Der Zoo-Palast wird wiedereröffnet

Das Fossil lebt. Ich habe schon gedacht, ich erlebe es gar nicht mehr und sehe diesen Kinodinosaurier irgendwann Stück für Stück im Märkischen Sand versinken. Der verdammte Palast steckt voller Erinnerungen, er war gelebtes Westberlin, er war eine sehr reale Zeitreise in die 70er – aber natürlich zum Spitzenkinopreis von heute: Ein heruntergekommener Eingangsbereich mit den alten Kassenhäuschen, in denen sich das gleiche muffelige Personal tummelte, das schon Christiane F. und ihrem Detlef das Leben schwer gemacht haben muss, alte Sitze mit dem Staub aus gefühlten 140 Jahren westberliner Muff und eine grüne Lasershow, die schon in den 80ern out und mindestens genauso lange schon fremdschämenswürdig peinlich war.
Hier hat sich seit den Kindern vom Bahnhof Zoo rein gar nichts geändert und ich hätte es sogar fast besser gefunden, wenn man dieses keimige Bauwerk einfach so hätte stehen lassen, quasi als lebendes Mahnmal für westberliner Piefigkeit und Beharrungsvermögen. Die dort dann beherbergte Dauerausstellung „Günther Pfitzmann, Harald Juhnke und andere Wilmersdorfer Witwer“ hätte flankiert werden können von Minaturausgaben des ICC, dem Hansaviertel, dem Café Keese und dem Tempelhofer Flugfeld, von dem dann stündlich ein Mini-Rosinenbomber mit einem Playmobil-Rolf Eden als Passagier abhebt und dem Laubenpieper Opa Krawuttke aus Schmargendorf kleine Stückchen Blockschokolade in Alufolie auf den sentimentalen Quadratschädel wirft. Dann hätten wir noch eine Mauer drumrum gebaut und der Inselfrieden wäre wieder hergestellt gewesen. So wie damals als John Fitzgerald die verbiesterten Insulaner das letzte Mal glücklich gemacht hat.Jetzt wird er modern, der Palast, aber nur technisch, denn jetzt freue ich mich ehrlich: Man restauriert originalgetreu. Samtvorhänge. Cremebeige meets Pastellrot. Bücherregale. Runde Formen. Kurz: Flair. In dieser Stadt. Man mag es kaum glauben, aber sie scheinen es ernst zu meinen mit dem Palast.
Eigentlich muss genau jetzt was schief gehen. Alles wird plötzlich dreimal so teuer und der Senat muss einspringen. Dann wird Mehdorn Geschäftsführer und die Klimaanlagen gehen kaputt. Und die Lautsprecher bitten um Verständnis, dass die Filme wegen Verzögerungen im Betriebsablauf leider ausfallen. Oder es gibt Pendelfilme. Immer mal wieder ein paar Ausschnitte. Und alle zehn Minuten muss man in einen anderen Saal – einen anderen Film weiterkucken. Irgendsowas. Hier ist Berlin. Irgendwas geht noch schief. Jede Wette.