
Ich bin kürzlich doch wieder im Lykia am Ostkreuz gelandet. Dabei habe ich mich an die Geschichte von CDU-Bernd erinnert.
Dieser Blogpost ist einer Bloggerin gewidmet, die nicht mehr bloggt: Emily Wintergrün. Sie hat für ihre wunderschöne Geschichte über ein Date mit CDU-Bernd die geilste Überschrift gefunden, die hierfür möglich war und ich möchte sie hier (die Überschrift und ihre schöne Alliteration raubmordkopierend) noch einmal verlinken: Lykke Li geht nie ins Lykia.
Ich für meinen Teil habe in diesem Kontext nur eine uralte Qype-Rezension über diesen fürchterlichen Laden, die aber nach wie vor Gültigkeit besitzt und die ich hier nur als Warnung anhänge, falls jemand ernsthaft vor hat, hier essen zu gehen. Müssen Sie nicht lesen. Der Laden ist grottig. Das reicht. Lesen Sie lieber Emily. Vielleicht fängt sie ja dann wieder an zu schreiben. Sie kann es nämlich.
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Im Lykia essen zu gehen ist ungefähr so spannend wie ein Fahrstuhlgespräch übers Wetter. Das viel zu weit verbreitete Augenmerk legt man hier auf Pizza und Nudeln und diese Woche wird es heiter bis wolkig mit ein paar kurzen Schauern bei 14 bis 17 Grad und einer lauen Brise.
Die Nudeln
Das Lykia begeht den leider sehr oft gemachten und so furchtbar deutschen Fehler, die Nudeln (nur furchtbar hippe Mütter mit Haus in der Toscana und ungefickte Romanistikstudenten im 18. Semester sagen Pasta) in der Sahne zu ersäufen – böse Gemüter würden es Sahnesuppe mit Nudeleinlage nennen.
Nachdem die Nudeln weggegessen sind, bleibt ein nicht unerheblicher Rest an Soße übrig zurück, mit dem man einen Laib Brot vollgesogen bekäme, wenn man denn einen hätte.
Geschmacklich muss selbst jeder uninspirierte Durchschnittsbürger mit raffinesseresistentem deutschen Gaumen noch ordentlich mit Salz und Pfeffer nachwürzen, sonst bleibt nur ein fader Sahnegeschmack ohne jegliche Höhepunkte.
Fleisch
Wer meint, der Sahne mit der Flucht in ein Fleischgericht entkommen zu können, der irrt. Das komplett bis in die letzte Faser durchgebratene Tiefkühlfleisch schwimmt in der Sahne wie mein Kind im Planschbecken. Ist die Beilage zufällig Reis, dann kann man damit die Sahnesuppe ein wenig eindicken, was sie geschmacklich leider auch nicht besser macht.
Das Fleisch wird vor dem Anbraten mit Paprikapulver gewürzt, das in der Pfanne folgerichtig verbrennt, was dem Ganzen ein leicht unangenehmes Kohlearoma gibt.
Der dazu gereichte Salat besteht aus Eisbergfetzen, Karottenstäbchen, einer geriffelten Gurkenscheibe, einer Tomate ohne Geschmack und dem unvermeidlichen Thousand Island Dressing, dessen Fehlen niemand bedauern würde.
Die Pizza
An der Pizza gibt es leider nichts, was zu Begeisterungsstürmen, Purzelbäumen und dem spontanen Wunsch ein Kind zu zeugen Anlass geben könnte. Zwischen 5 und 8 Euro zu Buche schlagend besteht die Pizza aus einem uninspirierten dafür gezuckerten Teigfladen der etwas einfacheren Machart, der es vehement ablehnt, knusprig zu sein, dafür aber mit Käse und dem restlichen Belag derart verschwenderisch belegt ist, dass er durchweicht und nur mit dem Attribut „labberig“ treffend beschrieben werden kann. Geschmacklich werden auch hier keine Maßstäbe gesetzt, Pizzen wie diese kosten woanders zwischen 2,20 und 4 Euro. Das hingegen sind sie wert.
Der Koch
Der Koch arbeitet offenbar nach dem Prinzip First In First Out. Auch bei großem Publikumsandrang kocht er die Gerichte streng nach Reihenfolge unabhängig von der Zubereitungsdauer des Gerichts, was bedeutet: Mehr als zwei gleichzeitig gehen anscheinend nicht. Ist man der Letzte in der Reihe und befinden sich vor einem auch noch verhältnismäßig aufwendige Gerichte, beißen einen nicht nur die Hunde sondern auch der Hunger. Mehr als vier belegte Tische mittags, die alle etwas essen wollen, bringen das System zum völligen Erliegen.
Der Service
Der Service ist in Ausnahmefällen angenehm, schnell und aufmerksam, oft lässt er den Gast jedoch vor leergefressenen Tellern verwesen und widmet sich in Gruppen an der Theke lieber der Erörterung beziehungstechnischer Themen. Die Frage, ob Lynn auch nächste Woche noch mit Lionel zusammen ist, hat dann absoluten Vorrang vor allem anderen.
Icke
Ehrlich, ich muss nicht noch mal hin, ich will auch nicht noch einmal hin, schon gar nicht hier am mit halbwegs guten Lokalen reich gesegneten Ostkreuz. Das geht überall hier besser, günstiger und vor allem schneller. Abends steht hier halb Europa in Menschentrauben herum und süffelt Cocktails, vielleicht sind die ja auch ganz gut und vielleicht lande ich dort auch mal bei Gelegenheit, aber als Restaurant für Pizza, Pasta (aaah er hat es getan!) und alles andere taugt es überhaupt nicht.
Lykia
Sonntagstraße 1
Friedrichshain