Wer keinen Bock auf das überlaufene SEZ hat, dem bietet sich in Prenzlauer Berg noch eine andere Möglichkeit zum Schwimmen und zwar an einer Ecke, an der man es nicht vermutet.
„Welcome to Bucureşti“ ruft es mir aus den Resten meines Hirns zu – auf dem Weg zur Schwimmhalle am Ernst-Thälmann-Park.

Ich bin froh, dass der Himmel heute blau ist.

Wäre er so grau wie die Architektur dieser sozialistischen Vorhölle, dann müsste man die Zugänge zu den Dächern dieser Häuser absperren, um zu vermeiden, dass die Menschen wie Lemminge von dort runterspringen. Auch das ist Prenzlauer Berg. Glaubt man nicht. Ist aber so.

Heute ist zu allem Überfluss nur erbärmlich wenig Hundescheiße auf dem Gehweg, ich bin enttäuscht. Ein Berliner Gehweg ohne Hundescheiße ist kein Berliner Gehweg. Ich will mein Steuergeld zurück. So geht’s nicht. Vielleicht liegt es aber auch an der Uhrzeit und die Stoßkotzeit kommt erst nachmittags.

Die Schwimmhalle sieht außen aus wie immer schon und ich erwarte jeden Moment die klapprigen beiden Erichs moosbehangen und wurmdurchlöchert um die Ecke biegen, die verweste Faust zum sozialistischen Gruß gereckt und Teddy Thälmann, der um die Ecke als Denkmal immer noch sein Heldengesicht Richtung Horizont reckt, lobpreisend.
Innen straft das Bad seiner tristen Umgebung Lügen und überrascht positiv. Es gehört zwar den Berliner Bäder Betrieben, ist aber nicht verrottet und baufällig, was soll das denn bitte? Ungelogen topsaniert, sauber, farblich gar nicht mal schrecklich und damit so untypisch für meine Stadt, in der man Stil für eine Modeerscheinung aus Paris oder Kiew hält, die bald wieder abflaut.
Wahrscheinlich gab es für die Sanierung im Inneren wieder EU-Subventionen, anders kann ich mir diese vorteilhafte Akzentsetzung hier in dieser Betonwüste nicht erklären.Das durchweg lila bis rot besträhnte Schakelyne-Schakira-Publikum ist wenig überraschend nicht unbedingt bildungsaffin, aber wenigstens nicht verhaltensauffällig. Ich hätte das ganze Berliner Kurier-Leserprekariat, das mir sonst immer hirnmarodierend in der M4 gegenübersitzt, gerne hier verrissen, kann ich aber nicht, weil die sich jedesmal, wenn ich hier mit dem Kind plantsche, benehmen können. Keine Ahnung, vielleicht Ritalin in den Lüftungsrohren, ich weiß es doch auch nicht.
Gleiches gilt für das Personal: Nett und freundlich. Da kenn ich anderes, weit übleres in dieser an angemessenem Auftreten so armen Stadt.Das Kinderbecken ist mit seiner unglaublichen Wassertiefe von 30 cm ideal für 1- bis maximal 2-jährige Kinder, danach besteht ein Bedarfsloch bis die Kinder schwimmen können und in das große Becken dürfen. Es ist eben ein eher kleines Schwimmbad, was soll man machen? Neu bauen? Von was?
Was bleibt?
Mit Baby/Kleinkind kann man das machen. Sonst erst viel später wieder. Viel Spaß.
Schwimmhalle Ernst-Thälmann-Park
Lilli-Henoch-Straße 20
10405 Berlin