Weihnachtsernüchterung: Keine Völlerei mehr in der Wilmersdorfer

Da will man Fresskram für das Fest der hemmungslosen Völlerei kaufen und dann ist der Lieblingsfresskramladen auch schon wieder pleite. War das ein fieser schöner Laden. Hier ein wenig luftgetrocknete Wurst, dort ein wenig nussigen Schinken, Kaviar, ein wenig schwarze Trüffeln für die Spaghetti, eine Flasche Weiß, eine Flasche Rot, vom Feinsten, vom Besten, immer gut, immer fein, gleich wieder eine Stufe besser als eigentlich notwendig wäre, für wenn man Besuch bekommt und ein wenig beeindrucken möchte mit Champagner, gutem Rum, Balsamico, den man löffeln kann, Olivenöl, mit dem man das erst recht kann, Antipasti, Gebäck, Kaffee, französischen Käse, Whisky, ach was weiß ich denn denn alles.

152,60 bitte.

Peng.

152,60.

Autsch.

Ja, bei Gourmétage wurde Lebensgefühl mitverkauft. Das „Was kost die Welt“-Lebensgefühl.

Und Bequemlichkeit auch. Denn seit ich jedes Paket nicht mehr beim Nachbarn, sondern bei einer armen Sau von Einzelhändler zwei Blocks weiter abholen muss, der aus unerfindlichen Gründen die Pakete von halb Prenzlauer Berg annimmt, aber Öffnungszeiten wie aus den 90ern hat, kauf ich lieber gleich wieder in den Ladengeschäften wie früher. Außerdem bietet mir mein Computermonitor eher selten haptischen Hochgenuss auf seinen Internetseiten, außer ich beschmiere ihn mit Foie Gras (Jehova!) und lecke ihn ab.

Doch. Ja. Sauteure Nahrung. Zum Rumprobieren. Zum zu viel Geld ausgeben. Ab und zu muss das. Es ist eine Frage der Lust.

Weg isser also. Muss ich mir was neues suchen für den Fresskram. Wahrscheinlich doch wieder Lafayette. Auch wenn da immer die Alte rumläuft.

Komisch, dass jetzt schon Läden im Luxussegment pleite machen. Sonst kenn ich das nur von Eckkneipen und traditionellem kleinen Einzelhandel in Prenzlauer Berg. Offenbar sitzt auch bei den Reichen das Geld nicht mehr so locker. Oder sie geben es nur woanders aus, St. Tropez, Monaco, Kitzbühel, Ischgl oder so. Wer weiß das schon.

Schade drum.