Boomtown Ostkreuz – wenn der neue Bahnhof erstmal fertig gestellt ist, wird die ganze Gegend einen Satz nach vorne machen, die Preise werden steigen, man wird Fritz Kola verkaufen, die Preise werden explodieren, Mieter werden gehen, Eigentümer werden kommen, es wird ruhiger werden, vor allem auf dem Lenbachplatz, der jetzt schon Partyplatz Nr. 1 in Friedrichshain ist. Bis der Morgen graut.

Gut, Fritz Kola verkauft man jetzt schon. Es geht also los. These: Fritz Kola ist ein Indikator für beginnende Aufwertung.
Profitieren wird von der ganzen Bahnhofsumbauerei ganz bestimmt der südwestliche Teil in Richtung Treptow, der im Moment noch in seinem, an ein brachliegendes Industriegebiet mit integrierter Laubenkolonie während der Weltwirtschaftskrise 1929 anmutenden Dornröschenschlaf schlummert.
Diese Filetstücke, auf denen im Moment noch Schrotthändler, Gebrauchtwagenverticker, ein verirrter Betriebswirt und natürlich Lidl herumkeimen und der letzte Rest sozialer Bodensatz Friedrichshains zwischen Kneipe, Netto und Videothek pendelt, werden clevere Investoren bald entdecken und es wird dort irgendwann so aussehen wie überall: Bioläden. Yoga. Fahrräder. Dachgeschosse. Sri-Chinmoy-Plakate. Mülltrennung. Stinklangweilige Menschen mit stinklangweiligen Leben.
Ich vermisse das alte vergammelte Rostkreuz mit seinem ganz eigenen Charme eines ausgebombten Flüchtlingslagers anno 1945 schon ein wenig. Das war noch Keim, das war noch Siff, das war noch Grind. Man konnte noch besoffen in dunkle Ecken pissen, wenn es nicht anders ging.
Bald wird das Pissen einen Euro kosten – in der Rail&Fresh-WC-Anlage, die man auch hier bauen wird.
Ja. Dinge gehen. So ist das eben. In Berlin besonders oft.
Hier an diesem deutlich prenzlauerbergisierenden Ort hat sich ein Laden namens Burgers Berlin in Stellung gebracht.

Und wenn das mal nicht ein paar verdammt leckere Burger sind, die da angeboten werden. Und die Paddies sind selbstgemacht. Und ja verdammt, innen leicht rosa, wie es sein muss, auch wenn es Hygienefanatikern den Magen umdreht. Ich mag das. Und Thorge auch.

Und es ist kein Bio. Kein Scheiß. Kein schleimiges Heranwanzen an biobeseelte Zottelfurien durch Neulandfleisch. Kein menschenwürdig geschlachtetes Vieh. Fleisch. Soßen. Salat. Gurke. Punkt. Geil.
Leider sind die Pommes völlig belanglos und scheinen wieder diese billigen Frosta-Dinger aus dem Großhandel zu sein, die mir irgendwann noch ins Grab folgen werden. Die angebotenen Wedges hingegen kann man gerade so essen, kommen aber an frisch geschnittene und dann frittierte Kartoffelecken anderer Burgerbutzen nicht ran. Abstriche. Okay. Egal.
Dennoch: Ein guter Laden.
Burgers Berlin
Sonntagstr. 2
10245 Berlin