Fuck Kino. Danke Yorck.

Mit zunehmendem Alter vergeht mir immer mehr die Lust auf Blockbuster in Multiplexkinos, in denen ich immer genau hinter mir laute dauerpubertierende Quälgeister ertragen muss, die ihre Stinkmauken auf der Lehne neben mir lüften und mit ihrem iPhone im Kinosaal herumleuchten, so als wären wir hier bei einem Live-Konzert, während sie den ganzen Film für potenziell anwesende Hörgeschädigte kommentieren.

Ich habe auch überhaupt keinen Bock mehr, 15 Euro pro Person an Eintritt zu bezahlen, um mir einen Film mit Überlängenzuschlag, Abendzuschlag, 3D-Zuschlag und Hackfressenzuschlag anzuschauen und nochmal genauso viel für Getränke und Verpflegung. Und ich will auch überhaupt nicht mehr auf einem Sitz vor mich hinkeimen, der immer noch vom Popcornkaramell und der Cola meines Vorsitzers klebt. Und von dessen Lehne dicke gelbe Nacho-Käsesoße tropft.

Nein. Aus. Bye Bye. Wenn ich Geld für null Komfort und das Zusammengepferchtsein mit sozial inadäquaten Mitmenschen verbrennen will, dann fahr‘ ich S-Bahn.

Und so warte ich inzwischen lieber, bis irgendwer den Film zur Online-Ausleihe hat und schaue ihn mir für 3,99 Euro zuhause in Ruhe im Wohnzimmer an, während mir knusprige Hähnchenflügel mit Whisky-Honig-Marinade frisch aus dem Ofen in den Mund fliegen und niemand mir mit seinem Telefon heimleuchtet oder gegen die Rückenlehne meiner Couch tritt. Geil.

Manchmal gibt es aber auch Filme, die niemals in der Online-Ausleihe sein werden, Nischenfilme, Gewinner der goldenen Arschkrampe der sozialistischen Filmakademie Chisinau, Konzeptarbeiten eines chilenischen einäugigen Werkstudenten mit drei Armen und fünf Brustwarzen – gefördert von Arte (natürlich), dem ZDF und dem russischen Staatsfernsehen – oder auch die große fünfstündige deutsch-usbekische Koproduktion über die Weizenkeimernte in Bangladesh, die ich aus irgendwelchen Gründen unbedingt sehen muss, die aber nie auf DVD erscheinen wird und die nicht mal jemand raubkopieren und als unscharfen Stream ins Internet stellen will. Minderheitenkultur. Filme, für die man arbeiten muss, um sie zu sehen.

Die Dinger laufen dann in einen dieser vielen Nischenkinos dieser Stadt, meist betrieben von der ehrwürdigen Yorck Gruppe, die versucht, so etwas wie die Fahne der Kultur in dieser barbarischen Hauptstadt hochzuhalten. Was mich betrifft, mit Erfolg.

Danke, Yorck. Kino ist für mich zwar tot, aber bei euch nicht.


http://www.yorck.de