Herzlichen Glückwunsch, es ist ein Honk (19)

Mahlzeit. Die Frage aller Fragen lautet heute: Ist es noch nicht genug Fett? Muss es immer noch ein wenig mehr sein?

Ich habe ein Schnitzelbrötchen gekauft. Bei irgendeinem Aufbäcker an irgendeinem Bahnhof. Manchmal mag ich diesen Junk. Nach einer durchsoffenen Nacht morgens um sieben unter Elektrolytmangel beim Heimwanken, wenn die ekelhafte Morgensonne Furchen in die verhärmte unrasierte Fratze brennt und man im Fenster der S-Bahn aussieht wie der eigene Tod auf zwei Beinen, nur ohne Sense.

Oder auf einem Festival, auf dem ich mich tagelang mit Bratwurst, Nackensteak und Pommes vergifte bis der Schlafsack sich nachts wasserleichenartig aufbläht und jede Zigarette im Zelt den sicheren Tod durch Verpuffung bedeuten würde. Alkoholmampf. Klassiker. Da geht kein Slow Food. Da müssen es Kohlenhydrate sein. Proteine. Und Fett. Ja, das auch.

Man sieht also, ich kann viel ab. Echt. Aber das hier hat mich zu Fall gebracht:

Butter. Ohne Ende Butter auf dem Brötchen zum Schnitzel. Oben und unten. Die fiese Fleischpanade durchgeweicht davon. Warum? Reicht das fettige Stück Schwein nicht? Und die speckige, dem Geschmack nach in ranzigem Fett gebadete Panade? Auch nicht? Meine Güte, das alleine würde mich vorzeitig ins Grab bringen, würde ich es eine ganze Woche lang jeden Tag essen. Herzstillstand. Fettleber. Exitus. Nulllinie.

Nö. Reicht offenbar nicht. Es muss noch Butter mit drauf. Schmierig dick, zwar nicht wie ein Finger, aber fast.

Und das Salatblatt, das an der Butter klebt wie ein weicher Popel an der Büroklowand, ist der größte Hohn dabei. Kuckuck, ich simuliere Gesundheit, du Bastard, auch wenn es zu mehr als einem schäbigem Discounterblatt nicht gereicht hat. Also gib dich der Illusion hin, dass dieses Scheißding hier Vitamine hat, Dreckfresser.

Das gehört zu den Dingen, die ich nicht verstehe. Butterschwemme an Bahnhöfen. Wie früher zum Wirtschaftswunder. Als müsste man noch schnell ein wenig aasen (tolles Wort aus den 70ern, habe ich gerade unterm Sofa gefunden) bevor der Russe kommt und es nichts mehr gibt.

Manche Patienten schmieren auch unter das Mett vom Mettbrötchen fingerdick Butter. Weil die gedrehten Fleischreste für sich gesehen immer noch nicht fett genug sind. Kann ich nicht essen. Krieg ich kaum runter und wenn, dann will es gleich wieder raus.

Nee. Weg damit. Das ist selbst nach einem Vollsuff zu viel. Ich krieg‘ das ums Verrecken nicht in den Magen gewürgt. Geld verbrannt. Müll gekauft. Nochmal so ein Ding und ich werde Veganer. Butterhonks. Verdammte. Meine Glückwünsche.


Herzlichen Glückwunsch, es ist ein Honk (18)