Versprengte Hansel essen Unsinn

Wie man ein Frühstück für ein paar versprengte Hansel völlig vergeigen kann, kann man in einem Lokal namens Eosander bewundern.

Morgens. Charlottenburg. Irgendwo im Westen. Das Restaurant ist völlig leer. Die paar versprengten Hansel bestellen Frühstück. Nach etwas über 20 Minuten kommen die Frühstücke und erwartungsgemäß hat sich keiner gemerkt, welcher der versprengten Hansel was bestellt hat, am allerwenigsten der mit den paar versprengten Hanseln völlig überforderte Service. „Wer hatte jetzt das Chef-Frühstück? Wem ist der O-Saft? Der doppelte Espresso war wo? Zweimal Bauernfrühstück, wo war das jetzt nochmal?“ Heilloses Durcheinander, keiner weiß nix, Teile fehlen, völlige Konfusion, fünf Minuten gemeinsame Rätsellösung aller Beteiligten, wo wem was gehört. Der mit dem englischen Frühstück hat jetzt ein kaltes englisches Frühstück. Schwach.

Eines fehlt. „Oh. Hatten Sie auch Frühstück?“ „Ja.“ „Was für eines denn?“ „Auch das englische.“ „Ja, das ist gleich fertig, eine Minute.“ Die Minute dauert zehn. Verarsch uns doch. Man hat es natürlich vergessen, dafür Nebelkerzen geworfen und gehofft, dass es keiner merkt. Arm.

Mein italienisches Frühstück für feudale 9 Euro wird angepriesen mit rohem Schinken.

Italienisches Frühstück. Parma, denke ich da. Vor allem bei 9 Euro.Nein.

Nein.

Nochmal nein.

Es ist kein Parma, es ist billigster fettiger Tiroler Schinkenspeck, der dem von Lidl verräterisch ähnlich ist, eingerahmt vom billigsten aller Mozzarellas, geschmacklos geschmacksarm, und einer traurigen Scheibe Mortadella, der die Pistazienstücke rausgefallen sind, was in den daraus entstandenen Löchern braune Ränder hinterlassen hat.

Ein zerfetztes Basilikumblatt gibt es auch, mit dem ich nur untauglich versuchen kann, dem üblen Mozzarella ein wenig Geschmack zu geben. Liebloses Obst in Form einer komplett mit Kernen durchgeschnittenen Orangenscheibe und einer hauchdünnen irritierend neutralen Honigmelonenscheibe flankiert eine Hotelplastikportion Nutella. Das war es dann auch schon. Übel.

Warum eigentlich Nutella auf dem italienischen Frühstück?

Weil Ferrero ein italienisches Unternehmen ist?

Egal, das Nutella muss ich mir zu allem Überfluss auf genormte billige Industrieschrippen wie von der Tanke schmieren. Kein Toast. Kein Schusterjunge. Kein Geschmack. Nur Industrieschrippen. Buargh.

Und den ganzen Unsinn von überteuertem Billigfrühstück kann ich zuletzt mit dem Espresso runterspülen, dessen Maschine schon viel zu lange keinen Entkalker gesehen hat. Bitter. Kalkig. Und sicher nicht die besten Bohnen. Magenwand olé.Nein.

Das ist kein gutes Frühstück, dort, gegenüber vom Schloss Charlottenburg. Irgendwo im Westen.

Da kann man es ja machen. Wer hier isst, ist Tourist oder aus Prenzlauer Berg versprengter Hansel. Und die kommen nicht wieder. Ich auch nicht.


Restaurant Eosander
Spandauer Damm 3
14059 Berlin