jaja, der Rotwein, Lidl verkauft jetzt Barolo für 9,90 €, da muss man doch zuschlagen, meinst du nicht? Ich habe gleich zwei Kartons gekauft. Wollen wir nicht mal wieder Raclette machen? Das ist so wunderbar kommunikativ. Oink oink.

What is love?

Baby don’t hurt me.

Don’t hurt me.

No more.

Und dazu performen für Sie live: DJ Hyper. Die Sexy Gogo Girls. Und Robbie Willams. Das Double. Natürlich. Aber das spielt schon gar keine Rolle mehr.